13.07.2015 Aufrufe

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die ~rafen von Nassau hatten aus der Schlappe von 1390 die Konsequenz gezogen und sichden ~falz~rafen in den folgenden Jahren zielstrebig angenähert. Mit derenHilfe erhoben sienun erneut Anspruch auf das Erzstift, dessen Erwerb nicht nur die große Lücke zwischenden territorialen Positionen der Nassauer an Rhein und ~aar überbrücken helfen sollte, sondernden Grafen auch das reichspolitische Gewicht zurückgeben, daß sie unter den ErzbischöfenGerlach und Adolf I. besessen hatten230. Der Oppenhe<strong>im</strong>er Vertrag hat jedoch keineswegsdie gleiche, vorentscheidende Wirkung auf das <strong>Domkapitel</strong> gehabt wie der Vertragvom 23. Febr. 1390. <strong>Das</strong> hat seinen Grund zuvorderst231 darin, daß der Nassauer in Jofridvon Leiningen einen antipfälzischen Gegenkandidaten besaß, der sich ebenfalls auf bedeutendenRückhalt <strong>im</strong> territorialen Machtgefüge stützen konnte. Zu seinen Gunsten versuchtendas politische Haupt der Sippe Falkenstein-Leiningen-Saarwerden, der Kölner ErzbischofFriedrich 111. von Saar~verden~~', sein Bruder Graf Emich VI. von Leiningen und dermit ihm verwandte Markgraf Bernhard I. von Baden233 auf das <strong>Domkapitel</strong> einzuwirken.Ihr Vorstoß war ebenso massiv wie diplomatisch ungeschickt. Noch am Tag der Wahl, alsoam 17. Nov. 1396, verpflichteten sie sich, binnen vier Monaten insgesamt 60000fl, 10000flder Markgraf und 50000fl der Erzbischof, als langfristige Darlehen bereitzustellen. Darüberhinausversprach Erzbischof Friedrich, die Kosten für die Konfirmation Jofrids durchden Papst zu tragen und das gesamte Kölner Erzstift zum Schutz Jofrids zur Verfügung zustellen. Graf Emich VI. hatte seinerseits noch einmal für 50000fl Darlehen aufgenommenund dem <strong>Domkapitel</strong> nach der WahlWenn die entsprechenden Urkundenauch erst nach der Wahl Jofrids, der eine knappe Mehrheit vor Johann von Nassau behauptenkonnte235, ausgestellt worden sein mögen, so ist es doch kaum vorstellbar, daß dieseDarlehensversprechen nicht schon vorher ins Gespräch gebracht wurden. Daß sie sichdadurch dem Vorwurf des St<strong>im</strong>menkaufs ausgesetzt haben, scheinen sie erst zu spätgemerkt zu haben, denn am 19. Nov. 1396 erklärte der Kölner Erzbischof „der tede ynunrecht", der behaupte, sie hätten den fünf Kompromissaren oder dem gesamten Kapiteletwas gegeben oder versprochen236.230 Auf das grofie Interesse des gesamten walramischen Zweigs des Hauses Nassau weist die starkeBeteiligung des Grafen Philipp von Nassau-Saarbrücken hin, der nicht nur <strong>im</strong> Oppenhe<strong>im</strong>er Vertragfür Johann bürgte, sondern 1397 auchfür diesen einDarlehenüber 4000fl aufnahm. Vgl. Gerlich,Habsburg, S. 165.2" Einen weiteren Grund mag für manchen Domherrn das den Oppenhe<strong>im</strong>er Vertrag flankierendeBündnis Johanns mit der Stadt Mainzvom 1. Nov. 1396 (Würdtwein, NSD I, Nr. 111. Vgl. Bnick,Geschichte, S. 16f .; ders ., Vorgeschichte, S. 75) dargestellt haben. Die Versprechungen des Nassauersder mit dem Kapitel in latent dauernd vorhandenen Spannungen lebenden Stadt gegenüberwerden so manchem zu weit gegangen sein.232 Dieser Sippengruppe entstammte auch der Trierer Erzbischof Werner von Falkenstein.233 Zu Markgraf Bernhard I. vgl. Schwarzrnaier, Bernhard 1.; dort weitere Literatur.234 HSA Mü MU 4557f; RMB I, Nr. 1714. Bernhard I. sollte die lO000flin zehn Jahresratenaus demZoll Gernshe<strong>im</strong> zurückerhalten, Erzbischof Friedrich die 50000fl in zwolf Jahresraten aus den Zöl-len Ehrenfels und Lahnstein. Graf Emich VI. verstärkte sein Engagement am 7. Dez. 1396 nochdadurch, daß er dem Erzstift ~mfan~reiclien Eigenbesitz zu Lehen auftrug. HSA Mü MU 4568;Würdtwein, NSD I, Nr. 40. Vgl. Brück, Geschichte, S. 20f.; ders., Vorgescliichte, S. 78.235 Der Aussage Jofrids nach standen 13 Domherren auf seiner und zwolf auf der Seite seines Gegners.SA Darmstadt C 1 Nr. 91, fol. 260r = Würdtwein, SD 111, Nr. 37. Bnick, Geschichte, S. 18-20,und ders., Vorgeschichte, S. 76f., nennt ihre Namen und analysiert die Parteienbildung.236 Würdtwein, SD 111, Nr. 36. Johann von Nassau und die Pfalzgrafen haben die Möglichkeit, mitdiesem Argument die Wahl vom 17. Nov. 1396 zu diskreditieren, an der Kurie weidlich und mitErfolg genutzt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!