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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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an dieser Stelle die Einflechtung der Domherrenfamilien in den „Personenstaatm der Main-Zer Erzbischöfe in den Blick nehmen zu wollen. Allein die vollständige Erfassung des Quellenmaterialshätte eine Sammlung ergeben, die an Umfang die D~mherrenbio~ramme beiweitem übertroffen hätte. Darum müssen wir uns hier auf die Vermittlung eines das Typischeverdeutlichenden Eindrucks beschränken'". Ein zentrales Problem der spätmittelalterlichenLandesherren stellte die Beschaffung von Bargeld dar. Zölle, ~teuern"~ und sonstigeBargeldquellen konnten den Bedarf bei weitem nicht decken, vor allem dann nicht,wenn das Geld, wie z. B. bei Servitien und Palliengeldern, schnell und in größerer Mengebenötigt wurde. Verpfändungen und Rentenverkaufe stellten deshalb keine Seltenheitdar"'.Von diesem Problem, das die <strong>Mainzer</strong> Erzbischöfe genauso betraf wie alle anderen Territorialherren,wurden die Domherrenfamilien in zweifacher Weise berührt. Immer wieder findenwir sie unter den Geldgebern der Erzbischöfe, wobei es um z. T. beachtliche Summenging'36. 1356 verpfändete Erzbischof Gerlach die Starkenburg mitsamt dem zugehörigenAmt für 18000 fl an Else von Lißberg und Engelhard von ~irschhorn"'. 1419 lieh ErzbischofKonrad 111. durch das <strong>Domkapitel</strong> 10000 fl von Hermann von Karben, um die fälligenKonfirmations- und Palliengebühren zahlen zu können. Hermann sollte jährlich 500 flGülte als Zins erhalten13'. 1410 und 1449 erwarben dievon Sickingen <strong>Mainzer</strong> Pfänder östlichdes Neckars für insgesamt 34600 fl'39.Den ersten Rang unter den Kreditgebern der <strong>Mainzer</strong> Erzbischöfe nicht nur aus dem Kreisder Domherrenfamilien, sondern unter den adeligen Kreditoren überhaupt, nahmen <strong>im</strong><strong>späten</strong> <strong>Mittelalter</strong> die von Kronberg ein. Reichert hat für die Zeit bis 1374 den Gesamtumfangder Kronberger Kredite an die Erzbischöfe auf 151 15 Pfund Heller und 20000 fl errechneti40.Auch <strong>im</strong> folgenden Jahrhundert hielten sie diese Position. Beispielsweise finanziertensie 1391 die Reise Erzbischof Konrads 11. zu König Wenzel nach Böhmen zum Zweckdes Regalienempfangst4'. Zwar sind die Finanzgeschäfte der Familie mit dem ErzStift nurschwer zu überschauen, da wohl häufig noch ausstehende Summen aus früheren Kreditenohne ausdrückliche Nennung bei neuen Verschreibungen verrechnet wurden. Trotzdem"' Die Beispiele wurden möglichst so gewählt, daß gleichzeitig auch die für die Stiftsverwaltung und-regiening wichtigsten Familien genannt werden.'j4 Zur Steuererhebung <strong>im</strong> <strong>Mainzer</strong> Erzsuft siehe unten D. 11.2.3,'35 Zur Problematik der Geidbeschaffung <strong>im</strong> Spätmittelalter vgl. Bitsch, Verpfändungen; Droege,Ausbildung; ders., Grundlagen; ders., Staatsfinanzen; Krause, Pfandschaften; Landwehr, Bedeutung;ders., Einordnung; ders., Verpfändung. Zu den Finanzen des Erzstifts Mainz vgl. Brück,Finanzen.136 Zur Kreditgeberrolle niederadeliger Familien vgl. Andermann, Studien, S. 183-186; Reichert,Finanzpolitik, S. 162-170. Auf die reizvolle, jedoch nur schwer zu beantwoktende Frage nach derHerkunft dieses (Barge1d)Reichtums kann hier nur hingewiesen werden.I'REM 11, Nr. 579. Der Erzbischof benötigte das Geld dringend, um Burg und Stadt Bingen vonKunovon Falkenstein zulösen. Vgl. Vigener, Kuno.SA Wü MIB 16, fol. 32v-33r; MIB 17, fol. 72r-76v; MIB 18, fol. 177v178r; MIB 19, fo. 33v-35".Diese Selbstverschuldung des <strong>Domkapitel</strong>s für den Erzbischof führte schliei3lich zum ErwerbBingens durch das Kapitel. Vgl. Liebeherr, Besitz, S. 80f.; Mathies, Kurfurstenbund, S. 33."' Vgl. Kehrer, FamilieII, S. 113."O Vgl. Reichert, Finanzpolitik, S. 165-167.14' Vgl. Gerlich, Konrad, S. 186.

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