Beethoven war ne bönnsche JungVon Y<strong>von</strong>ne Andres- Péruchefeldpo–t des <strong>Bonner</strong> <strong>Stadtsoldaten</strong>-<strong>Corps</strong> – Session 2013/2014Was mir in diesem Jahrbei den „Kölner Lichtern“besonders auffiel,war der nicht mehr zu überbietendeLokalpatriotismus derKölner. Nun ist man ja aus dem„Kölschen Fasteleer“ so einigesgewöhnt: Das beginnt immermit den mitreißend singbarenKölner Liedern sämtlicher Generationen,ob Ostermann, Berbuer,Marie-Louise Nikuta, „BläckFööss“ oder „Höhner“, um nureinige zu nennen. Das geht weiterüber die herrlichen Vorträgebegnadeter Büttenredner- <strong>von</strong>denen manche nicht aus Kölnstammen. Und das gipfelt imgroßen Wir-Gefühl aller KölnerGroßveranstaltungen, sei es derKarneval, der CSD oder eben die„Kölner Lichter“. Die Kölner feiernsich in und mit ihrer Stadt.Köln, „dat es e Jeföhl!“Nun sitze ich also vier Stunden vorder Gesamtübertragung der diesjährigen„Kölner Lichter“ vor dem Fernseherund werde sogleich erschlagen<strong>von</strong> der schieren Menge der Zuschauer.Zwischen Bastei und Tanzbrunnensteppt der Bär. „Umsonst und draußen“,da kann ja nichts schiefgehen.Außergewöhnlich am Event war natürlichdas grandiose Schlussfeuerwerk,das <strong>von</strong> illuminierten Schiffenauf dem Rhein angekündigt wurde.Beleuchtete Riesenpuppen unterhieltensich Lautsprecher verstärktüber das Thema des Abends „Traumfänger“.Vier Stunden lang zeigten dieKameras feiernde, erwartungsfroheMenschen, den angestrahlten Dom,den sich erst langsam verdunkelndenSommerhimmel, den Rhein, in demsich dieser Himmel widerspiegelte.Vier Stunden lang hielten sie auf dieBühne, auf der die „Bläck Fööss“ dastaten, was sie immer machen: Ihrealten Erfolge feiern. Vier StundenSchwenk zur Bastei, nach Rodenkirchen,über die Stadt, zum Rhein, indie fröhliche Menge. Schwenk zurückzu den „Bläck Fööss“. Schwenkzum Moderatorenpaar, dem schonnach wenigen Minuten der Text ausging,weil es ja nichts zu verkündengab: Wir warten auf …? Nicht auf dasChristkind! Wir warten auf das Feuerwerk.Vier Stunden pures Glotzen indie Glotze, obwohl eigentlich nichtszu sehen war außer : W A R T E N.Jetzt stellen Sie sich das mal in Bonnvor. Auf dem Markt. Oder auf demMünsterplatz. Der WDR rückt an, dieKameras laufen, auf der Bühne gähnteinen vier Stunden lang eine einzigeBand an, dem Moderatorenpaar gehtder Text aus…. Wir alle warten. „Leckmich in de Täsch“, würde da der <strong>Bonner</strong>sagen. „Sowat jibbet doch ja nit.“Eben. In Bonn wäre das undenkbar.Die Leute würden irgendwann abhauen,in die Rheinaue, zu „Rhein inFlammen.“Die Kölner haben Selbstbewusstsein.Sie feiern sich selbst. Sie haben dieGabe, einen langen Sommerabend,den sie mit Warten verbringen, zueinem grandiosen Fest der Selbst-48Beethoven war ne Bönnsche Jung
darstellung umzugestalten. „Umsonstund draußen“ reicht schon alleineaus, um das kölsche „Hätz“ zumHüpfen zu bringen.Und wir <strong>Bonner</strong>? Wann sind wir dennmal besoffen <strong>von</strong> uns selbst? Könntenwir nicht auch ein bisschen mehran Stolz und Festesfreude aufbringen?Auch wir haben einen grandiosenKirchenbau im Herzen der Stadt,das <strong>Bonner</strong> Münster. Es ist sogarnoch älter als der Kölner Dom. Auchwir haben den Rhein, der hier vielschöner ist als in Köln. Wir haben dasherrliche Panorama des Siebengebirges.Auch wir sind Römerstadt, warenjahrhundertelang Residenzstadt dermächtigsten Reichsfürsten des HeiligenRömischen Reiches deutscherNation, der Kölner Kurfürsten. Warenvierzig Jahre lang Hauptstadt unsererBundesrepublik, haben barockeSchlösser, echte barocke Basteien,eine große Universität, guterhalteneund teure Wohnviertel, das <strong>Bonner</strong><strong>Stadtsoldaten</strong>-<strong>Corps</strong> und, und, und.Und wir hatten einen in unserenMauern, um den uns die ganze Weltbeneidet. Den man in Japan, in China,in Australien, in den beiden Amerikas,im Orient wie im Okzident kennt.Und verehrt. Dessen unsterbliche Musikvielleicht sogar auf dem Mond zuhören ist, falls ein Astronaut ein paarpeppige CDs vom <strong>Bonner</strong> Ludwiggerade dabei hat. Unsere Stadt hateinen hervorgebracht, dessen Klängeim Weltall zu hören sind. Ist das nichtGrund genug, schon <strong>von</strong> diesem Gedankenallein besoffen zu werden?Vor Stolz und vor Freude?Eigentlich müsste sich jeder <strong>Bonner</strong>täglich 24 Stunden lang mit wachsenderBegeisterung um sich selbst drehenund singen und tanzen, weil erein Landsmann, beziehungsweis eineLandsfrau des großen <strong>Bonner</strong> GeniusLudwig van Beethoven ist. Und wastun die <strong>Bonner</strong>? Sie zählen ihr Geldund stellen fest, dass es wieder einmalnicht langt. Für ein angemessenesKonzerthaus. Beethovenfest hin,Beethovenfest her. Wie damals. Als esnicht langte für das mittlerweile weltberühmteBeethoven-Denkmal aufdem Münsterplatz. Das haben nämlichFranz Liszt und andere berühmteKünstler ihrer Zeit bezahlt. Leiderhaben wir keinen Franz Liszt mehr.Liebe <strong>Bonner</strong>, seid stolz auf unserenLudwig, der, anders als der Salzburger„In d´r Bredderbud es Karneval“Brauhaus„Zum Gequetschten“Wolfgang, seine rheinische Heimatzeitlebens geliebt hat. Er verließ Bonnaus beruflichen Gründen, aber er hatteseine Heimatstadt, die längst dieStadt seiner Vorfahren geworden war,immer im Herzen. In Wien begrüßteer im Oktober 1812 Peter Lenné, Sohndes <strong>Bonner</strong> Hofgärtners und bald derberühmteste Gartenbauer seiner Zeit,mit folgenden Worten: „Dich verstehich, du sprichst Bönnsch. Du musstsonntags immer mein Gast sein.“Auch in einem Brief an seinen langjährigen<strong>Bonner</strong> Freund, den Arzt Dr.Franz Gerhard Wegeler, offenbart sichseine tiefe Bindung an Bonn: „Dumietest mir irgend in einer schönenGegend ein Haus auf dem Lande,und dann will ich ein halbes Jahr einBauer werden.“Glücklicherweise ist Ludwig vanBeethoven kein Bauer geworden,sondern einer der größten Komponistender bisher bekannten Menschheit.Er war <strong>Bonner</strong>. Bei ihm zu Hausewurde gut und gerne rheinisch gefeiert.Gut rheinisch feiern, so wie dieKölner, das sollten wir <strong>Bonner</strong> auchmal öfter tun. Wir haben ja einen gutenGrund: Ludwig war ne bönnscheJung.feldpo–t des <strong>Bonner</strong> <strong>Stadtsoldaten</strong>-<strong>Corps</strong> – Session 2013/2014Sternstraße 7853111 BonnTelefon 0228/638104www.bredderbud.deÖffnungszeiten: Mo.-Sa. 10:30 bis 01: Uhr So. und Feiertags 13:00 bis 22: UhrBeethoven war ne Bönnsche Jung49