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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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und, in schwächerer Ausprägungen, an Worms na~h~eisen'~~. Auch diese Familie erlebtehierdurch einen nahezu kontinuierlichen Aufstieg, der allerdings durch den Fall ihresmächtigsten und ehrgeizigsten Mitglieds Franz von Sickingen 1523 jäh endete.Als letztes Beispiel seien die Herren von Waldeck genannt, die, trotz ihrer relativ starkenFixierung auf das Erzstift Mainz, dessen Erbmarschallamt sie trugen, noch zu vier weiterenFürsten Lehnsbeziehungenunterhielten. <strong>Das</strong> Lehnsverzeichnis dieses Geschlechts aus demendenden 14. Jahrhundert weist die Waldecker als Lehnsmannen der Erzbischöfe vonKöln, der Pfalzgrafen, der Landgrafen von Hessen und der Grafen von Luxemburg auslgO.C. I. 5. Familie und PfründerwerbZum Abschluß des Kapitels über die Familien der <strong>Mainzer</strong> Domherren sollen noch einigeÜberlegungen über die Motive angestellt werden, die eine Familie bewegen konnten, einenoder mehrere Söhne gerade in Mainz unterzubringen, denn nur die wenigsten Domherren,von den ausländischen Papstprovisen und den erzbischöflichen und königlichen Protegeseinmal abgesehen, werden ohne Zust<strong>im</strong>mung und Hilfe ihrer Angehörigen Zugang zu diesemGremium gefunden haben. Der persönliche Status der Bewerber konnte zum Zeitpunktihrer Bewerbung stark differieren; vom pfründenlosen Kleriker bis zum pfründenjagendenKurienkardinal waren alle Grade der Weltgeistlichkeit vertreten. Vor diesem Hintergrunderscheint es fast selbstverständlich, daß die Motivationslage von Fall zu Fall eineandere war. Da die Quellen jedoch hinsichtlich der oft wohl auch sehr komplexen Motivbündel<strong>im</strong> konkreten Fall fast nie Auskünfte geben, muß es hier darum gehen, einige derHauptmomente, die zu einer Bewerbung in Mainz führen konnten, herauszuarbeiten.Gleich welchen Status die verschiedenen Bewerber besaßen, das Ziel aller war <strong>im</strong>mer auchdie Dornherrenpfründe. In einer Zeit bürgerlich-leistungsorientierten Denkens ist diePfründe längst in argen Mißkredit geraten. In der Kirche des alten Europas stellte sie jedochein wesentliches und tragendes Strukturelement, in den vom römischen Katholizismusgeprägten Gesellschaften einen wichtigen Baustein <strong>im</strong> sozialen Gefüge dar. Stärker als beiKlöstern wird bei Dom- und Kollegiatkirchen die für das <strong>Mittelalter</strong> typische starke Überlappungvon Kirche und Gesellschaft deutlich. Die spezifischen Eigenschaften derPfründeiyi machten sie für Adelige und gelehrte Bürger gleichermaßen erstrebenswert.Unter den Pfründen der deutschen Kirche des Alten Reiches nahmen die Domstiftspfründen,und unter diesen wiederum die der reichen <strong>Domkapitel</strong>, wie z. B. Mainz, Köln undWürzburg, die Spitzenpositionen eini9'. Es verwundert daher nicht, wenn der materiellela9 Vgl. Kehrer, Familie 11, S. 85-115. In Kontakt zum Erzstift Mainz standenvor allem dieHofwartunddie Reinhardiinie der Sickingen.19' Vgl. Klotzer, Lehenverzeichnis, S. 36f.lgl Vgl. hierzu Görner, Raubritter, S. 34-37; Moraw, Sozialgeschichte, S. 222f.; Press, Führungsschichten,S. 69.lY2 In seiner Einteilung der deutschen <strong>Domkapitel</strong> in drei Gruppen (reich-mittel-arm) stufte Hersche,<strong>Domkapitel</strong>, S. 55f., das <strong>Mainzer</strong> als reich ein. Nach Keinemann, Domstift, S. 154, galt das Main-Zer <strong>Domkapitel</strong> ,,als das Dorado des deutschen Adels, das deutsche Venedig". Zu den Einkünftenvon Domherrenpfründen vgl. Amrhein, Reihenfolge 11, S. 9-16 für Würzburg; Fouquet, <strong>Domkapitel</strong>,S. 47-52, für Speyer; Holbach, Domherr, für Trier; Rauch, <strong>Domkapitel</strong> I, S. 205-217, fürdas frühneuzeitliche Mainz.

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