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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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Grundeinheiten der sich verfestigenden Territorien dar105. Diesen Ämtern standen <strong>im</strong> <strong>späten</strong><strong>Mittelalter</strong> noch durchweg adelige, jedoch ,,beamtete" und jederzeit absetzbarelob Amtleute,meist aus der weiteren Umgebung des jeweiligen Amtes, vor, die für den BereichihresAmtes die volle Stellvertretung ihres Dienstherren übernahmen und durch ihre Präsenz dieLandesherrschaft auch auf der untersten Ebene zur Geltung brachten. Durch die Besetzungder Territorialämter meist mit Nieder-, seltener mit Hochadeligen entstand ein neues Feldder Beziehungen zwischenTerritorium und Adel.Die Entfaltung der Territorienlo7 bot dem Adel aber noch eine ganze Reihe weiterer Dienstmöglichkeiten.An erster Stelle ist hier der fürstliche Rat zu nennenfo8, der sich <strong>im</strong> <strong>späten</strong><strong>Mittelalter</strong> zur zentralen Herrschafts"behördeJ' entwickelte. Auch er war mehr oder wenigerden führenden Adelsfamilien aus dem Umkreis eines Territoriums vorbehalten. DenBedeutungsverlust des Lehnswesens für die Landes~erteidi~un~"~ glichen die Landesherrendurch den Abschluß von befristeten Soldverträgen aus. Da das Kriegswesen <strong>im</strong> <strong>späten</strong><strong>Mittelalter</strong> noch <strong>im</strong>mer eine weitgehende Domäne des Adels darstellte, entstand hier einzusätzliches Betätigungs- und Beziehungsfeld, das Territorium und Adel verbandH0.Daneben finden wir den Adel in einer großen Zahl ,offener Dienstleistungen""', zu denenvor allem Schiedsmannschaften, Bürgschaften, diplomatische Dienste und besonders dieVergabe von Krediten durch den Adel gerechnet werden müssen.Der Adel. auf der anderen Seite, befand sich seit etwa 1300 in einer krisenhaften Umbruchs-Situation, die ihn zwang, sich den gewandelten wirtschaftlichen und - bedingt durch diefortschreitende Konsolidierung der Territorien - auch politischen Gegebenheiten anzupassen"'.Vor allem das Arrangement mit den aufstrebenden fürstlichen Territorien war vonentscheidender Bedeutung für die erfolgreiche Bewältigung dieser Situation, dieviele Familienunter anderem durch den Eintritt in den Fürstendienst bewerkstellirrten. " Dabei warenes aber beileibe nicht nur - und wahrscheinlich noch nicht einmal vorrangig - wirtschaftlicheGründe, die den Adel bewogen, sich die neuen Dienstmöglichkeiten zunutze zumachen, obwohl diese natürlich ,,unter Umständen massive ökonomische Bereicherungsm~~lichkeiten"~'~boten. Sablonier weist darauf hin, daß die Landesherren sogar mit Vor-Io5 ZU den territorialen Ämtern vgl. z. B. Droege, Territorien; Falk, Behördenorganisation; Janssen,Verwaltung; Kroeschell, Amt; ders., Amtmann; Peters, Ämter; Sprandel, Ämter; Tewes, AmtsundPfandpolitik; Willoweit, Entwicklung, S. 81-92.lo6 Auch bei Vermischungen von Amts- und Pfandrecht konnten, solange die Pfandsurnmen nichtextrem überhöht waren, die Amtleute ohne weiteres abgesetzt werden, indem das Amt dem neuenAmtmann für die gleiche Summe vergeben wurde wie dem abzulösenden, dessen Ansprüche durchdas neu eingegangene Geld befriedigt wurden. Vgl. hierzu Krause, Pfandschaften, S. 516.lo7 Vgl. Moraw, Entfaltung.'Os Vgl. zum fürstlichen Rat Willoweit, Entwicklung, S. 109-112. Siehe auch Brandensrein, Urkundenwesen,S. 209-425; Lange-Kothe, Rat; Miller, Jakob, S. 258- 277; Moraw, Beamtentum.Io9 Eine Ausnahme bildeten hier die Burglehen, eine ganz auf die Burgenverteidigung zugeschnitteneVariante des Lehens. Vgl. hierzu Berns, Burgenpolitik; Krieger, Burglehen; Rödel, Reichslehns-Wesens; Spieß, Lehnsrecht, S. 91-97,220-228.Vgl. Sablonier, Rittertum; Wohlfeil, Adel.Demandt, Personenstaat, S. XVII.Zur Umstrukturierung des Adels um 1300 vgl. Sablonier, Adel; ders., Situation.Sablonier, Adel, S. 219. Vgl. auch Andermann, Studien Niederadel, S. 186f. Endres weist daraufhin, daß die Amtleute z. B. die Einrichtungen eines Amtes, etwa die Scheunen, in denen sie eigenesGetreide lagern konnten, zu ihrem wirtschaftlichen Vorteil nutzten. Vgl. Endres, Grundlagen,S. 220; ders., Lebensformen, S. 78f., 101.

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