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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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mehr ändern konnte, war ihm aber bereits <strong>im</strong> Frühjahr <strong>1476</strong> klar. Dies geht aus einemSchreiben an den Grafen Ulrich von Württemberg hervor, in dem er diesem mitteilte, fürdie Bestätigung von dessen Sohn Heinrich in Mainz nichts mehr tun zu können'23. Scheinbarhatten der ehemalige Koadjutor Erzbischof Adolf 11. bzw. sein Vater einen Versuchunternommen, das Erzstift zu gewinnen, und <strong>im</strong> Kaiser einen Befürworter dieses Projektsgefunden'". Eine versuchte kaiserliche EinflufSnahme auf die Bistumsbesetzung wäre be<strong>im</strong><strong>Domkapitel</strong> aber wahrscheinlich auf Ablehnung gestoßen. Wegen der Bemühungen Friedricl~sIII. , die Stadt Mainz aus der Landsässigkeit heraus an das Reich zu ziehen1*', existiertenbe<strong>im</strong> Kapitel starke Vorbehalte gegen den Kaiser. Schon von daher hätte ein kaiserlichesProtige, von dem zu befürchten war, daß er dem Kaiser in dieser Frage nachgeben könnte,keine Chance gehabt, von den Domherren gewählt zu werden. Diether von Isenburg warwegen seiner alten Feindschaft zu Kaiser Friedrich 111. in dieser Hinsicht unverdächtig'26.Nahezu alle Kaiser und Könige des 14. und 15. Jahrhunderts haben an der Besetzung des<strong>Mainzer</strong> Erzstuhls ein starkes Interesse gezeigt. Angesichts der Stellung des Erzbischofs alsTerritorialfürstundMetropolit einer riesigen Kirchenprovinz, insbesondere aber als Dekandes ~urfürstenkolle~s~~~, n<strong>im</strong>mt das auch nicht wunder. Die erfolgreiche Beeinflussungeiner Bistumsbesetzung war aber an gewisse Bedingungen geknüpft. Mit Ausnahme KönigAlbrechts I. haben es die Herrscher auch vermieden, <strong>im</strong> Vorfeld der Wahl direkt mit dem<strong>Domkapitel</strong> Kontakt aufzunehmen. Die Domherren waren doch zu sehr inihren territorialenVerbänden verwurzelt, ihre Wahl zu sehr von territorialpolitischen Gesichtspunktenbest<strong>im</strong>mt, ,,als dass es leicht gewesen wäre, sie auf königliche Wünsche festzulegen, wenndiese sich mit den Interessen oder Absichten des Kapitels nicht deckten"'28. Und auch AlbrechtI,, obwohl sonst ein kraftvoller Herrscher, hat damit keinen Erfolg gehabt. InsbesondereKarl IV. hat hieraus die Konsequenz gezogen und versucht, das <strong>Domkapitel</strong> zu überspielen,indem er seinen Wunschkandidaten päpstliche Provisionen ~erschaffte'~~. Wennder Kaiser/König den Papst jedoch nicht für seine Pläne gewinnen konnte, wie dies 1396/97und 1475 der Fall war, fiel diese Möglichkeit jedoch aus. Aber auch, wenn der Einfluß aufden Papst ausreichte oder eine gemeinsame Interessenlage bestand, genügte eine von kaiserlicherAutorität gestützte Provision nicht, einen kaiserlichen Kandidaten nach Mainz zubringen, wenn das <strong>Domkapitel</strong> geschlossen Widerstand leistete. Es kam den Herrschernaber auch nicht <strong>im</strong>mer darauf an, daß ihr providierter Kandidat seine Ansprüche auchdurchsetzte. Gerlach von Nassau und Ludwig von Wettin hatten nach den Königswahlenvon 1346 und 1376 ihre Funktion als Kurfürsten erfüllt und Karl bzw. Wenzel zur Kroneverholfen, anschließend überließ man sie weitgehend ihrem Schicksal. Im Gegenteil, indem12' Württemberg. Regesten, Nr. 6326.Siehe hierzu auch unten Kapitel E. 11.1.Iz5 Siehe hierzu oben Kapitel D. 11.2.6.lZ6 Dies war jedoch sicher nicht das Leitmotiv für die Entscheidung des Kapitels. Ausschlaggebendfür die Wahl Diethers war der Umstand, dai auf diesem Weg die 1463 an den Isenburger als Entschädigungabgegebenen Gebiete komplikationslos an das Erzstift zurückkamen.12' Vgl. hierzuschubert, Stellung, S. 101.Vigener, Karl IV., S. 2.In diesem Zusammenhang sei nochmals auf die königlichen Einflüsse auf die Pfründenvergabe(siehe oben Kapitel B. 11.4. )hingewiesen. Auch hier gingen die Kaiser und Könige den Weg überdie Kurie, wenn sie einem Kleriker eine <strong>Mainzer</strong> Dompfriinde verschaffen wollten, und war esKar1 IV., der diese Möglichkeit besonders häufig nutzte.

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