13.07.2015 Aufrufe

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1371 lag die Besetzung des <strong>Mainzer</strong> Erzstifts ganz in der Hand Papst Gregorgs XI., undzwar wurde die Frage gleich von zwei Seiten an ihn herangetragen. Zum einen versuchteKaiser Kar1 IV. mit Hilfe des Papstes dem am Ende höchst widerspenstigen Gerlach vonNassau einen willfährigeren Erzbischof auf dem <strong>Mainzer</strong> Stuhl folgen zu lassen. Sein Kandidatwar der ihm anverwandte Straßburger Bischof Johann von Lu~embur~-~i~n~~'~.Aufder anderen Seite traten auch die beiden Kapitelsfraktionen, die sich nicht auf einen gemeinsamenElekten hatten einigen können, an den Papst heran und baten in getrennten Schreibenum die Bestätigung der Postulation Erzbischof Kunos von Trier bzw. Adolfs von Nassau316.Der kleinere, dem Nassauer anhängende Teil der Domherren ging dabei sehr diplomatischvor. Indem er Adolf ebenfalls postulierte und nicht als Elekten präsentierte, überließer die eigentliche Entscheidung dem Papst in der Hoffnung, dieser werde ein solches,die Autorität des Papstes sehr hoch veranschlagendes Vorgehen entsprechend honorieren.Gregor XI. selbst besaß an der <strong>Mainzer</strong> Bistumsbesetzung kein direktes Interesse. Wenn eraber die Postulation der beiden <strong>Domkapitel</strong>sparteienund den WünschenKarls IV. entsprach, war die Entscheidung ganz durch seine Italienpolitik motiviert. Umsein Ziel, die Kurie wieder nach Rom zurückzuverlegen, auch verwirklichen zu können3'',bedurfte er unbedingt der Unterstützung durch den Kaiser, dem er übrigens bereits als Kardinaleng verbunden war. Von daher trägt auch die Lösung der <strong>Mainzer</strong> Frage, obwohl dersich anschließende Bischofsschub durch Gregor XI. vollzogen wurde, ganz die HandschriftKarls IV., der zwar nicht dulden wollte, daß Adolf von Nassau das <strong>Mainzer</strong> Erzstifterhielt, dem aber gleichzeitig sehr daran gelegen war, Adolf durch die Verleihung desHochstifts Speyer zu entschädigen. Bemerkenswert ist jedoch die juristische Begründung,die Gregor XI. der Provision bzw. Translation Johanns von Straßburgvom 28. April 1371gab319. Angeblich hatte er sich nämlich die Besetzung des <strong>Mainzer</strong> Erzstuhls noch zu LebzeitenErzbischof Gerlachs reserviert. Dadurch wurde gleichzeitig den Postulationen derDomherren die rechtliche Grundlage entzogen, sie waren von vornherein ungültig.Auch 1373/74 beobachten wir nach dem überraschenden Tod Erzbischof Johanns I. erneutein enges Zusammenspiel von Kaiser und Papst. Immer noch war es Gregor XI. vor allemum die Hife Karls IV. für seine Rompläne zu tun, als er dessen Wunsch, den BambergerBischof Ludwig von Wettin nach Mainz zu transferieren, am 28. April 1374 erfüllte320.Auch das <strong>Domkapitel</strong> trat wieder mit einem eigenen Kandidaten an den Papst heran. DieDomherren hatten am 21. April 1373 zum zweiten Mal- diesmal jedoch einst<strong>im</strong>mig- denSpeyerer Bischof Adolf von Nassau postuliert und baten um dessen ~estäti~un~~". Schonmit dieser Wahl signalisierte das <strong>Domkapitel</strong> deutlich, daß es nicht bereit war, einen weiterenvom Kaiser ausgewählten Papstprovisen zu akzeptieren. Zur Bekräftigung ernannte esden Nassauer auch zum Administrator und setzte ihn sogleich in den Besitz des Erz~tifts~~'.Es ist kaum anzunehmen, daf3 Gregor XI. dieses Signal nicht verstanden haben könnte,'I5 Vgl. hierzu oben KapitelE. I. 1.316 Gudenus, CD 111, Nr. 328 =REM 11, Nr. 2810."' Hierzu und zurnfolgendenvgl. Losher, Königtum, S. 166-169; Vigener, KarlIV., S. 7-13.'I8 Vgl. hierzu Plissier, Grigoire XI."9 REM 11, Nr. 2830.320 REM 11, Nr. 3164. Vgl. zum folgenden Gerlich, Anfange; Kummer, Bischofswahlen, S. 62-70;Losher, Königtum, S. 171-181; Vigener, Kar1 IV., S. 22-32. Siehe auch oben KapitelE. I. 1.'" REM 11, Nr. 3051.'" REM 11, Nr. 3052-3093.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!