13.07.2015 Aufrufe

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Insgesamt darf man wohl davon ausgehen, daß mit Ausnahme der ausländischen Papstprovisenund einiger erzbischöflicher und königlicher Protigis der größte Teil der <strong>Mainzer</strong>Domherren einem je nach ihrer Position mehr oder weniger dichten, aber <strong>im</strong> großen undganzen wohl ziemlich flächendeckenden Netz von Verwandtschaftsbeziehungen angeh~rte~~,zumal, wenn auch entfernte Verwandtschaft soziale Relevanz besessen haben soll.Sogar zwischen den Angehörigen verschiedener Geburtsstände sind Verbindungen feststellbar.Familien wie die Erbacher, Bickenbacher oder Kronberger verklammerten, wennauch locker, Grafen-, Herren-und Niederadel miteinander.Über die Motive und Auswirkungen des Entschlusses, Einbindung in dieses Verwandtschaftsnetzzu suchen, kann hier keine Aussage gemacht werden. Verwiesen sei jedoch aufSablonier, der deutlich Marstellt, daß Eheschliefiungen zwischen adeligen Familien durchausdifferenziert betrachtet werden müssen. Nicht <strong>im</strong>mer sind sie Ausdruckvon Solidaritätund Homogenität, sie dienten U. U. auch der Klientelbild~n~~~. Dies gilt es bei der Bewertungder einzelnen Konnubien zu beachten.C. I. 3.2. GenossenschaftUnter genossenschaftlichen Beziehungen sollen alle die Kontakte verstanden werden, beidenen die Domherrenfamilien einander auf der gleichen Ebene begegneten. Damit ist vorallem die Zugehörigkeit zu Institutionen gemeint, in denen die Mitglieder nicht in einemhierarchischen, sondern eben in einem genossenschaftlichen Verhältnis zueiander standenund ein gemeinsames Interesse verfolgten. Solche Institutionen waren z. B. Lehnshöfe,Ganerbschaften und Rittergesellschaften. <strong>Das</strong> Lehnswesen stellte auch <strong>im</strong> <strong>späten</strong> <strong>Mittelalter</strong>eines der wichtigsten Strukturierungsprinzipien der adeligen Gesellschaft dar7'. Es faßteden Adel nach dem Kriterium der Lehnsnahme von einem best<strong>im</strong>mten Lehnsherrn gewissermafienzu Verbänden zusammen, die je nach Macht und Anziehungskraft des Lehnsherrneine ganz erhebliche Wirkmächtigkeit aufweisen konnten. In der allen Lehnsmannengemeinsamen Ausrichtung auf den Herrn lag ein gleichordnendes Moment. Wenn auch beider Besetzung der Mannengerichte in manchen Lehnshöfen insofern zwischen Hoch- undNiederadel geschieden wurde, daß letztere nicht über erstere urteilen durften7', ist darindoch nicht unbedingt eine Hierarchisierung zu sehen. Außerdem trifft dies nicht für alleLehnshöfe zu. Dem Mannengericht, das 1339 den Streit zwischen Kraft von Hohenloheund Ulrich von Hanau über erledigte <strong>Mainzer</strong> Lehen des verstorbenen Grafen Ludwig vonRieneck zu entscheiden hatte, gehörten unter dem Vorsitz Ulrichs von Bickenbach Grafen,Herren und niederadelige Ritter als Urteiler an73. Neben solchen Gerichtstagen stellten dieLehnstage Gelegenheiten dar, bei denen solche Verbände Gestalt annahmenund ein erheblichesMaß an Kommunikation ermöglicht wurde74. Die Lehnsbindungen der <strong>Mainzer</strong>Domherrenfamilien zum Erzstift Mainz und zu anderen Territorien werden noch weiter69 Vgl. Langendorfer, Landschaden, S. 26.Vgl. Sablonier, Adel, S. 167-171.71 AUS der umfangreichen Literatur zum spätmittelalterlichen Lehnswesen seien hier nur einige Titelmit Bezug zu den Domherrenfamilien genannt: Diestelkamp, Lehnsrecht; Martini, Lehnsliof;Spieß, Lehnsrecht; Theil, Lehnbuch.Vgl. Spieß, Lehnsrecht, S. 132f.REM I, Nr. 4378,4386. Vgl. zu den <strong>Mainzer</strong> LehnsprozessenMarUni, Lehnshof, S. 163ff.74 Vgl. Fouquet, Kaiser, S. 227; Martini, Lehnshof, S. 152f.; Spieß, Lehnsrecht, S. 87,102,154-158.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!