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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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Johann de Castelleto einen anderen Kurialen, der selbst <strong>im</strong> Besitz einer Provision war, alsDomherren akzeptierte. Gerhard wurde später mit Geld abgefunden.Ebensowenig erfolgreich war der 1371-1373 als apostolischer Nuntius und Subsidienkollektorin Deutschland weilende Wilhelm de Lacu. 1371 hatte er eine Provision auf die <strong>Mainzer</strong>Pfründe des zum Wormser Bischof erhobenen Eckhard von Ders erhalten. Seine Anwesenheitin Deutschland konnte er aber nicht erfolgreich nutzen. Obwohl in Mainz mit ErzbischofJohann I. ein kaiserlich -~ä~stliches Protdgi regierte, hatte das <strong>Domkapitel</strong> - wohlnoch <strong>im</strong>mer durch dievomPapst verworfene Postulation Adolfs vonNassau und dieProvisionErzbischof Johanns I. antikurial gest<strong>im</strong>mt - seinerseits Philipp Flach von Schwarzenbergaufdie besagte Pfründe nominiert. Trotz des von Gregor XI. dem <strong>Domkapitel</strong> am 15.Jan. 1373 erteilten Befehls, Wilhelm Posseß zu gewähren, hielt das Kapitel an seinem Kandidatenfest. Wilhelm scheint am Ende aufgegeben zu haben.Der Tusculaner Kardinalbischof Pileus von Prata erhielt am 24. Jan. 1397, dem Tag derErhebung Johanns von Nassau auf den <strong>Mainzer</strong> Stuhl, eine Provision auf dessen nunvakante Dompfründe. Es läßt sich auch hier nicht feststellen, ob Bonifaz IX. seinem Kardinaleine einträgliche Pfründe zukommen lassen wollte, oder ob der als Kardinal an den derPromotion des Nassauers vorausgegangenen Beratungen beteiligte Pileus sich diesePfründe erbeten hatte"'. Der Kardinal konnte von seiner <strong>Mainzer</strong> Pfründe auch tatsächlichBesitz ergreifen; die mit Hilfe des Papstes siegreiche Nassauer Partei des <strong>Domkapitel</strong>s hättesich wohl dessen Zorn zugezogen, wenn sie diese Gegenleistug verweigert hätte.Der größte Teil der nach Mainz providierten Kurialen konnte seine Ansprüche allerdingsnicht durchsetzen. Peter de Claramonte, Heinrich de Monte, Gaston de Narbona, Wernervon Elben, Eckhard von Oldendorp und Johann de Leone seien als Beispiele genannt. Beiden meistenvon ihnen ist es sogar ungewiß, ob sie jemals in Mainz waren oder einen Prokuratordorthin sandten, um vom <strong>Domkapitel</strong> die Einweisung in die ihnen providiertePfründe zu verlangen. Oft kann, wenn man nach den Motiven dieser Personen, sich eineProvision zu verschaffen, fragt, der Eindruck entstehen, als hätten sie sich ihre Provisionenbesorgt, um für den Fall, daß sie jemals nach Mainz kamen, einen Rechtstitel in der Handzu haben, umihr Glück einfach einmal zu versuchen. Man könnte dannvon Eventualprovisionensprechen. Es ist jedoch sehr fraglich, ob das <strong>Domkapitel</strong> in Situationen, in denen esnicht sonderlich auf das Wohlwollen des Papstes angewiesen war, von solchen Provisionenernsthaft Notiz genommen hat.Einen Sonderfall innerhalb der päpstlichen Eingriffe in die Vergabe der <strong>Mainzer</strong> Dompfründenstellte in unserem Betrachungszeitraum die Dompropstei dar1''. Seit dem Endedes 13. Jahrhunderts war die Propstei, die als die reichste niedere Pfründe der mittelalterlichendeutschen Kirche galt, ,ein Posten in der päpstlichen Buchführung geworden"03.Spätestens seit 1294 war sie in der Hand z. T. hochrangiger Kurialenlo4. Wegen der Höhe1°'Pileus erhielt noch andere Pfründen des Nassauers, so die Propstei Fritzlar und dessen Dompfründenin Köln, Trier und Wurzburg. Rep. Germ. 11, Sp. 1000f. Holbach, Stiftsgeistlichkeit, S. 190,sieht in diesen Provisionen ein Beispiel der geschickten päpstlichen Personalpolitik. Er schreibtalso die Initiative ganz demPapst zu.'" Zur <strong>Mainzer</strong> Dompropstei vgl. Biskamp, <strong>Domkapitel</strong>, S. 17-22; Liebeherr, Besitz, S. 33-35;Rauch, <strong>Domkapitel</strong> 11, S. 222-246; Vigener, Dompropstei.'" Vigener, Dompropstei, S. XXI.IM Vgl. die chronologische Liste der Dompröpste.

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