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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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C. Die DomherrenC. I. Die Familien der <strong>Mainzer</strong> DomherrenDie Entscheidung für den Eintritt in den geistlichen Stand traf in der Regel nicht der jungeAdelige selbst, sondern seine Familie. Sie war Teil einer von den verschiedenste11 Motivationslagenbeeinflußten Familienplanung, der sich das einzelne Familienmitglied unbedingtzu beugen hatte'. Somit trat der adelige Zölibatär nicht aus dem Beziehungsgefüge seinerFamilie heraus, vielmehr blieb er weiterhin einer ihrer Exponenten, dem sogar umso größereBedeutung für die Familie zukam, je vornehmer oder je wichtiger die von ihm eingenommene(n)Pfründe(n) für deren Belange war(en). Diese Verankerung auch der <strong>Mainzer</strong>Domherren in der adeligen Gesellschaft hat daher zur Folge, daß bei der Betrachtung derKlerikergemeinschaft <strong>Mainzer</strong> <strong>Domkapitel</strong> als Personenverband die das soziale Substratdieses Verbandes bildenden Familien nicht aus dem Blick geraten dürfen2. Hierbei handeltes sich keineswegs um einen homogenen Verband, sondern um eine in sich nach den verschiedenstenKriterien differenzierte Gruppe adeliger ~amilien~, bei der allein das Merkmal,,Ein Familienmitglied ist Domherr in Mainz" über die Zugehörigkeit entschied.Die Adelsforschung hat in der letzten Zeit die Aufassung, der Adel des <strong>späten</strong> <strong>Mittelalter</strong>swäre von einer tiefgreifenden Krise betroffen gewesen, deutlich relativiert4. Seitdem mußinsbesondere der niedere Adel als ein in sich stark differenzierter Teil der mittelalterlichenGesellschaft angesehen werden. Bei den einzelnen Familien lief die wirtschaftliche Entwicklung,aber auch die des Verhältnisses zu denTerritorien und des Sozialstatus' weit auseinander.Während einige Familien ihre Besitz- und Wirtschaftspolitik den gewandeltenVerhältnissen anpaßten und so ihren sozialen Status halten und bisweilen sogar verbessernkonnten, erlitten andere schwerwiegende wirtschaftliche Einbrüche, die nicht selten sogarbis zum Absinken in die bäuerliche Schicht führten. Manche Familien haben sich frühzeitigmit den mächtig gewordenen Territorien arrangiert und sind in den Dienst eines oder mehrererFürsten getreten, andere suchten ihr Fortkommen bewußt gegen die Fürsten, was ofthieß: in Anlehnung an das Königtum, oder nahmen eine indifferente Haltung ein.Auch die Familien der <strong>Mainzer</strong> Domherren waren natürlich von dieser Differenzierungbetroffen und müssen daher unter den genannten Gesichtspunkten in den Blick genommenwerden. Daß dies <strong>im</strong> vorliegenden Zusammenhang exemplarisch anhand typischer Familienzu geschehen hat, ist in Anbetracht der Zahl der Familien und des unterschiedlichenGrads ihrer wissenschaftlichen Aufarbeitung wohl verständlich, Im Mittelpunkt werden' Auf die Ziele, die eine Familie mit einem solchen Schritt verfolgen konnte, wird weiter unten KapitelC. I. 5. einzugehen sein.Vgl. hierzu Moraw, Personenforschung, S. 13-17; MorawIPress, Probleme, S. 100. BeispielhafteUntersuchungen der das Speyerer <strong>Domkapitel</strong> tragenden Muttergmppen hat neuerdings GerhardFouquet vorgelegt. Vgl. Fouquet, <strong>Domkapitel</strong>; ders., Kaiser, insbes. S. 199-242; ders., Reichskirche;ders., Verwandtschaft.Zum Stand der Domherren siehe oben Kapitel B. I. 2.Einen instruktivenüberblicküber die jüngere Adelsforschung und ihre Ergebnisse bietet Lohmann,Hirschhorn, S. 1-7. Insbesondere sind hier Andermann, Studien Niederadel, Gorner, Raubritter,und Sablonier, Adel, zu nennen.

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