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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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diesem Fall dem französischen Herrscher gefällig erweisen und gleichzeitig die Gefahr einespolitisch brisanten Bistumsschismas beseitigen"2s9. Zur offiziellen Begründungverwies derPapst in der Translationsurkunde auf die finanzpolitischen Fähigkeiten Peters, dem er auftrug,das Erzstift Mainz ebenso zu sanieren wie das Hochstift Basel.Wie er selbst es später in der Provision Mathias' von Bucheck darstellte, hatte Papst JohannesXXII. sich die Besetzung des <strong>Mainzer</strong> Erzstuhls schon zu Lebzeiten Erzbischof Petersreserviertz9'. Nach dessen Tod am 5. Juni 1320 wartete er aber 14 Monate, bis er am 4. Sept.1321 die Provision des Bucheckers aussprach. Den Grund für diese Verzögerung sieht Vogtwohl richtig weniger in den Schwierigkeiten, einen geeigneten Kandidaten zu finden, alsvielmehr <strong>im</strong> hohen, durch die enorme Summen verschlingende Italienpolitik des Papstesbedingten Finanzbedarf der Kurie2". Wie er am 9. Dez. 1321 dem neuen Erzbischof unddem <strong>Domkapitel</strong> mitteilte, hatte er sich die erzbischöflichen Einkünfte aus der Zeit derVakanz reserviert und forderte nun die Überstellung von 30000fl~~~. Von daher wird daspäpstliche Zögern verständlich; je länger die Vakanz dauerte, desto höher konnte diespätere Geldforderung ausfallen.Allerdings mögen auch die Verhandlungen über einen Kandidaten ihre Zeit gebrauchthaben. Maßgeblichen Einfluß auf den Papst übtein dieser Angelegenheit der damals furlängereZeit an der Kurie weilende König Robert von Neapel aus. Beide ließen sich von ihrenZielen hinsichtlich Reichitaliens leiten. Zwar tendierten sowohl der Papst als auch der mitdiesenverwandte Anjou <strong>im</strong> deutschen Tlironstreit den Habsburgern zu, da aber von diesen,genauso wie von Ludwig dem Bayern eine offensive Italienpolitik zu erwarten war, sobaldsie in Deutschland die Oberhand gewonnen hätten, versuchten Johannes XXII. und Robertvon Neapel, den Streit in der Schwebe zu halten. Deshalb hat der König auch die anfangserwogene Kandidatur eines Bruders Friedrichs des Schönen rasch wieder verworfen; erhätte Friedrich damit einen seinem Umfang nach nicht wünschenswerten Positionsvorteilgegenüber seinem wittelsbachischen Gegner verschafft. Einen Kompromißkandidatenfand König Robert in Mathias von Bucheck, dessen Bruder Hugo seit längerem in der neapolitanischenDiplomatie tätig war und für den auch seine entfernte Verwandtschaft mit denHabsburgern sprach. Der Papst ging wohl gerne auf die Vorstellungen Roberts ein, die esihm ermöglichten, eine habsburgerfreundliche Entscheidung zu treffen, ohne dabei diesenzuviel Gewicht zu verleihen und ohne direkt und öffentlich seine vordergründig neutralePosition <strong>im</strong> Thronstreit aufgeben zu müssen. <strong>Das</strong> gellt aus einem Brief Johinnes XXII. anLudwig den Bayern vom 23. Sept. 1323 hervor, in welchem er dessen Beschwerde über diePersonalentscheidung wie folgt zurückwies: „Non deerant alii, qui tuo faverent emulo tibiqueforent amplius <strong>im</strong>portuni"293. Schließlich konnte der Papst auch noch seinem ehemali---289 Gerlich, Machtposition, S. 260. Die von Mathias von Neuenburg und Ottokar hergestellte Verbindungzwischen Peters ärztlichen Kenntnissen und der Provision- angeblich soll der ehemaligeLeibarzt König Rudolfs den Papst von einem schweren Leiden geheilt haben (Mathias von Neuenburg,S. 67f.; Re<strong>im</strong>chronik, V. 86074-86097.)- hat schon H~rnicke, Besetzung, S. 26f., mit gutenGründen zurückgewiesen.290 Riezler, Akten, Nr. 261 = R. e. 1. JeanXXII., I. C., Nr. 14074 = REM I, Nr. 2285. DieReservationsurkundeist nicht erhalten. Vgl. Suhle, Besetzung, S. 26-29; Vogt, Mathias, S. 7-16.291Vgl. Vogt, Mathias, S. 11-15.292 Würdtwein, NSD 111, Nr. 24 = REM I, Nr. 2291; R. e. 1. Jean XXII., 1. C., Nr. 18180 = VR I, Nr.627 =REM I, Nr. 2427. Vgl. Vogt, Mathias, S. 13f.293 Zitiert nach Vogt, Mathias, S. 9, der hierfür keine Quelle angibt.

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