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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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Grafen und Ilerren, die schon <strong>im</strong> Vorfeld einer Bistumsbesetzung versuchten, einembest<strong>im</strong>mten Kandidaten zum Erfolg zu helfen. Sie, ihre Motive und die Mittel, deren siesich bedienten, sollen <strong>im</strong> weiteren interessieren. Leider ist die Quellenlage hierfür nicht<strong>im</strong>mer gut. Beispielsweise liegt in vielen Fällen kein Zeugnis darüber vor, wie die Familiender Kandidaten -und daß zumindest diese sie tatkräftig vor wie nach der Wahl unterstützten,davon dürfen wir wo111 ausgehen - deren Bewerbung förderten. Wie verstreut die Hinweise,sofern es überhaupt solche gibt, oft sind, hat erst kürzlich Ringel gezeigt, die <strong>im</strong>Frankfurter Stadtarchiv einige bislang unbekannte Stücke entdeckte, aus denen hervorgeht,daß Graf Diether von Isenburg-Büdingen, der Vater des späteren Erzbischofs, 1459 überdie Stadt Frankfurt den Kaiser für seinen Sohn einzunehmenversuchte, damit dieser be<strong>im</strong>Papst entsprechende Fürsprache leisten würdeIg5. Von daher müssen wir sogar davon ausdaßuns nocli nicht einmal <strong>im</strong>mer alle Bewerber um den Erzstuhl bekannt sindla6.Gleiches gilt natürlich für die Einflußnahmen anderer Herrschaftsträger. Nur weil sie inden Quellen keinen Niederschlag fanden, heißt das nicht, daß es sie nicht gab. HierüberVermutiingen anstellen zu wollen, wäre jedoch wenig einträglich.Mit Ausnahme der des Königs, lassen sich äußere Einflüsse auf das <strong>Domkapitel</strong> vor derWahl von 1305 nicht feststellen. Erst nachdem es zu einer Doppelwalil gekommen und dieStreitfrage vor den Papst gebracht worden war, übernahmen die Grafen von Luxemburgeinen bemerkenswerten Versuch, die Lage für sich zu nutzen. Mit englischer Hilfe versuchteGraf Heinrich VII., der spätere Kaiser Heinrich VII., Le<strong>im</strong> Papst die Provision seinesBruders Balduin auf das <strong>Mainzer</strong> Erzstift zu erreichenla7. Nach Auskunft der GestaTreviroruin schickten sie selbst den einer Luxemburger Ministerialenfamilie entstammendenBaseler Bischof Peter von Aspelt in dieser Sache an die ~ urie'~~. Was die zuvor ganznach Westen orientierten ~uxcmbur~er'~~ ZU diesem Schritt bewegte, ist Ebensowissen wir nicht, warum man den Plan fallen ließ und stattdessen, wie Gerlich wohl richtigVgl. Ringel, Wahl, die die gesamten Schriftstücke auch ediert.la6 Z. B. bedeutet der Umstand, dafl das <strong>Domkapitel</strong> 1305 Emicho von Sponhe<strong>im</strong> und Emicho vonSchöneck und keinen Eppsteiner wählte, nicht, dafl die Herrenvon Eppstein nichtversucht haben,den Erzstuhl in der Familie zu halten, zumal mit dem Domkustos Gottfriedvon Eppstein ein möglicherKandidat zur Verfügung gestanden hätte. Hierfür liegt zwar kein Beleg vor, das will abernichts heißen, da auch von Seiten der Grafen von Sponhe<strong>im</strong> und der Herren von Schöneck keineeinschlägigen Aktivitäten bekannt sind.18' Am 3. Mai <strong>1306</strong> richtete König Edward I. eine entsprechende Bitte an den Papst. REM I, Nr. 895.Zwar wurde Mainz darin nicht explizit genannt, da ansonsten iin Reich aber nur noch das BistumBrixen, in Frankreich nur die Bistümer Bayeux und Vienne vakant waren, dürfen wir die Supplikwohl auf Mainz beziehen. Vgl. Hörnicke, Besetzung, S. 25.Gesta Trevirorum 11, S. 202. Dem Bericht der Österreicher Reiinchronilr, V. 86062-86073,zufolge, floh Peter wegen seines Konflikts mit König Albrecht I. aus Basel an die Kurie (hinzeR6me). Daß er vielleicht zuerst in seine He<strong>im</strong>at ging, wo er wegen der französischen und antihabsburgischenGesinnung der Grafen sicher war, und dann in deren Auftrag zum Papst reiste, widersprichtdem nicht.18' Erst 1294 war Graf Heinrich VII. zum französischen König in ein ligisches Lehnsverhdtnis getreten.Zu den Grafen von Luxemburg um 1300 vgl. Dietmar, Heinrich VII., S. 43-46; Schoos,Luxemburger, S. 132-134.In ihm eine Vorstufe <strong>im</strong> Rahmen eventueller Königtumspläne zu sehen, hiefle, die Angelegenheitvon den <strong>1306</strong> noch nicht voraussehbaren Ereignissen des Jahres 1308 her beurteilen. Sicher dürfenwir in ihm aber ein Anzeichen einer Rückwendung der gräflichen Politik zum Reich hin sehen.

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