13.07.2015 Aufrufe

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

erichtet. Wenn es dann aber <strong>im</strong> weiteren Verlauf des 13. Jahrhunderts doch nicht zur Ausbildungregelrechter Wahlkapitulationen kam, hat das zuvorderst seinen Gmnd in derForm der Besetzung des <strong>Mainzer</strong> Erzstuhls. 1286,<strong>1306</strong> und 1321 war es nicht das <strong>Domkapitel</strong>,sondern der Papst, der den Erzbischof best<strong>im</strong>mte und providierte, ohne daß das Kapiteldem hätte Widerstand entgegensetzen können. Die Erzbischöfe Heinrich 11. von Isny,Peter von Aspelt und Mathias von Bucheck befanden sich dem Kapitel gegenüber in einerwesentlich besseren Position als ein Kapitelselekt. Sie waren zu ungefährdet, als daß das beider Besetzung des Erzstuhls ausgeschaltete <strong>Domkapitel</strong> die Anerkennung der Papstprovi-Sen an Bedingungen hätte knüpfen können.Den ~us~angs~unkt aller weiteren <strong>Mainzer</strong> Wahlkapitulationen bildete das Jurament deszum Administrator postulierten Trierer Erzbischofs Balduin von Luxemburg, auch wenndie Urkunde vom 12. Okt. 132829 <strong>im</strong> strengen Sinne des Begriffs keine richtige Wahlkapitulationwar, da sie nicht nur Verpflichtungen des Administrators, sondern auch solche desKapitels enthalt. Dies hat seinen Grund in der politischen Situation dieser Postulation.Nach dem Tod Erzbischof Mathias' erhielt die Frage der Wiederbe~etzun~ des <strong>Mainzer</strong>Erzstuhls in der Zeit des deutschen Thronstreits höchste Brisanz, da die politische Haltungdes neuen Erzbischofs schon <strong>im</strong> voraus darüber entschied, ob Pläne zur eventuellen Wahleines neuen Gegenkönigs erfolgreich ausgeführt werden könnten. Es verwundert alsonicht, daß beide Parteien versuchten, das <strong>Mainzer</strong> Erzstift aus ihren Reihen heraus zu besetzen.Wenn das <strong>Mainzer</strong> <strong>Domkapitel</strong> sich mit Balduin von Luxemburg für einen der darnaligenExponenten der antipäpstlichen Partei entschied und diesen beinahe hektisch postulierte,muß dahinter, neben der grundsätzlichen Parteinahme für Ludwig den Bayern, wohlvor allem der Wunsch gesehen werden, einer erneuten päpstlichen Provision zuvorzukommen.Daß man dabei, wie bereits 1320, gerade auf den Trierer Erzbischof verfiel, mag in derHoffnung begründet gewesen sein, dieser erfolgreiche Territorial- und Finanzpolitikerkönnte auch das finanziell schwer angeschlagene <strong>Mainzer</strong> Erzstift sanieren3'. Von daher istzu vermuten, daß das <strong>Domkapitel</strong> an der Person Balduins mindestens genauso sehr interessiertwar, wie dieser am Gewinn des <strong>Mainzer</strong> Erzstifts. Da seine Berufungaber nur auf demWeg über eine ~ostulation~~ möglich war, folglich unbedingt der Bestätigung durch denPapst bedurfte, barg diese Entscheidung für das <strong>Mainzer</strong> <strong>Domkapitel</strong> eine nicht unwesentlicheGefahr. Wenn der Papst seine Admissionverweigerte, was eigentlich zu erwartenwar,mußte man damit rechnen, daß er diese Situation und die Zwangslage des <strong>Domkapitel</strong>s zueiner erneuten Provision ausnutzen würde, die nach Lage der Dinge darüberhinaus wohleinen antikaiserlichen Erzbischof nach Mainz gebracht hätte.Vor diesem Hintergrund müssen die Forderungen des <strong>Domkapitel</strong>s gesehen werden. Diesemging es in erster Linie darum, für den Fall, daß Balduin sich als Administratornicht haltenkönnte oder selbst verzichtete, die Kontrolleüber das Erzstift nicht zuverlieren. Insbe-29 REM I, Nr. 2970. Zu dieser Urkunde vgl. Debus, Mainz, S. 415-418; Schrohe, Beiträge HeinrichIII., S. 6-8; St<strong>im</strong>ming, Wahlkapitulationen, S. 28-32.'O Aus der Zeit Erzbischof Mathias' war das Erzstift mit etwa 100000 Pfund Schulden belastet. Derentsprechende Artikel <strong>im</strong> Jurament Balduins legt nahe, daß man auf seine finanztechnischen Fähigkeitenvertraute. Zu Balduin von Luxemburg vgl. die zahlreichen instruktiven Beiträge in der Fesrschriftzu Balduins 700. Geburtstag: Heyen, Balduin.31 Zur P~stulationv~l. Kaiser, Wahl.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!