13.07.2015 Aufrufe

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Es verwundert daher nicht, daß der Anstoß zur schriftlichenNiederlegung einer Geschäftsordnungvon außen, nämlich von Erzbischof Adolf II., erfolgen mußte und ganz offensichtlichbei den Domherren keine Begeisterung hervorrief. Am 3. Juni 1469 legte der Erzbischofdem <strong>Domkapitel</strong> denEntwurf eines Statuts vor, mit dem er einigenMißständen, dieihm in der letzten Zeit bewußt geworden waren, Abhilfe schaffen wollte. Er zählt eineReihe von ,errores et inordinaciones" auf. Nicht nur, daß viele Kapitulare häufig abwesendseien, die anwesenden würden die Sitzungen nach Belieben verlassen, die Prälaten kämenihren Pflichten nicht nach, und während der Sitzungen werde ohne Ordnung gesessen,geredet und abgest<strong>im</strong>mt. Viele verließen den Kapitelssaal und gingen in Kreuzgang oderDom spazieren und würden nachher über Dinge ihre St<strong>im</strong>me abgeben, von denen sie nichtswüßten. Desweiteren erwähnt er den Streit, der seit geraumer Zeit zwischen Scholaster undKustos über das Recht, in Abwesenheit des Dekans das Siegel führen zu dürfen,herrschte763. Schließlich klingt auch ein gewisser Ärger des Erzbischofs durch, wenn erbemerkt, daß er selbst wiederholt in wichtigen Angelegenheiten Kapitelssitzungen habeanberaumen müssen, daß er seit mehr als einem halben Jahr auf eine Antwort des Kapitelsauf einige von ihm vorgetragene Gravamina7" warte, daß der D~m~ottesdienst vernachlässigtwerde und daß der Domdekan ihm kürzlich während eines Festgottesdienstes öffentlichden Friedenskuß verweigert habe, worin er einen kleinen Racheakt des Dekans sehe.Mit der Versicherung, sich selbst an dieses Statut halten zu wollen, übergab er es demDomkapite1765.Wie wenig das <strong>Domkapitel</strong> mit diesem vom Erzbischof mehr oder weniger aufoktroyiertenStatut einverstanden war, geht daraus hervor, daß es am 10. Juli 1469 Philipp von Geroldsteinbeauftragte, von Rechtskundigen ein Gutachten über die Möglichkeit einer Appellationgegen das vom Erzbischof bereits pblizierte Statut einzuholen766. Davon ist aber <strong>im</strong>weiteren keine Rede mehr. Vielmehr muß es zu Verhandlungen mit dem Erzbischofgekommen sein, denn am 29. Juli 1469 setzte Adolf 11. das Statut bis zum 14. SeptemberAm 9. Sept. 1469 bat das Kapitel ihn dann um die Aufhebung des Statuts, wenigstensaber um eine weitere Aussetzung bis zum nächsten Generalkapitel. Obwohl dieser der Meinungwar, daß er dem Kapitel nunmehr genug Zeit zur Beratung gelassen habe, ohne daßdas Kapitel diese genutzt hätte, und er außerdem das Statut nicht geschaffen habe, um dasKapitel zu beschweren, sondern um dessen Mängel zu beheben, suspendierte er das Statutschließlich erneut bis zum 11. ~overnber'~~. Aber auch dieser Termin verstrich. Im Dezemberkam es dann endlich zu ernsthaften Gesprächen in dieser Sache769. Nachdem das <strong>Domkapitel</strong>einsehen mußte, daß es dem Erzbischof ernst war, trat am 15, Dezember ein subpoena obedientiae einberufenes Kapitel zusammen, das den erzbischöflichen Entwurf ineinigen Punkten veränderte und dann einst<strong>im</strong>mig beschloß, gemeinsam zum Erzbischof zugehen und ihn um die Annahme der revidierten Fassung des Statuts zu bitten. Andernfallswollte man ihm den Bischof von Speyer oder Worms als Schlichter anbieten7''. Am 18.763 Dieser Streit hing zwischen dem Kustos Ruprecht von Solms und dem Scholaster Volprecht vonDers schon seit 1467in der Schwebe. DProt, Nr. 287,308,319,348,363.764 DProt, Nr. 516vom9. Nov. 1468.765 DProt, Nr. 604. Vgl. hierzu Lenhart, Geschichte, S. 139.7" DProt, Nr. 611.767 DProt, Nr. 617.768 DProt, Nr. 631.769 DProt, Nr. 659-661.770 DProt, Nr. 662.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!