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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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ichs von ~irneburg durch den Papst bekannt gemacht worden war3'. In dieser Entscheidungdes <strong>Domkapitel</strong>s einen reichspolitisch motivierten ~ kzu t sehen, hiefle sie vomErgebnisher zu beurteilen. Als das Kapitel den Luxemburger postulierte, konnte dieser keineswegsals Anhänger des Kaisers gelten. Bis Mitte 1328 hatten seinNeffe Johannvon ~ ö h r n ~ ~und er sogar gehofft, die päpstlichen Königswahlpläne für eine Wahl Johanns ausnutzen zukönnen32. <strong>Das</strong> Kapitel wird sich vor allem von zwei Gesichtspunkten leiten gelassen haben.Zum einen ging es ihm um die Abwehr einer erneuten Besetzung des Erzstuhls durch denPapst. Dieses Bemühen konnte aber nur dann Erfolg zeitigen, wenn der Mann des <strong>Domkapitel</strong>sgenügend Macht besaß, sich auch gegen einen Papstprovisen zu behaupten. Eignete~alduin diese Eigenschaft, empfahl er sich noch durch eine zweite Qualitit. Während seinernunmehr 21-jährigen Amtszeit als Trierer Erzbischof hatte er sich als ausgezeichneter Territorial-und Finanzpolitiker erwiesen33, ein Umstand von dem das Kapitel sich wohl positiveEntwicklungen für das angeschlagene <strong>Mainzer</strong> Erzstift erhofftes4.Trotzdem erwies sich die Postulation Balduins durch das Kapitel für Kaiser Ludwig, derselbst noch in Italien weilte und deshalb keinen Einflug auf die Besetzung des Erzstifts nehmenkonnte, als Glücksfall. Nicht nur, daß Balduin die Besetzung des ersten Kurfürstentumsmit einem kurienhörigen Papstprovisen verhinderte, die folgenden langwierigen Auseinandersetzungenmit dem Papst trieben die Luxemburger ganz auf die Seite des Kaisers.Von daher verwundert es nicht, wenn der aus Italien zurückgekehrte Ludwig dem <strong>Mainzer</strong><strong>Domkapitel</strong> und seinem Administrator in diesen z. T. sogar bewaffneten Kämpfen allemögliche Hilfe leistete. <strong>Das</strong> Erzstift Mainz wurde eine der wichtigsten Stützen des Kaisers<strong>im</strong> Reich.Um die Mitte der 1330er Jahre geriet Balduin vonLuxemburg zunehmendunter päpstlichenDruck. 1337 wurde seine Position vollends unhaltbar, und er mußte auf Mainz verzich-Heinrich von Virneburg, der die Hoffnung auf das Erzstift nie aufgegeben hatte- ander Wiederaufnahme der päpstlichen Prozesse gegen Balduin war er maßgeblich beteiligt -,sah nun eine reelle Chance, das Erzstift wirklich in Besitz nehmen zu können. In realistischerEinschätzung der Lage <strong>im</strong> Reich vertraute er aber nicht auf die päpstliche Autoritätseines Anspruchs, sondern arrangierte sich mit den tatsächlichenMachthabernin ReichundErzstift, mit Kaiser Ludwig und dem <strong>Domkapitel</strong>. Am 29. Juni 1337 machten der Kaiser'' Siehe hierzu unten Kapitel E. 111.1.'' Zu den Motiven Balduins siehe unten Kapitel E. 11.1.l3 Zu Balduin als Territorialpolitiker vgl. Berns, Burgenpolitik; ders., Elemente; Laufner, Ausbildung;Mötsch, Balduineen; ders., Territortialpolitik; siehe auch die zahlreichen einschlägigen Beiträgein Heyen, Balduin.34 Unter Erzbischof Mathias war der durch Erzbischof Peter in Gang gebrachte Aufschwung zumStillstand gekommen und die Finanzlage hatte sich drastisch verschlechtert. Noch kurz vor seinemTod erlitt Mathias bei Wetzlar am 10. Aug. 1328 eine vernichtende Niederlage gegen LandgrafHeinrich I. von Hessen, wodurch die<strong>Mainzer</strong> Stellung in Hessen entscheidend geschwächt wurde.Vgl. Vogt, Mainz 11, S. 46.35 Zur Entwicklung, die letztlich zum Wechsel <strong>im</strong> <strong>Mainzer</strong> Erzstift führte vgl. Braband, Domdekan,S. 303-109; Debus, Balduin, S. 425-433; Huber, Verhältnis, S. 92-100; Lawrenz, Reichspolitik,S. 94- 112; Schrohe, Beiträge Heinrich 111. Siehe hierzu unten Kapitel E. 11.1.

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