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Dieter Cherubim

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1 Für eine etwas andere Fassung dieses Begriffs vgl. Marfurt (89f.).2 Dazu auch Ehlich, der Text ist dort auf 7ff. zugänglich.4<strong>Dieter</strong> <strong>Cherubim</strong>Göttingen“SELTEN SO GELACHT... ” DARF MAN ÜBER SPRACHFEHLER LACHEN?У статті проаналізовано суть метакомунікативних жартів та мовленнєві відхилення,які можуть виникнути через міжкультурні відмінності. Розглянуто мовні вади, спричиненідефектами артикуляційного апарату або такими порушеннями процесу говоріння, як заїкання,дислалія, сигматизм. Встановлено, що ефект жарту підвищується, якщо помилки виникають,наприклад, через непорозуміння. Визначено функцію цих жартів, що полягає у марґиналізаціїпевних соціальних груп чи представників іншомовних меншин.Ключові слова: метакомунікативні жарти, міжкультурні відмінності, мовні вади.В данной статье проанализирована суть метакоммуникативных шуток и речевыхотклонений, которые могут быть вызваны межкультурными отличиями. Рассмотреныречевые отклонения, вызванные дефектами артикуляционного аппарата либо такимиречевыми расстройствами, как заикание, дислалия, сигматизм. Установлено, что эффектшутки усиливается, если языковые ошибки возникают в результате взаимного непонимания.Установлена функция таких шуток, которая заключается в маргинализации определенныхсоциальных групп или представителей иноязычных меншинств.Ключевые слова: метакоммуникативные шутки, межкультурные различия, дефекты речи.The article deals with the analysis of metacommunicative jokes and speech violation possibledue to the cross-cultural differences. The following speech defects, such as stammering, ankyloglossiaand lisping caused by the speech apparatus defects or speech producing violations, are underinvestigation. It has been stated that the humorous effect increases is the mistakes are the result ofmisunderstanding, for instance. It has also been stated that such jokes function lies in the certainsocial groups or foreign language minorities’ marginalization.Key words: metacommunicative jokes, cross-cultural differences, speech defects.1. EinleitungEs gibt vermutlich nur eine kleinere Zahl von Witzen, die das Witze-Erzählen selberzum Thema machen. Nennen wir sie “metakommunikative Witze” oder vereinfacht“Metawitze”. 1 Hierher passt auch die satirische Aufarbeitung des Witze-Erzählens, wiesie uns Kurt Tucholsky (“Ein Ehepaar erzählt einen Witz”) vorgemacht hat. 2 Metawitzegehen etwa so:(1) Sagt ein Mann zu einem anderen während einer Zugfahrt: “Kennen Sie schonden neuesten Ostfriesenwitz?” Antwortet der Andere: “Vorsicht, Vorsicht, ich bin einOstfriese!” Darauf der Erste: “Macht nichts, ich erzähl' ihn auch ganz langsam.”Vom Typ her gehört das Beispiel zu den ethnischen Witzen [23, S. 217], genauer:zu den regional-ethnischen Witzen, in denen Angehörigen bestimmter Bevölkerungsgruppen(in Deutschland z. B. Bayern, Berliner, Hamburger, Kölner, Sachsen, Schwaben) klischeehaftnegative (z. B. Unfreundlichkeit, Mundfaulheit, Trägheit, Dummheit) oder positiveEigenschaften (z. B. Mutterwitz, Spontaneität, Offenheit) zugeordnet werden, die abernur eine Voraussetzung für die Pointierung darstellen, bei der Erzählung des Witzesdagegen nicht (oder vielleicht nur im Nachhinein) expliziert werden dürfen. Dabei istauch klar, dass Witze dieser Art – nur scheinbar gegen ihre Intention – gerade nichtsoder nur wenig Regionaltypisches abbilden:Ein großer Teil des ethnischen Witzes ist internationales Wandergut. Die Bilanzdes Regionaltypischen ist erschütternd gering [23, S. 218].


Was nun im ersten Beispiel, über die klischeehafte Verbindung von Ostfriesen mitgeistiger Langsamkeit hinaus, thematisiert wird, ist die Verletzung einer bestimmten Regeldes Witze-Erzählens und gehört darüber hinaus zu der weit verbreiteten allgemeinenVerhaltenslehre oder Höflichkeitsforderung, dass man Menschen mit Behinderungenoder anderen (habituellen) Defiziten nicht ohne Weiteres darauf ansprechen sollte, wasaber Kinder noch relativ ungeniert tun (2).(2) In einem Dorf im Hochgebirge sagt ein Bub: “Schau Muadda, die Fremdn hamgarkoa Kröpf net!” Sagt die Mutter: “Deaffst nicht auf de Gebrechn vo de andre Leid zeign!”Röhrich (36) hat dieses ethische Prinzip für das Erzählen von Witzen verallgemeinertso formuliert: “Es gehört zum Witzeerzählen wie zum Witzehören immer ein gewissesMaß von Nichtbetroffenheit.” Oder am Beispiel: “Man erzählt einem Hörgeschädigten auchnicht gerade einen Schwerhörigenwitz, einem Sprachbehinderten keinen Stottererwitz”[23, S. 36].Dafür gibt es aber noch eine Komplikation: Darf ein Betroffener selbst einen Witzerzählen, der sein eigenes “Gebrechen” zwar nicht als individuelles, wohl aber als allgemeinesGeschick dem Gelächter aussetzt? Bleibt in solchen Fällen nicht den Zuhörenden gleichsamdas Lachen im Halse stecken oder kann das sogar noch die Wirkung der Pointe im Sinnedes Freudschen Lustgewinns durch Triebabfuhr steigern. 3 Hierbei sind Abstufungen möglich:In Gegenwart von Stotterern erzählt man im Allgemeinen keine Stottererwitze, das giltals unhöflich, zumindest als unsensibel. Werden solche Witze von Stotterern selbst erzählt,kann das jedoch die Beklemmung lösen, die uns angesichts der Wahrnehmung einerBehinderung befallen hat, und das macht es uns möglicherweise leichter, damit umzugehen.Witze über Stotterer, z. B. über durch Stottern entstandene Missverständnisse oder diesoziale Wirkung solcher Artikulationshemmungen, in anderen Kontexten, d.h. ohneAnwesenheit von Betroffenen zu erzählen, gilt freilich nicht als bösartig oder unmoralisch,obwohl doch ein Tabubereich berührt wird, sondern kann sogar eine positive, z. B. einepädagogische Funktion erfüllen. Über die “hautnahe” oder drastische Demonstration vonSprachentwicklungsstörungen darf im Kontext einer Logopäden- oder Kindergärtnerinnenausbildungoder eines sprachwissenschaftlichen Seminars durchaus gelacht werden. Amschwierigsten ist also der erste Typ, der nun mit einem weiteren Beispiel (3) demonstriertwerden soll, wobei der besondere Witz hier darin liegt, dass aus der Aporie, die Pointezu realisieren, ohne Betroffene zu verletzen, überraschend die Aktivierung einer Situationdes zweiten Typs heraushilft:(3) In einem Bekanntenkreis erzählt jemand einen Witz von einem mutwilligenElefanten, der ein Krokodil, das in einem kleinen Teich im Kreis herumschwimmt, jedesMal mit dem Rüssel nass spritzt, wenn es vorbeikommt. Nachdem das mehrfach passiertist, wird es dem Krokodil schließlich zu dumm; es schnellt aus dem Wasser empor undbeißt dem Elefanten kurzerhand den Rüssel ab. Was wiederum der Elefant, [nun deutlichlispelnd], mit “Sehr witzig!” kommentiert. Kurz bevor aber der Witzerzähler zu dieserPointe kommt, fällt ihm ein, dass einer seiner Zuhörer lispelt. Um ihn nicht zu verletzenund weil er keine Lösung weiß, lässt er also das Krokodil einfach weiter schwimmen,ohne dass etwas passiert. Sagt der Lispler: “Sehr witzig! ”Die “semantischen Turbulenzen” (Ulrich), die die Pointe ermöglichen und dasLachen als Legitimation auslösen sollen, entstehen hier durch die Übertragung derHandlung von einer erzählten Welt in die Welt der Erzählung, wobei auch der Wechsel3Zu den Sekundärfunktionen des Witze-Erzählens vgl. auch Marfurt (82ff).5


诗 中 的 抒 情 性 、 叙 述 性 、 描 写 性 的 文 字 语 言 相 对 减少 , 议 论 及 其 论 证 性 的 语 言 大 量 增 加 , 哲 学 抽 象 性 语言 也 明 显 增 多 了 。 缘 于 这 种 诗 美 转 化 的 内 在 逻 辑 ,所 以 现 代 诗 人 戴 望 舒 首 先 开 始 了 这 种 诗 语 言 实 践 。他 的 《 我 的 记 忆 》 的 诗 语 言 就 颇 类 艾 略 特 《 四 个 四 重奏 》 的 语 言 。 该 诗 一 改 《 雨 巷 》 那 种 音 乐 化 的 、 叙 述化 的 抒 情 性 语 言 方 式 , 以 说 明 、 议 论 性 和 逻 辑 性 的 语言 作 诗 , 是 开 启 了 现 代 诗 这 种 诗 语 言 实 践 的 新 思 路的 。 就 是 说 , 该 诗 不 仅 以 对 于 现 代 人 的 平 庸 乏 味 的日 常 生 活 及 其 生 命 存 在 的 内 在 悲 剧 性 的 审 视(“ 思 ”) 提 升 了 现 代 诗 的 审 美 品 格 , 而 且 是 戴 望 舒 艺术 风 格 变 化 的 标 志 性 诗 作 , 也 是 新 诗 语 言 方 式 转 化的 经 典 之 作 , 它 以 说 明 性 、 议 论 性 等 逻 辑 性 诗 语 言 为新 诗 语 言 的 散 文 美 转 化 作 出 最 初 积 极 的 探 索 。 1“ 西 南 联 大 诗 人 群 ” 诗 人 的 诗 歌 创 作 , 追 随 西 方 诗 人艾 略 特 以 及 中 国 现 代 派 诗 人 的 这 种 探 索 , 也 充 分 地展 现 了 现 代 诗 语 言 的 这 种 转 化 迹 象 。 例 如 穆 旦 的 经典 《 诗 八 首 》, 就 充 分 地 展 现 了 诗 歌 语 言 的 这 种 独 特景 观 。“ 你 底 眼 睛 看 见 这 一 场 火 灾 ,/ 你 看 不 见 我 ,虽 然 我 为 你 点 燃 ,/ 唉 , 那 燃 烧 着 的 不 过 是 成 熟 的 年代 ,/ 你 的 , 我 的 。 我 们 相 隔 如 重 山 。 // 从 这 自 然 的蜕 变 的 程 序 里 ,/ 我 却 爱 了 一 个 暂 时 的 你 。 / 即 使 我哭 泣 , 变 灰 , 变 灰 又 再 生 ,/ 姑 娘 , 那 只 是 上 帝 玩 弄 他自 己 。” 诗 的 开 头 这 节 诗 里 , 除 了 火 灾 的 隐 喻 显 得 相当 突 兀 , 极 具 艺 术 震 撼 力 外 , 另 一 个 明 显 的 特 征 就 是诗 歌 语 言 表 达 上 的 这 种 议 论 性 特 点 了 。 第 1 首 的 8行 诗 , 全 是 议 论 句 。 而 且 ,8 行 诗 里 , 古 典 诗 里 节 用或 少 用 的 副 词 、 转 折 性 连 词 “ 虽 然 ”、“ 不 过 是 ”、“ 却 ”、“ 即 使 ”、“ 如 ”、“ 又 ”、“ 只 是 ” 等 大 量 出 现 。 这些 语 言 就 是 典 型 的 分 析 性 、 议 论 性 的 逻 辑 性 诗 语 言 。它 们 的 大 量 出 现 , 充 分 显 示 了 《 诗 八 首 》 等 现 代 诗 歌语 言 的 这 种 审 美 个 性 特 点 。“ 喂 , 流 浪 人 , 你 听 / 音 乐 、 音 乐 , 假 如 那 也 算 音乐 / 那 尖 嗓 子 带 着 一 百 度 颤 抖 / 拥 抱 着 窒 息 的 都 市 /在 邪 恶 的 笑 ”( 陈 敬 容 《 黄 昏 , 我 在 你 的 边 上 》),“ 生活 在 生 活 里 / 工 作 、 吃 喝 、 睡 眠 / 有 所 谓 而 笑 , 有 所 谓而 哭 ,/ 一 点 都 不 嫌 突 兀 ”( 陈 敬 容 《 逻 辑 病 者 的 春天 》)。“ 多 少 人 的 青 春 在 这 里 迷 醉 ,/ 然 后 走 上 熙 攘的 路 程 ,/ 朦 胧 的 是 你 的 怠 倦 , 云 光 , 和 水 ,/ 他 们 的 自己 丢 失 了 随 着 就 遗 忘 ;∥ 多 少 次 了 你 的 园 门 开 启 ,/你 的 美 繁 复 , 你 的 心 变 冷 ,/ 尽 管 四 季 的 歌 喉 变 得 多好 ,/ 当 无 翼 而 来 的 夜 露 凝 重 ———∥ 等 你 老 了 , 独 自对 着 炉 火 ,/ 就 会 知 道 有 一 个 灵 魂 也 静 静 的 ,/ 他 曾 经爱 过 你 的 变 化 无 尽 ,/ 旅 梦 碎 了 , 他 爱 你 的 愁 绪 纷纷 。”( 穆 旦 《 赠 别 》)“ 西 南 联 大 诗 人 群 ” 的 这 些 诗28句 , 纯 然 是 议 论 句 , 是 典 型 的 “ 沉 思 的 诗 歌 语 言 ”。冯 至 作 为 “ 西 南 联 大 诗 人 群 ” 的 老 师 、 前 辈 , 由于 他 的 《 十 四 行 集 》 表 现 的 是 灾 难 岁 月 的 感 受 体 验以 及 人 生 思 考 , 是 “ 沉 思 的 诗 ”, 因 而 其 诗 歌 语 言 也反 映 出 这 个 特 点 : 在 《 十 四 行 集 》 的 诗 里 , 抒 情 性 、 叙述 性 、 描 述 性 的 诗 语 言 显 然 不 多 , 多 的 是 议 论 性 的 沉思 性 的 语 言 。 其 中 , 最 明 显 的 是 诗 里 问 句 及 其 议 论性 句 子 的 大 量 呈 现 :“ 是 为 了 一 个 玩 具 的 毁 弃 ? / 是为 了 丈 夫 的 死 亡 ,/ 可 是 为 了 儿 子 的 病 创 ?”“ 什 么 是我 们 的 实 在 ? / 我 们 从 远 方 把 什 么 带 来 ? / 从 面 前又 把 什 么 带 走 ?”“ 不 要 觉 得 一 切 都 已 熟 悉 ,/ 到 死 时抚 摸 自 己 的 发 肤 / 生 了 疑 问 : 这 是 谁 的 身 体 ?” 这 样的 诗 句 , 几 成 《 十 四 行 集 》 的 基 本 句 型 , 基 本 语 势 。《 十 四 行 集 》 也 是 一 部 张 扬 转 化 、 超 越 意 识 和 现 代 性时 间 意 识 与 时 间 经 验 的 诗 集 。 它 的 从 “ 一 朝 风 月 ”去 领 悟 “ 万 古 长 空 ” 的 思 维 品 格 、 构 思 特 征 , 充 分 反映 了 现 代 诗 沉 思 性 品 格 特 性 。 这 种 思 维 意 识 , 就 是超 越 有 限 和 无 限 、 瞬 间 和 永 恒 的 对 立 , 把 永 恒 引 到 当下 、 瞬 间 , 要 人 们 从 当 下 、 瞬 间 去 体 验 永 恒 的 思 想 以及 由 此 获 得 生 生 不 息 的 意 识 。 这 决 定 了 它 的 语 言 的议 论 性 因 素 的 增 加 。 它 把 生 命 、 人 生 放 到 漫 长 的 时间 长 河 里 思 考 , 由 这 个 整 体 性 的 时 间 意 识 决 定 , 诗 集中 语 言 的 沉 思 性 特 点 体 现 的 也 更 为 充 分 : 它 的 从 已经 过 去 的 体 会 未 来 , 从 现 在 、 此 刻 瞬 间 把 握 未 来 的 沉思 性 的 特 点 ; 它 的 进 行 时 或 完 成 进 行 时 基 本 语 调 ,“ 着 ”、“ 了 ”、“ 过 ” 等 完 成 态 的 语 词 也 大 量 涌 现 , 也决 定 了 它 的 语 言 的 沉 思 的 情 味 。 在 该 诗 集 的 27 首诗 的 干 净 、 简 洁 的 语 言 中 , 只 有 感 叹 词 与 感 叹 句 2个 :“ 啊 , 一 次 别 离 , 一 次 降 生 ,/ 我 们 担 负 着 工 作 的辛 苦 ”、“ 闭 上 眼 吧 ! 让 那 些 亲 密 的 夜 / 和 生 疏 的 地方 织 在 我 们 心 里 :/ 我 们 的 生 命 像 那 窗 外 的 原 野 ,∥我 们 在 朦 胧 的 原 野 上 认 出 来 / 一 棵 树 、 一 闪 湖 光 , 它一 望 无 际 / 藏 着 忘 却 的 过 去 、 隐 约 的 将 来 ”, 其 他 大多 是 沉 思 与 议 论 性 的 诗 句 , 而 且 , 这 里 的 感 叹 中 还 包含 沉 思 的 情 味 。 沉 思 性 的 语 言 是 《 十 四 行 集 》 的 主体 性 语 言 。进 一 步 来 说 , 诗 歌 语 言 中 出 现 的 这 种 议 论 化 倾向 , 是 沉 思 性 的 现 代 诗 美 本 体 追 求 的 语 言 应 变 反 应或 策 略 。 在 艾 略 特 、 奥 登 等 西 方 诗 人 的 影 响 下 , 穆1 艾 青 认 为 , 戴 望 舒 《 我 的 记 忆 》 是 以 口 语 化 体 现 了 诗的 散 文 美 的 代 表 作 。 其 实 , 从 语 言 表 现 方 式 的 角 度 来 说 , 该诗 的 散 文 美 我 认 为 是 以 说 明 性 、 议 论 性 和 逻 辑 性 的 宜 于 表 现沉 思 的 诗 语 言 实 现 的 。 因 为 《 我 的 记 忆 》 的 语 言 并 非 全 是 口语 化 的 语 言 , 而 以 书 面 化 的 语 言 为 主 , 它 的 “ 欧 化 ” 现 象 很 明显 , 口 语 也 是 欧 化 了 的 口 语 。


Formulierung, zum Lachen. Die witzige Leistung wird aber dann noch gesteigert, wenn,wie in den folgenden Beispielen (4, 5) in der Pointe mehrere Motive (z. B. Dummheit,Missverstehen oder Sexuelles) mit Sprachfehlern verbunden werden.(4) Bei der Aufführung eines Theaterstücks, in dem die Madame de Pompadourauftritt, fragt ein Zuschauer seinen Nachbarn: “Wer war denn eigentlich die Madamede Pompadour?” Dieser fühlt sich in seiner Aufmerksamkeit gestört und zischt dahernur: “Rokoko-Kokotte!” Auf die Nachfrage seiner Frau “Was hat er gesagt?”,antwortet der Frager: “Der wusste es auch nicht. Er stotterte.” 7(5) Ein Mann sagt in einem Gespräch über Stottern und Stotterer: “Die Schwestermeiner Frau solltest du mal hören. Die ist im sechsten Monat schwanger, bevor sie“Nein!” gesagt hat.”Wie sehr solche Witze zur modischen Proliferation mittels beständiger Variationneigen können, zeigten vor einigen Jahren die so genannten Häschenwitze, die meistvon der typischen Bettelfrage der Hasen: “Hattu Möhrchen?” ausgingen und diese Formdes Parasigmatismus 8 (Ersetzung des [s] durch [t]) [1, S. 124] möglichst komisch inunterschiedlichsten Äußerungen und abwegigen Situationen unterzubringen suchten.Selbst in Angeboten von Prostituierten (“Hattu Lust, muttu telefonieren!”), wie sie eineZeit lang in Tageszeitungen zu lesen waren, trat diese gezielte “Fehlleistung” mithöherem Unterhaltungswert auf. Sprachentwicklungsfehler sind Fehlleistungen, die perDefinition in der Kindheit entstehen und verfestigt werden. Schon der Kontrast vonkindlicher Direktheit (“Kindermund tut Wahrheit kund!”) und dem Tabuverhalten vonErwachsenen kann witzig sein, umso mehr aber, wenn die Kinderrolle auch durchtypische kindersprachliche Fehler markiert wird (6):(6) Drei Kinder sehen sich ein pornographisches Video ihrer Eltern an. Sagt derälteste Junge, acht Jahre alt: “Guck mal, die bumsen!” “Auch von hinten!”, ergänzt seinsechsjähriger Bruder. “Und danz ohne Dummü”, ruft der Jüngste, eben erst vier Jahre alt.Ein anderer beliebter Typ von Witzen ist der so genannte Irrenwitz, der etwaUnterhaltungen zwischen Ärzten und schizophrenen Patienten erzählt und dessen Pointedadurch zustande gebracht wird, dass beide Rollenvertreter zwar über das gleiche Themareden, aber mit unterschiedlichen kommunikativen Welten oder Rahmen (frames) arbeiten.Auch hier kann noch eine Steigerung dadurch erreicht werden, dass sich im Nachhineinund gegenüber einem Dritten zeigt, dass in Wirklichkeit beide Akteure der gleichen“Irrlogik” folgen (7).(7) Der Direktor einer Irrenanstalt führt einen Besucher durch das Haus. Plötzlichentdeckt der Gast einen Patienten, der sich an der Decke aufgehängt hat und entsetzlicheGrimassen schneidet. “Um Himmels willen, was ist mit ihm?” “Nicht weiter schlimm”,versichert der Direktor, “er hält sich für eine 200-Watt-Glühbirne ” “Bitte lassen Sieihn doch herunterkommen!” “Gern, aber bedenken Sie, dass wir dann nichts mehrsehen” [23, S. 186; 189].Doch auch im normalen Erwachsenenleben gibt es viele sprachliche akzidentielleoder habituell bedingte Fehlleistungen, die Anlass von Witzen sein können. Dabei spielennicht nur die schon berücksichtigten orthoepischen Abweichungen eine Rolle – etwa im7 Man kann den Unterhaltungswert dieses Witzes natürlich noch dadurch steigern, dass man ihn in irgendeinem passendenDialekt (z.B. in Sächsisch) erzählt.8 Der Blick in derartige Lehrbücher der Logopädie zeigt aber auch, dass in den Witzen meist nur bestimmte, bekanntereFehlleistungen thematisiert werden, während die Breite der möglichen Erscheinungen kaum in den Blick kommt. – EinHäschenwitzbeispiel findet sich bei Koch et.al. (1997).7


Dialekt von Sachsen, die für ihre Lenisierungen bekannt sind (8) – sondern auchgrammatische, phraseologische und lexikalisch-semantische Abweichungen, wie sieetwa in bekannten Versprechern (9, 10) oder den so genannten Stilblüten zu finden sind,die Schwierigkeiten zeigen, die auftreten können, wenn unterschiedliche pragmatischeBedingungen (z. B. Alltags- vs. institutionelle Anforderungen), differente Vertextungsmuster(z. B. ähnliche feste Wendungen) oder verschiedenartige Verwendungsbedingungenmiteinander in Konflikt geraten (11, 12):(8) Sächsisches Standesamt. Der Beamte: “Und wie soll'n der Gleene heeßen?” –“Nu, vielleicht Dankward!” – “Also, heren Se, seinen Namen will ich wissen, nich, waser mal warn soll” [23, S. 266].(9) Dann aber sind Tatsachen zum Vorschwein gekommen (...) (vgl. dazu Freud[6, S. 52].(10) Da weiß man doch, woher der Hase weht. 9(11) Sonst habe ich ihr kein Geld zum Leben gegeben. Ich habe nicht versprochen,sie zu heiraten. Aus diesen Gründen habe ich sie in den gravitätischen Zustand gebracht[29, S. 32].(12) Die Genannte arbeitete in einem Kaufhaus, wo sie mit dem Gelddiebstahlbeschäftigt ist [29, S. 39].Reichlich Material für Witze ergibt sich aus Situationen, wo Normabweichungendurch das Nebeneinander unterschiedlicher sprachlicher Varietäten oder mehrerer Sprachenins Spiel kommen. So kann die relativ zum hochdeutschen Standard abweichende, typischjüdische Sprachgestaltung (z.B. die Nichtverwendung der Klammerkonstruktionen insubjunktional eingeleiteten Nebensätzen) auch einen Teil der Komik der so genanntenJudenwitze ausmachen (13) und falsche Sinnübertragungen (faux amis) bei Sprechernunterschiedlicher Sprachen lassen sonst eher triviale Verständnisprobleme, weil einerdie Sprache des anderen nicht oder nicht hinreichend beherrscht, zu komischen Ereignissenwerden (14, 15):(13) Der alte Rothschild hatte immer den Wunsch, 100 Jahre alt zu werden, istaber dann doch mit 84 gestorben. Als er nun zu Petrus kommt, sagt dieser verwundert:“So, so, Rothschild, bist schon da, nun hat es wohl doch nicht gereicht auf 100?”Darauf Rothschild: “Nu, was wird mir der Herrgott geben 100, wenn er mich kannhaben für 84!” [23, S. 278].(14) Bei einer Jagd auf Enten warten ein Bayer und ein Franzose darauf, dass siezum Schuss kommen. Als plötzlich eine Ente vorbeifliegt, sagt der Franzose höflich:“Ä vouz, Monsieur!” Dann fliegen zwei Enten vorbei. Sagt der Bayer: “Zwoa Wu!”(15) Der ehemalige Schweizer Bundesrat Ogi ist mit dem französischen PräsidentenMitterand im Helikopter. Sonderbare Geräusche im Motor. Mitterand zu Ogi: “On estperdu?” Ogi: “Ich glaube, ja, wir sind per du.”Auch der fremdsprachige Akzent von deutsch sprechenden Ausländern (z.B. dieSchwierigkeiten asiatischer Sprecher mit dem deutschen [r]) scheint eine fast unerschöpflicheQuelle für Komik zu sein (16). Besonders interessant wird es aber dann, wenn ethnischeVorurteile, die auch mit bestimmten Vorstellungen über Sprachfertigkeiten verbundensind, überraschend auf den Urheber zurückgelenkt und damit zugleich als solche entlarvtwerden (17):9Sprachfehler als Normenkonflikte schaffen also günstige Voraussetzungen für Pointenbildungen in Witzen, auch (undgerade) weil sie im alltäglichen sprachlichen Leben nicht so einfach zu behandeln und zu verarbeiten sind. Dazu gibt esaber bisher nur wenige Untersuchungen (z.B. Goes; Kameyama).8


(16) Ein Chinese kommt an eine Bar, hinter der ein Afrikaner als Barkeeper arbeitet,und will etwas bestellen. Er sagt zum Barkeeper: “Ein Lum! ” Dieser versucht ihmklarzumachen, dass er “Ein Rum! ” sagen muss, aber der Chinese wiederholt nur seinefehlerhafte Äußerung: “Ein Lum! ” Da schlägt ihm der Afrikaner vor, dass sie ihre Rollentauschen und er ihm vorführt, wie man die Bestellung richtig formulieren muss. Der Chinesenimmt also den Platz hinter der Bar ein, der Afrikaner tritt heran und sagt langsam undüberdeutlich: “Ein RRum. bitte!” Darauf der Chinese: “Du Negel, du nix Lum!”(17) Bei einem Essen von Diplomaten in Brüssel sitzt eine ältere deutsche Dame nebeneinem Afrikaner. Nachdem der erste Gang beendet ist, wendet sie sich an ihren Nachbarnund fragt ihn: “Hamham gut?” Der afrikanische Diplomat nickt freundlich. Als er einenSchluck Wein probiert, fragt ihn die Tischnachbarin: “Gluckgluck gut?” Wieder nickt derDiplomat und lächelt. Dann erhebt er sich, klopft an sein Glas und hält eine wunderbareRede in gepflegtem Deutsch, schaut seine Nachbarin an und fragt: “Blabla gut?”Sprachfehler als Normenkonflikte schaffen also günstige Voraussetzungen fürPointenbildungen in Witzen, auch (und gerade) weil sie im alltäglichen sprachlichenLeben nicht so einfach zu behandeln und zu verarbeiten sind. Dazu gibt es aber bishernur wenige Untersuchungen (z. B. Goes; Kameyama).3. Zur kommunikativen Behandlung sprachlicher AbweichungenSprachliche Äußerungen, Texte oder Diskurse werden grundsätzlich durch zweiMedien repräsentiert: phonisch als gesprochene Sprache und graphisch als geschriebeneSprache. 10 Auch die elektronische Repräsentation von Sprache heute ist auf diese zweiMedien angewiesen, um Menschen überhaupt zugänglich zu sein und verarbeitet werdenzu können. Die graphische Repräsentation von Sprache hat den Vorteil, dass sie distanziertergeplant und effektiver korrigiert werden kann. Demgegenüber zeigt die phonischeRepräsentation eine größere Störanfälligkeit und ist – nicht zuletzt wegen des größerenSituationsdrucks – schwerer kontrollierbar. Sprachliche Abweichungen, z.B. von konventionalisiertenLautmustern, lexikalischen Gebrauchsbedingungen, grammatischen Normen,Texttypen oder Regeln der Kontextualisierung, werden, wie man leicht feststellen kann,komplex verarbeitet. Diese Komplexität ergibt sich daraus, dass die Abweichungsverarbeitungim Kommunikationsprozess sowohl beim Sprecher (= Inhaber/in der Sprecherrolle) wiebeim Hörer (= Inhaber der Hörerrolle) und zwischen ihnen (d.h. interaktiv) erfolgen kann;dass sie mehrere Verarbeitungsebenen (z. B. Wahrnehmung, Kenntnisnahme, Akzeptation,Berücksichtigung, Markierung, Korrektur, weitergehende Reaktion) einschließt und dabeiunterschiedliche Bewertungskriterien (z. B. Verständlichkeit, ästhetischer Mehrwert,individuelle Symptomatik, soziale Bedeutsamkeit, Zweckmäßigkeit) aktivieren kann;schließlich dass es von den Situationseinschätzungen der Beteiligten, ihren Vorerfahrungen,Intentionen, Interessen usw. abhängt, welche Form der Verarbeitung gewählt odervermieden wird.Kleinen Kindern, die ihre Sprachkompetenz erst aufbauen müssen, gesteht man imAllgemeinen größere Spielräume für Abweichungen zu und kann sich sogar darüberamüsieren, wenn sie “intelligente” Fehler machen, z. B. die “Unlogik” der Sprachen durchbewusste oder unbewusste Verfremdung (auch im Sinne eines Verfahrens von “trial anderror”) sichtbar machen. 11 Bei größeren Kindern und Jugendlichen, denen ja ein höherer10 Daneben werden heute Konzepte von Mündlichkeit und Schriflichkeit (Koch/Oesterreicher) unterschieden, die alsmentale Größen den Sprachgebrauch beeinflussen.11 Deshalb hat auch Manfred Geier den “sprachkritischen Blödsinn” des Münchner Komikers Karl Valentin als eine ArtRegression in die kindliche “Kritik der sprachlichen Vernunft” (19) zu erklären versucht.9


Grad von sprachlicher Differenziertheit, Klarheit, Wirksamkeit und Angemessenheitabverlangt wird, neigt man beim Vorkommen von Abweichungen eher zu Markierungen(z. B. Wiederholungen, Nachfragen) und/oder sanfteren Korrekturen (z.B. durch einfacheRichtigstellungen), in “schlimmeren” Fällen auch zu stärkeren Korrekturen (z.B. durchFehlerexplikationen, Kritik mit Aufzeigen von kognitiven, emotionalen oder sozialenKonsequenzen [27]. Dabei sollten jedoch aggressive, weil Image schädigende Verfahrender Abweichungsverarbeitung wie Nachäffen, Auslachen oder Bloßstellen der Fehlerproduzententunlichst vermieden werden.Ähnliches wird gegenüber denjenigen praktiziert, die von anderen Spracherfahrungenher kommen, d.h. Sprachen als Fremdsprachen erlernen und dabei im Lernprozess durchAbweichungen anzeigen, auf welcher Stufe einer “Lernersprache” sie bereits angekommensind und was sie noch nicht beherrschen. 12 Auch hier kann zwischen motivierender unddemotivierender Abweichungsverarbeitung unterschieden werden, aber es gibt dabeiwiederum unterschiedliche Situationstypen (z. B. Unterricht, freie Konversation, Übersetzungen),die entsprechende Anpassungen verlangen. Für habituell Sprachgestörte odergeistig behinderte Menschen gelten normalerweise Ausnahmebedingungen, die wederMarkierungen noch Korrekturen sinnvoll erscheinen lassen. Ebenso müssen den Menschen,die sprachliche Spielräume zu poetischen, reflexiv-kritischen oder strategischen Zweckenausreizen und dabei Grenzen überschreiten, Korrekturen oder ähnliche Verarbeitungsverfahrensinnwidrig oder sogar kontraproduktiv erscheinen (vgl. dazu verschiedene Arbeiten in<strong>Cherubim</strong> 1980). 13Im “normalen” kommunikativen Umgang sprachkompetenter Erwachsener gehörensprachliche Abweichungen oder “Fehler” sicher zu den alltäglichen Erfahrungen, dieman aber aus guten Gründen oft vernachlässigt, die meist für die kommunikativeVerständigung nicht relevant sind, die stillschweigend korrigiert werden oder derenexplizite (oder sogar ausführliche) Bearbeitung aus verschiedenen Gründen nichtsinnvoll erscheint, z. B. um Konflikte zu vermeiden. Umgekehrt besteht bei Konfliktenhäufig die Neigung, gerade sprachliche Missgriffe oder Eigenheiten zu thematisierenund auf ihnen “herumzureiten”. Auch wenn der Verhandlung von Abweichung alsoweniger Platz in Alltagsgesprächen eingeräumt wird, als man vielleicht glaubt, findendiese doch eine gewisse Aufmerksamkeit und werden extrakommunikativ gerne zumThema gemacht: z.B. in Berichten, Erzählungen, Anekdoten, in denen Personencharakterisiert werden, und ebenso in satirischen Texten, Comics und Witzen.4. Universalität oder interkulturelle Differenzen?Abweichungen von Mustern, Regeln oder Normen können allerdings im sozialenKontext zu unterschiedlichen Reaktionen führen: Im schlimmsten Fall werden sie als“Schibboleth” behandelt und haben die physische Vernichtung ihrer Produzenten zurFolge. 14 Aber sie können auch Anlass dafür sein, ganze Gruppen in einer Gesellschaftzu diskreditieren, zu marginalisieren bzw. sozial zu ächten, seien sie nun Vertreteranderssprachiger Minderheiten (Juden, Sinti und Roma), Arbeitsmigranten mit Sprachlernproblemenoder so genannte Pidginsprecher, die sich mit einer Behelfssprache verständigen. 1512 Zum Konzept der Lernersprache und dessen Konsequenzen für den Fremdsprachenunterricht vgl. Vogel.13 Als ein extremes Beispiel für den strategischen Einsatz von Sprachfehlern sei der Fall einer amerikanischen Geisel imLibanon angeführt, die durch die Nutzung bestimmter dialektaler Abweichungen (hier: Merkmale eines Südstaatendialekts)in erzwungenen Radioansagen indirekt signalisieren wollte, in welcher Gegend sie gefangen gehalten wurde.14Diesen Fall beschreibt die einschlägige Stelle im Alten Testament: Buch der Richter 12, 5f.15Eine sprachliche Technik der Marginalisierung kann auch der Gebrauch des so genannten Foreigner talk wie in Beispiel (17)sein; zur Problematik vgl. Hinnenkamp. Das kann wiederum dazu führen, dass die marginalisierte Gruppe ihre(abweichende) Sprachform, d.h. ihren subkulturellen Jargon als Statussymbol aufwertet, was dann auch für andere attraktivwerden kann; so bei der so genannten Kanak- oder Kiez-Sprache türkischer Jugendlicher (vgl. Dirim).10


Nicht weniger schlimm für die Betroffenen sind auch die direkte (face-to-face) Verspottungoder andere Formen des Hänseins Einzelner, wenn sie akzidentiell (Versprecher, Unsicherheiten)oder habituell (z.B. Stottern, Irrlogik) “Fehler” machen. 16 Demgegenüber scheintdie indirekte (distanzierte), komische Aufarbeitung derartiger Abweichungen, z. B. insatirischen Texten 17 oder in Witzerzählungen eher harmlos zu sein oder wird zumeist alszulässig empfunden, auch wenn es hierbei durchaus Formen gibt, die schon deswegenals bedenklich eingestuft werden müssen, weil dadurch latente oder manifeste Vorurteilebefördert oder verstärkt werden können. 18 Mag also das Verlachen von “Fehlern” imsprachlichen Verhalten ein zwar nicht unproblematisches, aber doch weit verbreitetesoder sogar in der “Natur” des Menschen liegendes Phänomen sein, so gibt es offenkundigdoch auch kulturbedingte Unterschiede im Umgang mit dieser speziellen Art von Komik,die u.a. in den Medien sichtbar werden.Mit dem Problem der Sprachrichtigkeit haben wir es in der Tat lebenslang zu tun;wir suchen sie mühsam im Kindesalter zu erwerben und müssen sie doch in derkommunikativen Praxis immer wieder neu justieren, nicht zuletzt deshalb, weil sie einenhohen gesellschaftlichen, sozialsymbolischen Wert besitzt und der Kontrolle durch mächtigeInstitutionen (Schule, Medien, Akademien, Sprachvereine usw.) unterliegt. Dennoch gibtes verschiedene Lachkulturen, die die allgegenwärtigen Verstöße gegen die Sprachrichtigkeitin ihren unterschiedlichen Formen aufgreifen und für komische Zwecke nutzen. Bekanntlichunterscheidet sich etwa der “britische” Humor von seinen kontinentalen Entsprechungen,auch wenn es dazu mehr subjektive Eindrücke und weniger detaillierte Untersuchungenzu geben scheint [22]. 19 So wird behauptet, dass Briten die hohe Kunst “indirekter”Witze in Form von Anspielungen, Wortspielen, puns usw. besser als Franzosen oderDeutsche beherrschen und sie vor allem uneingeschränkter praktizieren, so dass kaumeine Situation, Institution oder Autorität vor ihren Witzeleien sicher sein kann [22, S. 244),während deutsche Witze eher direkt und einfach, französische Witze eher intellektuellund komplexer sein sollen. Witze über Sprech- und Sprachfehler können in irrealenWelten lokalisiert werden, wo sie niemandem wehtun; das ist der Fall bei vielen sogenannten Blödeleien, Kalauern oder Nonsensprodukten wie (18):(18) Frage: Was ist grün, weiß und macht, muh? Antwort: Ein Frosch im Nachthemdmit Sprachfehler.Aber die reale Welt bietet Anlässe genug. In historisierender Form nutzt das z. B. dieschon legendäre englische Komikergruppe “Monty Python” ausgiebig. In ihrem Film“Life of Brian” (1979) zeigt z.B. der jüdische Revolutionär Brian Probleme mit denRegeln der lateinischen Grammatik, als er antirömische Parolen an eine Mauer schreibensoll (*“Romanes eunt domus!”), was einen römischen Legionär dazu veranlasst, ihmeine Strafarbeit aufzugeben, nämlich die richtige Formulierung (“Romani ite domum!”)100 Mal an die Wand zu schreiben! Noch krasser ist der Fall des Procurators PontiusPilatus (Sprecher: Terry Jones): Er hat offensichtlich (in der englischen und deutschen16 Im Film “Ein Fisch namens Wanda” (Regie Charles Crichton, 1988) wird eine der Hauptfiguren (Ken Pile), die stottert,dafür ständig durch eine andere Figur (Otto West) gehänselt. Es entbehrt dann nicht einer gewissen Logik, dass KensStottern aufhört, als er sich an Otto drastisch gerächt hat.17 Etwa die wiederholte Imitation des “Stammeins” des (ehemaligen) bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber imTV-Magazin “Scheibenwischer” während der letzten Zeit.18 Beispiele sind hier etwa die affektierte Sprechweise in Homosexuellenwitzen oder das “Polackendeutsch”, wie esGraßhoff (bes. 30-36) in seiner Sammlung lästerlicher Texte, dem “Illustrierte[n] Ganovenkalender”, benutzt hat; vgl. auch<strong>Cherubim</strong> (1993).19 Vgl. auch Marion Abel et al. (= Internetquelle).11


Fassung) Probleme mit der Aussprache des [r] und mit der Unterscheidung von Stimmlosigkeitund Stimmhaftigkeit und wird deshalb von seinen Soldaten verlacht. 20 In einermärchenhaften, fiktiven Welt treten Figuren mit habituellen Sprachfehlern auch in denfranzösischen Comics der Reihe “Asterix” von Goscinny/Uderzo auf. So werden in derdeutschen Fassung dieser Serie generell die Averner mit einer [s]-Schwäche (eine Artvon bilabialem Sigmatismus: “Ohne Fleisch kein Preisch!”) vorgeführt. Dazu wird imHeft “Asterix und der Avernerschild” 21 sogar ein metasprachlicher Diskurs geführt. AufAsterix' Frage: “Ohne Euch nahe treten zu wollen, sagt, sprecht Ihr alle so?”, antworteteiner der Averner: “O nein! Wir Alten schprechen scho, aber bei den Jungen laschtdasch nach!” Und gleichsam als Bestätigung dieser Behauptung sieht man einen jungenMann herein treten, in dessen Äußerung (“Salü zusammen! Hier sind die Hartwürste,die ich bringen sollte!”) das Symptom offensichtlich nicht auftritt. Was aber dann vondem Averner überraschend als Sprachfehler bewertet wird: “Der da hat blosch einenZungenfehler (...) Er lisch-pelt!” Ein anderer Typ von Sprachfehlern ist mit der Figureines Schwarzafrikaners in der immer wieder auftretenden Seeräubermannschaft, derenSchiff bei jeder Begegnung von Asterix und Obelix versenkt wird, verbunden. Hierbeiwird die Komik noch dadurch verstärkt, dass sich der Afrikaner um die BildungsspracheLatein bemüht, generell aber mit der Aussprache des [r] nicht zurechtkommt (Rhotazismus).So kommentiert er in einem Beispiel des Hefts “Asterix auf Korsika” 22 einen Vorschlagseines Kapitäns mit der Äußerung: “O tempo'a, o mo'es!”, was wiederum einen deranderen Piraten zur anerkennenden Bemerkung: “Also abgesehen von der Aussprache:du machst Fortschritte!” veranlasst. Als das Schiff prompt wieder von den Galliern versenktwird, folgt dann ein weiterer Kommentar des dunkelhäutigen Philosophen: “E'a'e humanumest!” Erfolg versprechend ist hier, wie auch in vielen anderen Beispielen, die Kombinationvon Sprachfehlern mit dem Status des Fremden. Schon für die alten Griechen war ja,wie man vermuten kann, die Sprache der Anderen, der “Barbaren”, keine richtige Sprache,sondern nur eine Art Lautstammeln. Standardthema von Witzen in vielen Kulturen istdaher die fehlerhafte Aussprache des eigenen Idioms im Munde von Fremden, abernicht nur der Ausländer, sondern auch derjenigen aus dem eigenen Land, denen man –ohnehin – keine “gepflegte” Sprache zutraut. Für die Engländer sind das typischerweisedie Deutschen 23 oder die Iren, für die Franzosen die Belgier, Luxemburger oder Frankokanadier,für die Spanier die Andalusier, Galizier oder Katalanen, für die Deutscheneinerseits Franzosen, US-Amerikaner, Dänen usw., aber auch die Berliner, Sachsen,Kölner oder die Bewohner des Ruhrgebiets.Auch wenn es für die Betroffenen nicht immer leicht ist, da sie ja um diepraktischen Konsequenzen aus Erfahrung wissen, gilt auch hier: Humor ist, wenn mantrotzdem lacht (Otto Julius Bierbaum).LITERATUR1. Becker, Klaus-Peter/ Soväk, Milos. Lehrbuch der Logopädie. 2. Aufl. – Köln, 1975.2. <strong>Cherubim</strong>, <strong>Dieter</strong>. Fehlerlinguistik. Beiträge zum Problem der sprachlichen Abweichung. –Tübingen, 1980.20 So sagt er (in der englischen Fassung): “Thwow him to the floow!”, was (in der deutschen Fassung) mit “Chleudert denPursch zu Poden!” wiedergegeben wird.21 Großer Asterix-Band XI. Stuttgart (1972, S. 17).22 Großer Asterix-Band XX. Stuttgart (1975, S: 18).23 Vgl. etwa “The Germans” (Serie “Faculty Towers”, 1975) von Monty Python.12


3. <strong>Cherubim</strong>, <strong>Dieter</strong>. “Sprache und Fremdenhass”. // ASTA der Georg-August-UniversitätGöttingen (Hg.): “Für einen toten Asylanten gehe ich auch in den Knast.” Dokumentation desAktionstages gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus vom Dezember 1993. – Göttingen,1993. – S. 37-48.4. Dirim, Inci “Zum Gebrauch türkischer Routinen bei Hamburger Jugendlichen nichttürkischerHerkunft”. / Hinnenkamp, Volker/Meng, Katharina (Hg.): Sprachgrenzen überspringen.Sprachliche Hybridität und polykulturelles Selbstverständnis. – Tübingen, 2005. – S. 19-49.5. Ehlich, Konrad Erzählen im Alltag. – Frankfurt a. M, 1980.6. Freud, Sigmund. Zur Psychopathologie des Alltagslebens. Über Vergessen, Versprechen,Vergreifen, Aberglauben und Irrtum [1904]. Mit einem Vorwort von Alexander Mitscherlich. –Frankfurt a. M, 1980.7. Freud, Sigmund. Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten [1905]. – Frankfurt a. M.,1958.8. Gauger, Hans-Martin. Das ist bei uns nicht Ouzo!' Sprachwitze. – München, 2006.9. Geier, Manfred. “Der Effekt Valentin”. Versuch über den sprachkritischen Blödsinn eines“gewesenen Kindes”. // Zeitschrift für Germanistische Linguistik. H. 9, 1979 – S. 2-27.10. Gelfert, Hans-<strong>Dieter</strong>. Max und Monty. Kleine Geschichte des deutschen und englischenHumors. – München, 1998.11. Goes, Stefan. “Das, nicht' war zu leise!” Untersuchungen zur kommunikativen Verarbeitungvon Abweichungen im Gespräch. – Göttingen, 2001.12. Graßhoff, Fritz. Fritz Graßhoffs Illustrierter Ganovenkalender. – Freiburg i.Br., 1967.13. Hauser, Stefan. Wie Kinder Witze erzählen. Eine linguistische Studie zum Erwerbnarrativer Fähigkeiten. – Bern et al., 2005.14. Hinnenkamp, Volker. Foreigner Talk und Tarzanisch. Eine vergleichende Studie überdie Sprechweise gegenüber Ausländern am Beispiel des Deutschen und des Türkischen. –Hamburg, 1982.15. Kainz, Friedrich. Sprachliche Fehlleistungen. In: Psychologie der Sprache. Bd. IV:Spezielle Sprachpsychologie. – Stuttgart, 1967. – S. 364-492.16. Kameyama, Shichi. Verständnissicherndes Handeln. Zur reparativen Bearbeitung vonRezeptionsdefiziten in deutschen und japanischen Diskursen. – Münster et al., 2004.17. Koch, Peter/Krefeld, Thomas/Oesterreicher, Wulf. Neues aus Sankt Eiermarkt. Daskleine Buch der Sprachwitze. 2. Aufl. – München, 1997.18. Koch, Peter/Oesterreicher, Wulf. Sprache der Nähe – Sprache der Distanz. Mündlichkeitund Schriftlichkeit im Spannungsfeld von Sprachtheorie und Sprachgeschichte. // RomanistischesJahrbuch. H. 36, 1985. – S. 15-43.19. Kotthoff, Helga. Spaß verstehen. Zur Pragmatik von konversationellem Humor. –Tübingen, 1998.20. Marfurt, Bernhard. Textsorte Witz. Möglichkeiten einer sprachwissenschaftlichenTextsorten-Bestimmung. – Tübingen, 1977.21. Marhenke, Dietmar. Britischer Humor in interkulturellem Kontext. – Braunschweig, 2003.22. Preisendanz, Wolfgang. Über den Witz. – Konstanz, 1970.23. Röhrich, Lutz. Der Witz. Figuren, Formen, Funktionen. – Stuttgart, 1977.24. Ulrich, Winfried. Semantische Turbulenzen. Welche Kommunikationsformen kennzeichnenden Witz? // Deutsche Sprache. H. 5, 1977. – S. 313-334.25. Vogel, Klaus. Lerner spräche. Linguistische und psycholinguistische Grundfragen zuihrer Erforschung. – Tübingen, 1990.26. Wiedenmann, Nora. Versprecher und die Versuche zu ihrer Erklärung. Ein Literaturüberblick.– Trier, 1992.27. Wiswede, Günter. Soziologie abweichenden Verhaltens. – Berlin et al., 1973.28. Wittich, Boris. Zeugen liegen bei. Stilblüten aus Polizeiberichten und Gerichtsverhandlungen.– München, 1976.13


InternetquellenAbel, Marion/Cendan, Maria /Fußstetter, Bärbel/Neuß, Kathrin/Seipolt, Franca/Tiede,Stefanie: Humour. Website im Rahmen des Proseminars “Kommunikationsstrategien europäischerSprachen” der Universität Eichstätt-Ingolstadt. http://home.arcor.de/culturalmarkers/humour.html14

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