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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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Wie die Domherren sich <strong>im</strong> einzelnen auf die beiden Positionen verteilten, geht aus denQuellen nicht hervor7.Der um Entscheidung des Streits angerufene Papst Klemens V. verwarf allerdings beideKandidaten und transferierte den Baseler Bischof Peter von Aspelt am 10. Nov. <strong>1306</strong> nach~ainz'. Dieser päpstliche Spruch wird dem König ebensowenig gefallen haben wie dem umsein Wahlrecht gebrachten <strong>Domkapitel</strong>. Der aus einer luxemburgischen Ministerialenfamiliestammende Peter von Aspelt hatte sich vom Leibarzt König Rudolfs in der sich darananschließenden Zeit als Kanzler König Wenzels 11. von Böhmen zum Feind der Habsburgerentwickelt. Wie die österreichische Re<strong>im</strong>chronik berichtet, zwang seine antihabsburgischeGesinnung ihn sogar zur Flucht aus seinem Bistum Basel, dem er seit 1297vorstand9. WennAlbrecht I. aber über die Translation Peters verärgert war, so haben König und Erzbischofdoch relativ schnell ihren Frieden gemacht. Immerhin hatte Albrecht I. sein Hauptziel,eine eppsteinische Sukzession auf dem <strong>Mainzer</strong> Erzstuhl zu verhindern, erreicht. Sein Eingriffhat die Eppsteiner Epoche in der <strong>Mainzer</strong> Geschichte beendetlO. Bereits am15, April 1307 entsprach er der päpstlichen Bitte, Peter die Regalien zu verleihen1', und am12. Juni1307verzichtete der Erzbischof auf Wunsch des Königs für diesmal auf die Kollaturder L<strong>im</strong>burger Pr~~stei'~. In der zweiten Hälfte des Jahres 1307 nahm der nun sogar schonals He<strong>im</strong>licher betitelte Peter" an Albrechts Heerfahrt nach Böhmen und Thüringen,Anfang 1308 an dessen Fahrt durch Oberdeutschland teilt4, ohne allerdings ein echter Parteigängerdes Habsburgers zu werden15. <strong>Das</strong> <strong>Domkapitel</strong> hat Peter von Aspelt gleich akzep-' Allein der Domkantor Eberhard I. vom Stein, WernervonBolanden, SiegfriedvonSolmsundHeinrichvon Lißberg, mit denen Emicho von Sponhe<strong>im</strong> am 4. Juli1305 gemeinsam eine Urkunde fürihren Mitdomherrn Konrad von Lorch ausstellten, sowie besagter Konrad können als Anhänger desSponhe<strong>im</strong>ers angesehen werden. REM I, Nr. 881. Daß Konrad von Lorch, der noch am 16. Nov.1303 als Kaplan König Albrechts I. genannt worden war (R. e. 1. Benoit XI., Nr. 78,93; VR I, Nr.128f. ), auf der S~onhe<strong>im</strong>er Seite stand, zeigt, daß wahrscheinlich nicht nur reichspolitische Aspektefür die Parteienbildung ausschlaggebend waren. Dafi Konrad kein Gegner Albrechts I. gewordenwar, belegt die Tatsache, daß das <strong>Domkapitel</strong> ihn Anfang 1307 als Prokurator in einem Patronatsstreitzum König schickte, sich also offensichtlich seiner guten Kontakte bedienen wollte. REM I,Nr. 1120.Würdtwein, SD I, Nr. 56 = RI VI, Nr. 314 =REM I, Nr. 1085. Am gleichen Tag teilte Wemens V.auch König Albrecht I. seine Entscheidung mit und bat um die Regalienverleihung für ErzbischofPeter. Kaltenbrunner, Nr. 682 = REM I, Nr. 1086. Zur Politik des Papstes siehe unten Kapitel E.111.1,Re<strong>im</strong>chronik, S. 1123f. Wie schlecht das Verhältnis von Konig und Peter von Aspelt war, bringtOttokar mit folgenden Versen zum Ausdruck: „ach herre, sant Mertin,/nu muoz ich Magent sin,/daz dinem goteshus sint beschaffeddie ungetriwesten pbaffen,/die man vindet Cf erden,/ze Meinzebischolf ze werden" (V. 86137 -86142). Zu Peter von Aspelt vgl. Arens, Reichspolitik; Gerlich,Machtposition; Heidemann, Peter; Wampach, Peter. Zu seiner Vitavor <strong>1306</strong> REM I, Nr. 905-1084.Siehe auch sein Biogramm.'O Vgl. Gerlich, Königtum, S. 68.I' Kaltenbrunner, Nr. 682; REM I, Nr. 1086,1108.REM I, Nr. 1122.l3 REM I, Nr. 1127.l4 REM I, Nr. 1129,1160. Vgl. Gerlich, Machtposition, S. 261f.l5 Die noch bestehende Distanz mufi sogar so groß gewesen sein, daß der Autor der österreichischenRe<strong>im</strong>chronik Peter von Aspelt sogar die Komplizenschaft an der Ermordung König Albrechts I.zutraute. Re<strong>im</strong>chronik, Y. 93009-93018. Der Vorwurf entspricht aber wohl nicht den Tatsachen.Vgl. Gerlich, Ma~ht~osition, S. 262f.; Hildebrand, Erzbischof, S. 74ff.

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