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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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allerdings nur vom Papst erhobene Vorwurf, die Isenburger hätten das Wahlverfahrenmanipuliert, auf eine Kompromißwahl gedrängt, „quia difficile corrumpitur multitudo",und von den sieben K~m~romissarenvier bestochen250, ist auf seinen Wahrheitsgehalt nichtzu überprüfen.Von den benachbarten Fürsten hat scheinbar nur Pfalzgraf Friedrich I. versucht, die Entscheidungder Domherren direkt zu beeinflussen. Erzbischof Dietrich war in seinen letztenLebensjahren einer der schärfsten Gegner Friedrichs des Siegreichen und hatte zusammenmit Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg und Graf Ulrich von Württemberg nocham 29. Dez. 1458 den Aschaffenburger Bund gegen den Pfalzgrafen geschlossen251. Vondaher verwundert es nicht, wenn der pfälzische Hof gleich große Aktivität entfaltete, umeinen Erzbischof in Mainz zu installieren, der von der Politik Erzbischof Dietrichsabrückte252. Dem Bericht der Speyerer Chronik zufolge, setzte Pfalzgraf Friedrich sichbe<strong>im</strong> Kapitel für die Wahl Diethers von Isenburg ein253. Ober die Art seines Vorgehenserfahren wir jedoch nichts. Ebenso können wir nur darüber spekulieren, weshalb er denIsenburger protegierte. Denkbar ist, daß er mit ihm lediglich den Konkurrenten Adolfs vonNassau förderte, von dem zu befürchten stand, daß er die Politik des verstorbenen Erzbischofsweiterführte. Denn nicht nur, daß Adolf zu Erzbischof Dietrich in einem engenverhältnisgestanden hatte254, er besaß auch gute Kontakte zu den Gegnern der Pfalzgrafen.Markgraf Albrecht Achilles hatte die bereits genannte Bitte Adolfs um Lösung aus derExkommunikation unter~tützt'~~. AuBerdem war der Nassauer über seine Mutter Margarethevon Baden ein Vetter der zwar 1459 noch neutralen, jedoch <strong>im</strong>mer mehr in das Fahrwasserder kaiserlichen Politik geratenden Badener Markgrafen256. Zwar berichtet dieSpeyerer Chronik, der Brandenburger, Pfalzgraf Ludwig von Veldenz, Graf Ulrich vonWürttemberg und die Grafen von Leiningen, also die Gegner Pfalzgraf Friedrichs, hätteneine Wahl Adolfs lieber gesehen257, eine irgendwie gqartete Einflugnahme auf das Kapitelläßt sich vor der Wahl jedoch nicht ausmachen. Allerdings versuchte Markgraf Karl vonBaden, die Wahl Diethers <strong>im</strong> Nachhinein zu hintertreiben, indem er ihn be<strong>im</strong> Papst derS<strong>im</strong>onie beschuldigte. Karl schlug Pius 11. in einem nicht erhaltenen Schreiben wahrschein-Heck, Pii II., S. 182,365. Angeblich haben sie, da die große Mehrheit der Domherrenfür denNassauerwar, drei Kompromissare von vornherein bestochen und den vierten, der zunächst einendritten Kandidaten zum Erzbischof nominiert hätte, mit 3000fl zu sich herübergezogen. DenBestechungsvorwurf hatte der Papst bereits in der Absetzungsbullevom 21. Aug. 1461, wenn auchnoch nicht ganz so scharf wie in den commentarii formuliert. SA Wü MUWS 1/92 = Defensoriumobedientiae, S. 228ff. (Druck) = Rep. Germ. Gottingen VIII, Nr. 42. Daß Adolf von Nassau diesenVorwurf nicht erhob, konnte zwei Gründe haben. Entweder war er falsch, oder Adolf hattesich der gleichen Mittel bedient und schwieg deshalb lieber still."' SA Wü MIB 29, fol. 135r-137v. Zur politischen Situation dieser Jahre vgl. Kr<strong>im</strong>m, Baden, S. 116-185; Müller, Beziehungen, S. 27-73; Rolf, Kurpfalz.252 SA Frankfurt, RS Nachträge, Nr. 1927. Vgl. Ringel, Wahl, S. 13.253 Vgl. Mone, Quellensammlung, S. 424,254 Erzbischof Dietrich hatte Adolf 1451/53 zum nahezu selbständigen Verwalter der eichsfeldischenund thüringischen Stiftslande bestellt. SA Wu MIB 26, fol. 124r-126r, 219~-220r.255 Zu Recht bemerkt Ringel, Wahl, S. 13f., da13 Adolf von Nassau dadurch als Kandidat der antipfilzischenKoalition und nicht „als Kandidat der kaiserlich-päpstlichen Seite", wie Brosius, Bistumsstreit,S. 114, meint, angesehen werden mui3.256 Vgl. die Stammtafel bei Kr<strong>im</strong>m, Baden, S. 24.257 Vgl. Mone, Queliensammlung, S. 424f.

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