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SV-Aktuell<br />
Heiko Chr. Grube<br />
FH-Weltmeister<br />
Marco Dreyer<br />
Fährtenarbeit auf internationalem Top-Level<br />
Wenn man als Fußballer von einem Triple-Gewinner<br />
spricht, weiß jeder: Dieses Team hat eine geniale Saison<br />
gespielt und die Meisterschaft, den Pokal und die Champions-League<br />
gewonnen. Dies gelang in den letzten zwölf<br />
Jahren allerdings nur so großartigen Mannschaften in<br />
Europa wie Manchester United, FC Barcelona oder Inter<br />
Mailand. Vergleicht man dies einmal mit den bedeutenden<br />
Fährtentiteln, darf sich Marco Dreyer mit seinem<br />
Rüden „Erk vom Waliboer Land“ (WT 02.07.2005, V:<br />
„Janko vom Vorwerkswald“, M: „Zecke vom Sassenberger<br />
Land“) ganz sicher als „Big Five“-Gewinner fühlen.<br />
In den Jahren 2011/2012 räumte das Team gleich reihenweise<br />
die Titel bei der SV-Bundes-FH, DVG-FH, DHV-FH,<br />
VDH-DM FH 2012 und als Krönung bei der FCI-WM-FH<br />
2012 ab. Ein würdiger Weltmeister, der die vorzügliche<br />
Leistungsveranlagung seines Deutschen Schäferhundes<br />
„Erk“ und seine Ausbildungskompetenz mehrfach national<br />
und international unter Beweis stellte. Seine energische<br />
Arbeitsweise und Triebbeständigkeit präsentierte<br />
der Hund ebenfalls auf zahlreichen SV-Landesveranstaltungen<br />
in Ostwestfalen-Lippe und der SV-Bundes-FCI<br />
sowie der SV-Bundessiegerprüfung in Meppen. Zuletzt<br />
wurde der Mink-blütige Hund gerade noch auf der Bundes-FCI<br />
2012 in Marburg geführt.<br />
Wir sprachen am Rande der Prüfungen mit Marco, der<br />
bereits mit sieben Jahren begann Hunde zu trainieren, für<br />
und mit seinem Vater Fährten legte und mit seinem ersten<br />
Hund, dem Mischling „Rudi“, erfolgreich die Begleithundeprüfung<br />
ablegte.<br />
Marco, wie bist du zum Hundesport gekommen?<br />
Durch meinen Vater. Er hat mich früher immer mitgenommen<br />
und so bin ich quasi auf dem Hundeplatz groß<br />
geworden.<br />
Was machst du beruflich?<br />
Ich bin gelernter Maler und Lackierer. Aber seit 3 Jahren<br />
bin ich selbstständig, führe eine eigene Hundeschule und<br />
biete für interessierte Hundesportler Seminare an.<br />
476 AUGUST 12
Du hast Nachzucht nach deinem Rüden „Erk vom Waliboer<br />
Land“. Worauf legst du besonderen Wert bei der<br />
Welpenauswahl?<br />
Ich schaue mir schon vor der konkreten Welpenauswahl<br />
die Aufzucht an. Mir ist wichtig, dass sich die Züchter mit<br />
den Welpen beschäftigen und die kleinen Hunde nicht<br />
nur in einem Zwinger in der Ecke kauern. Die Welpen sollen<br />
schon eine Menge kennenlernen.<br />
Welchen Stellenwert hat für dich der Futtertrieb?<br />
Der Futtertrieb hat bei mir einen nicht ganz so hohen Stellenwert.<br />
Gerade bei der Arbeit mit den Hunden ist mir<br />
persönlich der Spieltrieb wichtiger. Hier kann ich den<br />
Hund noch mehr motivieren.<br />
Was ist eigentlich deine besondere Faszination für die<br />
Fährtenarbeit?<br />
Ich genieße die Arbeit mit meinem Hund fern ab vom<br />
Hundeplatz. Ich liebe es einfach, nur in der Natur zu sein<br />
und mit dem Hund zu arbeiten. Das gibt mir die Möglichkeit,<br />
auch einfach mal abzuschalten.<br />
Du bist aber auch im IPO- Bereich erfolgreich. Wie gestaltest<br />
du deine Trainingspläne vor größeren Prüfungen,<br />
wie z. B. der BSP oder der Bundes- FCI?<br />
Vor größeren Prüfungen wird natürlich fleißig geübt.<br />
Dabei versuche ich, den Hund nicht zu übersäuern. Ich<br />
achte auf eine gesunde Balance zwischen Training und<br />
Ruhephasen. Ich möchte ja nicht, dass mein Hund an-<br />
SV-Aktuell<br />
fängt zu streiken. Aber gerade diese Balance zu finden ist<br />
nicht immer einfach.<br />
Ist es schwierig, die IPO- Ausbildung in Unterordnung<br />
und Schutzdienst in dein Fährtenprogramm zu integrieren?<br />
Das ist schon schwierig, da der FH-Bereich schon eine<br />
hohe Belastung für den Hund ausmacht. Nach der BSP<br />
2011 haben wir uns z.B. nur auf die Fährtenarbeit konzentriert.<br />
Es galt, die Landesprüfungen vom SV und DVG zu<br />
bestehen. Da blieb keine Zeit für Unterordnung und<br />
Schutzdienst. Danach folgten die Bundesprüfungen in<br />
jedem Verband (SV, DHV, DVG, VDH) und als dann fest<br />
stand, dass es zur WM geht, haben wir uns natürlich nur<br />
noch darauf konzentriert.<br />
Wie siehst du die Balance zwischen positiver Verstärkung<br />
und Korrektur?<br />
Positive Verstärkungen sind sehr wichtig. Korrekturen<br />
immer soviel wie nötig und so wenig wie möglich.<br />
Kommen wir zurück zur Fährtenarbeit. Man hört immer<br />
wieder, Fährte sei Fleißarbeit, in welchem Verhältnis<br />
steht der Fleiß des HF zum Talent des Hundes?<br />
Fährte ist keine Fleißarbeit, sondern eher eine Zeitarbeit.<br />
Man muss sich ein Gelände suchen, mit Bauern oder<br />
Jagdpächtern sprechen, ins Gelände fahren, die Fährte<br />
legen und danach absuchen. Unterordnung und Schutzdienst<br />
sind genauso Fleißarbeit, nur nicht so zeitintensiv.<br />
SV-ZEITUNG 477
SV-Aktuell<br />
Hier findet alles nur an einem Ort statt, nämlich dem<br />
Hundeplatz. Im Winter gibt es dann noch ein warmes<br />
Vereinsheim, wo man sich zusammen mit Vereinskollegen<br />
aufhalten kann. Da möchte kaum einer alleine in der<br />
Kälte im Fährtengelände stehen. Eine gut ausgeprägte<br />
Nasenveranlagung kommt einem in der Fährtenarbeit natürlich<br />
zu Gute. Die Nase ist das erste Sinnesorgan, welches<br />
beim Hund am meisten ausgereift ist, und das gilt<br />
es, bei jedem Hund zu fördern.<br />
Trainierst du kontinuierlich und regelmäßig in der<br />
Fährte oder hast du konzentrierte Intervalle unterbrochen<br />
von Pausen?<br />
Das ist unterschiedlich. Es gibt Wochen, in denen ich öfter<br />
in der Fährte bin. Es gibt aber auch Wochen, in denen ich<br />
nicht soviel trainieren kann, weil es mein Privat- und Berufsleben<br />
nicht zulässt. Ich mag die Fährtenarbeit so<br />
gerne, dass ich das jeden Tag machen könnte, wenn ich<br />
die Zeit dafür hätte. Nach der BSP habe ich nur Fährtenarbeit<br />
trainiert. Nach der WM habe ich auch wieder für<br />
den IPO Bereich trainiert. Wie schon erwähnt, gibt es aber<br />
auch immer wieder Ruhephasen, weil ich den Hund nicht<br />
„sauer“ machen will.<br />
Was bevorzugst du: Wiese oder Acker und warum?<br />
Ich bevorzuge kein bestimmtes Gelände. Mir ist nur wichtig,<br />
dass es bei Prüfungen keine Sichtfährten gibt. Mir ist<br />
wichtig, dass der Hund mit der Nase sucht und nicht mit<br />
den Augen, da sich sonst schnell Fehler einschleichen<br />
können.<br />
Wie beginnst du mit der Gegenstandsarbeit?<br />
Die Gegenstandsarbeit erlernt der Hund separat von der<br />
Fährte. Erst lernen die Hunde das Suchen und anschließend<br />
füge ich beides zusammen und so wird die Gegenstandsarbeit<br />
der Hauptbestandteil der Fährtenarbeit.<br />
Wie machst du die Gegenstände interessant oder auch<br />
zur „Wellness“ für die Hunde?<br />
Die Gegenstände werden durch positive Futterverstärkung<br />
für den Hund interessant gemacht. Bei der Fährtenarbeit<br />
lernt der Hund dann, dass der Gegenstand zu einer<br />
„Wellnessoase“ wird, bei der er wieder Kraft tanken<br />
kann. Das ist gerade bei langen Fährten wichtig.<br />
Wie hältst du es eigentlich beim Training mit den Liegezeiten<br />
der Fährten?<br />
Das nehme ich überhaupt nicht so genau. Das kommt<br />
immer darauf an wie viel Zeit ich gerade habe.<br />
Welcher Stellenwert hat für dich die Teamarbeit und<br />
(Video-)Analyse des Trainings?<br />
Teamarbeit hat für mich einen hohen Stellenwert. Ich bin<br />
immer dankbar, wenn ich auf Fehler aufmerksam gemacht<br />
werde, denn nur so habe ich die Möglichkeit,<br />
etwas zu verbessern. Videoanalysen sind sehr hilfreich,<br />
da man dann auch seine eigenen Fehler erkennen kann.<br />
Du hast die „Big five“ der Fährtenprüfungen gewonnen.<br />
Welcher Titel war für dich der schönste oder wichtigste?<br />
Der WM Titel ist natürlich das absolute Highlight. Die<br />
viele Zeit und Arbeit hat sich endlich bezahlt gemacht.<br />
Wächst eigentlich mit zunehmenden Erfolgen auch zunehmend<br />
der Erfolgsdruck für dich?<br />
Ja, der Erfolgsdruck wächst natürlich. Denn jeder hat automatisch<br />
eine gewisse Erwartungshaltung an einen.<br />
Aber wir sollten alle nicht vergessen, dass wir mit unserem<br />
Schäferhund ein Lebewesen an unserer Seite haben<br />
und keine Maschine. Genau so wie wir, können auch unsere<br />
Hunde mal einen schlechten Tag haben.<br />
Vielen Dank für das<br />
Interview und toi, toi,<br />
toi für den Rest der<br />
Saison!<br />
Heiko Chr. Grube<br />
SV-Pressereferent<br />
Fotos:<br />
©Heiko Chr. Grube<br />
478 AUGUST 12