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„Für Frieden, Freiheit und Fortschritt“ - IG Metall

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Prof. Dr. Kh. A. GeißlerOhne Bildung keine ChanceAm 09. August dieses Jahres brachte die DeutschePost AG eine Sonderbriefmarke zum lebenslangenLernen heraus. Das ist konsequent<strong>und</strong> liegt im Trend. Auch Briefmarkensind dazu da, etwas zu lernen <strong>und</strong> sei es denerwünschten Sachverhalt, dass wir lebenslanglernen sollen. Aber eine Briefmarke als Lernereignis,das ist schon auch etwas Besonderes.Eine Briefmarke hat – wie viele Dinge, Ereignisse<strong>und</strong> Erfahrungen im Leben – zwei Seiten.Sie hat eine informative <strong>und</strong> eine klebrigeSeite. So eindeutig, so beabsichtigt wie beider Briefmarke aber ist die klebrige Seite seltenim Leben. Was die Post da macht, ist sehr,sehr ehrlich. Die bunte Seite nennen wir üblicherweise„vorne“, die klebrige „hinten“. Dafür den Halt, die Festigkeit zumindest derBriefmarke, die hintere Seite verantwortlichist, interessiert mich diese ganz besonders. Also– Sie können sich schon denken, wo dashinführt – ich werde Ihnen einen Spaziergangüber den etwas klebrigen Hinterhof des lebenslangenLernens in meinem Vortrag anbieten.Die bunte Schauseite bekommen Sie überallin dieser Gesellschaft angeboten –auchbei der Post, für DM 1,10.„Die vielen Hochschulprogramme <strong>und</strong> Angeboteder Erwachsenenbildung, die ich ewig inmeinem Briefkasten finde, beweisen mir, dassich in einer Spezialadressenkartei für Schulversagerstehen muss“. Es lohnt sich, über diesenzitierten Satz hinaus in Woody Allens kleinerSatire über die amerikanische Erwachsenenbildungsszeneweiterzulesen. Denn diedort treffend karikierte Situation trifft auch fürunseren Bildungsmarkt mit jenem Grad anRealitätsgehalt zu, der der Satire ihre Überzeugungskraftverleiht.Bildung, speziell die sogenannte Weiterbildung,wird bei uns immer wichtiger, sienimmt immer mehr Raum ein - in den Briefkästen,aber auch in den Lebens- <strong>und</strong> Erwerbsbiographien.Bildung wird im überall lauthalsgeforderten lebenslangen Lernen zum zentralenFortschrittsprogramm. Und wenn sie – wiedies in einer Wettbewerbsgesellschaft nur allzukonsequent ist - dem "freien Spiel desMarktes" überlassen wird, dann wird sie immermehr auch zum gefragten Konsumgut.Entsprechend wird sie an- <strong>und</strong> feilgeboten. Sogehört es inzwischen auch in Mitteleuropazur Alltagserfahrung, in den täglichen Postsendungenneben Drucksachen, die die Zukunftsvorsorgedurch allerlei Versicherungsangeboteversprechen, immer häufiger Hinweisezu finden, die für den gleichen Zweck „Bildungsmaßnahmen“offerieren. Ganz im Gegensatzzur Entwicklung in der Natur um unsherum, nimmt der Artenreichtum bei diesen"Druck"-Sachen sichtbar zu. Desgleichen findetman im Werbe- <strong>und</strong> Annoncenteil der Tages-<strong>und</strong> Wochenzeitungen zunehmend „Bildung“im Angebot. Die Programme der Bildungsanbieterwerden umfangreicher <strong>und</strong>auch in den Unternehmen geht nichts mehrohne Weiterbildung, keine Anpassung anneue Techniken, kein Karriereschritt <strong>und</strong> auchkeine Organisationsveränderung. Die Arbeitsgesellschaftwird zur allzeit lernenden Gesellschaft– so die allerorten wirksame Einbildung.

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