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das ist bei Ueli MaUrer normal. Der SVP-Bun - ZwygArt

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PolitikEine Terrasse für zwei<strong>Bun</strong>desräte <strong>Ueli</strong> Maurer, 58,muss seinen Balkon im<strong>Bun</strong>deshaus Ost mitBüronachbarin und Volkswirtschaftsmin<strong>ist</strong>erinDorisLeuthard teilen. Und amDepartements-Osterhasendarf jeder knabbern.Wer mit ihm mithalten will, muss frühaufstehen. Sitzungen morgens um6.30 Uhr – <strong>das</strong> <strong>ist</strong> <strong>bei</strong> <strong>Ueli</strong> Maurer<strong>normal</strong>. <strong>Der</strong> <strong>SVP</strong>-<strong>Bun</strong>desrat überKuhglocken im Büro, sein Dienstvelound <strong>das</strong> sonntägliche Kaninchenm<strong>ist</strong>en.«Mir machts Spass»30 schweizer illustrierteschweizer illustrierte31


PolitikZweckmässig PersönlicheGegenstände sind in Maurers Bürokaum zu finden. «Ja, es <strong>ist</strong> ehernüchtern eingerichtet», meintder Militärchef. Und die Bilderstammen vom Armeefilmdienst.Geschenke <strong>SVP</strong>-Sektionen,Vereine, Militärkollegen –alle gratulierten zur Wahl.Ohrenschmaus <strong>Ueli</strong> Maurerhört zum Ar<strong>bei</strong>tengern klassische Musik.Text Chr<strong>ist</strong>ine ZwygartFotos Kurt ReichenbachSein Büro wirkt schnörkellos, aberzweckmässig. Eine schwarzeLedersitzgruppe, ein grosserSchreibtisch, ein paar Schränke fürAkten. <strong>Ueli</strong> Maurer führt galant und gutgelaunt durch seine neuen Räume im<strong>Bun</strong>deshaus Ost: «Die Möbel habe ichvon meinem Vorgänger übernommen.»An Karfreitag <strong>ist</strong> es genau 100 Tage her,<strong>das</strong>s Samuel Schmid ging und Maurer<strong>das</strong> Amt als Vorsteher des Departementsfür Verteidigung, Bevölkerungsschutzund Sport antrat. «Es machtmir Spass, <strong>Bun</strong>desrat zu sein», sagt der58-jährige Hinwiler. Er fühle sich vonseinen Amtskollegen gut aufgenommenund ar<strong>bei</strong>te mit Leidenschaft.Im Sitzungszimmer neben seinem Bürosteht der Chefsessel am oberen Endedes langen Tisches – dort, wo eineblaue Plastikunterlage liegt. «Ich habeda mal Kaffee verschüttet», erzähltder Zürcher Neo-<strong>Bun</strong>desrat und grinstspitzbübisch. «Jetzt hat der Weibelwohl vorgesorgt …» An den Wändenhängen keine Werke von Hodler oderAnker, sondern Fotos aus der Sammlungdes Armeefilmdienstes. MaurersLieblingsbild: ein Soldat, der Piccolospielt. «Diese Fotos motivieren mich.»Die Armee sei schliesslich ein Teilseines Alltags geworden – und als Chefmüsse er schauen, <strong>das</strong>s der Betriebreibungslos laufe.Herr Maurer, erstmals in Ihrem Lebenar<strong>bei</strong>ten Sie nun zu 100 Prozent alsPolitiker. Sind Sie glücklich damit?Die Tage hier in Bern sind so intensivund interessant, <strong>das</strong>s ich meine Ar<strong>bei</strong>tsehr geniesse. Aber abends vermisseich den direkten Kontakt zu denMenschen. Bis zur Wahl in den <strong>Bun</strong>desratbeschäftigte ich mich immer inirgendeiner Form mit der Landwirtschaft– deshalb fehlt mir hiermanchmal ein bodenständiger Bauer inmeinem Alltag. uAntiquität Dieser Karabiner 11war bis 1960 <strong>bei</strong> den Truppenim Einsatz.«Meine Armeewaffehabe ichabgegeben – ichbin ein schlechterSchütze undtreffe eh nichts»<strong>Ueli</strong> Maurer32 schweizer illustrierte schweizer illustrierte 33


Politiku Was hat Sie an Ihrem neuen Job amme<strong>ist</strong>en überrascht?Völlig fremd <strong>ist</strong> mir eigentlich nichts.Aber mich überraschten die vielenAngestellten, die mir zur Verfügungstehen. Für alles und jedes <strong>ist</strong> nichtnur eine Person zuständig, sonderneine ganze Truppe (lacht). Und dieStruktur hier <strong>ist</strong> voll auf mich ausgerichtet– offenbar bin ich der wichtigsteMann im Laden, und alle dienenmir zu. Das <strong>ist</strong> ein neues Gefühl, dennals Präsident des Zürcher Bauernverbandeswar ich stets ein Selfmademan.Ich kann noch heute keine Redehalten, die jemand für mich geschriebenhat. Ich muss die Ideen dazu selberentwerfen, sonst klappt <strong>das</strong> nicht.Sie haben mal angedroht, <strong>das</strong>s <strong>bei</strong>Ihnen morgens die erste Sitzung bereitsum sechs Uhr beginnt.Es stellte sich heraus, <strong>das</strong>s sechs Uhrfür all jene ein bisschen früh <strong>ist</strong>, diemit den öffentlichen Verkehrsmittelnanreisen. Aber halb sieben Uhr <strong>ist</strong> <strong>bei</strong>mir Standard, um diese Zeit trafen wiruns auch heute Morgen zur erstenSitzung – <strong>das</strong> <strong>ist</strong> ja nicht wirklich früh,oder?Na ja … Früher haben Sie an Sitzungenoft gezeichnet. Liegt <strong>das</strong> noch immer drin?Nein, die <strong>Bun</strong>desratssitzungen sindsehr intensiv. Und alle anderen mussich als Departementsvorsteher leiten.Was für ein Verlust von Lebensqualität(lacht)! Aber während Telefongesprächenkann ich manchmal fürmich noch ein bisschen zeichnen.Einst waren Sie Ihr eigener Chef, heutewuseln den ganzen Tag Leute um Sieherum. Haben Sie sich daran gewöhnt?Ich stellte rasch klar: Wer zu mir kommt,<strong>ist</strong> gut vorbereitet, stellt Anträge oderinformiert mich – da wird nicht herum-Chef-Zentrale Maurers Bürotelefon<strong>ist</strong> beeindruckend. Dazu besitzt ernoch zwei Handys – für Beruflichesund Privates. Beim Telefonierenzeichnet der <strong>Bun</strong>desrat gern.Gesichter Im Sitzungszimmerstellt Maurer Porträtsvon Armeeangehörigen aus.«Ich mag keineModewörter wie‹andenken›.Wir müssen unsereIdeen durchdenken!»<strong>Ueli</strong> Maurergewuselt. Mein einziger Luxus <strong>ist</strong>der Weibel, der mir einen Kaffeebringt, wann immer ich Lust daraufhabe (lacht).Und noch ein Privileg haben unsere<strong>Bun</strong>desräte: Jede Woche schmücktein frischer Blumenstrauss ihrenSchreibtisch. Und da hat <strong>Ueli</strong> Maurerein besonderes Anliegen: «WeisseRosen sind für mich die edelstenBlumen, die es gibt.» Also wünscht ersich in seinen Bouquets mindestenseine seiner Lieblingsblumen. «Aberirgendwie <strong>ist</strong> meine Bitte noch nicht inder Gärtnerei angekommen …», meinter mit einem Schmunzeln.Eine neue Attraktion erhält MaurersBüro noch diese Woche: An der Wandzwischen den grossen Bogenfensternwird ein Glockenregal installiert. «EineTreichel und zehn Glocken lagern<strong>bei</strong> mir daheim im Keller», erzählt er.Zwei Exemplare seien gar Erbstückeseines Vaters, der am Bachtel bauerte.Haben sich Ihre sechs Kinder und IhreFrau an die neue Situation gewöhnt?Die neue, klare Trennung zwischenFamilien- und Berufsleben hat für uschweizer illustrierte35


Politikumich auch angenehme Seiten, dennich kann ohne schlechtes Gewissenbis 23 Uhr ar<strong>bei</strong>ten. Und denke nichtständig, <strong>das</strong>s ich jetzt nach Hausesollte. Die Ar<strong>bei</strong>tsmenge, die ichbewältigen muss, <strong>ist</strong> enorm. Ich findemich mit der neuen Situation gutzurecht, meine Familie hat sich hingegennoch nicht ganz daran gewöhnt.Wie sieht Ihr perfekter Sonntag aus?Ich m<strong>ist</strong>e die Kaninchen mit meinemSohn Corsin – <strong>das</strong> habe ich mit ihmso abgemacht. Überhaupt kümmere ichmich am Sonntag am me<strong>ist</strong>en ummeinen Jüngsten, gehe mit ihm aneinen Eishockey- oder Fussballmatch.Oder wir treiben gemeinsam Sport.Wir nennen <strong>das</strong> dann einen «Herrensonntag».Was vermissen Sie sonst noch aus Ihrem«alten Leben»?Den Sport. In Bern versuchte ichmorgens auch schon joggen zu gehen,doch <strong>das</strong> <strong>ist</strong> schwierig. Zuerst muss ichdurch die halbe Stadt, bis ich an derAare bin – unterwegs kennen mich alle,ich komme kaum vorwärts. Jetzt habich den Versuch aufgegeben, doch dieBewegung fehlt mir.Die <strong>SVP</strong> schenkte Ihnen zur Wahl einMilitärvelo. Flitzen Sie mit dem nun durchBerns Gassen?Nein, ich nahm es mit nach Hause. Aberich habe jetzt ein zweites Velo für Berngeordert – es gibt ja so viele überzähligein der Armee. Kurze Wege lassen sichdamit viel effizienter zurücklegen alsmit dem Dienst-Mercedes.<strong>Ueli</strong> Maurer lebt nicht gern in derStadt. «Ich will morgens die Vögelzwitschern hören. Und abends <strong>ist</strong> mirwohl, wenn ich die Fenster aufreissenund richtig durchatmen kann.»Deshalb sucht der Mag<strong>ist</strong>rat nochimmer eine Wohnung im Grünen undlogiert derweilen – wie seit Jahren,wenn er in Bern <strong>ist</strong> – im Hotel Bären.25 öffentliche Auftritte hat derVerteidigungsmin<strong>ist</strong>er bisher absolviert.«Leider besuchte ich noch nichtviele Sportanlässe – da wird immer soein Tamtam um mich gemacht.» Soschleicht der Sportmin<strong>ist</strong>er manchmalinkognito auf die Zuschauertribüne.Einfach und unkompliziert – so mags<strong>Ueli</strong> Maurer am liebsten. Schon immer.Und erst recht als <strong>Bun</strong>desrat. •Treffen nach der Pressekonferenz <strong>Ueli</strong>Maurer mit SI-Politchefin Chr<strong>ist</strong>ine Zwygart.Zur Lage der Armee<strong>Ueli</strong> Maurers Bilanz nach 100 Tagensieht durchzogen aus. Er ortet eine gewisseReform-Müdigkeit und Verunsicherung.Um die Situation zu verbessern, will erVertrauen schaffen. Eine interne Kontrollesoll helfen, <strong>bei</strong> Mängeln effizienter eingreifenzu können. Maurer hält fest, <strong>das</strong>snur ein Fünftel der Truppen mit Materialausgerüstet werden kann und ein klarerpolitischer Auftrag fehle. «Ich schlafetrotz allem noch gut. Doch manchmalerwache ich morgens um vier Uhr, und dannkommen mir all die Probleme in den Sinn.»

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