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“Die mönchischen Felsen mit kaltem Haar“ im Vikos-Aoos ...

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www.neafon.com6. JAHRG. - 03/2006D: 6,00 EUREU: 9,00 EURneaFon, deutsches griechisches magazinfür kultur, natur und zeitgeschehenINTERVIEWGeorgios OrfanosKULTUR“Zyprischer Frühling”LITERATUR“Geschichte der InselZypern 1950-1959 ”“Alles Olive”GESELLSCHAFTEnergie ausAbfallstoffenMusikDionisios Tsaousidis<strong>“Die</strong> <strong>mönchischen</strong> <strong>Felsen</strong><strong>mit</strong> <strong>kaltem</strong> <strong>Haar“</strong> <strong>im</strong><strong>Vikos</strong>-<strong>Aoos</strong>-Nationalpark


LITERATURStuttgarter Lesungsreihe“Geschichte de Insel Zypern”Band II von Prof. Dr. Heinz A. RichterVon Joanna Ziogala03-2006 neaFonEine einzigartige, lebendige undanschauliche DarstellungDer Historiker Professor Dr.Heinz A. Richter beschäftigtsich seit Jahrzehnten<strong>mit</strong> der Geschichte der InselZypern.In diesem Jahr ist der zweiteBand seiner Monographienreihezu diesem Thema<strong>im</strong> Bibliopolis-Verlagerschienen, in dem die Zeitzwischen 1950 und 1959dargestellt wird.Er analysiert darin dieanfangs politischen Bemühungen,die Insel <strong>mit</strong>Griechenland zu vereinen,den anschließenden Partisanenkriegbis zu den Verträgen von Zürich,auf deren Grundlage Zypern schließlich indie Unabhängigkeit entlassen wurde.In der “Stuttgarter Lesungsreihe“ stellte derAutor <strong>im</strong> März sein neues Werk vor. Gastgeberwar das “Haus der internationalen Begegnung“in der Landhausstrasse 62 inStuttgart und dessen Leiter Armin Albrechtvon der Evangelischen Gesellschaft.Die Organisation übernahm der SozialarbeiterEvangelos Goros, der NEAFON Verlagund die Kulturabteilung der Botschaft derRepublik Zypern, die Präsentation des Buchesder Journalist Giorgio Tz<strong>im</strong>urtas.Für einen mediterranen musikalischen Rahmensorgte Nina Hatzopoulou, Klavier, <strong>mit</strong>dem “internationalen Frauenchor“.58Grußwort des BotschaftersAls “großes Glück“ bezeichnete der Botschafterder Republik Zypern, Leonidas S.Markides, in seinem Grusswort die Veröffentlichungdes Bandes, <strong>mit</strong> dem ProfessorRichter ein weiteres “Referenzwerk“ geschaffenhabe. “Da wir als un<strong>mit</strong>telbar Betroffenenicht <strong>im</strong>mer den notwendigen Abstandzu unserer Geschichte haben, könnenwir sicherlich aus der objektiven DarstellungHerrn Richters viel lernen“, führte er aus.“Im Namen der Republik Zypern gratuliereund danke ich Professor Richter für denüberaus wichtigen Beitrag zur Analyse derhistorischen, sozialen und politischen Entwicklungenmeines Landes“.Aufschlussreiche PräsentationEine überschauliche, nach Themen strukturierteZusammenfassung des 665 Seiten umfassendenWerkes präsentierte dem interessiertenPublikum Giorgio Tz<strong>im</strong>urtas, Politik-Redakteur der Oldenburgischen Volkszeitungund ein sehr guter Kenner des bis heuteandauernden Zypern-Konfliktes.“Wesentliche Wurzeln des nunmehr überJahrzehnte bestehenden Zypern-Problemslassen sich in dem exakt von 1950 bis 1959abzugrenzenden Zeitraum identifizieren“,führte Tz<strong>im</strong>urtas in das Geschichtswerk ein.Es geht um die neun Jahre, die den Zeitraumdes zypriotischen Befreiungskampfes vonder britischen Kolinialmacht bezeichnen.Das Ziel lautete: Vereinigung <strong>mit</strong> Griechenland.Dies wurde zunächst <strong>mit</strong> politischenMitteln versucht, später <strong>mit</strong> Waffengewalt.Am Ende aber stand die Geburt eines neuenStaates, der Republik Zypern.


LITERATURGiorgio Tz<strong>im</strong>urtas ging besonders auf dieangewandte Max<strong>im</strong>e des “Divide and Rule“der Kolonialmacht ein und ihre Folgen fürdie junge Nation.<strong>“Die</strong>sem Prinzip folgte Großbritannien zwischen1950 und 1959 in besonders rücksichtsloskalkulierender Weise, um seineHerrschaft und Kontrolle über die Insel zu sichern“,konstatierte er, der historischen DokumentationProfessor Richters folgend.“Nur eine umfassende Analyse dieser zwischendiesen Jahren konzentrierten Komplexitätkann in profunder Weise vor Augenführen, was in diesem Jahrzehnt auf und <strong>mit</strong>Zypern geschah...“ Denn darin liegen die bisheute nachwirkenden Ursprünge des Konflikts,erklärte Tz<strong>im</strong>urtas und ergänzte: <strong>“Die</strong>historiographische Herkules-Aufgabe einersolchen Darstellung bewältigt zu haben, istdas herausragende Verdienst von ProfessorDr. Heinz A. Richter...“.Mit seinem zweiten Band “Geschichte derInsel Zypern“ habe Richter nicht nur einenenorm wichtigen Lückenschluss <strong>im</strong> deutschenSchrifttum zur zypriotischen Geschichtevollbracht, seine Monographie sei auchauf internationalem Parkett einzigartig.Denn der Autor teilt in seiner Monographiedem Leser <strong>im</strong>mer wieder Korrekturen <strong>mit</strong> zunachweislich falschen Angaben in Pr<strong>im</strong>ärundSekundärquellen und erläutert Alternativinterpretationen.So erklärt sich der Umfang des Buches von665 Seiten , <strong>mit</strong> 160 dokumentarischen Abbildungen.Eine Auswahl dieses Materialskonnte das Publikum als Projektionen aufder Leinwand betrachten.Recherchen vor Ort dieSchauplätze zentraler Ereignissein Augenschein.Ein weiterer Faktor ist für dieEntstehung des Buches vonbesonderer Bedeutung, nämlichdie auf jeder Seite spürbareLeidenschaft des Verfassersfür sein Sujet und seineArbeit. Eine seltene Kombinationaus objektiver Distanzund Analyse einerseits undLust am Erzählen und Erklärenandererseits.Vermutlich liegt hier das Gehe<strong>im</strong>nis der Lebendigkeitund Anschaulichkeit der Darstellung,meinte der Journalist und Zypern-KennerTz<strong>im</strong>urtas.Persönlichkeiten prägen die GeschichteDer zweite Band “Geschichte der Insel Zypern“schließt an den ersten, der den Zeitraumvon 1878 bis 1949 behandelt, un<strong>mit</strong>telbaran.Erneut hat Professor Richter ein Werk voneminenter wissenschaftlicher Bedeutungverfasst, das sich in seinem ebenso prägnantenwie eleganten Sprachduktus zugleich aninteressierte Laien wendet.Abstraktion und plastische Darstellung ergänzensich harmonisch.Der Verfasser versteht es, Spannungsbögen,die sich aus dem Geschichtsverlauf herausergeben, sprachlich und dramaturgischBild oben:Der Botschafterder RepublikZypern,Leonidas S. MarkidesBild unten:Giorgio Tz<strong>im</strong>urtas(links) undProf. Dr. Heinz A.Richter (rechts)Akteure kommen zu WortZur Forschungsmethode von Professor Richtergehört die Befragung von Zeitzeugen.So führte er unter anderem Interviews <strong>mit</strong>Glavkos Kleridis, dem ehemaligen Präsidentender Republik Zypern, und <strong>mit</strong> Rauf Denktasch,dem langjährigen Volksgruppenführerder türkischen Zyprioten.Er sucht aber auch andere an den EreignissenBeteiligte und Betroffene auf.Ebenso n<strong>im</strong>mt Professor Richter bei seinen59 03-2006 neaFon


LITERATURgeschickt zu intensivieren. Dabei durchbrichter die strenge Chronologie zu Gunsten derÜberschaubarkeit <strong>mit</strong> thematischen Sonderblöckenoder er macht biographische Exkurseüber die Protagonisten.So zeichnet er zum Beispiel eindringlichePortraits von Erzbischof Makarios, von denbritischen Premierministern Anthony Edenund Harold Macmillan, von Georgios Grivas,vom türkischen Außenminister Fatin Zorlu,vom griechischen Außenminister EvangelosAverof. All diese Akteure werden <strong>mit</strong> tiefemSezierblick charakterisiert.Großbritannien weder eine Türe noch eineandere Öffnung für solche Verhandlungenoffen gelassen. Sie haben Türen und Fenstervor Griechenland hermetisch geschlossen, indemsie antworten, dass es kein Zypernproblemzu diskutieren gebe... Die Briten sindnicht eure Freunde. Solange sie Eure zypriotischenBrüder unterjochen, sind sie nicht eureFreunde.“Zum Schluss rief Makarios das griechischeVolk dazu auf, seine Führung zum Gang zurUNO zu zwingen.“Es gibt kein Zypern-Problem“Bild oben:Londoner KonferenzZorly, Lloyd, AverofBild rechts oben:Massendurchsuchungenin derLedrastaße3. April 195603-2006 neaFonBei allen Ereignissen widmet er sich besondersdem Aspekt des menschlichen Faktorsund stellt fest: <strong>“Die</strong> Entwicklungen auf Zypernwurden von einzelnen Persönlichkeitengeprägt, nicht von Kräften“.Max<strong>im</strong>e des “Teilens und Herrschens“Als Beispiel der britischen Politik des Divideand Rule, welche die Realität auf Zypern best<strong>im</strong>mte,zitiert Professor Richter aus seinemWerk über die Rolle des Ethnarchen:“Makarios war wütend und enttäuscht vonder Haltung der griechischen Politiker. Kurzvor seiner Abreise am 24. Juli 1952 ließ er ineinem Rundfunktinterview seiner aufgestautenEmpörung freien Lauf: “... ich mußsowohl die Regierung als auch die Oppositionanklagen. ... Sie glauben, dass die Tür fürfreundschaftliche Verhandlungen <strong>mit</strong> Großbritannienoffen sei. Tatsächlich aber hat60Angesichts dieser Situation liefen auf Zypernkurz darauf erste Planungen für einen bewaffnetenBefreiungskampf. Für Makarioshatte die politische Lösung allerdings Priorität.Ende August 1953 drohte er da<strong>mit</strong>, dieZypernfrage vor die UNO zu bringen. Diegriechische Regierung kam unter Zugzwang.Im September 1953 versuchte der griechischePremierminister Alexandros Papagosden britischen Außenminister Anthony Edenzu einer gütlichen Lösung auf bilateralerEbene zu bewegen.Zitat von Professor Richter, Seite 88:“Das Treffen fand am 22. September 1953 inder britischen Botschaft... statt. ... Papagosgab einen Überblick über den Stand der Dingein der Zypernfrage. (...) Eden ließ Papagosausreden. Seine Antwort war brüsk: “I shallrepeat what I have said before, namely thatfor the British government there is no suchthing as a Cyprus question, either now norin the future“. Er verwies auf das britische


LITERATURParlament, das einer Übertragung Zypernsan Griechenland nie zust<strong>im</strong>men werde.Dann brachte Eden das bekannte britischeStandardargument vor: “Cyprus has never infact belonged to Greece, and the only linkbetween the two countries was a commonlanguage and the hierarchy of the OrthodoxChurch...“.Am Ende der Gespräche stand “das deutlicheSignal, dass der Gang zur UNO eine konkreteOption der griechischen Außenpolitikwurde“.Die folgenden fünf großen Komplexe derDarstellung von Professor Richter beinhaltendie Beschreibung der Rebellion gegendie britische Kolonialmacht (1955), die Analyseder “Gewalt und Gegengewalt“ (1956),die Entstehung der “Internationalisierungdes Konfliktes...“ (1957) und die anschließende“Suche nach einer Lösung... derinneren Konflikte“ (1958). Mit den Verträgenvon Zürich und London beendet derAutor den zweiten Band.Sowohl die Diplomatiegeschichte der InselZypern als auch die des Partisanenkriegesliest sich bei Professor Richter wie ein spannenderRoman, der leider Realität ist.Drei-Mächte-KonferenzDurch den Gang zur UNO erhoffte sichAthen die Anerkennung des Selbstbest<strong>im</strong>mungsrechtsfür die Bevölkerung Zyperns.Eine Mehrheit für die Resolution versuchtendie Briten - erfolgreich - zu verhindern, schildertProfessor Richter, dennoch wurde dadurcherreicht, dass “...das Zypernproblemvon einem kolonialen zu einem internationalen“geworden war.Richter stellt fest: “Hätten die Briten den Zyprioteneine liberale Verfassung <strong>mit</strong> einerZusage angeboten, dass die Zyprioten in einigenJahren ihr Selbstbest<strong>im</strong>mungsrechtwahrnehmen können, wäre die griechischeRegierung hoch zufrieden gewesen.“.Wir dürfen uns auf den dritten Teil der Geschichteder Republik Zypern nach 1960 ausder Feder von Professor Richter freuen.Wir werden dann fundierte Erkenntnisseüber den Bürgerkrieg von 1963 bis 1964 bekommen,über den Staatsstreich der griechischenMilitärjunta gegen Makarios und überdie folgende türkische Invasion und Teilungder Insel von 1974.“Wir danken Ihnen, Herr Professor, für dieAufklärungsarbeit, die Sie durch Ihre Bücherleisten“, sagte der Zypriote Georgios Di<strong>mit</strong>riouam Ende der Lesung. Da<strong>mit</strong> brachte ergewiss die Meinung aller Zuhörer zum Ausdruck,ob aus Zypern, aus Griechenland oderdem deutschsprachigen Raum.Bild unten:Rückkehr vonMakarios 1959Richter verdeutlicht <strong>im</strong> Folgenden, dass dieBriten letztlich jene Kräfte stärkten, die einegewaltsame Lösung suchten.Sie gewährten der Türkei, die <strong>im</strong> Vertrag vonLausanne (24.7.1923) “offiziell für alle Zeit”auf Ansprüche auf Zypern verzichtet hatte,<strong>im</strong>mer mehr Raum zur Mitsprache.So sah sich die griechische Delegation<strong>im</strong> Sommer 1955 bei der Londoner Drei-Mächte-Konferenz zur Zypernfrage einerfesten britisch-türkischen Front gegenüber.Auf Zypern brach daraufhin der bewaffneteBefreiungskampf aus und in Istanbul kam eszu einem Pogrom gegen die griechischeMinderheit als Reaktion darauf.61 03-2006 neaFon

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