Wolf Jürgen Röderaus allen Verwaltungsstellen <strong>und</strong> allen Betriebsgrößen.Wir wollen dies, um Betriebssyndikalismuszu überwinden <strong>und</strong> die gemeinsamenpolitischen Perspektiven <strong>und</strong> dieStrategien der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> zum Thema <strong>und</strong> zumInhalt der Seminare machen. Bildungsarbeitals Ort, an dem sich die Organisation trifft<strong>und</strong> miteinander diskutiert <strong>und</strong> arbeitet. Einerichtige, eine notwendige Anforderung.Dem gegenüber steht die ebenso richtige wienotwendige Anforderung nach Ange-boten,die ein attraktives lebensbegleitendes Lernenermöglichen sollen, für die KollegInnen, diedie Nachwuchsqualifizierung hinter sich haben.Wir haben auf der einen Seite strukturierteZugänge von Teilnehmern zu unseren Seminaren,Teilnehmer aus gut organisierten Betriebenmit Bildungsbeauftragten <strong>und</strong> Vertrauenskörpern.Auf der anderen Seite haben wir esmit Individualzugängen zu tun, beidenen Teilnehmer sich interessen<strong>und</strong>themenorientiert für Seminareentscheiden. Nach unseren Erfahrungengilt dies insbesondere fürTeilnehmer aus Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben.Wir haben Anforderungender Großbetriebe nach Qualifizierungihrer VK’s <strong>und</strong> Betriebsräteebenso zu erfüllen, wie wir dieKlein- <strong>und</strong> Mittelbetriebe der <strong>IG</strong><strong>Metall</strong> mit unseren Angeboten <strong>und</strong>Organisationsformen bedienenmüssen.Dem gegenüber steht aber die Anforderungnach Zielgruppenorientierung, nach Bildungsarbeitfür Handlungskollektive, für einzelneGremien <strong>und</strong> Gruppen, die gemeinsampolitische Interessenvertretung organisieren,die gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten. Eineebenso richtige, wie heute wichtige Anforderung.Weiter: Wir haben die Aufgabe, <strong>und</strong> es istauch unser Ziel, dass gewerkschaftliche Bildungsarbeiteine gezielte Nachwuchsqualifizierungfür die nachwachsenden Generationenvon Funktionären, Vertrauensleuten <strong>und</strong>Betriebsräten anbietet.Unsere Teilnehmer kommen ausder traditionellen Arbeitnehmerschaftwie der Stahl- <strong>und</strong> Automobilindustrie,dem Maschinenbau <strong>und</strong> derElektroindustrie.Gleichzeitig haben wir, wenn auch noch inviel zu geringer Zahl, Teilnehmer aus Betriebender „New Economy“.Wir haben ausreichend Teilnehmer für dieDurchführung von 14-Tage-Seminaren <strong>und</strong>wissen, dass wir gleichzeitig große Teilnehmergruppenhaben, die kürzere Seminarformenvorziehen, egal, aus welchen Gründen.Wir haben es gerade in Bezug auf den zentralenSeminarplan mit langen Planungs- <strong>und</strong>Vorlaufzeiten für die Entwicklung neuer Semi-
Wolf Jürgen Rödernare zu tun <strong>und</strong> leben gleichzeitig mit der Anforderung,flexibel <strong>und</strong> kurzfristig auf aktuelleBedarfe zu reagieren. Diese Liste ließe sichnoch fortsetzen, aber ich möchte es dabei bewendenlassen.Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, wenn ichmich dem Thema unserer zukünftigen Strukturen,unseres neuen Modells zuwende, stehtfür mich im Vordergr<strong>und</strong> die Frage, was ist dasVerbindende in unserer gewerkschaftlichenBildung.Unsere Rahmenkonzeption schlägt hier eineeinfache, aber auch weitreichende Antwortvor: „Die Sachen klären <strong>und</strong> die Menschenstärken“. Die Sachen klären, also die Analyseder gesellschaftlichen Verhältnisse, der kapitalistischenLogik <strong>und</strong> ihrer Zwänge, die Aufklärungüber gesellschaftliche <strong>und</strong> ökonomischeVerhältnisse sind gr<strong>und</strong>legender Bestandteilgewerkschaftlicher Bildung.Die Menschen stärken, spiegelt das Individuelle,das Persönliche als Komponente unsererBildungsarbeit.Das Politische des Individuellen, des Persönlichenals die Voraussetzung gemeinsamenHandelns zu sehen, ist meiner Auffassungnach der Schlüssel für erfolgreiche Bildungsarbeit.Auch wenn wir in Kategorien des gemeinsamenHandelns, des Solidarischen in unserenverschiedenen Organisationsformen denken,geht alles vom Individuum mit seinen Fragen,Ambivalenzen, Hoffnungen <strong>und</strong> Kompetenzenaus.Darum gehören diese beiden Aspekte zusammen.Ihre Verbindung bildet für mich das Politischeunserer Bildungsarbeit, den Kern unsererpolitischen Bildungsarbeit. Unsere Teilnehmerinnen<strong>und</strong> Teilnehmer brauchen politischeOrientierung, brauchen die politischeAnalyse <strong>und</strong> sie brauchen gleichzeitig einehohes Niveau an fachlichem Wissen <strong>und</strong> sozialerKompetenz. Sie brauchen politischesSelbstbewusstsein.Für mich gilt es, stärker als bisher, in diesemSinne integrierte Formen gewerkschaftlicherBildungsarbeit zu entwickeln.Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, vor diesemHintergr<strong>und</strong>, aufbauend auf den erfolgreichen<strong>und</strong> positiven Veränderungen der letzten Jahre,haben wir eine erste Ideenskizze, ein Modell,für die zukünftige Struktur unserer Bildungsarbeitentworfen.Warum ein solches Modell, ein solcher Vorschlag?Natürlich gibt es von allen Beteiligten zahlreicheIdeen <strong>und</strong> Vorschläge zur Weiterentwicklung.Das zeichnet gerade die Bildungsarbeiteraus. Ich habe deutlich gemacht: Vielesläuft gut in der Bildungsarbeit. Es gibt aberauch Kritik an bisherigen Strukturen, es gibtSchwachstellen <strong>und</strong> es gibt Ideen, die Defiziteabzubauen. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ist esmeiner Meinung nach Aufgabe des VorstandsbereichsBildung, ein Modell vorzuschlagen,das eine konstruktive <strong>und</strong> gezielte Weiterarbeitermöglicht.Wir brauchen ein neues Modell, das unseremweiterentwickelten Bildungsverständnis entspricht<strong>und</strong> das den organisatorischen Rahmenfür die heute veränderten Anforderungenbildet. Ein Modell, das möglichst vielen Anforderungen,Ideen, Wünschen <strong>und</strong> Vorstellungengerecht wird. Nicht zu 100 Prozent,den Anspruch habe ich nicht, aber doch weitgehend<strong>und</strong> als Gr<strong>und</strong>lage für unsere gemeinsameweitere Arbeit.Ich bin überzeugt davon, dass ein solches Modellsinnvoll <strong>und</strong> hilfreich ist für die Diskussionin den nächsten Monaten, weil es Orientierung<strong>und</strong> Richtung für unsere Arbeit gibt.