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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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denn auch sie stellten, vor allem für den Niederadel, in besonderer Weise eine Stätte sozialerKommunikation dar. Zu Anfang des 15. Jahrhunderts hatten sich die politisch motivierten,z. T. sogar aggressiven Ritterb~nde~~ in ihrer Mehrheit zu Ritter- und T~rnier~esellschaftenumgewandelt. Diese waren zwar <strong>im</strong> territorialen Sinne oft sehr unpolitisch84, dafürbesaßen sie aber durch die Pflege von Geselligkeit und kultisch-kulturell überhöhtem Standesbe~ußtsein~~umso größere gesellschaftspolitische Relevanz, denn nicht zuletzt dientensie der Abschottung des Adels gegen städtisches Patriziat und den <strong>im</strong>mer starker aufkommendenBriefadel. Eine der wichtigsten, weilin ihrem Einzugsbereich wohl am ausgedehntestenTurniergesellschaften war die „mit dem Ihr gehörten von ihrer GründungEnde des 14. Jahrhunderts bis zu ihrer Auflösung 1490 auch 25 Domherrenfamilien an87. Indiese Kategorie der Einungen und Bünde müssen auch der politisch defensive WetterauerGrafenverein, dem mehrere hochadelige Domherrenfamilien angehörten88, und die 1497gegründete, rein adelige Martinsbruderschaft am <strong>Mainzer</strong> Doms9 gerechnet werden.Es liei3en sich noch weitere Institutionen aufzählen, in denen die Familien der <strong>Mainzer</strong>Domherren zueinander in genossenschaftlichen Beziehungen standen. An erster Stellewären da die fürstlichen Höfe, und unter diesen vorrangig der kurpfälzische, zu nennnen.Angehörige der Domherren begegneten sich als Diener, Räte und Amtleute <strong>im</strong> Dienst derTerritorien, z. B. der Kurpfalz, Hessens, Badens oder des Hochstifts Würzburg. Hieraufwird "unter noch einzugehen sein. Festzuhalten bleibt, daß die Domherrenfamilien nichtnur verwandtschaftlich, sondern auch rechtlich, politisch und mental eng miteinander inKontakt standen.C. I. 3.3. Lehnsbeziehungen zwischen den DomherrenfamilienHat sich das Lehnswesen unter best<strong>im</strong>mten Umständen innerhalb der Gruppe der Domherrenfamilienals gleichordnendes Strukturprinzip erwiesen, so hat es doch gleichzeitigauch differenzierend und abschichtend gewirkt, nämlich dort, wo zwischen diesen Familienselbst Lehnsbeziehungen bestanden. Da der Kreis der Domherrenfamilien solche ausAls Beispiele seien der Sternerbund, die Gesellschaft .mit dem Greifen" und der Schleglerbundgenannt.84 Natürlich gab es auch <strong>im</strong> 15. Jahrhundert "politische" Ritterbünde, die meist, wie der St, Jörgenscliildzur Abwehr der Appenzeller Bauern, zu konkreten Anlässen und mit best<strong>im</strong>mten Zielen entstanden,nach deren Erreichen aber ihren Existenzgmnd verloren und wieder eingingen. GegenEnde des Jahrhunderts erfuhr die Ritterschaft allgemein eine erneute Politisierung, die letztlich zurKonstituiemng der Reichsritterschaft führte.85 Zur ritterlich-l~öfischen Kultur vgl. aus der umfangreichen Forschung Borst, Rittertum; Bumke,Kultur; Winter, Rittertum.86 Vgl. hierzu Friese, Ritter- und Turniergesellschaft; Svoboda, Verfassung, S. 259-263.87 Vgl. Friese, Ritter- und Turniergeseuschft, S. 170-179, Nr. 1,3,6,8,10-13,15,19,22,25,29f., 35,37, 42, 45, 49, 52, 60, 63, 65f., 73, darunter auch die Grafen von Katzenelnbogen, Nassau lindSponhe<strong>im</strong>und die Herrenvon Bickenbach, Hanau und Isenburg.Siehe hierzu oben Kapitel C. I. 1,89 Männer und Frauen, die in diese Bsuderschaft aufgenommen werden wollten, mui3ten vorher denNachweis vier adeliger Ahnen erbringen, wodurch diese Bruderschaft neben ihrer religiösenFunktionauch eine soziale <strong>im</strong> Sinne ständischer Abschottung erhielt. Vgl. Merzbacher, Martinsrecht,5.141-143.

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