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Von der Modernität der Akademie - Akademie der Wissenschaften ...

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<strong>Akademie</strong> heute 2tigen Legislaturperiode fortgesetztwerden solle. So habe die <strong>Akademie</strong>gern Busemanns Einladung angenommen,auch weiterhin mit Vorträgenim Landtag zu Gast zu sein.In seinem Jahresbericht betonte Tangermanndie „Mo<strong>der</strong>nität“ <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>.Er wandte sich damit gegen dieAnnahme einzelner Skeptiker, <strong>Akademie</strong>nseien rückwärtsgewandt undselbstverliebt in ihre große Geschichteund Tradition. Vielmehr gebe eswenig, was in höherem Maße zeitgemäßsei als das Bemühen, wenigstensan einigen Orten die Möglichkeitzu eröffnen, über die Fächergrenzenhinweg miteinan<strong>der</strong> zu sprechen undzu arbeiten. „Den Nutzen des Diskurseszwischen den Disziplinen habennicht nur die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>persönlich für sich selbst. Er schlägtsich auch in ihrer wissenschaftlichenArbeit nie<strong>der</strong> und stärkt damit den Ertragdes Wissenschaftssystems insgesamt“,sagte Tangermann. Zudemwürden Erkenntnisse regelmäßig indie Öffentlichkeit hineingetragen. Indiesem Zusammenhang berichtete<strong>der</strong> Präsident von zahlreichen Veranstaltungenim vergangenen Jahr,die von <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>woche überMo<strong>der</strong>ationen im Literaturherbst biszum Vortragsabend in <strong>der</strong> LandesvertretungBerlin reichten.Unter den 25 Langzeitvorhaben <strong>der</strong>Göttinger <strong>Akademie</strong> hob er zweiForschungsprojekte hervor, die imvergangenen Jahr eine beson<strong>der</strong>eWegmarke erreicht hätten: die „GelehrtenJournale und Zeitungen alsNetzwerke des Wissens im Zeitalter<strong>der</strong> Aufklärung“ und die „Leibniz-Edition“. Beiden Vorhaben hättenGutachter erst kürzlich glänzendeZeugnisse ausgestellt. In dem erstgenanntenForschungsprojekt werdendie bedeutendsten Medien <strong>der</strong>Aufklärungszeit erschlossen, analysiertund digitalisiert sowie übereine interaktive Online-Datenbankzur Verfügung gestellt. Die „Leibniz-Edition“ umfasst alle Schriften desUniversalgelehrten – ein Nachlass,<strong>der</strong> mit ca. 200.000 Seiten den wohlgrößten Umfang hat, den je ein Gelehrterhinterlassen hat.Festredner Stefan Treue, Professorfür Kognitive Neurowissenschaftenund Biopsychologie, Direktor desDeutschen Primatenzentrums undOrdentliches Mitglied <strong>der</strong> GöttingerDie Vortragenden: <strong>Akademie</strong>präsident Prof. Stefan Tangermann, LandtagspräsidentBernd Busemann und Prof. Stefan Treue, Direktor des Deutschen Primatenzentrums(v. li.)<strong>Akademie</strong> seit 2010, erläuterte inseinem Vortrag „Die Physiologie <strong>der</strong>Aufmerksamkeit – Vom Sehen zurWahrnehmung“ anschaulich, was in<strong>der</strong> Großhirnrinde passiert, wenn wiruns nur auf einen kleinen Anteil <strong>der</strong>auf uns einströmenden Informationenkonzentrieren. „Schwache Reizewerden durch Aufmerksamkeit zustärkeren Reizen“, sagte Treue. Fürletztere sorgten vor allem drei Nachwuchstalente:Victoria Sarasvathi(Klavier), Dorothea Stepp (Violine)und Louise Wehr (Violine) begleitetendie Festveranstaltung musikalisch.Alle drei waren bei „Jugendmusiziert“ ausgezeichnet worden.aloDie Ausgezeichneten: Für wissenschaftlich herausragende Leistungen wurdenauf <strong>der</strong> Jahresfeier Dr. Manuel Alcarazo Velasco mit dem Chemiepreis, Dr. KatjaBurzer mit dem Hans-Janssen-Preis und Prof. Emmanuel Jean Candès mit demDannie-Heineman-Preis (v. li.) geehrt .Fotos: alo


<strong>Akademie</strong> heute 4Neues Verfahren zum Nachweis von Krebserkrankungen<strong>Akademie</strong>mitglied präsentiert in Berlin bahnbrechende ForschungsergebnisseMöglicherweise wird es schon bald in<strong>der</strong> Apotheke Teststreifen geben, mitdenen im Urin nachgewiesen werdenkann, ob eine Brustkrebserkrankungvorliegt o<strong>der</strong> nicht. Mit solchen Neuigkeitenkonnte die <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong><strong>Wissenschaften</strong> zu Göttingen am 15.Oktober 2013 in <strong>der</strong> Vertretung desLandes Nie<strong>der</strong>sachsen beim Bund inBerlin aufwarten. Prof. Bertram Brenig,Leiter des Lehrstuhls für Molekularbiologie<strong>der</strong> Nutztiere an <strong>der</strong> Georg-August-Universitätin Göttingen,Direktor des Tierärztlichen Instituts<strong>der</strong> Universität Göttingen und Ordentliches<strong>Akademie</strong>mitglied seit 2002,stellte bahnbrechende neue Forschungsergebnissein seinem Vortrag„Biomarker in <strong>der</strong> Tumordiagnostik– neues Verfahren zum frühen Nachweisvon Krebserkrankungen“ vor.Michael Pelke, Dienststellenleiter <strong>der</strong>Landesvertretung, hielt die Entdeckungenvon Brenig für „geradezu nobelpreisverdächtig“.Die <strong>Akademie</strong>nim allgemeinen würdigte er, indem erdarauf verwies, dass Politik und Gesellschaftin einer immer komplexerwerdenden Welt auf den unabhängigenRat exzellenter Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftler in vielhöherem Maße angewiesen seienals das in <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> Fallgewesen sei. Die Göttinger <strong>Akademie</strong>stelle sich den wissenschaftlichenund gesellschaftlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen<strong>der</strong> Zeit. „So gehört Krebszweifelsohne zu den Herausfor<strong>der</strong>ungenunserer Tage“.Prof. Stefan Tangermann, Präsident<strong>der</strong> Göttinger <strong>Akademie</strong>, sieht in denArbeiten von Brenig einen Beleg dafür,dass Ressourcen, die in Wissenschaftund Forschung investiert würden,für unser aller tägliches Lebengroße Bedeutung haben könnten un<strong>der</strong>innerte an den ersten BSE-Lebendtest,<strong>der</strong> ebenfalls von Brenig entwickeltworden sei.Dieses Mal ist es dem Molekularbiologenund seinen Mitarbeitern gelungen,so genannte zellfreie Tumor-DNA (ctDNA) im Blut nachzuweisen.Die ctDNA gelangt ins Blut, sobaldein Tumor metastasiert o<strong>der</strong> Tumorzellenin die Blutbahn eindringen.Vortragsabend <strong>der</strong> Göttinger <strong>Akademie</strong> in <strong>der</strong> Vertetung des Landes Nie<strong>der</strong>sachsenbeim Bund: Prof. Stefan Tangermann begrüßt die Besucher.Prof. Betram BrenigFotos: aloDamit lässt sich Brustkrebs nicht nurdeutlich einfacher, nämlich durch eineBlut- bzw. Urinprobe, son<strong>der</strong>n auch ineinem frühen Stadium diagnostizieren.Entwickelt wurde das neue Verfahrenan fünf Hündinnen unterschiedlicherRassen, die durchschnittlich 9,5 Jahrealt waren. Brenig versicherte, dassdie Erkenntnisse bei den Tieren quasieins zu eins auf den Menschen übertragbarseien. Obwohl er Tierarzt sei,arbeite er daher auch eng mit <strong>der</strong> UniversitätsmedizinGöttingen zusammen.Die Ergebnisse wurden Ende Septemberin PloS One online publiziertund sind Brenig zufolge bereits in denersten zwei Wochen mehr als 1000Mal gelesen o<strong>der</strong> heruntergeladenworden. Innerhalb des nächsten dreiviertelJahres sollen die klinischenStudien an weiteren Patienten soweitabgeschlossen sein, dass mit <strong>der</strong>Entwicklung eines marktreifen Testsbegonnen werden kann, wie Brenigsagt. Mit Firmen in Deutschland undden USA sei er in Kontakt.Allerdings ist Brenig mit seinen Forschungennoch lange nicht am Ende.Einen Wehmutstropfen gibt es in demneuen Verfahren, denn einen einzigenBiomarker wird es wohl nicht geben,mit dem alle Tumorarten nachgewiesenwerden können. “Es werden amEnde immer mehrere Biomarker sein,mit denen dann aber ein Großteil allerTumoren erkannt werden kann“,sagte Brenig. Dafür könnten aberdie neuen Erkenntnisse auch auf dieEntwicklung <strong>der</strong> Diagnostik an<strong>der</strong>erKrebsarten, z.B. auf Prostatakrebs,übertragen werden.alo


<strong>Akademie</strong> heute 6Neue Online-Datenbank zu PapsturkundenWichtigste Quellengattungen des Mittelalters im Internet zugänglichVom 18. November 2013 an habenHistoriker weltweit die Möglichkeit, aufPapsturkunden digital zuzugreifen.An diesem Tag um 12 Uhr wurde dieDatenbank „Regesta Pontificum Romanorumonline“ freigeschaltet (www.papsturkunden.de o<strong>der</strong> www. goettinger-papsturkundenwerk.de),die denInhalt aller Bände umfassen wird, dieim Rahmen des Forschungsprojektes„Papsturkunden des frühen und hohenMittelalters“ <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong>zu Göttingen entstandensind. Das Forschungsprojekt verfolgtdas Ziel, die bis zum PontifikatsbeginnInnozenz‘ III. (1198) ausgestelltenPapsturkunden und sonstigen Papstkontaktezu erfassen und <strong>der</strong> Wissenschaftzugänglich zu machen.Die Erforschung <strong>der</strong> Papsturkundenist eines <strong>der</strong> bedeutendsten Arbeitsgebietein <strong>der</strong> Mediävistik und <strong>der</strong>europäischen Geschichte. Die Urkundengehören zu den ergiebigstenQuellengattungen des Mittelalters,denn sie waren das wichtigste Kommunikationsmediumdes Oberhaupts<strong>der</strong> mächtigsten Institution dieserEpoche, <strong>der</strong> Kirche. Als Rechtsdokumentespiegeln sie den Gestaltungswillen<strong>der</strong> Päpste wi<strong>der</strong> und belegennicht nur, wie die Kirche in Europa ihrenuniversellen Ansprüchen Geltungverschaffte, son<strong>der</strong>n auch, welchenEinfluss sie auf das öffentliche Lebenhatte. Die herausragende Bedeutung<strong>der</strong> Papsturkunden erkennt man aufden ersten Blick: Während an<strong>der</strong>e Dokumentejener Zeit eng beschriebensind, da Pergament sehr kostbar war,wird in Papsturkunden auffälligen graphischenSymbolen großzügig Raumgegeben, um einen hohen Wie<strong>der</strong>erkennungswertzu gewährleisten.In dem <strong>Akademie</strong>vorhaben wird unteran<strong>der</strong>em das Verzeichnis von Papsturkundenbis 1198, das <strong>der</strong> deutscheHistoriker und Philologe Philipp Jafféim Jahre 1851 herausgegeben hat,neu überarbeitet und erweitert. Die1885-1888 erarbeitete zweite Auflagedieses als „Jaffé“ bezeichneten Werkeserfasste 18.000 Papsturkunden,inzwischen sind den Experten zufolgeschon 30.000 dieser Schriftstücke bekanntund es kommen immer wie<strong>der</strong>Neuentdeckungen, zumBeispiel aus Spanien undOstmitteleuropa, hinzu.Die gesammelten Urkundenwerden <strong>der</strong> Forschungin Regestenformpräsentiert. Regestensind eine Zusammenfassungdes rechtsrelevantenInhalts einer Urkunde,verbunden mit Angabenzur Überlieferung undEditionen sowie einemsachkritischen Kommentar,in dem beson<strong>der</strong>sFragen zur Datierung undEchtheit behandelt werden.Die Datenbank, die vonMitarbeitern in Erlangenim XML-Format programmiertworden ist, stelltdem Benutzer neben einerVolltextsuche zahlreiche,kombinierbare Suchfunktionenzur Verfügung.Diese Suchfunktionensind für die Forschung vonbeson<strong>der</strong>em Wert, da diemeisten Regestenbändebisher ohne Register erschienensind. Die gezielteSuche beispielsweise nach Orteno<strong>der</strong> Personen wird durch die Datenbanknicht nur erheblich beschleunigt,son<strong>der</strong>n in vielen Fällen überhaupterst möglich. Die Datenbank zeichnetsich zudem dadurch aus, dass in ihrbisher getrennte Werke, <strong>der</strong> „Jaffé“sowie die einzelnen Bände des GöttingerPapsturkundenwerkes, integriertund parallel zu konsultieren sind.Am Tag <strong>der</strong> Freischaltung <strong>der</strong> Datenbankwurden 282 Regesten des2011 erschienenen Bandes Bohemia-MoraviaPontificia, erarbeitet vonWaldemar Könighaus, frei zugänglichsein. Dadurch sind die Beziehungenzwischen Böhmen und <strong>der</strong> Kurie vollständignachverfolgbar. In den nächstenJahren werden die weiteren imRahmen des <strong>der</strong>zeitigen <strong>Akademie</strong>nprojekteserarbeiteten Bände nachAblauf einer moving wall in die Datenbankeingespeist.Neben den erstellten Regesten in <strong>der</strong>Papst Paschalis II. bestätigt am 11. April 1102 demKloster Reinhardsbrunn dessen Güter und PrivilegienFoto: aloDatenbank werden auch die älterenBände des Papsturkundenwerkes,das 1896 unter <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> Göttinger<strong>Akademie</strong> begonnen und seit1931 von <strong>der</strong> Pius-Stiftung mitgetragenwird, den Benutzern schrittweiseals pdf-Datei zur Verfügung gestellt.Ziel bleibt es, alle Bände in die Datenbankstruktureinzubinden.Darüber hinaus werden in den nächstenJahren laufend Abbildungen vonPapsturkunden zu den jeweiligenRegesten hinzugefügt. Die GöttingerArbeitsstelle verfügt über eineSammlung von Photographien dieserDokumente, die über Jahrzehnte zusammengetragenwurde. Da einigeOriginalurkunden beispielsweise imKrieg verloren gegangen sind, habendie in Göttingen lagernden, bisherweitgehend unveröffentlichten Abbildungenfür die Forschung einen beson<strong>der</strong>enWert.alo / TS


<strong>Akademie</strong> heute 7Spuren des Morgenlandes im Kulturwissenschaftlichen ZentrumAusstellung vermittelt Eindruck von <strong>der</strong> Forschungsarbeit des KOHD-ProjektesIm Foyer des KulturwissenschaftlichenZentrums <strong>der</strong> Universität Göttingenkonnten Interessierte vom 18.Oktober bis zum 16. November einStück weit in den Alten Orient eintauchen.Geheimnisvolle Handschriftenund Bil<strong>der</strong> wie aus einem Märchenbuchgab es dort hinter Glas zu besichtigen.Erklärt wurden die Dokumenteauf sieben Tafeln. Obwohldie Ausstellung „Auf den Spuren desMorgenlandes“, die von <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong><strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong> zu Göttingenin Kooperation mit <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>sächsischenStaats- und UniversitätsbibliothekGöttingen (SUB Göttingen)unter <strong>der</strong> Leitung von Prof. TilmanNagel organisiert wurde, nur wenigeQuadratmeter in Anspruch nahm, zogsie zahlreiche Besucher an. Oft verweiltenvor allem Studierende vor denVitrinen, bevor sie zu ihren Veranstaltungenweiterzogen.Die Ausstellung vermittelte einenEinblick in ein Forschungsprojekt,dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterschon über Jahrzehnte hinwegüberwiegend unbeachtet von <strong>der</strong>Öffentlichkeit an einem gewaltigenWerk arbeiten, das nicht nur für historischeDisziplinen und Religionswissenschaftenvon Bedeutung ist,son<strong>der</strong>n auch als Grundlage für Antwortenauf Gegenwartsfragen dient.Die „Katalogisierung orientalischerHandschriften in Deutschland“ hatsich zum Ziel gesetzt, alle orientalischenHandschriften, die noch nichterfasst in deutschen Bibliotheken undMuseen lagern, zu ermitteln und zukatalogisieren. Dabei wurde die Zahl<strong>der</strong> Handschriften zunächst deutlichunterschätzt. Als die Deutsche Forschungsgemeinschaftim Jahr 1957das Projekt zu för<strong>der</strong>n begann, wurdedie Zahl <strong>der</strong> zu bearbeitenden Manuskripteauf 14.000 geschätzt; 1980rechnete man schon mit 90.000 nochnicht in Katalogen erfassten Handschriften.Das Mammutvorhaben wirdseit 1989 von <strong>der</strong> Göttinger <strong>Akademie</strong>betreut, mit Arbeitsstellen in Berlin,Bonn, Hamburg, Jena, Kassel undGöttingen.Der stellvertretende Direktor <strong>der</strong> SUBGöttingen, Dr. Armin Müller-Dreier,Vor <strong>der</strong> Eröffnung: DieAusstellung im Foyerdes KWZsBei <strong>der</strong> Eröffnungsveranstaltung:Prof.Tilman Nagel, Prof.Stefan Tangermannund Dr. Armin Müller-Dreier (v. li.)Fotos: alobezeichnete das Katalogisierungsprojektauf <strong>der</strong> Eröffnungsveranstaltungals „unverzichtbare Grundlage <strong>der</strong>Forschung in den orientalischen <strong>Wissenschaften</strong>“und wies auf die zahlreichenorientalischen Handschriftenauch <strong>der</strong> SUB Göttingen hin, die mitHilfe des Forschungsprojektes erstmals<strong>der</strong> Forschung zugänglich gemachtwürden. „Dieses Unterfangenhätte unsere Bibliothek aus eigenenMitteln nicht durchführen können“,sagte Müller-Dreier. Bereits im 18.Jahrhun<strong>der</strong>t seien zahlreiche Handschriftenvor allem des islamischenKulturkreises, aber auch aus Zentralasienund China als Geschenkedes Göttinger Alumnus Georg Thomasvon Asch an die Göttinger Bibliothekgelangt – dieser Bestand werdeseither vor allem durch Ankäufe undSchenkungen erweitert.Prof. Stefan Tangermann, Präsident<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong> zuGöttingen, sagte, dass für die Arbeitan dem Forschungsprojekt so spezifischeExpertise vonnöten sei, dasses nur einen schmalen Stamm vonWissenschaftlern gebe, die für dieseAufgabe geeignet seien. Diese hättensich alle erfor<strong>der</strong>lichen Kenntnisseerst nach jahrelanger Arbeit mit denHandschriften erarbeitet. Insofern seiein solches Vorhaben nur möglich,wenn es eine lange För<strong>der</strong>zeit gebe.An <strong>der</strong> Universität wäre ein <strong>der</strong>artigesForschungsprojekt nach Ansicht des<strong>Akademie</strong>präsidenten daher nichtunterzubringen. Zuletzt äußerte Tangermannseine Hoffnung, dass dasProjekt bis zum Jahr 2022 verlängertwerde.aloZur Ausstellung hat die <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong><strong>Wissenschaften</strong> die Broschüre „Wegezum geistigen Erbe <strong>der</strong> Menschheit– Die Katalogisierung <strong>der</strong> orientalischenHandschriften in Deutschland“herausgegeben. Sie kann über dieGeschäftsstelle <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>, Theaterstraße7, 37073 Göttingen, angefor<strong>der</strong>twerden.


<strong>Akademie</strong> heute 8„Parlament droht Gestaltungsfähigkeit teilweise zu verlieren“Vortragsabend <strong>der</strong> Göttinger <strong>Akademie</strong> im Nie<strong>der</strong>sächsischen Landtag„Der Parlamentarismus im Spiegel<strong>der</strong> Verfassungsrechtsprechung“ wardas Thema, mit dem die <strong>Akademie</strong><strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong> zu Göttingen am26. November im Nie<strong>der</strong>sächsischenLandtag aufgetreten ist. Schon seitden frühen 70er Jahren treffen sichMitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> und Abgeordnetedes Nie<strong>der</strong>sächsischen Landtagesregelmäßig zu einem Gedankenaustausch.In diesem Jahr hatteLandtagspräsident Bernd Busemanndie Göttinger <strong>Akademie</strong> eingeladen,sich an <strong>der</strong> von ihm neu ins Lebengerufenen Vortragsreihe „Parlamentsleben“zu beteiligen. Werner Heun,Professor an <strong>der</strong> RechtswissenschaftlichenFakultät <strong>der</strong> Universität Göttingen,Direktor des Instituts für AllgemeineStaatslehre und Politische<strong>Wissenschaften</strong>, Ordentliches Mitglied<strong>der</strong> Göttinger <strong>Akademie</strong> seit 2012und Richter des Nie<strong>der</strong>sächsischenStaatsgerichtshofes nahm als Rednerdes Vortragsabends die im internationalenVergleich außergewöhnlicheBedeutung <strong>der</strong> Verfassungsgerichtein Deutschland zum Anlass, den verfassungsgerichtlichenEinfluss auf dieAusgestaltung des Parlamentsrechtszu untersuchen. Heun analysierte dieRechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtszum Parlamentsrechtund richtungsweisende Gerichtsurteilezur Inhaltskontrolle <strong>der</strong> Gesetze.Dabei kam er zu dem Schluss, dassdie Verfassungsrechtsprechung inBezug auf das Parlamentsleben einenguten Mittelweg zwischen <strong>der</strong> Anerkennung<strong>der</strong> politischen RealitätenProf. WernerHeun imPlenarsaaldes Nie<strong>der</strong>sächsischenLandtagsFoto: Dr. KaiSommerund <strong>der</strong> Durchsetzung des normativenAnspruchs <strong>der</strong> Verfassung sowie zwischennotwendiger Funktionsfähigkeitdes Parlaments und dem Schutz <strong>der</strong>einzelnen Abgeordneten und Min<strong>der</strong>heitengefunden habe. Im Rahmen<strong>der</strong> Gesetzesüberprüfung nehme dagegendie Kontrolldichte immer weiterzu, wodurch das Parlament bei zentralenEntscheidungen seine Gestaltungsfähigkeitteilweise zu verlierendrohe.aloLiteraturherbst 20134300 Gäste auf dem FestivalDie Göttinger <strong>Akademie</strong> hat sich mitvier Veranstaltungen am Literaturherbstim Oktober beteiligt. Die Lesungmit Daniel Kehlmann, die HeinrichDetering, Professor für NeuereDeutsche Literatur und OrdentlichesMitglied <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> seit 2003, mo<strong>der</strong>ierte,war schon Wochen vor demTermin ausverkauft. Die Lesung desin Cambridge lehrenden HistorikersChristopher Clark aus seinem neuenBuch „Die Schlafwandler. Wie Europain den ersten Weltkrieg zog“ wareine <strong>der</strong> beiden Veranstaltungen, die<strong>der</strong> NDR-Hörfunk aufgezeichnet undin jeweils 90-minütigen Radiosendungennorddeutschlandweit ausgestrahlthat.Auch die neue Biographie über RichardWagner, in <strong>der</strong> Martin Geckdas Leben und Werk eines <strong>der</strong> umstrittenstenKomponisten des vergangenenJahrhun<strong>der</strong>ts diskutiert, stießSchonWochen vordem Terminausverkauft:Daniel KehlmannundProf. HeinrichDeteringtrafen imDeutschenTheater aufeinan<strong>der</strong>.Foto: aloauf reges Interesse. Mo<strong>der</strong>ator warJürgen Heidrich, Professor für HistorischeMusikwissenschaften undOrdentliches Mitglied <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>seit 2008. Eine beson<strong>der</strong>e Beziehunggab es zwischen dem Werk „CarolineSchlegel-Schelling. Das Wagnis<strong>der</strong> Freiheit“ von Sabine Appel und<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>, da Caroline Schlegel-Schelling die Tochter von Johann DavidMichaelis war, <strong>der</strong> 1751 Mitglied<strong>der</strong> Göttinger <strong>Akademie</strong> und die rechteHand des ersten <strong>Akademie</strong>präsidentenAlbrecht von Haller wurde.Für die <strong>Akademie</strong> übernahm MarianFüssel, Professorin für Geschichte<strong>der</strong> Frühen Neuzeit, die Mo<strong>der</strong>ationdieser Veranstaltung.Insgesamt besuchten 4300 Gästedas Göttinger Literaturfestival. DiePlanungen für den nächsten Literaturherbst,<strong>der</strong> vom 10. bis zum 19.Oktober 2014 stattfinden soll, habenbereits begonnen.alo


<strong>Akademie</strong> heute9KurzmitteilungenPUBLIKATIONENOsmanen und Islam in Südosteuropavon Reinhard Lauer, HansGeorg Majer. Abhandlungen <strong>der</strong><strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong> zuGöttingen, N. F., Band 24. Berlin,2013.Vom Aramäischen zum Alttürkischenvon Jens Peter Laut, KlausRöhrborn. Abhandlungen <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong><strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong> zu Göttingen,N. F., Band 29. Berlin, 2013.Das erziehende Gesetz. 16. Symposion<strong>der</strong> Kommission „Die Funktiondes Gesetzes in Geschichte undGegenwart“ von Eva Schumann.Abhandlungen <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong><strong>Wissenschaften</strong> zu Göttingen, N. F.,Band 30. Berlin, 2013.Georg Christoph Lichtenberg: GesammelteSchriften. Historisch-kritischeund kommentierte Ausgabe.Vorlesungen zur Naturlehre, Band5: Notizen und Materialien zur Astronomieund Physischen Geographie.Hrsg. von <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong>zu Göttingen. Göttingen,2013Regesta Pontificum Romanorumiuvente Academia Gottingensi congerendacuravit Nicolaus Herbers.Iberia Pontificia sive repertorium privilegiorumet litterarum a RomanisPontificibus ante annum MCLXXXX-VIII Hispaniae et Portugalliae ecclesiismonasteriis civitatibus singilisquepersonis concessorum, Vol.II: Dioeceses exemptae DioecesisLegionensis congessit Iacobus DominguezSánchez cooperante DanieleBerger. Gottingae MMXIIIFriedrich Schleiermacher: KritischeGesamtausgabe, Dritte AbteilungPredigten, Band 8: 1824. Im Auftrag<strong>der</strong> Berlin-Brandenburgischen<strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong> und<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong>zu Göttingen hrsg. von Günter Meckenstockund Andreas Arndt, UlrichBarth, Lutz Käppel, Notger Slenczka.Berlin 2013.„… Die Kunst zu sehn“. ArthurSchopenhauers Mitschriften <strong>der</strong>Vorlesungen Johann Friedrich Blumenbachs(1809–1811). Stollberg,Jochen / Böker, Wolfgang (Hrsg.), miteiner Einführung von Marco Segala.Schriften zur Göttinger Universitätsgeschichte.Band 3. Göttingen, 2013.EHRUNGENDer Kenneth O. May Prize wurdeProf. Menso Folkerts, KorrespondierendesMitglied <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>seit 2011, für „outstanding contributionsto the history of mathematics“ inManchester verliehen.Herbert W. Roesky, em. Professor<strong>der</strong> Anorganischen Chemie an <strong>der</strong>Universität Göttingen und ehemaligerPräsident <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong>zu Göttingen (von 2002-2008), ist vom Institute of Ireland inDublin mit dem Preis für Chemie desJahres 2013 ausgezeichnet worden.Der angesehene Preis wurde zumersten Mal nach Deutschland vergeben.Eckart Altenmüller, Professor fürMusikphysiologie und OrdentlichesMitglied <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> seit 2005, istmit dem Wissenschaftspreis Nie<strong>der</strong>sachsenausgezeichnet worden. Altenmüllerist <strong>der</strong> Leiter des Institutsfür Musikphysiologie und Musikmedizinin Hannover. Das Wissenschaftsministeriumteilte mit, er habe dasInstitut an <strong>der</strong> Hochschule für Musik,Theater und Medien Hannover zueiner deutschlandweit einzigartigenEinrichtung entwickelt. Parallel zuseiner Karriere in Lehre, Klinik undForschung gibt Altenmüller Konzerteals Flötist.GESTORBENKlaus Peter Lieb, Professor <strong>der</strong> Experimentalphysikund OrdentlichesMitglied <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> seit 1991, istam 10. Oktober 2013 im Alter von 74Jahren verstorben.Margot Kruse, Professorin <strong>der</strong> RomanischenPhilologie und OrdentlichesMitglied <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> seit 1995,ist am 10. Dezember 2013 im Altervon 85 Jahren verstorben.Eugen Seibold, Professor fürG e o l o g i e u n d P a l ä o n t o l o g i e u n dKorrespondierendes Mitglied <strong>der</strong><strong>Akademie</strong> seit 1989, ist am 24. Oktober2013 im Alter von 95 Jahrenverstorben.Karl Stackmann, Professor für Altgermanistikund Ordentliches Mitglied<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> seit 1969 ist am4. November 2013 im Alter von 91Jahren verstorben.Impressum: Prof. Dr. Stefan Tangermann, Präsident <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong> zu Göttingen (verantwortlich)Redaktion: Adrienne Lochte, alochte1@gwdg.de, <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong> zu Göttingen, Theaterstraße 7, 37073 Göttingen

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