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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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diesmal auf die Vorstellungen des Kapitels einging198. Die Motive der Domherren waren,mit Ausnahme des reichspolitischen Aspekts, die gleichen wie 132019', denn wieder standzu erwarten, daß der Papst einen Erzbischof providieren würdezo0. Den Versuch GrafHugos von Bucheck, seinen zweiten Bruder Berthold auf den <strong>Mainzer</strong> Erzstuhl zu bringenund diesen so in der Familie zu halten, Iconnte der Domdekan Joliann Unterschopf schon<strong>im</strong> Ansatz vereitelnz0'. Nicht verhindert werden konnte dagegen, daß der papsttreue KölnerErzbischof Heinricli 11. aus dem Haus der Grafen von Virneburg202 die Situationnutzte, dem Papst seinen gleichnamigen Neffen, der damals Propst des Bonner Cassiussriftswar, als garantiert linientreuen203 Kandidatenvorschlugund damit Erfolg hattez0'. Fürdie Grafen von Virneburg, die schon seit längerem versuchten, Heinrich mit päpstlicherHilfe ein Bistum zuging es dabei nicht nur um den Erwerb eines hochangesehenenKurfürstentums und noch weniger um die Reicl~spolitik. Hatten sie insgesamt illrePosition in letzter Zeit verbessern können, gerieten sie in ihrem engsten Machtbereich inder Osteifel zunehmend durch den hier enorm aktiven Balduin von Trier in Bedrängnis.Den Gewinn von Kurmainz strebten dievirneburger wohl vor allem deshalb an, um gegen198 Über die Motive Balduins, die Postulation diesmal anzunehmen, ist schon viel gerätselt worden.Nach Abwägung aller bisher vorgebrachten Argumente kommt Debus, Balduin, S. 417, zu demErgebnis, Balduin habe ,,aus echter Sorge um Reich und Kirche" gehandelt, weil er „eine Verfälscbungder Idee des Königtums bei einer Beeinflussung des K~rfürstenlrolle~iums durch denPapst" befürchtete. Zu Recht lehnt er nationalistisclie, antifranzösische und antiavignonesisclieEinstellungen (Stengel, Baldewin, S. 29ff., 33f. ) oder den angeblichen Versuch, über Trier undMainz eine Landbrücke zwischen den luxemburgisclien Territorien Luxemburg und Böhmen zuerrichten (Benlcer, Ludwig, S. 194), als mögliche Motivationen ab. Freilich haben aber auch hausmachtpolitiscl~eAspekte eine Rolle gespielt. Im Frühjahr 1328 hatte er vergeblich versucht, seinenNeffen Johann von Böhmen zum König wählen zu lassen. Ware nun ein Papstprovise in MainzKurfürst geworden, wäre die Wahl eines ,,päpstlichena Königs möglich gewesen, ohne daß dieLuxemburger dies hätten verhindern können. Vgl. Debus, Balduin, S. 417; Homann, Kurkolleg,S. 274; Schrohe, Beiträge Heinricli III., S. 8. Daß Balduin ein zweites Kurerzbistumin Händendermit dem Trierer Erzstift in scharfer territorialer Konkurrenz stehenden Grafen vonvirneburgverhindernwollte, wäre nur dann, wie Huber, Verhältnis, S. 78, meint, ein Grund gewesen, diePostulation anzunehmen, wenn er frühzeitig etwas über die Aktivitäten des Kölner Erzbischofserfahren hätte. Sollte dies nicht der Fall gewesen sein, war die Provision eines Virneburgers <strong>im</strong>merhinein Grund, an der Postulation festzuhalten.19' Siehe hierzu oben Kapitel E. I. 1.200 Dies war zu erwarten, weil der Papst 1328 intensiv an der Wahl eines römischen Königs gegen Ludwigden Bayern arbeitete. Vgl. Homann, Kurkolleg, S. 265-272.20' J~hannUnterscho~f ließ der Kurie Informationen darüber zukommen, daßBertholdvonBucheck1324 die von Papst und Habsburgern gestützten Pläne, den französischen König zum römischenKönig zu wählen, hintertrieben hätte. Vgl. Braband, Domdekan, S. 32-38,95. Nach Suhle, Besetzung,S. 31, verzichteten die Buchecker, weil sie sich Balduin nicht gewachsen fühlten.202 ZU den Grafenvon Virneburgvgl. Iwanski, Geschichte.'03 Bereits vor 1328 hatte Heinrich sich als Gefolgsmann seines Onkels um die päpstliche Sache verdientgemacht. Siehe REM I, Nr. 3717- 3800, zur Vorgeschiclite seiner Provision.'04 Die Provision erfolgte am 11. Okt. 1328. Würdtwein, SD IV, Nr. 41 =REMI, Nr. 3802. Heinrichempfahl sich auch seiner Verwandtschaft mit den Habsburgern wegen. Seine Schwester Elisabetliwar mit Heinrich von Osterreich verheiratet. Fürsprecher be<strong>im</strong> Papst werden die Virneburger inden päpstlichen Vertrauten Peter und Poncius von Ungula gefunden haben. Vgl. Homann, Kurkolleg,S. 274; Stengel, Avignon, S. 39-41.205 Vgl. Schrohe, BeiträgeHeinrich III., S. 3.

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