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„Für Frieden, Freiheit und Fortschritt“ - IG Metall

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„Lernen, lernen, lernen:Warum eigentlich?“Prof. Dr. Kh. A. GeißlerAus aktuellem Anlass:Wenn’s ums Lernen geht, kann man dieser Tageviel lernen. Besonders viel lernen lässt sichnach dem 11. September 2001. Bis zu diesemZeitpunkt haben wir das Lernen als jenes Mittelpropagiert, das uns zu neuen <strong>Freiheit</strong>en, zuerhofften Wachstumsraten unserer Volkswirtschaft<strong>und</strong> zur Lösung unserer lästigen Alltagsproblemeverhilft. Das Lernen war bisher füruns die Schnellstraße zu einem quasi-paradiesischenZustand, den wir neuerdings gernemit dem Etikett der „Wissensgesellschaft“ ausgestattethaben. Dieses Denkgebäude ist inNew York, zusammen mit zwei anderen Wolkenkratzern,eingestürzt. Jetzt müssen auchdie lernen, die uns zum Lernen angetriebenhaben. Jetzt weiß man, dass Lernen uns nichtnotwendigerweise weiter bringt. Jetzt habenwir erfahren, dass das Lernen nicht nur Problemelöst, sondern diese auch schafft. Werviel lernt, kann mit dem Gelernten auch vieleszerstören. Das ist eine der Lektionen, die esaus den furchtbaren Ereignissen in den USAzu begreifen gilt. Sie heißt: Lernen, lernen <strong>und</strong>nochmals lernen – unabhängig von zu lernendenInhalten <strong>und</strong> Werten, speziell im Hinblickauf die Anwendung des Gelernten, isthochriskant. Lernen ist gefährlich. Das hattenwir vergessen. Auf brutale Art <strong>und</strong> Weise sindwir daran erinnert worden. Der damalige <strong>IG</strong><strong>Metall</strong> Vorsitzende, Hans Brummer, hat vor 50Jahren zur Einweihung dieser Bildungsstättedas Motto auf den Weg gegeben: „Immer wiederdie Gegebenheit der Zeit neu studieren.“Genau daran will ich mich halten.Notwendige Vorbemerkung:Zuerst muss ich Sie bitten, folgende Warnungzu beachten: Ich habe größte Zweifel, ob ichfür diesen Anlass zu dem ich als Festrednereingeladen wurde, der richtige Redner bin.Um Ihnen die Möglichkeit zu geben, relativfrühzeitig etwas anderes zu tun als mir zuzuhören,ein Hinweis, was ich mit meinenVorträgen <strong>und</strong> auch meinen Publikationenüberhaupt erreichen möchte.Mit meinen Vorträgen beabsichtige ich zuallererst,das Wissen darüber zu vergrößern,was Menschen <strong>und</strong> Systeme tun, wie sie estun <strong>und</strong> was sie mit Menschen, die von ihnenabhängig sind, tun.Dabei richte ich meinen Blick zuallererst aufdie problematische Seite dessen, was ich beobachte,denn diese gilt es zu verändern. Insbesonderebeobachte ich unseren Umgangmit der Zeit <strong>und</strong> mit dem Lernen. Es ist mirklar, dass man durch Lernen auch mehr <strong>Freiheit</strong>enerlangen kann <strong>und</strong> durch Flexibilisierungmehr Zeitfreiheit, aber – <strong>und</strong> darauf zentriereich meine wissenschaftliche Leidenschaft– Lernen macht auch frei für neue Abhängigkeiten<strong>und</strong> Flexibilität ebenso. Dasheißt selbstverständlich nicht, deshalb aufLernen zu verzichten. Lernen müssen wir weiterhin.Es gibt dazu keine Alternative <strong>und</strong>wenn, dann muss auch diese Alternative erstgelernt werden.Mich interessiert der Zusammenhang von<strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong> Zwang, von Autonomie <strong>und</strong>Herrschaft. Wenn die Zuhörer <strong>und</strong> Zuhörerinnenmeiner Vorträge anschließend etwasmehr Bewusstheit davon entwickeln, was siebei ihrem Tun wirklich tun <strong>und</strong> dann auch ahnenoder sogar wissen, was sie mit ihrem Tunerreichen, verursachen oder auch nicht erreichen,dann bin ich höchst zufrieden. Mehrkann man m.E. von Vorträgen eines Wissenschaftlersnicht verlangen, vielleicht zusätzlichnoch etwas gute Unterhaltung.Also, Sie sind gewarnt, Ich werde Ihnen etwaszumuten.

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