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Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter : (1306 - 1476)

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Kampf gegen den päpstlichen Anspruch auf die Besetzung des <strong>Mainzer</strong> Erzstifts auf; erführte das Kapitel von der antiwittelsbachischen Politik Erzbischof Mathias' weg an dieSeite Ludwigs des Bayern, dem er in seiner Position als <strong>Mainzer</strong> Domdekan so wertvollwar, daß der Kaiser 1334 sogar den Vorschlag Erzbischof Balduins, Johann Unterschopfauf den vakanten Konstanzer Bischofsstuhl zu setzen, ablehnte574. Unter Johann erreichtedie Macht des <strong>Mainzer</strong> <strong>Domkapitel</strong>s einen, wenn nicht sogar ihren absoluten Höhepunkt.Johann Unterschopf starb am 1. Mai 1345. Für seinen Nachfolger Gerlach von Nassau(1345-1346154) stellte der Gewinn des Domdekanats nur die Vorstufe zu einer zielstrebiganvisierten höheren Würde dar. Zu Beginn der 1330er Jahre hatte der Wiesbaden-IdsteinerZweig des Hauses Nassau eine für dieses Grafengeschlecht entscheidende Wende zum ErzstiftMainz vollzogen575. Seit dieser Zeit arbeitete Graf Gerlach I. von Nassau-Wiesbaden-Idstein systematisch und beharrlich am Aufbau einer nassauischen Fraktion <strong>im</strong> <strong>Mainzer</strong><strong>Domkapitel</strong> und Erzstift, auf die gestützt sein Sohn Gerlach sich einmal um das Erzstiftbewerben sollte. Ein erster Schritt dahin wurde 1336 mit dem Erwerb einer Expektanz fürdas <strong>Domkapitel</strong> getan576, ein zweiter 1345 mit dem Erwerb des ~omdekanats~~~. Erstaunenmuß das Datum der darüber ausgestelltenProvision Papst Klemens' VI., die auf den 16. Mai1345 datiert ist. Daß die Urkunde nur 15 Tage nach dem Tod des bisherigen Domdekansausgestellt wurde, zeugt von der goßen Bedeutung, die die Grafen dem Gewinn der Führungsposition<strong>im</strong> <strong>Mainzer</strong> Kapitel be<strong>im</strong>aßen. Unmittelbar nach dem AblebenUnterschopfsmuß ein Bote nach Avignon gesandt worden sein. Wahrscheinlich wartete man an der Kurieebenfalls bereits auf diese Nachricht. Es spricht einiges dafür, daß der Papst und die denNassauer fördernden Luxemburger in der Provision Gerlachs auf das Domdekanat einenTestfall für das Verhalten des <strong>Mainzer</strong> <strong>Domkapitel</strong>s bei der geplanten Erhebung Gerlachszum Gegenerzbischof sahen. Nur wenn die Provision erfolgreich war, konnte man hoffen,Erzbischof Heinrich 111. ausschalten und so eine wesentliche Voraussetzung für die WahlKarls von Mähren zum Gegenkönig schaffen zu können578. Gerlach nahm das Domdekanatscheinbar ohne größere Widerstände in Besitz, obwohl man in Mainz wohl kaum über dieHintergründe der Provision in Zweifel sein konnte. Infolge der bereits in den vorangegangenenJahren entbrannten Konflikte der Häuser Nassauund Virneburg mußte sie als Kampfansageverstanden werden. Wenn der Nassauer trotzdem Erfolg hatte, spricht dies dafür,daß das Kapitel bereits 1345 in zwei Fraktionen gespalten war, deren eine Gerlach unddamit auch der päpstlich-luxemburgischen Richtung zuneigte.Obwohl Gerlach von Nassau am 7. April 1346 von Papst Klemens VI. zum (Gegen-) Erzbischofvon Mainz erhoben wurde, behielt er, mit päpstlicher Erlaubnis, seine <strong>Mainzer</strong> Dompfründeund das Dekanat auch weiterhin. Auf sie brauchte er erst zu verzichten, wenn erdas Erzstift wirklich in seinen Besitz gebracht hätte579. Von daher enthielt die am 24. April1346 ausgestellte Provision des luxemburgischen Günstlings Rudolf Losse (1346/54-1364)auf Kanonikat, Pfründe und Dekanat Gerlachs die entsprechende Klausel, daß er diese erst574 REM I, Nr. 3356. Hierzu und zur positiven Deutung dieser Ablehnung durch Braband siehe obenKapitel C. 11.2.2.575 Zum folgenden und seiner Einbettung in die mittelrheinische und <strong>Mainzer</strong>, sowie in die Geschichtedes Hauses Nassauvgl. Gerlich, Nassau, S. 25-37.576 VRII, Nr. 2271 = R. e. I. Benoit, I. C., Nr. 3126 =REMI, Nr. 6110. Vgl. Gerlich, Nassau, S. 33.577 VRIII, Nr. 455 =REMI, Nr. 6115a. Vgl. Gerlich, Nassau, S. 35.578 Siehe hierzu unten Kapitel E.579 VRIII, Nr. 526f. =REMI, Nr. 6117f. =MGHCCVIII, Nr. 3f.

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