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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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<strong>Domkapitel</strong>~~fründe zu erwerben, zu umgehen, bot daneben der Pfründentausch an derKurie. Da ein normaler Tausch der Zust<strong>im</strong>mung des Kapitels bedurfte, wurde hier der Wegüber die Kurie, d. h. die resignatio causapermutationis gewählt. Was die Erfolgsaussichtenangeht, gilt das zu den Provisionen Gesagte. Erste Bitten der Kaiser oder Könige spielten inMainz keine Rolle. Nur Kar1 IV. versuchte, Einfluß auf die Pfr~ndenbesetzun~nehmen,tat dies aber, indem er seinen Günstlingen Provisionen erbat. Diese Methodebenutzten auch die <strong>Mainzer</strong> Erzbischöfe bevorzugt, wenn sie die Pfründenvergabe beeinflussenwollten. Ein gesichertes Kollaturrecht besaßen sie nämlich vor der Mitte des 15,Jahrhunderts, als ihnen der Erwerb der vom Wiener Konkordat festgeschriebenen päpstlichenKollaturrechte gelang, nur bezüglich der Domkustodie. Daneben besaßen sie dieMöglichkeit, be<strong>im</strong> <strong>Domkapitel</strong> persönlich für ihre Kandidaten vorzusprechen, insgesamtwerden die Domherren aber auch den erzbischöflichen Einflufinahmen ablehnend gegenübergestandenhaben.Die Analyse der regionalen Herkunft der <strong>Mainzer</strong> Domherren hat deutlich einen sich vonder mittleren Nahe bis zur,Eder erstreckenden Großraum als Hauptrekrutierungszone ausgewiesen,der sich weitgehend mit dem mittelrheinisch-hessischen Teil der alten <strong>Mainzer</strong>Erzdiözese deckt, während er nur wenige Überschneidungen mit dem ~ainzer ~rzstift aufweist.Innerhalb dieses Raumes lassen sich <strong>im</strong> Lauf unseres Untersuchungszeitraums signifikanteSchwerpunktverlagerungen feststellen, die zum Teil auf die gleichzeitige Entwicklungder Territorienlandschaft zurückgeführt werden können. So nahm der Anteil desAdels von Nahe und Mittelrhein ab, während der des wetterauischen und oberhessischenAdels anstieg; allein der Rheingau war über die ganze Zeit hinweg konstant starkvertreten.Außerhalb dieser Hauptrekrutierungszone weist die Karte zwar noch weitere Konzentrationenauf, von denen jedoch nur der seit der Wende des 14. zum 15. Jahrhundert stärkerrepräsentierte Kraichgau größere Bedeutung erlangte.Eine Vorstrukturierung erfuhr das <strong>Domkapitel</strong> durch die verschiedenen Beziehungen derDomherrenfamilien sowohl untereinanander wie zu den großen Territorialmächten desrheinisch-hessischen Raums. Verwandtschaft und genossenschaftliche Kontakte, wie z. B.die gemeinsame Zugehörigkeit zu fürstlichen Lehnshöfen, Ganerbengemeinschaften undRittergesellschaften, wirkten dabei integrierend, Lehnsbeziehungen zwischen diesenFamilien dagegen in gewissem Sinne abschichtend. Daß die politische Stellung der meistenAdelsfamilien durch gleichzeitige Kontakte zu mehreren Territorien gekennzeichnet war,brauchte für die <strong>Mainzer</strong> Domherrenfamilien nicht eigens bewiesen zu werden. Interessanterwar die Frage nach den betreffenden Territorien. Für gut die Hälfte dieser Familienkonnten Bindungen an das <strong>Mainzer</strong> Erzstift nachgewiesen werden, darunter nahezu allebedeutenderen und stärker <strong>im</strong> Kapitel vertretenen. Daß die meisten dieser Familien gleichzeitigBeziehungen zu den Pfalzgrafen bei Rhein und/oder zu den Landgrafen von Hessenunterhielten, war zwar in Anbetracht ihrer regionalen Herkunft zu erwarten, muß auf deranderen Seite jedoch erstaunen, wenn man an die oft heftigen und vom <strong>Domkapitel</strong> zumeistmitgetragenen Konflikte der Erzbischöfe mit diesen Fürsten denkt. Die Beziehungen zuweiteren fürstlichen Territorien stehen an Quantität hinter denen zu Pfalz und Hessen weitzurück. Zu nennen wären hier etwa Kurtrier, die Hochstifte Würzburg und Speyer oderdie Markgrafen von Baden.Mit dem Erwerb einer <strong>Mainzer</strong> Dompfründe verfolgten die einzelnen Domherren bzw.ihre Familien ganz unterschiedliche Ziele. Eines davon war <strong>im</strong>mer die Pfründe, gleich ob

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