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„Für Frieden, Freiheit und Fortschritt“ - IG Metall

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Wolf Jürgen Röder3. Politische BeteiligungWir haben ein Problem mit unserer politischenOrientierung. Nicht unbedingt, weil esunterschiedliche Auffassungen in der Organisationgibt. Die gab es in der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> schonimmer.Nein, ich denke, unser Problem besteht darin,dass unter heutigen Bedingungen die Erarbeitungzukunftsweisender politischer Strategien<strong>und</strong> Visionen von einer zukünftigen Gesellschaftschwieriger <strong>und</strong> komplexer gewordenist.Gewerkschaftliche Realpolitik, die sich nuram hier <strong>und</strong> heute Machbaren orientiert, führtletztlich zur Sinn- <strong>und</strong> Existenzkrise.Gewerkschaften brauchen Werte <strong>und</strong> Normen,die Identität <strong>und</strong> Zusammenhalt begründen<strong>und</strong> über den Tag hinaus weisen. Gewerkschaftenbrauchen Utopien <strong>und</strong> Visionen.Anders gesagt: Sie müssen an ihren Wertenfesthalten, an der Solidarität, an der <strong>Freiheit</strong>,an der Gleichheit, an der sozialen Gerechtigkeit.Um diese Ideen, die für die Organisierungvon Solidarität unverzichtbar sind, müssenwir kämpfen, müssen verhindern, dass ihr Bedeutungsgehaltvom politischen Gegner umdefiniertwird.Ich denke, hier liegt auch die Gr<strong>und</strong>lage unsererZukunftsdebatte mit den entsprechendenLeitthemen.Es gilt, Zukunftsperspektiven mit der entsprechendenpolitischen Orientierung zu erarbeiten,<strong>und</strong> sie in Einklang zu bringen mit derEntwicklung unserer Organisationsstruktur. Inder Gesamtorganisation <strong>und</strong> in der Bildungsarbeit.Wir müssen uns in erster Linie mit dem Neoliberalismuskonzeptionell auseinandersetzen.Eine Besonderheit der unter den StichwortenGlobalisierung, Neoliberalismus firmierendenIdeologien <strong>und</strong> Prozesse ist: sie sind nicht das,was sie zu sein beanspruchen.Die Vertreter <strong>und</strong> Anhänger des Neoliberalismus,das heißt, der freien - von staatlichen<strong>und</strong> sozialen Regelungen befreiten - wirtschaftlichenEntwicklung behaupten, er bringeallen Beteiligten materiellen <strong>und</strong> sozialenErfolg <strong>und</strong> Wohlstand. Und das ist für sie dannauch gerecht <strong>und</strong> demokratisch.In Wirklichkeit führen die gegenwärtigen Umwälzungsprozessesowohl an den Rändernder prosperierenden Volkswirtschaften alsauch in ihren Zentren für die Arbeitnehmerinnen<strong>und</strong> Arbeitnehmer zu Ausgrenzung, strukturellerArbeitslosigkeit <strong>und</strong> Armut. Noch niewaren Reichtum <strong>und</strong> Lebenschancen auf demGlobus so ungleich verteilt wie in der Gegenwart.Die Politik des Wettbewerbs führt nicht nur zueiner Zunahme von Konkurrenz, sie führtauch zu einer nie da gewesenen Konzentrationwirtschaftlicher Macht, die sich vielfachstaatlichen Regeln entzieht <strong>und</strong> deren globaleOperationen sich fast im „regelfreien“ Raumbewegen.Es besteht die Gefahr, dass der Neoliberalismus<strong>und</strong> die Art <strong>und</strong> Weise der gegenwärtigenGlobalisierungsdiskussion gerade in Deutschlanddas historische Bündnis von Kapitalismus,Sozialstaat <strong>und</strong> Demokratie <strong>und</strong> die dieseminne wohnende Produktivität gefährdet<strong>und</strong> sprengt.Natürlich sind viele Fragen offen. Alte Sozialstaatsmodellesind nicht einfach in die Zukunftfortschreibbar, Sozialsysteme brauchenneue Perspektiven, wir brauchen Antwortenauf viele Fragen.

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