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Umweltdaten 2006 - Landesamt für Umwelt, Gesundheit und ...

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Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz1 LuftreinhaltungBegriffsbestimmungen nach demB<strong>und</strong>es-ImmissionsschutzgesetzUnter Immissionen sind auf Menschen, Tiere <strong>und</strong>Pflanzen, den Boden, das Wasser, die Atmosphäresowie Kultur- <strong>und</strong> sonstige Sachgüter einwirkendeLuftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen,Licht, Wärme, Strahlen oder ähnliche Erscheinungenzu verstehen, die von Anlagen, Maschinen <strong>und</strong> Fahrzeugenals Emissionen abgegeben werden. Immissionensind schädliche <strong>Umwelt</strong>einwirkungen, wennsie nach Art, Ausmaß oder Dauer geeignet sind, Gefahren,erhebliche Nachteile oder erhebliche Belastungen<strong>für</strong> die Allgemeinheit oder die Nachbarschafthervorzurufen[1].ErläuterungenNach Definition der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation(WHO) liegt eine Luftverunreinigung vor, wenn sichein luftverunreinigender Stoff oder mehrere luftverunreinigendeStoffe in solcher Menge <strong>und</strong> so lange inder Außenluft befinden, dass sie <strong>für</strong> Mensch, Tier,Pflanze oder Eigentum schädlich sind, zur Schädigungbeitragen oder das Wohlbefinden oder die Besitzausübungunangemessen stören. Die Quantifizierungder entsprechenden Schwelle erfolgt durchFestlegung schadstoffspezifischer Grenzwerte.Der Übergang von der Emission (Ort des Übertrittsvon Luftschadstoffen in die Atmosphäre) zur Immission(Ort des Wirksamwerdens von Luftschadstoffenan den verschiedenen Rezeptoren) wird als Transmissionoder Ausbreitungsprozess bezeichnet.Dieser Vorgang wird insbesondere durch meteorologischeParameter, die vor allem im Hinblick aufAusbreitungsrichtung, Ausbreitungstiefe <strong>und</strong> am jeweilsinteressierenden Immissionsort anzutreffendeSchadstoffkonzentrationen wirksam werden, bestimmt.Auf Gr<strong>und</strong> der in der jüngeren Vergangenheit erzieltenErfolge bei der Verringerung der Schadstoffemissionan industriellen <strong>und</strong> gewerblichen Quellensowie beim Hausbrand ist der motorisierte Straßenverkehrverstärkt ins Blickfeld gerückt. Einerseits wirdtrotz zunehmender Prozessoptimierung <strong>und</strong> Ausstattungder Motoren mit Abgasreinigungstechnik der erzielbareEffekt am Einzelfahrzeug durch die Fahrleistungszunahmeder gesamten Fahrzeugflotte überkompensiert,andererseits sind jedoch nicht <strong>für</strong> alleSchadstoffe, die dem Betrieb von Verbrennungsmotorenentstammen, geeignete Minderungstechnikenentwickelt bzw. umfassend verfügbar.Die Besonderheit der Schadstoffemission durch denmotorisierten Straßenverkehr besteht in der räumlichenNähe von Schadstoffquelle zum RezeptorMensch insbesondere in bebauten Gebieten.Bei Luftschadstoffen handelt es sich insbesondereum die luftverunreinigenden Komponenten Rauch,Ruß, Staub, Gase, Aerosole, Dämpfe oder Geruchsstoffe,die bei ihrem Übertritt in die Atmosphäre zu einerVeränderung der natürlichen Zusammensetzungder Luft führen.Verkehrsmessstelle Bernau (Fotoarchiv LUA, T4) Messstation Eisenhüttenstadt (Fotoarchiv LUA, T4)UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>117


Messstellen zur Überwachung der Lufqualitätringerten Staubniederschlagsmessstellen bliebnahezu unverändert; die manuellen Schwebstaubmessungenwurden weiter von 12 auf 10 reduziert.Im vorliegenden Bericht erfolgt die zusammenfassendeBewertung der wichtigsten Luftverunreinungskomponenten;<strong>für</strong> aktuelle Betrachtungenstehen im Internet tägliche Informationswerte zur Verfügung:www.mluv.brandenburg.de/info/luft-online.➠An den 24 TELUB-Messstellen wurden im Jahr 2005rd. 2.2 Mio. Einzelmesswerte erzeugt; davon rd.– 240.000 Schwefeldioxid-,– 390.000 Schwebstaub- (zumeist PM 10),– 390.000 Stickstoffdioxid-,– 200.000 Kohlenmonoxid- <strong>und</strong>– 320.000 Ozonwerte.1.2 Meteorologie <strong>und</strong> Jahresgangausgewählter LuftschadstoffeTELUB-Messstellen zur Überwachung der Luftqualität inBrandenburg1.1 Überwachung der Luftqualitätin BrandenburgZur Überwachung der Luftqualität wurden gr<strong>und</strong>sätzlicheAusführungen im Bericht des Landesumweltamtes„<strong><strong>Umwelt</strong>daten</strong> aus Brandenburg – Bericht2003“ gemacht [2]. Die folgende Zusammenstellunggibt Auskunft über den Umfang der im Berichtsjahr2005 erbrachten Messaktivitäten.Im Vergleich zu 2004 ist die Anzahl der telemetrischenStationen im automatischen stationärenLuftgütemessnetz Brandenburg TELUB um eineauf 24 gestiegen. Dies betraf konkret die Wiederaufnahmeder Immissionsmessungen in Bernau zur Erarbeitungeines Luftreinhalteplanes. In diesem Berichtsjahrwurden die temporären Sondermessungenauf vier verdoppelt. Dies betraf einelandwirtschaftliche Anlage in Bahnitz (Landkreis Havelland)zur Ammoniakimmissionsüberwachung <strong>und</strong>drei verkehrsbezogene Sondermessungen (PM10-Schwebstaub, NO 2 ) in Belzig (Messwagen), Freienhufen<strong>und</strong> Potsdam, Behlertstraße (jeweils Container).Die Anzahl der bereits im Vorjahr erheblich ver-Der Deutsche Wetterdienst (DWD) charakterisiertein seinem Jahresrückblick das Jahr 2005 inDeutschland als zu warm, sehr sonnig <strong>und</strong> etwaszu trocken [3]. Die meteorologische Jahresbewertung2005 <strong>für</strong> das Land Brandenburg wird wie folgtvorgenommen: Aus den Daten der sieben DWD-StationenAngermünde, Neuruppin, Manschnow, Potsdam,Lindenberg, Cottbus <strong>und</strong> Doberlug-Kirchhain,die leicht verfügbar sind [4], wird ein brandenburgweiterMittelwert gebildet <strong>und</strong> mit dem jeweiligen Klimanormal1961 – 1990 der Stationen verglichen(Tab.).Demnach war das Jahr 2005 in Brandenburg um0,8 Kelvin (K) zu warm. Somit setzte sich die seit Beginnder 1990er Jahre zu beobachtende allgemeineErwärmungstendenz ein weiteres Jahr ungebrochenfort. Sie illustriert damit im regionalen Maßstabden derzeit zu beobachtenden anthropogen beeinflusstenweltweiten Klimawandel.Die Sonnenscheindauer erreichte mit 118 % deutlichüberdurchschnittliche Werte, wozu allerdings vor allemApril, Oktober <strong>und</strong> November mit besonders hohenrelativen Andauerwerten beitrugen.Das Berichtsjahr fiel mit 108 % des Mittelwertes derlangjährigen Niederschlagssummen leicht übernormalnass aus. Besonders auffällig trat dabei der Julihervor (www.dwd.de).Die landesweite PM10-Schwebstaub-Immissionder TELUB-Messstationen betrug 2005 24 µg/m 3 <strong>und</strong>stieg damit gegenüber dem Vorjahr (20 µg/m 3 ) erheblichan. Das bisherige Rekordniveau des episodenreichen,häufig von austauschungünstigenLiteratur Seite 213118 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Jahresgang ausgewählter meteorologischer Kenngrößen <strong>und</strong> Luftschadstoffkonzentrationen als landesweite Mittelwerte<strong>für</strong> Brandenburg im Jahre 2005Monat T (K) (Min bis Max) RR (%) (Min bis Max) SD (%) (Min bis Max) PM10 (µg/m 3 ) O 3(µg/m 3 )01 (+3,4 bis +3,7) zu warm (100 bis 186) zu nass (81 bis 140) uneinheitlich 17 4602 (-1,1 bis -0,2) zu kalt (114 bis 168) zu nass ( 97 bis 113 ) uneinheitlich 33 5103 ( -0,9 bis +0,2) zu kalt (36 bis 64) zu trocken (106 bis 124) überdurchschnittlich 31 6604 (+1,4 bis +2,3) zu warm (20 bis 44) zu trocken (142 bis 152) überdurchschnittlich 28 7205 (+0,3 bis +0,9) zu warm (112 bis 169) zu nass (92 bis 101) unterdurchschnittlich 18 7406 (-0,3 bis +0,5) uneinheitlich (19 bis 105) zu trocken (100 bis 116) überdurchschnittlich 18 7107 (+0,7 bis +1,4) zu warm (204 bis 376) zu nass (85 bis 97) unterdurchschnittlich 19 6408 (-1,0 bis –0,5) zu kalt (75 bis 183) uneinheitlich (91 bis 106) uneinheitlich 19 5209 (+1,7 bis +2,3) zu warm (87 bis 116) uneinheitlich (121 bis 153) überdurchschnittlich 27 5110 (+1,6 bis +2,1) zu warm (37 bis 115) uneinheitlich (151 bis 191) überdurchschnittlich 31 3711 (- 0,3 bis +0,3) uneinheitlich (30 bis 69) zu trocken (134 bis 175) überdurchschnittlich 24 2012 (- 0,1 bis +0,4) uneinheitlich (96 bis 150) zu nass (77 bis 131) uneinheitlich 20 28Jahr 0,6 - 0,9 98 – 118 112 – 128 24 53zu warm durchschnittlich leicht überdurchschnittlich durch leicht überschnittlichdurchschnittlichT (K) Abweichung der Temperatur vom Klimanormal (1961-90) durch Angabe der Spannweite zwischen den verwendeten DWD-Stationen,d.h. die niedrigste Abweichung (Minimalwert) <strong>und</strong> die höchste Abweichung (Maximalwert) vom Klimanormal sind angegebenRR relative Niederschlagsmenge im Vergleich zum Klimanormal durch Angabe der Spannweite zwischen den verwendeten DWD-StationenSD relative Sonnenscheindauer im Vergleich zum Klimanormal durch Angabe der Spannweite zwischen den verwendeten DWD-StationenGroßwetterlagen geprägten Jahres 2003 (25 µg/m 3 )wurde nahezu wieder erreicht.So wurden auch im Berichtsjahr die höchsten Feinstaubbelastungenin den Monaten Februar, März<strong>und</strong> Oktober registriert, als sich tagelang andauerndeEpisoden erhöhten Feinstaubferntransportesbemerkbar machten. Verb<strong>und</strong>en mit inversionsbedingteingeschränkten Ausbreitungsbedingungen begünstigtedies den markanten Immissionsanstieg insbesondereim Winterhalbjahr (2005: 26 µg/m 3 ; 2004:23 µg/m 3 ; 2003: 28 µg/m 3 ).Das Sommerhalbjahr 2005 präsentierte sich in denMonaten April, Mai, Juli <strong>und</strong> September als deutlichzu warm <strong>und</strong> meist mit überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer.Auch die gegenüber 2004 von 30auf 43 gestiegene Anzahl der Sommertage begünstigteden leichten Anstieg des landesweiten Ozon-Jahresmittelwertes von 52 auf 53 µg/m 3 , aber mehrnoch der Häufigkeit von O 3 -Spitzenwerten.Der Sommermittelwert von 64 µg/m 3 blieb gegenüber2004 allerdings wenig verändert (2004: 65 µg/m 3 ) <strong>und</strong>erreichte bei weitem nicht den Immissionspegel von2003, wo ein landesweites O 3 -Mittel von 76 µg/m 3verzeichnet worden war.1.3 Stand <strong>und</strong> Entwicklungder Immissionenausgewählter Luftschadstoffe• Schwefeldioxid (SO 2 )Seit 1993 (Brandenburg-Jahresmittelwert (JMW) =33 µg/m 3 ) ist aufgr<strong>und</strong> von Emittentenstilllegungen,der Einführung der Rauchgasentschwefelung <strong>und</strong> vorallem durch den Brennstoffwechsel von BraunkohlezuErdgas- <strong>und</strong> Öl-Heizungen eine ständig sinkendeBelastung zu verzeichnen gewesen. Sie kam umdas Jahr 2000 auf einem Niveau von 5 µg/m 3 an, dasvordem nicht einmal von emittentenfernen so genanntenReinluftstationen erreicht worden war. Verb<strong>und</strong>enmit dieser starken Immissionsabnahme verringertesich auch die Spannweite der JMW an denTELUB-Messstationen erheblich, so dass heute nichtmehr von einem Nord-Süd-Gradienten der SO 2 -Belastungin Brandenburg gesprochen werden kann.Seit dem Jahr 2000 blieb das SO 2 -Konzentrationsniveaualso nahezu unverändert: 2005 verzeichneteein landesweites Mittel von 4 µg/m 3 .Die Immissionsgrenzwerte der 22. BImSchV [8]werden seit Jahren <strong>für</strong> Schwefeldioxid ganz klareingehalten. Dies gilt insbesondere <strong>für</strong> die ökosystembezogenenJahres- <strong>und</strong> Winterhalbjahres-MittelUMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>119


von jeweils 20 µg/m 3 . Auch zukünftig wird das SO 2 -Immissionsniveau bei weiterhin geringer räumlicherDifferenz bei etwa gleich niedrigen Werten verharren.• Stickstoffdioxid (NO 2 ) <strong>und</strong> Stickstoffoxide(NO x )a) Gebietsbezogene ImmissionsmessungenIm Gegensatz zum SO 2 haben sich die anlagenbezogenenVerbesserungen beim Ausstoß von NO x<strong>und</strong> die Verringerung der spezifischen NO x -Emissionendes motorisierten Straßenverkehrs bishernicht im erwarteten Maße in der Reduzierung derNO 2 - bzw. NO x -Belastung niedergeschlagen. Diesdürfte vor allem durch das stark gewachsene Verkehrsaufkommen<strong>und</strong> insbesondere den erhöhtenAnteil von Diesel-Kfz bedingt gewesen sein. Eine herausragendeRolle spielen dabei vor allem die LKW.Mittlere SchwefeldioxidkonzentrationMittlere StickstoffdioxidkonzentrationSo sank der landesweite JMW von 20 µg/m 3 (1993)nur auf 15 µg/m 3 (2005) (Abb.). Auffällig ist dabei eineweiterhin starke Differenzierung der Stations-JMW,die jährlich um 15 µg/m 3 schwankten <strong>und</strong> damit denunterschiedlich starken Einfluss des Straßenverkehrsauf die jeweilige TELUB-Messstelle anzeigten.Die ab 2010 geltenden Immissionsgrenzwerte der 22.BImSchV werden an den städtischen Hintergr<strong>und</strong>messstationenseit Jahren problemlos eingehalten.Dies gilt insbesondere <strong>für</strong> den Jahresmittelgrenzwertvon 40 µg/m 3 , der im Übrigen auch vegetationsbezogen(als NO x -Immissionsgrenzwert von 30 µg/m 3 ) anden beiden ländlichen TELUB-Messstationen Hasenholz(Märkische Schweiz) <strong>und</strong> Neuzauche (Spreewald)2005 mit 15 bzw. 14 µg/m 3 sicher eingehaltenwurde.b) Verkehrsbezogene ImmissionsmessungenDie NO 2 -Immissionssituation an den drei seit 2000verfügbaren Verkehrsmessstellen (VMSt) Cottbus,Frankfurt (O) <strong>und</strong> Potsdam ist ebenfalls durch ehergeringe <strong>und</strong> unsystematische Schwankungen derJMW um 45 µg/m 3 gekennzeichnet (Abb.).Es ist deutlich zu erkennen, dass der ab 2010 geltendeJahresmittelgrenzwert von 40 µg/m 3 derzeitnoch nicht eingehalten werden kann. Nur der seit2000 mit einer abschmelzenden Toleranzmarge von60 µg/m 3 auf 50 µg/m 3 (2005) abgesunkene aktuelleGrenzwert wurde noch nicht überschritten.Falls sich die in den Luftreinhalte-/Aktionsplänen dieserdrei Städte vorgesehenen immissionsminderndenMaßnahmen gegenüber PM10-Schwebstaub weitgehendumsetzen lassen, kann eine Grenzwerteinhaltungauch <strong>für</strong> NO 2 im Jahr 2010 erwartet werden.Der wesentlich weniger strenge Kurzzeit-Grenzwert(max. 18 Überschreitungen des 1h-Mittels von 200µg/m 3 im Jahr 2010) wurde bisher in Brandenburgnoch nie überschritten.• Ozon (O 3 )Die Bewertung der Ozonimmissionen, bezogen aufdie Schutzgüter Mensch <strong>und</strong> Vegetation, ergabgemäß 33. BImSchV [9] folgende Situation:Stickstoffdioxidkonzentration an ausgewählten VerkehrsmessstellenDie Überschreitung des Schwellenwertes zur Unterrichtungder Bevölkerung von 180 µg/m 3 im 1h-Mittelzeigte seit 1993 einen erkennbaren Häufigkeitsrückgang,auch wenn sich besonders gute photochemischeBegleiterscheinungen <strong>für</strong> die O 3 -Bildung in Einzeljahrenwie 1994 <strong>und</strong> dem „Jahrh<strong>und</strong>ertsommer“ 2003 deutlichhervorhoben. Hier sind bereits Erfolge einer EU- <strong>und</strong>deutschlandweiten Reduzierung der Emissionen der O 3 -Vorläufersubstanzen NO x <strong>und</strong> leichtflüchtige Kohlenwasserstoffe(VOC) zu erkennen. Im Rahmen der meteorologischbedingten interannuellen Schwankungensind auch die Ergebnisse <strong>für</strong> 2005 zu sehen, wo bran-120 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Raumzeitliche Struktur der Ozon-1h-Maximalwerte im Sommerhalbjahr 2005 in BrandenburgMittlere Anzahl der Tage mit Überschreitung des Ozon-Schwellenwertespro Messstelle (> 180 µg/m 3 im 1h-Mittel)Relativer Anteil der Messstationen mit >25 Tagen8h-Max. >120 µg/m 3 O 3UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>121


denburgweit im Durchschnitt nur knapp einmal pro Messstelleeine 1h-Überschreitung von 180 µg/m 3 auftrat(Abb.). Auf die <strong>für</strong> die menschliche <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> wirkungsbedingtweniger relevante mittlere O 3 -Belastungsoll an dieser Stelle nicht eingegangen werden.Ein dabei seit Beginn der 1990er Jahre zu beobachtenderlangsamer Anstieg der JMW steht nicht im Widerspruchzu europaweiten Messbef<strong>und</strong>en. Die interessanteZusammenschau der täglichen stationsbezogenen1h-Ozon-Maximalwerte in Brandenburg(Sommerhalbjahr) ergibt anschaulich die raum-zeitlicheStruktur insbesondere des großräumigen <strong>und</strong>länger andauernden Auftretens von hohen Kurzzeitbelastungen(Abb.).So führten nahezu landesweite Ozonepisoden nurEnde Mai an drei Messstationen <strong>für</strong> einen Tag <strong>und</strong>Mitte Juli an immerhin elf Messstationen gleichzeitigzu maximalen 1h-Werten > 180 µg/m 3 . Eine längerandauernde Spitzenbelastung blieb damit auch 2005in Brandenburg aus. Zukünftig dürfte sich auch untergünstigen photochemischen Ozonbedingungendie Auftrittswahrscheinlichkeit derartiger Spitzenbelastungenimmer weiter verringern.Als Zielwert <strong>für</strong> den <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sschutz darf ab2010 im dreijährigen Mittel das maximale tägliche8h-O 3 -Mittel nicht öfter als an 25 Tagen über 120µg/m 3 liegen. Auch hier zeigt ein Blick in die Vergangenheit,dass ausgeprägte „Ozonsommer“ vor allemAnfang der 1990er Jahre auftraten, wobei allerdingsnur bis 2001 von einem Abnahmetrend gesprochenwerden könnte (Abb.). Dann folgten 2002/2003 besonders gute meteorologische Voraussetzungen<strong>für</strong> die O 3 -Bildung, während 2004/05 wiederumzu den ausgesprochen gering belastetenJahren gehörten, was das maximale 8h-O 3 -Mittelbetrifft: An nur vier Messstationen wurden 2005mehr als 25 derartige Überschreitungs-Tage registriert.Doch das Mittel 2003 – 2005 zeigt, dassdurchschnittlich etwa 40 % der Stationen in Brandenburgdiesen Zielwert noch nicht einhalten. Weitereinternationale Ozon-Vorläuferemissionsminderungenbleiben also auf der Tagesordnung, um 2012EU-Konformität zu erreichen.Mittlerer AOT40-Dosiswert der OzonimmissionFür den Schutz der Vegetation gibt die 33. BImSchVeinen ab 2010 im fünfjährigen Mittel einzuhaltendenDosiswert <strong>für</strong> die saisonale Belastung (tagsüberim Sommerhalbjahr) vor, den so genannten AOT40-Wert in Höhe von 18.000 µg/m 3·h.Auch diese AOT40-Werte spiegeln die stark meteorologischbeeinflussten Vegetationsbelastungenmit Maximalwerten 1994 <strong>und</strong> 2003 gut wider (Abb.)<strong>und</strong> zeigten <strong>für</strong> die letzten beiden Jahre eher unterdurchschnittlicheDosiswerte. Im landesweiten 5-Jahresmittelwurden 2001 – 2005 etwa 15.000 µg/m 3·herreicht, was <strong>für</strong> eine Reihe von Messstationen mitder Überschreitung des ab 2010 geltenden Wertesverb<strong>und</strong>en war. Streng lässt sich diese Aussage jedochnicht auf die städtischen Hintergr<strong>und</strong>-Messstationenanwenden, sondern sie gilt entsprechend 33.BImSchV vor allem <strong>für</strong> ländliche Messstellen, die <strong>für</strong>größere naturnahe Gebiete repräsentativ sind. Hierverzeichneten Hasenholz <strong>und</strong> die zwischenzeitlichvon Burg nach Neuzauche verlegte Spreewaldstation16.122 bzw. 15.939 µg/m 3·h.Zukünftig wird am ehesten mit einer Quasikonstanzder derzeitigen Dosisbelastung zu rechnen sein, daeinerseits O 3 -Spitzenbelastungen zurück gehen, dermittlere O 3 -Pegel allerdings zunimmt.• Benzen (C 6 H 6 )Seit dem Jahr 2000 liegen an Brandenburger VMStImmissionsdatensätze vor, die den Vorgaben der 33.BImSchV genügen. Demnach hat sich die straßennaheBenzenbelastung tendenziell an fast allendiesen Stationen bis 2005 deutlich verringert,wenn auch Schwankungen auf relativ geringem Immissionsniveauwie in Brandenburg/H. <strong>und</strong> Eberswaldeauftreten. Einschließlich Toleranzmarge galt2005 ein Jahresmittel-Grenzwert von 10 µg/m 3 , derüberall sicher eingehalten wurde.Die bisherige positive Entwicklung, bedingt durchwesentlich verbesserte Kraftstoffe, dürfte sich bis2010 in ähnlicher Weise fortsetzen <strong>und</strong> damit eine zusätzlicheSicherheit <strong>für</strong> die klare Einhaltung des danngeltenden Grenzwertes von 5 µg/m 3 schaffen.• Sonstige gasförmige KomponentenSchwefelwasserstoff (H 2 S)Die H 2 S-Immissionen zeigten bei der Dauerbelastung(JMW = 1 µg/m 3 an den drei Messstellen Eisenhüttenstadt,Premnitz <strong>und</strong> Schwedt/O.) weiterhin einniedriges Niveau. Allerdings stiegen die Belastungsspitzengegenüber 2004 geringfügig an. DerLeitwert der WHO <strong>für</strong> die halbstündliche Belastung(7 µg/m 3 ) wurde in Eisenhüttenstadt <strong>und</strong> Premnitz erneutüberschritten (Geruchsbelästigung). Dominante122 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Benzenkonzentration an ausgewählten Verkehrsmessstellen(Jahresmittelwerte)industrielle Einzelquellen im Umfeld der Messstationensind als Verursacher anzusehen.Kohlenmonoxid (CO)Die im städtischen Hintergr<strong>und</strong> gemessenen CO-Immissionenentsprechen weitgehend dem bereitsin den Vorjahren ermittelten niedrigen Niveau; derGrenzwert der 22. BImSchV <strong>für</strong> den 8h-Mittelwertwurde erneut in keinem einzigen Fall überschritten.Obwohl an den Verkehrsmessstellen (VMSt) Cottbus,Frankfurt (O.) <strong>und</strong> Potsdam, Zeppelinstraße demgegenübererwartungsgemäß deutlich höhere CO-Konzentrationenermittelt wurden, blieb der ab 1. Januar2005 geltende Grenzwert von 10 mg/m 3 mit ca. 40 %Auslastung (2004: 46 %) weit unterschritten. Die CO-Belastungsabnahme an den VMSt hält damit seit Jahrenan <strong>und</strong> widerspiegelt die Fortschritte in der Kfz-Emissionsminderung.Flüchtige organische Verbindungen (VOC)Die Erhebung summarischer Bef<strong>und</strong>e über die Kohlenwasserstoffbelastunggestattet eine kostengünstigeLangzeitbeobachtung, doch die Ergebnissesind kaum toxikologisch aussagefähig. Deshalberfolgen diese Immissionsmessungen nur noch inSchwedt/O., wo sich ein VOC-Großemittent befindet.Die leicht fallende JMW-Tendenz <strong>für</strong> Gesamtkohlenwasserstoffe<strong>und</strong> <strong>für</strong> Methan setzte sich auch 2005fort. Detaillierte Erhebungen über die VOC-Belastungfanden 2005 in Cottbus, Potsdam <strong>und</strong> Schwedt/O. jeweilsverkehrsfern statt. Überschreitungen der Beurteilungsgrößen<strong>für</strong> die 21 Komponenten waren nichtfestzustellen.Die Benzol-Toluol-Xylole (BTX)-Belastung an denVMSt sank weiterhin leicht, während die Passivsammlerin Cottbus <strong>und</strong> Frankfurt (Oder) eine geringfügigeJMW-Erhöhung auf geringem Absolutniveaugegenüber 2004 anzeigten. Alle Beurteilungswertewurden klar eingehalten.Quecksilber (Hg)Die Screening-Erhebungen an der StadtrandstationCottbus, Markgrafenmühle wurden fortgesetzt <strong>und</strong>zeigten einen minimalen JMW-Anstieg gegenüber2004 von 1,2 auf 1,4 ng/m 3 , wobei der Orientierungswertdes Länderausschusses <strong>für</strong> Immissionsschutzvon 50 ng/m 3 weit unterboten blieb. Die EUhatte im Übrigen in ihrer „Schwermetall-Richtlinie“ aufdie Festlegung eines Zielwertes <strong>für</strong> gasförmiges Hgverzichtet.• PM10-Schwebstauba) Gebietsbezogene ImmissionsmessungenAnhand der seit 2000 EU-richtlinienkonform ermitteltenFeinstaub-Immissionszeitreihen ist bezogenauf die Jahresmittelwerte nur eine geringe Veränderungder Dauerbelastung im landesweiten Mit-Mittlere PM10-Schwebstaubkonzentration (Jahresmittelwerte)PM10-Schwebstaubkonzentration an ausgewählten Verkehrsmessstellen(Jahresmittelwerte)Zahl der PM10-Tagesmittelwerte > 50 µg/m 3 an den TELUB-Messstellentel zu erkennen. Von 25 µg/m 3 im Jahr 2000 sank derPegel 2004 auf 20 µg/m 3 , nachdem er zwischenzeitlichim “Episodenjahr“ 2003 25 µg/m 3 erreicht hatte.Das Brandenburg-Mittel von 24 µg/m 3 2005 entsprachetwa dem mehrjährigen Durchschnitt. Somitist in den letzten Jahren keine Fortsetzung der in den1990er Jahren beobachteten deutlichen Abnahmeder (Gesamt-) Schwebstaubbelastung in Bezug aufPM10 zu erkennen (Abb.). Wesentlich strenger alsder Dauerbelastungsgrenzwert ist der Kurzzeitbelastungsgrenzwertder 22. BImSchV:UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>123


Ein Tagesmittelwert (TMW) von 50 µg/m 3 darf seit2005 nur 35-mal im Jahr überschritten werden. Nachumfangreichen statistischen Untersuchungen in Brandenburgwird ab einem JMW von ca. 31 – 32 µg/m 3dieser Kurzzeitbelastungsgrenzwert mit einer Wahrscheinlichkeitvon mehr als 50 Prozent überschritten.An Messstellen, die repräsentativ <strong>für</strong> die städtischeHintergr<strong>und</strong>belastung sind (ohne direkten Einfluss einerStraße mit relativ hohem Verkehrsaufkommen),konnte dieser PM10-Kurzzeit-Grenzwert bisherklar eingehalten werden. Ohne erkennbare Tendenztraten im landesweiten Mittel jährlich etwa 10 –20 Überschreitungstage pro Station auf, wobei sichdas meteorologisch ungünstige Jahr 2003 (25 Tageim Mittel) deutlich abhob.Ein Jahresvergleich macht deutlich (Abb.), dass dieKenngröße der PM10-Kurzzeitbelastung wesentlichstärkere interannuelle Schwankungen aufweistals der JMW.Dies ist auf eine weitaus größere Abhängigkeit dieserKenngröße von der Häufigkeit austauscharmerHochdruck-Wetterlagen (Inversionswetterlagen mitregionaler PM10-Anreicherung <strong>und</strong> Ferntransporten)zurückzuführen.b) Verkehrsbezogene ImmissionsmessungenDie PM10-JMW an den vier dauerhaft betriebenenVMSt in den Oberzentren des Landes wiesen seitdem Jahre 2000 einen stetigen BelastungsanstiegZahl der PM10-Tagesmittelwerte > 50 µg/m 3 an VerkehrsmessstellenMittlere Bleikonzentration im Schwebstaub (Jahresmittelwerte)auf, der in dem ausbreitungsungünstigen Jahr 2003kulminierte <strong>und</strong> nach deutlichem Rückgang 2004 imBerichtsjahr erneut zumindest an der VMSt Cottbuseine Überschreitung des ab 2005 geltenden JMW-Grenzwertes von 40 µg/m 3 brachte (s. Abb.). Nebenden bereits erwähnten meteorologischen Begleitbedingungen,die 2002/03 besonders ungünstig ausfielen,zeigen diese Ergebnisse auch den Einfluss eineszumindest gleich bleibend hohen Verkehrsaufkommensin engen, schlecht belüftetenStraßenschluchten. Alle JMW lagen 2005 in einerHöhe, die die Überschreitung des PM10-Kurzzeitgrenzwerteszumindest mit 50 % Wahrscheinlichkeiterwarten ließ.Dieser statistisch eng gesicherte Zusammenhangwurde durch die TMW-Messergebnisse eindrucksvollbestätigt. Alle vier VMSt wiesen 2005 mehr als 50Tage mit TMW > 50 µg/m 3 auf <strong>und</strong> bestätigten damit<strong>für</strong> Cottbus (Maximum mit 89 Überschreitungstagen)<strong>und</strong> Frankfurt (O) die Notwendigkeit <strong>für</strong> die bereits2003 gem. § 47 (1) BImSchG begonnene Erarbeitungvon Luftreinhalteplänen sowie die 2005 gem. § 47 (2)BImSchG eingeleitete Aufstellung von Aktionsplänenu.a. in Potsdam <strong>und</strong> Brandenburg/H.Nebenstehende Abbildung zeigt gleichzeitig ein nurdurch das Ausnahmejahr 2003 (episodenbedingtbesonders viele PM10-Spitzenwerte) unterbrochenesallmähliches Ansteigen der Zahl vonÜberschreitungstagen, das in seiner Aussagekraftnur durch die vergleichsweise geringe Messhäufigkeitbis 2003 etwas relativiert wird. Vertiefte Untersuchungender raumzeitlichen Immissionsstruktur <strong>und</strong>der Immissionsanteile an solchen Überschreitungstagen[5, 6] weisen jedoch darauf hin, dass in derartigenSituationen der großräumige PM10-Feinstaubtransport(vornehmlich aus Südwestpolen)die lokalen Eigenbeiträge des Straßenverkehrsdeutlich übersteigt.Somit widerspiegeln die Überschreitungstage vor allemdie unterschiedliche Häufigkeit von Großwetterlagenmit ausbreitungsungünstigem Luftmassentransportaus emissionsstarken Gebieten. Dadurchwird die Entwicklung der landesweiten PM10-Schwebstaub-Belastung in den nächsten Jahren wesentlichvon meteorologischen Einflüssen (vor allemHäufigkeit von Hochdruckwetterlagen mit PM10-Ferntransport) sowie von Fortschritten bei der Emissionsminderungvon Feinstaub <strong>und</strong> seinen gasförmigenVorläufern NO x <strong>und</strong> SO 2 in den benachbartenneuen EU-Mitgliedsländern abhängig sein.• Inhaltsstoffe des PM10-SchwebstaubesDie Reduzierung der Bleibelastung kann als lufthygienischeErfolgsgeschichte angesehen wer-124 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


den, Hauptgr<strong>und</strong> ist die flächendeckende Einführungdes bleifreien Benzins in Deutschland ab 1997 (Abb.).Der ab dem Jahr 2005 geltende Jahresmittel-Grenzwert der 22. BImSchV von 0,5 µg/m 3 wurdeim Übrigen sogar schon 1991 an allen brandenburgischenMessstellen eingehalten.Derzeit besteht keine Gefahr, den künftig einzuhaltendenArsen-Jahresmittel-Zielwert der 4.Tochterrichtlinie zur EU-Rahmenrichtlinie Luftqualität[7] von 6 ng/m 3 zu überschreiten <strong>und</strong> dasgeringe aktuelle Konzentrationsniveau bleibt mitSicherheit erhalten.Mittlere Arsenkonzentration im Schwebstaub (JahresmittelwerteMittlere Cadmiumkonzentration im Schwebstaub (Jahresmittelwerte)Der ab 2012 einzuhaltende Cadmium-Zielwert der4. Tochterrichtlinie von 5 ng/m 3 wird um mehr alseine Größenordnung unterboten.Die Nickel-Konzentrationen erreichten schonwährend der strukturellen Umbrüche in der brandenburgischenIndustrie 1993 ein sehr niedriges Immissionsniveau(2 – 4 ng/m 3 ), das erst in den letztenJahren zu einer weiteren Reduzierung auf 1 – 2ng/m 3 im Jahresmittel tendierte. Mitte der 1990erJahre bestand noch ein erheblicher Einfluss braunkohlegefeuerterEinzelheizungen <strong>und</strong> zudem existiertenauch relativ hohe spezifische Kfz-Emissionen.So kam es punktuell in verkehrsreicheninnerstädtischen Altbaugebieten bei einem Brandenburg-Mittelvon 3 – 4 ng/m 3 (JMW) zu Spitzenwertenvon fast 9 ng/m 3 im Jahresmittel.Mit dem weitgehenden Einsatz von Gas- <strong>und</strong> Öl-Heizungen sowie den Fortschritten bei der motorischenVerbrennung sank der Benzo-apyren(B(a)P)-Pegelin Brandenburg Ende der1990er Jahre rasch auf etwa 1 ng/m 3 , dem Zielwertder EU <strong>für</strong> 2012.Mittlere Nickelkonzentration im Schwebstaub (Jahresmittelwerte)Mittlere Benzo(a)pyrenkonzentration im Schwebstaub(Jahresmittelwerte)• StaubniederschlagAngesichts des massiven Rückgangs der eher punktuellauftretenden Ablagerung von Grobstaub aus Industrieanlagen<strong>und</strong> Hausbrand in den 1990er Jahrenkonnte das Staubniederschlagsmessnetz erheblichreduziert werden. Seit 1999 traten im Gr<strong>und</strong>e keineÜberschreitungen des TA Luft-Immissionswertes von350 mg/(m 2·d) im Jahresmittel mehr auf (Abb.).Mittlere Staubniederschlagbelastung (Jahresmittelwerte)Das Brandenburg-Mittel liegt seitdem quasikonstantbei 70 – 90 mg/(m 2·d) <strong>und</strong> dürfte das zu erwartendeMinimalniveau inzwischen erreicht haben. Hierankönnte nur ein massiver Einsatz technisch unausgereifteroder unzureichend bedienter Holzfeuerungenetwas ändern.UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>125


• LuftverunreinigungsindexAls Kennzeichen <strong>für</strong> die Dauerbelastung durch mehreregleichzeitig einwirkende Luftverunreinigungenverwendet das LUA Brandenburg seit langem einenIndex, der auf den jeweils aktuellen Grenzwerten <strong>für</strong>den Jahresmittelwert (hier: SO 2 , NO 2 , PM10-Schwebstaub gemäß 22. BImSchV) sowie in Übereinstimmungmit der Praxis anderer B<strong>und</strong>esländer <strong>für</strong>Ozon auf dem Zielwert der gleitenden 8h-Mittelungvon 120 µg/m 3 (33. BImSchV) beruht.Die so kompakt in einer Kenngröße analysierte landesweiteImmissionssituation zeigt seit 1993 eine signifikanteBelastungsabnahme von Werten über 1,0(gleichzusetzen mit einer nahezu flächendeckendenÜberschreitung heutiger Grenzwerte im Zusammenwirkenmehrerer Luftschadstoffkomponenten) auf 0,4im Jahr 2001 (Abb.). Seitdem hatte sich zumindestzwischenzeitlich bis 2003 eine meteorologisch bedingteleichte Erhöhung auf 0,42 eingestellt, die ingleichen Anteilen verstärkten PM10-Schwebstaub<strong>und</strong>O 3 -Immissionen zuzuschreiben war.Nach einer b<strong>und</strong>esweit angewandten Klassifikationkönnen Indexwerte zwischen 0,25 <strong>und</strong> 0,50 einermittleren Belastungsstufe zugeordnet werden. Diesergenerelle Belastungsrückgang dokumentiert in komprimierterForm anschaulich (auch anhand der deutlichreduzierten Index-Spannweiten) die flächendeckendenVerbesserungen der Luftqualität in Brandenburgan ausgewählten TELUB-Messstellen. ImDetail vermittelt die Abbildung des Index an ausgewähltenTELUB-Messstellen, dass die aktuelle Immissionssituationim Norden des Landes (<strong>und</strong> selbstverständlichin den wenig belasteten Naturräumen)noch erkennbar besser als in Süd- <strong>und</strong> Ostbrandenburgsowie im berlinnahen Raum ist. Allerdings beträgtder Unterschied zwischen Senftenberg <strong>und</strong> Wittenbergenur 0,13 Indexpunkte <strong>und</strong> belässt alle Ortein derselben Luftqualitätskategorie.Mittlerer Luftverunreinigungsindex (Jahresmittel <strong>für</strong> Brandenburg)Luftverunreinigungsindex an ausgewählten TELUB-Messstellen 20051.4 Stand <strong>und</strong> Entwicklung derEmissionen ausgewählter LuftschadstoffeDie Emissionen der „klassischen“ LuftschadstoffeSchwefeldioxid, Stickstoffoxide <strong>und</strong> Staub befindensich im Land Brandenburg seit der Jahrtausendwendeetwa auf dem Niveau der Altb<strong>und</strong>esländer.Trotz der erreichten Fortschritte beimRückgang der Belastung der Luft mit diesen Schadstoffengilt es zunehmend Maßnahmen zu realisieren,die die Auswirkungen von Treibhausgasen, versauernden<strong>und</strong> eutrophierenden Schadstoffen <strong>und</strong>Ozonvorläufersubstanzen, Schwermetallen <strong>und</strong> persistentenorganischen Schadstoffen eindämmen <strong>und</strong>die Belastung der Luft mit feinen Stäuben, die ein hohesRisiko <strong>für</strong> Leben <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> bergen, wirkungsvollzu vermindern.Die B<strong>und</strong>esregierung hat 2003 ein nationales Programmzur Einhaltung der in der RL 2001/81/EG(NEC-RL) festgelegten nationalen Emissionshöchstmengenbis 2010 zur schrittweisen Verminderung derLuftbelastung in Europa bis zur Einhaltung der so genanntenkritischen Belastungswerte <strong>für</strong> Versauerung<strong>und</strong> Eutrophierung von Ökosystemen <strong>und</strong> bodennahesOzon vorgelegt.Die NEC-Richtlinie begrenzt die jährlichen nationalenGesamtfrachten auf 520 kt SO 2 , 1051 kt NO X ,550 kt NH 3 <strong>und</strong> 995 kt flüchtige Nichtmethan-Kohlenwasserstoffe(NMVOC), die ab 2010 nicht mehr überschrittenwerden dürfen.126 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Emissionen 2004 nach Emittentengruppen (kt/a)Schwefel- Staub davon Stickstoff- Ammoniak Flüchtigedioxid [SO 2 ] Feinstaub oxide [NH 3 ] Nichtmethan-(PM10) [NO x ] kohlenwasserstoffe[NMVOC]GenehmigungsbedürftigeAnlagen 39,5 3,7 2,4 35,5 2 3,1Nicht genehmigungsbedürftigeAnlagen 2,3 0,2 0,2 3,7 k. A. 3,6Verkehr 0 2,4 2,4 27,6 0,4 6,7Brandenburg gesamt 41,8 6,3 5 66,8 2,4 13,4Entwicklung der Gesamtemission (kt/a) ausgewählter LuftschadstoffeIm Jahr 2004 ist im Vergleich zu 2000 im Land Brandenburgdie SO 2 -Emission um 35 % <strong>und</strong> die Staubemissionum 32 % gesunken.Die PM10-Emission betrug 2004 5 kt. Die NO X -Emissionverminderte sich um 12 %, wobei der Verkehrden größten Beitrag zur Emissionssenkung lieferte.Die vergleichsweise hohe Senkung der SO 2 -Emissionwurde durch die Außerbetriebnahme alter Kraftwerkskapazität2001 bei schrittweiser Inbetriebnahmeeines neuen Industriekraftwerkes (seit 1999)in Schwedt/O. bewirkt.Die Ammoniakemissionen, die fast ausschließlichaus landwirtschaftlichen Aktivitäten stammen, lagen2004 bei 2 kt. Die Daten von 2000 wurden nachträglich<strong>und</strong> auf anderer Berechnungsgr<strong>und</strong>lage korrigiert<strong>und</strong> sind somit mit früheren <strong>und</strong> den aktuellen nichtunmittelbar vergleichbar. Die Emissionen aus derLandwirtschaft insgesamt sind erfassungsbedingthöher als angegeben, da zahlreiche Tierhaltungsanlageninfolge Anhebung der Leistungsgrenzen in der4. BImSchV im Jahr 2000 nicht genehmigungsbedürftig<strong>und</strong> damit auch nicht erklärungspflichtig waren.Bei den Emissionen von NMVOC ist in der B<strong>und</strong>esrepublikdie Anwendung von Lösemitteln <strong>und</strong>lösemittelhaltigen Produkten nach dem starken Rückgangdieser Emissionen aus dem Verkehr durch dieEinführung des Katalysators die Hauptemissionsquellegeworden. Von der Verordnung zur Begrenzungder Emission flüchtiger organischer Verbindungenbei der Verwendung organischer Lösemittel inbestimmten Anlagen (31.BImSchV) vom 25. August2001, die europäische Vorgaben (RL 1999/13/EG) indeutsches Recht umsetzt, sind Anlagen betroffen, indenen der Lösemittelverbrauch bestimmte Schwellenwerteüberschreitet. Neuanlagen müssen die Anforderungenab Inbetriebnahme erfüllen, Altanlagenmüssen die Anforderungen bis spätestens 31.Oktober2007 einhalten. Von der Verordnung sind auchzahlreiche kleine <strong>und</strong> mittlere Anlagen erfasst, <strong>für</strong> diees zuvor keine besonderen Anforderungen zur Begrenzungder Kohlenwasserstoffemission gab.Die NMVOC-Emissionen werden derzeit in Brandenburgmit 13,4 kt ausgewiesen. Hier stellt der Verkehrnach der Datenlage noch die größte Quellgruppe.Es muss allerdings angenommen werden, dass bisherigeAbschätzungen der Gruppe der immissionsschutzrechtlichnicht genehmigungsbedürftigen Anlagenzu gering ausfielen. Basis <strong>für</strong> die Berechnungder verkehrsbedingten Emissionen sind die Fahrleistungsabschätzung<strong>für</strong> das Land Brandenburg sowiedie sich jährlich verändernden Emissionsfaktorender Kfz je nach Emissionsminderungsstandard.Gab es von 1996 bis 2000 noch eine Zunahme in derJahresfahrleistung, so ist diese von 2000 bis 2004UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>127


leicht rückläufig gewesen. Die Durchdringung derFahrzeugflotte mit Kfz, die der Abgasnorm Euro 2 <strong>und</strong>Euro 3 genügen, führte deshalb von 2000 bis 2004 zueinem Rückgang bei den NO X -Emissionen um 21 %bzw. bei den NMVOC um 43 %. Die verbrennungsbedingtenPartikelemissionen reduzierten sich in diesemZeitraum um 22 %. Der zunehmende Bestand anDiesel-Pkw führte zu dieser leicht gedämpften Entwicklung.Die Partikelemissionen, die durch Aufwirbelungs-<strong>und</strong> Abriebprozesse entstehen, sanken nurleicht in Analogie zur Fahrleistungsentwicklung.Es ergab sich von 2000 bis 2004 bei den Partikelemissioneninsgesamt eine Reduzierung um 10 %. DieEmissionen von SO 2 sind durch die Betankung derKfz mit schwefelarmem Kraftstoff, gemessen an denBeiträgen anderer Quellen, zu vernachlässigen.Im Gebäudebereich wird ein großes Energieeinsparpotentialzur Erreichung von Klimaschutzzielengesehen. Für Heizung <strong>und</strong> Warmwasserbereitungwird im bestehenden Wohnungsbestand fast dreimalsoviel Energie verbraucht, als nach der Energieeinsparverordnung(EnEV) <strong>für</strong> Neubauten vorgeschriebenist. Neben der Energieeinspargesetzgebung <strong>und</strong>der Förderung des Einsatzes von erneuerbaren Energienist vor allem die Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmenim Gebäudebestand insbesondereab 01. Februar <strong>2006</strong> weiter verbessert worden.Die Vergünstigungen betreffen Wohnraumsanierungs-<strong>und</strong> -modernisierungsprogramme sowie „ÖkologischeNeubauprogramme“.Im Zeitraum 2000 bis 2004 wird von einem weiterenRückgang des Kohleeinsatzes als überwiegendverwendete Energieträgerart zur Beheizung einesGebäudes ausgegangen. In den noch verbliebenenFestbrennstoffheizungen ist jedoch von einer starkenZunahme des Holzeinsatzes auszugehen, wieauch von einem Anstieg des Verbrauchs vonHolzbrennstoffen zur Verfeuerung in Kaminen,Kaminöfen <strong>und</strong> Heizkesseln (Pelletfeuerung, Hackgutfeuerung,Stückholzkessel). Diese gelten alsHauptquelle <strong>für</strong> staubförmige Emissionen imKleinfeuerungsanlagenbereich. Hinsichtlich desverstärkten Einsatzes von nachwachsenden Rohstoffenkommt der Feinstaubbegrenzung in der 1.BImSchV besondere Bedeutung zu.1.5 Luftreinhalteplanung in BrandenburgLuftreinhalteplanung in Deutschland <strong>und</strong> damitauch im Land Brandenburg fußt im Wesentlichen aufder direkten Umsetzung der EG-Luftqualitätsrichtlinien.Das B<strong>und</strong>es-Immissionsschutzgesetz(BImSchG) [1] regelt in den §§ 40 ff. insbesonderedie Aufstellung von Luftreinhalte- <strong>und</strong> Aktionsplänen(§ 47 BImSchG) <strong>und</strong> definiert Verwaltungsgr<strong>und</strong>sätzein Bezug auf den Umgang mit der SchadstoffquelleStraßenverkehr (§ 40 BImSchG). Die 22. Verordnungzur Durchführung des BImSchG (22. BImSchV) beinhaltetdie neuen EU-Grenzwerte [2]. Mit der so genanntenLuftqualitätsrahmenrichtlinie 96/62/EG [3]<strong>und</strong> ihren inzwischen vier „Tochterrichtlinien“ [4]wurde das bis 1996 teilweise zersplitterte EG-Luftreinhalterechtsystematisiert <strong>und</strong> harmonisiert. Dieneuen EG-Luftqualitätsrichtlinien sind begrifflich <strong>und</strong>inhaltlich eng aufeinander abgestimmt; die Regelungsgegenständefolgen einem in der Rahmenrichtliniefestgelegten Arbeitsprogramm, das die neuenErkenntnisse der WHO aus der Wirkungsforschungweitestgehend berücksichtigt. Leitgedanke ist dabei,die Luftqualität dort zu verbessern, wo es erforderlichist, <strong>und</strong> eine Verschlechterung zu vermeiden, wo dieLuftqualität bereits als gut zu bezeichnen ist.Hervorzuheben ist, dass das neue Luftreinhalterechtschärfere Anforderungen als bislang stellt: Die Immissionsgrenzwertebeziehen sich auch auf kürzereZeiträume (mit ihren Spitzenbelastungen bis hinab zueiner St<strong>und</strong>e) <strong>und</strong> die Wirkung von Schadstoffen wirdstärker berücksichtigt, z.B. über den Einbezug feinerSchwebstaubpartikel (PM10). Die Immissionsgrenzwertezum Schutz der menschlichen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>werden 2005 (PM10) bzw. 2010 (z.B. StickstoffdioxidNO 2 ) wirksam <strong>und</strong> waren bzw. sind mit bis31.12.2004 bzw. 31.12.2009 jährlich abschmelzendenToleranzmargen gekoppelt, die die Auswirkungen<strong>für</strong> die Übergangszeit abfedern sollen. Nach demUrteil des B<strong>und</strong>esverwaltungsgerichtes vom Mai2004 sind diese Immissionsgrenzwerte in maßgeblicherWeise kleinräumig (200 m 2 Flächenrepräsentanzbei straßenverkehrsbedingten Spitzenbelastungen)einzuhalten.• Ausgangssituation bei der Erstellung von Luftreinhalteplänen<strong>und</strong> Aktionsplänen in BrandenburgNach der Novellierung des BImSchG <strong>und</strong> der 22.BImSchV liegen inzwischen gesicherte Erkenntnissezur richtlinienkonformen Beurteilung derLuftqualität <strong>und</strong> Erfahrungen aus dem Vollzug des§ 47 BImSchG im Land Brandenburg vor [5]. Ausgehendvon der durch das LUA erarbeiteten Beurteilungder Luftqualität ist festzustellen, dass in dreiStädten Brandenburgs Luftreinhaltepläne (LRP)gemäß § 47 (1) BImSchG notwendig wurden bzw.sind <strong>und</strong> aktuell zusätzliche zehn Aktionspläne(AP) gemäß § 47 (2) BImSchG schrittweise aufzustellensein werden.Auslösende Überschreitungen von Immissionsgrenzwertender 22. BImSchV sind im Wesentlichen128 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


PM10-Schwebstaub-Tagesmittelwerte (TMW) > 60µg/m3 (2003) bzw. > 50 µg/m 3 (ab 2005) oberhalb derzugelassenen Überschreitungshäufigkeit von 35 Tagen.Hauptanteile bei Situationen mit erhöhter PM10-Immission(TMW > 50 µg/m 3 ) stellen die großräumigemitteleuropäische Belastung, die in erheblichenMaße aus internationalem Feinstaub-Langstreckentransportenbei ungünstigen meteorologischen Ausbreitungsbedingungen(Inversionswetterlagen) gespeistwird, <strong>und</strong> verkehrsbezogene Anteile dar. Diegroßräumige Hintergr<strong>und</strong>belastung wird verstärktdurch die nationalen PM10-Emissionen aus Industrie<strong>und</strong> Landwirtschaft <strong>und</strong> erreicht selbst an den verkehrsexponiertenMessstationen um die 50 %. Derabgeschätzte verkehrsbedingte Immissionsanteil ausder Immission der betroffenen Straße liegt zwischen25 <strong>und</strong> 45 %. Wirksame Maßnahmen zur PM10-Minderungmüssen daher sowohl lokal, regional als auchdeutschland- <strong>und</strong> EU-weit ergriffen werden.Ohne die punktuelle Wirkung anderer Emittentenauszuschließen, ist die Hauptursache <strong>für</strong> die PM10-Kurzzeitgrenzwert-Überschreitungen in den brandenburgischenInnenstädten dem motorisiertenStraßenverkehr zuzuschreiben.Maßnahmen im Straßenverkehr werden deshalb inden derzeit erarbeiteten LRP <strong>und</strong> AP eine zentraleRolle spielen. Dabei werden mittels eines im LUA entwickeltenScreening-Verfahrens [6] nicht nur Städtemit messtechnisch nachgewiesener Grenzwertüberschreitungerfasst, sondern auch Kommunen(> 5.000 Einwohner) mit einer wahrscheinlich zu erwartendenAnzahl von mehr als 35 TMW > 50 µg/m 3 pro Jahran den Punkten höchster Immissionsbelastung.• Planerischer Ansatz <strong>für</strong> die Umsetzung des § 47BImSchG in BrandenburgIn Übereinstimmung mit b<strong>und</strong>esweit koordiniertenÜberlegungen zur Gestaltung von Maßnahmeplänen[7] geht das Land Brandenburg von einer weitgehendenÄhnlichkeit der <strong>für</strong> Luftreinhaltepläne einerseits<strong>und</strong> Aktionspläne andererseits zu ergreifendenMaßnahmen aus. Insbesondere soll statt aufmitunter durchaus öffentlichkeitswirksamen, aber oftkontraproduktiv wirkenden Aktionismus verzichtetwerden. Eher ist auf solche Maßnahmen zu orientieren,die zwar aufgr<strong>und</strong> der planerischen, technischen<strong>und</strong> finanziellen Vorbereitung eher langfristig umzusetzensind, aber zumindest kurzfristig schrittweiserealisierbar erscheinen <strong>und</strong> zur dauerhaften Grenzwertunterschreitungin problematischen Bereichenführen. Die in Aktionspläne übergehenden Luftreinhalteplänevon <strong>2006</strong> werden deshalb wie die künftigenAktionspläne selbst (Potsdam, Brandenburg/H<strong>und</strong> Eberswalde; voraussichtlich weitere siebenStädte in den Folgejahren) den Charakter von Stufenplänenbesitzen.Die unmittelbaren Anforderungen des Immissionsschutzrechtessollen sich in <strong>Umwelt</strong>entlastungskonzepte<strong>und</strong> umweltverbessernde Planungen der Kommunenintegrieren lassen. Insbesondere sind die <strong>Umwelt</strong>planungenzur Lärmminderung <strong>und</strong> zurLuftreinhaltung – soweit dies möglich <strong>und</strong> sinnvollist – miteinander zu verzahnen. Dadurch werden erheblicheKostenreduzierungen – vor allem mit der ab2008 beginnenden Aufstellung von Aktionsplänen zurUmsetzung der EG-Umgebungslärmrichtlinie – erwartet,<strong>und</strong> es wird weiter dem Ansatz einer integriertenBetrachtung der Immissionsminderung gefolgt.Die Maßnahmen zur Luftqualitätsverbesserungwerden vom MLUV <strong>und</strong> LUA gemeinsam mit denKommunen sowie den <strong>für</strong> den Straßenverkehr zuständigenStellen festgelegt. Der Regelfall ist die kombinierteAnwendung mehrerer Maßnahmen bis hin zuflächenhaften Verkehrsplanungen. Gerade bei demErfordernis, größere verkehrsplanerische, technische<strong>und</strong> bauliche Maßnahmen in geeigneter Weise miteinanderzu verbinden, ist eine Planungstätigkeit imengeren Sinne (kommunale Fachpläne, wie z.B. Verkehrsentwicklungspläneeinschließlich Wirkungsanalysegeplanter Maßnahmen) im Benehmen mit denbetroffenen Kommunen <strong>und</strong> Verkehrsbehördenzwingend notwendig. Gr<strong>und</strong>sätzlich wird darauf orientiert,unter Berücksichtigung des Verhältnismäßigkeitsgr<strong>und</strong>satzeszunächst verkehrsplanerische<strong>und</strong> verkehrslenkende Maßnahmen zu ergreifen,bevor der Kfz-Verkehr massiv beschränkt oder verbotenwird.Es ist darauf hinzuweisen, dass gerade bei den relativkleinen brandenburgischen Städten, die massivvom überregionalen Durchfahrtsverkehr betroffensind, der Neubau von Umgehungsstraßen in Kombinationmit einem Rückbau der ehemaligen Ortsdurchfahrtenzu spürbaren Entlastungen führen kann[8].• Aktionspläne als Instrument der Luftreinhalteplanungab 2005 [9]– NotwendigkeitenBasierend auf der vom LUA Brandenburg durchgeführtenBeurteilung der Luftqualität ist davon auszugehen,dass in brandenburgischen Ober- <strong>und</strong> Mittelzentrensowie weiteren Kommunen über 5.000Einwohner ab dem Jahr 2005 weiterhin Überschreitungendes Kurzzeit-Grenzwertes der PM10-Schwebstaub-Immission gemäß 22. BImSchV auftreten(d.h. mehr als 35 Überschreitungen des TMWLiteratur Seite 213UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>129


von 50 µg/m 3 im Kalenderjahr). Nach § 47 (2) BIm-SchG sind in den betroffenen Gebieten wegen derGefahr der Grenzwert-Überschreitung Aktionspläneaufzustellen. In AP werden möglichst kurzfristig zuergreifende Maßnahmen festgelegt. Als Handlungsplanstädtischer Stellen verpflichtet er die Zuständigenden Plan umzusetzen, was über Eingriffe, Förderungen,Empfehlungen, vertragliche Lösungen<strong>und</strong> Planungen geschehen kann.Gr<strong>und</strong>sätzlich kommen als Verursacher der PM10-Immissionsbelastung der Verkehr, die Industrie, dasGewerbe <strong>und</strong> öffentliche Einrichtungen, privateHaushaltsfeuerungen sowie die Landwirtschaft infrage.Als Hauptursache ist deutschlandweit der motorisierteStraßenverkehr in den Innenstädten anzusehen;die punktuelle Wirkung anderer Quellen istjedoch in jedem Einzelfall zu prüfen. Die höchstenPM10-Immissionen sind an stark befahrenen Innerorts-Straßenmit beidseitig weitgehend geschlossenerBebauung zu erwarten. Deshalb hatte dasLUA einen Kriterienkatalog erarbeitet, um in Abhängigkeitvon Einwohnerzahl der Gemeinde, durchschnittlichemtäglichem Verkehrsaufkommen, Schwerverkehrsaufkommen<strong>und</strong> Straßenrandbebauung ineinem Screening-Verfahren die Orte höchster erwarteterBelastung zu identifizieren, da repräsentative1-Jahresimmissionsmessungen nur schrittweise vorgenommenwerden können.Der Spielraum <strong>für</strong> PM10-immissionsmindernde Maßnahmenlokalen <strong>und</strong> regionalen Charakters ist relativbegrenzt, da PM10-Ferneintrag (einschließlich ausgasförmigen Vorläufer-Luftschadstoffen entstandenenSulfaten <strong>und</strong> Nitraten) einen hohen Anteil der innerstädtischenPM10-Konzentrationen ausmacht.Trotzdem muss der vorhandene lokale Spielraumverantwortungsbewusst genutzt werden.– ZuständigkeitenEntsprechend der ImmissionsschutzzuständigkeitsverordnungBrandenburg ist das MLUV <strong>für</strong> dieAufstellung von Luftreinhalteplänen – <strong>und</strong> damit auchvon Aktionsplänen – zuständig. Durch ministeriellenErlass ist die Federführung <strong>für</strong> diese Aufgabe demLUA übertragen worden. In jeder betroffenen Kommunewird eine begleitende Arbeitsgruppe eingerichtet,in der seitens der Stadtverwaltung die Fachgebiete<strong>Umwelt</strong> (federführend), Stadtentwicklung,Stadtplanung (Verkehrsplanung), Tief- <strong>und</strong> Straßenbauamt<strong>und</strong> die untere Straßenverkehrsbehörde beteiligtsind. Gemeinsam werden die erforderlichenMaßnahmen von MLUV, LUA, Stadt <strong>und</strong> externemPlaner festgelegt.Dieses Vorgehen, das die Kommunen fachlich <strong>und</strong> finanziellentlastet, garantiert auch ein landesweit einheitlichesVorgehen. So sind wesentliche Aufgaben,wie z.B. die Beurteilung der Immissionssituationen,die Feststellung von Orten mit Grenzwertüberschreitungen<strong>und</strong> die Analyse relevanter Quellen ohnehinnur durch die zuständige Landesfachbehörde in dervom Gesetzgeber geforderten Tiefe <strong>und</strong> Genauigkeitlandesweit einheitlich vorzunehmen bzw. ist bei derEinbeziehung externer Sachverständiger die Qualitätssicherungzu betreiben.Für die zu ergreifenden Maßnahmen sind – nicht zuletztaus Kostengründen – die verkehrlichen Notwendigkeitensowie wichtige städtebauliche, wirtschaftliche<strong>und</strong> soziale Belange bereits bei der Aufstellungder Pläne angemessen zu berücksichtigen.Nach Aufstellung des Aktionsplanes sind dessenFestlegungen <strong>für</strong> die öffentliche Hand verpflichtend.Ergänzend ist festzuhalten, dass in Gebieten mit Immissionsbelastungenunterhalb der Grenzwerte der22. BImSchV die bestmögliche Luftqualität in Einklangmit der Strategie einer dauerhaften <strong>und</strong> umweltgerechtenEntwicklung (§ 50 BImSchG) zu erhaltenist. Deshalb verbieten sich auch kleinteiligestraßenverkehrliche „Problemlösungen“ zur Unterbietungvon Grenzwerten, die über Verdrängungseffektedie hohe Immissionsbelastung nur verlagern.Für Brandenburg haben integrierte planerische Ansätze<strong>für</strong> Luftreinhaltung/Lärmminderung/Verkehrsentwicklung,die das Stadtgebiet als Ganzes betrachten,Vorrang.– Maßnahmenkatalog zur Reduzierung der PM10-SchwebstaubbelastungDie Aktionsplan(AP)-Maßnahmen müssen geeignetsein, die Gefahr der Grenzwert-Überschreitung erheblichzu reduzieren oder die Überschreitungsdauerdeutlich zu verkürzen (§ 47 (2) BImSchG). Die Maßnahmenmüssen auch so lange wirksam bleiben, wiedie Gefahr der Grenzwert-Überschreitung – ohne dieentsprechend ergriffenen Maßnahmen – fortbesteht.Insofern zeigt sich hier ein deutlicher Unterschied zuden zeitlich befristeten <strong>und</strong> an austauscharme Wetterlagenvon wenigen Tagen Dauer geb<strong>und</strong>enenMaßnahmen im Zusammenhang mit früheren Wintersmogsituationen.Es erscheint uns sinnvoll, auchsolche Maßnahmen in Aktionspläne zu integrieren,die zwar erst langfristig umsetzbar, da<strong>für</strong> ineinem Stufenprozess sehr schnell begonnen werdenkönnen. Basis aller im AP abzuleitenden immissionsminderndenAktivitäten hinsichtlich PM10-Schwebstaub sind Emissionserhebungen <strong>für</strong> dasvorgesehene Gebiet (§ 46 BImSchG), das im Wesentlichendurch die Gemeindegrenze definiert wird<strong>und</strong> den eigentlichen lokalen Bereich mit Grenzüberschreitungumschließt. Beim Erstellen des AP ist folgendeszu berücksichtigen:– Festlegung der Maßnahmen anteilig gegenüber130 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


allen Emittenten entsprechend ihrem Emissionsanteil,der zur Grenzwertüberschreitung beiträgt(§ 47 (4) BImSchG),– Abschätzung/Quantifizierung der zu erwartendenImmissionsminderung,– Beteiligung der Öffentlichkeit <strong>und</strong> der Verursacherbei der Maßnahmeplanung (§ 47 (5) BImSchG).Beim Kfz-Verkehr ist zu berücksichtigen, dass er nichtnur direkte Abgasemissionen von spezifischen Partikeln(u.a. Ruß) von Diesel-Kfz sowie von unspezifischenPartikeln von Kfz mit Otto-Motoren (u.a. Altfahrzeugeohne Katalysator) hervorruft, sondernauch Verursacher von Staubaufwirbelungen <strong>und</strong> Abrieb(Straße, Bremsen, Kupplungsbeläge, Reifen) ist.Insgesamt muss das größere Minderungspotentialstets die Maßnahmenauswahl bestimmen,wobei Maßnahmenkombinationen zu prüfen sind.Ausgehend von wenigen <strong>und</strong> leicht überwachbarenMaßnahmen ist im Straßenverkehr ein hoher Befolgungsgradnotwendig. Die Maßnahmen sind beizubehalten,bis sichergestellt ist, dass die Gefahr derGrenzüberschreitung mit hoher Wahrscheinlichkeitauf Dauer ausgeschlossen werden kann. Dabei isteine sorgfältige messtechnische Überwachung alsErfolgskontrolle unumgänglich.• Vorteil einer kombinierten Luftreinhalte- <strong>und</strong>LärmminderungsplanungDas LUA hat die Beurteilung der Luftqualität <strong>für</strong> dasLand Brandenburg unter Berücksichtigung vorliegenderMessungen, Modellrechnungen <strong>und</strong> ergänzenderstatistischer Berechnungen nach einem auf brandenburgischeVerhältnisse angepassten aufwandsreduziertenVerfahren durchgeführt. Für die in diesemScreening-Verfahren identifizierten Straßenabschnittein brandenburgischen Städten, in deneneine Überschreitung des Kurzzeitgrenzwertes <strong>für</strong>PM10-Schwebstaub zu erwarten ist, hat das LUAauch die Verkehrslärmbelastung untersucht, soweitvom LUA ausgefertigte Schallimmissionspläne vorlagen.Das Ergebnis ist eindeutig: Die Straßenabschnittemit starker PM10-Belastung sind auch stark lärmbelastet.Es kann also auch kleinräumig von einemengen Zusammenhang von notwendiger Lärm- <strong>und</strong>Luftschadstoffminderung ausgegangen werden. Insgesamtgesehen, sprechen gewichtige Gründe da<strong>für</strong>,Luftreinhalteplanung <strong>und</strong> Lärmminderungsplanungim Zusammenhang zu gestalten [10].1.6 Stand der Umsetzung von dreiLuftreinhalteplänen in BrandenburgSeit dem 01.01.2005 sind die Grenzwerte der 22.BImSchV [2] <strong>für</strong> PM10-Schwebstaub verbindlich. DerHandlungsbedarf <strong>für</strong> die Aufstellung von Luftreinhalteplänenin Brandenburg ergab sich auf der Gr<strong>und</strong>lageder Richtlinie 1999/30/EG [3] <strong>und</strong> des § 47 BIm-SchG [1] aus den gemessenen Überschreitungendes Kurzzeitgrenzwertes (Tagesmittelwert) <strong>für</strong> PM10-Schwebstaub im Kalenderjahr 2003. Zu diesem Zeitpunktbetrug der zulässige Tagesgrenzwert (Grenzwertplus Toleranzmarge) 60 µg/m 3 . Seit 2005 gilt derKurzzeitgrenzwert von 50 µg/m 3 , der im Kalenderjahrweiterhin maximal 35-mal überschritten werden darf.Der gültige Jahresmittelwert (Langzeitwert über einKalenderjahr) liegt seit 2005 bei 40 µg/m 3 .• Umfang <strong>und</strong> VorgehensweiseÜberschreitungen des Kurzzeitgrenzwertes wurdenim Jahre 2003 in Cottbus, Frankfurt(O) <strong>und</strong> Bernauan verkehrsnahen Messstellen des Luftgütemessnetzesdes Landesumweltamtes gemessen.Für die drei genannten Städte wurde im Oktober 2004im Auftrag des MLUV als zuständiger Landesbehördedurch externe Verkehrsplanungsbüros unter fachlicher<strong>und</strong> organisatorischer Begleitung einer LUA-internenArbeitsgruppe "Stadtverträglicher Verkehr" mitder Aufstellung der Luftreinhaltepläne begonnen.Im Rahmen der Sachstandsanalysen wurde sehrschnell erkannt, dass neben den Industrie- <strong>und</strong> Hausbrandemissionenvor allem der motorisierte Straßenverkehrals Hauptverursacher von PM10-Schwebstaub(Motoremission; Abrieb an Fahrbahn, Reifen,Bremsen <strong>und</strong> Kupplung; Aufwirbelungen vonStraßenstaub) innerstädtisch infrage kommt.Ziel der Luftreinhalteplanungen war es deshalb vonAnfang an, ein Konzept zu entwickeln, das in die jeweiligestädtische Planungslandschaft passt, als Teileiner umweltfre<strong>und</strong>lichen, gesamtstädtischen Verkehrsentwicklungsplanungangenommen wird <strong>und</strong>die Maßnahmen aus den Luftreinhalteplänentatsächlich akzeptiert <strong>und</strong> zielstrebig umgesetzt werden.Die wesentlichen Aufgaben bestanden in der– Erstellung bzw. Kalibrierung eines Verkehrsmodellszur Modellierung der Verkehrsentstehung<strong>und</strong> Verkehrsumlegung (straßenbezogene Verkehrsaufteilung),– Berechnung der Immissionsbelastung,– Aufstellung von Maßnahmen, die mittelfristig(2010) die sichere Einhaltung der Grenzwerte gewährleisten,– Abschätzung der Wirkung der vorgeschlagenenLiteratur Seite 214UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>131


Maßnahmen hinsichtlich Luftqualität, Verkehr <strong>und</strong>Lärmminderung,– Abstimmung, Diskussion <strong>und</strong> Priorisierung dervorgeschlagenen Maßnahmen.Die Bearbeitung erfolgte in enger Abstimmung zwischendem MLUV, den Stadtverwaltungen, dem LandesbetriebStraßenwesen <strong>und</strong> dem Landesumweltamt.• Vorgeschlagene Maßnahmen <strong>und</strong> WirkungsabschätzungDie luftqualitätsseitige Bewertung der bereits auszurückliegenden Planungen (insbesondere Lärmminderungs-<strong>und</strong> Verkehrsentwicklungsplänen) umgesetztenMaßnahmen ergab, dass diese punktuelldurchaus Verbesserungen bewirkt haben, insgesamtaber nicht zu einer sicheren Unterschreitung derGrenzwerte führen werden. Deshalb bestand in dendrei Städten weiterer Handlungsbedarf zur Sicherungder Luftqualitätsanforderungen. Die Entwürfe der dreiLuftreinhaltepläne zeigen insbesondere folgendeMaßnahmen auf:a) Verkehrsvermeidung – Vermeidung von EmissionenAlle Konzepte zur Vermeidung von motorisierten Verkehrendienen der nachhaltigen Reduzierung vonLuftschadstoffen <strong>und</strong> Lärm. Sie sollten deshalb mithoher Priorität dauerhaft verfolgt werden. Insbesonderesollen hier eine verkehrssparsame Siedlungs<strong>und</strong>Nutzungsstruktur (auch im Zusammenhang mitdem laufenden Stadtumbau), Maßnahmen zur Stärkungdes <strong>Umwelt</strong>verb<strong>und</strong>es (ÖPNV, Fuß- <strong>und</strong> Radverkehr)sowie Maßnahmen zur Dämpfung des motorisiertenIndividualverkehres durch Beschränkungder Netzkapazitäten <strong>und</strong> Parkraumbewirtschaftunggenannt werden. In den Luftreinhalteplanungenkommt deshalb der Förderung umweltverträglicherVerkehrsmittel mit der Schaffung attraktiver Angebote<strong>für</strong> ÖPNV-Nutzer, Radfahrer <strong>und</strong> Fußgänger eine besondereBedeutung zu.b) Verkehrslenkende Maßnahmen – Verlagerungin unsensible BereicheVerkehrslenkende Maßnahmen können einerseitsgroßflächig (beispielsweise durch ein weiträumigesLKW-Führungskonzept), andererseits aber auchkleinräumig in definierten (hochbelasteten) Straßenabschnittendurch Verkehrsbeschränkungen (u. a.Fahrverbote, Umleitungen) wirksam werden.Die Wirkung derartiger Maßnahmen wurde anhandvon Umlegungsrechnungen mit dem jeweiligen Verkehrsmodellabgeschätzt. In Cottbus ergab beispielsweisedie Priorisierung des Mittleren Ringes,verb<strong>und</strong>en mit dem Teilrückbau bisher stark befahrenerStraßen, rechnerisch eine künftige Einhaltungdes PM10-Kurzzeitgrenzwertes an Belastungsschwerpunkten.c) Verstetigung des Verkehrsablaufes – EmissionsverringerungStetigere <strong>und</strong> langsamere Verkehrsabläufe tragendurch geringeren Abrieb, geringere Aufwirbelungen<strong>und</strong> niedrigeren Kraftstoffverbrauch stark zur Senkungverkehrsbedingter Emissionen bei.Aufgr<strong>und</strong> der großen Unterschiede (bis Faktor 2) imEmissionsverhalten des motorisierten Verkehrs in Abhängigkeitvon der Verkehrssituation sind Maßnahmenzur Verstetigung (Verflüssigung) des Verkehrsvon besonderer Bedeutung. Deshalb sollte versuchtwerden, stadtweite Verkehrsmanagementsystemewie etwa in Cottbus zu realisieren.Praktisch ist jedoch nicht jede Geschwindigkeitsreduzierungsinnvoll <strong>und</strong> umsetzbar. So zeigte z. B.eine genauere Untersuchung in der Leipziger Straßein Frankfurt(O), dass die Entlastung um 10 –25 % zuunzulässig hohen Mehrbelastungen (30 – 40 %) imNebennetz führen würde.d) Veränderung der Fahrbahnbeläge – Senkungvon EmissionenSchlechte Fahrbahnbeläge tragen durch erhöhten Abrieb<strong>und</strong> Aufwirbelung sehr stark zur verkehrsbedingtenEmission von PM10-Schwebstaub bei. So konntebeispielsweise im Rahmen der Muster-Luftreinhalteplanungin Nauen nachgewiesen werden, dass durchdie Erneuerung einer schlechten Fahrbahnoberflächedie verkehrsbedingte Zusatzbelastung um ca. 50 %gesenkt wurde. Ebenso ist der Austausch von Pflasterdurch Asphalt einzuschätzen. Auch aus Gründen desLärmschutzes, der bei allen vorgeschlagenen Maßnahmenmit zu bewerten war, stellt der Austausch vonPflaster (Senkung des Pegels um 6 dB) eine sehrempfehlenswerte Maßnahme dar. Zu berücksichtigensind bei der Abwägung dieser Maßnahmen jedochauch denkmalpflegerische Aspekte.e) Änderungen im Straßennetz – Verlagerung vonEmissionenDie Maßnahmen betreffen den Umbau von Knotenpunktenzu Kreisverkehren, Kapazitätsänderungen<strong>und</strong> Streckensperrungen sowie vereinzelt den Neubauvon Straßenabschnitten mit dem Ziel einer günstigerenVerkehrsverteilung <strong>und</strong> eines guten Verkehrsflusses.So konnte im Rahmen der Luftreinhalteplanungin Nauen durch den Neubau der B5 alsOrtsumgehung eine Reduzierung der verkehrsbedingtenZuatzbelastung von 40 % nachgewiesen werden.In der laufenden Planung in Bernau nimmt deshalbder Bau der "südlichen Bahntangente" eine zentraleRolle ein.Literatur Seite 214132 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


f) Fahrzeugtechnische Maßnahmen – Senkungvon EmissionenDie Ausrüstung neuer bzw. Nachrüstung alter Dieselfahrzeugemit Partikelfiltern bietet hier das größte Potentialzur Emissionsminderung. Leider spielt hierbeiDeutschland innerhalb der EU keine Vorreiterrolle.Auch Anfang <strong>2006</strong> werden noch immer nicht alle Dieselfahrzeugemit Partikelfiltern ausgerüstet. Auch istdie derzeitige Diskussion um die steuerliche Förderungder Umrüstung/Nachrüstung mit Partikelfilternkontraproduktiv, da diese in Deutschland seit ca. einemJahr die Nachrüstung blockiert.Die Einflussnahme der Städte bezieht sich i.d.R. nurauf den kommunalen Fuhrpark <strong>und</strong> auf Unternehmen,die im Auftrag der Stadt arbeiten. Eine positiveAusnahme stellt die geförderte Umstellung der Busflottein Frankfurt (Oder) auf Erdgas dar. Bei Ersatzbeschaffungenin den anderen Städten sollten hohe<strong>Umwelt</strong>standards gefordert werden, da zurzeit nochein großer Anteil der Busse unterhalb der AbgasnormEuro-2 liegt.g) Sonstige MaßnahmenNeben den beschriebenen Maßnahmen kommenweitere Möglichkeiten in Betracht:– Fahrbahnreinigung zur Verringerung der Aufwirbelungen,– Eingriffe in den Gebäudebestand zur besserenDurchlüftung der Straßen,– Befestigung unbefestigter innerstädtischer Parkflächen,– Umstellung von Kleinfeuerungsanlagen mit festenBrennstoffen auf Gasheizung bzw. Fernwärmeanschluss,– Auflagen <strong>für</strong> gewerbliche Emittenten.Die weiteren Schritte im Rahmen der laufenden Luftreinhalteplanungenwurden im 1. Quartal <strong>2006</strong> mitBeteiligung der städtischen Ausschüsse <strong>und</strong> Bürgerbeteiligungabgeschlossen. Nach Prüfung <strong>und</strong> Wertungder Anregungen <strong>und</strong> Einsprüche sind die überarbeitetenLuftreinhaltepläne den StadtverordnetenMitte <strong>2006</strong> zur Fassung eines Selbstbindungs- bzw.Gr<strong>und</strong>satzbeschlusses vorgelegt <strong>und</strong> öffentlich bekanntgemacht worden.2 Lärmschutz2.1 Lärmminderungs- <strong>und</strong>LuftreinhalteplanungIm Land Brandenburg sind (aktuell) in 58 StädtenLärmminderungspläne aufgestellt. Bereits in 48Städten werden die in den Plänen aufgestellten Maßnahmenkontinuierlich zur Lärmreduzierung umgesetzt.Auf der Gr<strong>und</strong>lage der EU-Luftqualitätsrahmenrichtliniemussten wegen gemessener Grenzwertüberschreitungen<strong>für</strong> PM10-SchwebstaubLuftreinhalteplanungen vorgenommen werden. Diebetroffenen Städte sind in der nebenstehenden Landesübersichtdargestellt. Der Hauptverursacher <strong>für</strong>Lärmminderung- <strong>und</strong> Luftreinhaltung• AusblickDie in den drei Städten Cottbus, Frankfurt(O) <strong>und</strong> Bernauvorliegenden Entwürfe <strong>für</strong> Luftreinhaltepläne zeigen,mit welchen Maßnahmen eine sichere <strong>und</strong> dauerhafteEinhaltung der Grenzwerte <strong>für</strong> PM10-Schwebstaub gewährleistet werden kann. Sie zeigenauch, dass eine sofortige, kurzfristig auf <strong>2006</strong> ausgerichtetePlanung die Einhaltung der Grenzwerte <strong>für</strong>PM10-Schwebstaub nicht realisieren kann. Deshalbwurde <strong>für</strong> die Maßnahmenplanung ein mittelfristigerZeithorizont, das Jahr 2010, betrachtet.Diesem Ansatz trägt die EU in ihren neuesten Überlegungenzur Revision der bisherigen Luftqualitätsrichtlinienauch Rechnung, indem sie <strong>für</strong> die Einhaltungder Grenzwerte eine Karenzzeit bis 2010 einräumt,wenn bis dahin alle sinnvollen kurzfristigenMaßnahmen i.R. von Aktionsplänen realisiert wordensind. Damit wird im Sinne einer planerischen Bearbeitungdas anstehende Problem gelöst <strong>und</strong> übertriebenemAktionismus entgegengewirkt.UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>133


Luftschadstoffe <strong>und</strong> Lärmprobleme ist innerortsder motorisierte Verkehr, deshalb wird in Brandenburgdie kombinierte Bearbeitung von Luftreinhalte<strong>und</strong>Lärmminderungsplänen befördert. Das Modellvorhabenin der Fontanestadt Neuruppin zeigtesehr deutlich, dass fast alle verkehrlichen Maßnahmeneine positive Wirkung im Luft- <strong>und</strong> Lärmbereichentfalten.2.2 Lärmkartierung im Land Brandenburgnach EU-UmgebungslärmrichtlinieMit dem „Gesetz zur Umsetzung der EG-Richtlinieüber die Bewertung <strong>und</strong> Bekämpfung von Umgebungslärm“vom 24. Juni 2004 (BGBl I, S. 1794)wurde die EU-Umgebungslärmrichtlinie in nationalesRecht umgesetzt, in dem ein 6.Teil „Lärmminderungsplanung“,die §§ 47a bis 47f, im B<strong>und</strong>es-Immissionsschutzgesetzumfassend aufgenommen wurde.Als Umgebungslärm werden belästigende oderges<strong>und</strong>heitsschädigende Geräusche im Freiendefiniert, die durch Aktivitäten von Menschen verursachtwerden. Eingeschlossen ist Lärm, der vonStraßen-, Eisenbahn- <strong>und</strong> Flugverkehr sowie vonGeländen <strong>für</strong> industrielle Tätigkeiten ausgeht.Untersuchungsgebiet zur Lärmkartierung im Land Brandenburgnach EU-Umgebungslärmrichtlinie (1. Stufe bis Juli 2007)Im Rahmen der Ausführung dieses Gesetzes werdendie Gemeinden, die Verkehrsbehörden <strong>und</strong> dieImmissionsschutzbehörden gemeinsam Aktionspläneaufstellen, um schädliche Auswirkungen,einschließlich Belästigungen, durch Umgebungslärmzu verhindern, ihnen vorzubeugen oder sie zu mindern.Hierbei geht es um die Umsetzung eines gemeinsameneuroparechtlichen Konzeptes der Lärmminderung.Der erste Schritt zur Umsetzung der EU-Umgebungslärmrichtlinieist die Lärmkartierung definierterUntersuchungsräume.Wichtigster Untersuchungsgegenstand im Land Brandenburgsind die „Hauptverkehrsstraßen“ mit einemVerkehrsaufkommen von > 6 Mio. Kraftfahrzeugen imJahr (entspricht einer durchschnittlichen täglichenVerkehrstärke – DTV – von >16.000 Kfz). Der Untersuchungsumfangist der Karte zu entnehmen. Erumfasst ca. 160 km Innerortsstraßen <strong>und</strong> ca. 800 kmAußerortsstraßen.Für „Haupteisenbahnstrecken“ erarbeitet das Eisenbahn-B<strong>und</strong>esamtdie Lärmkarten. Ein „Ballungsraum“im Sinne des Gesetzes ist im Land Brandenburgnicht vorhanden, ebenso gibt es im Jahr 2004keinen „Großflughafen“ im Sinne des Gesetzes.Lärmkarten <strong>und</strong> auch Lärmaktionspläne sind nachdem Gesetz in mehreren zeitlichen Stufen zu erarbeiten.Die zuständige Behörde <strong>für</strong> die Aufgaben diesesGesetzes hat damit konkrete terminliche Vorgabenzu erfüllen, beginnend mit der ersten Frist am 30.Juni 2007 bis 18. Juli 2013. Die Lärmkarten <strong>und</strong>Lärmaktionspläne sind bei bedeutsamen Entwicklungen<strong>für</strong> die Lärmsituation, ansonsten jedochalle fünf Jahre nach dem Zeitpunkt ihrer Aufstellungzu überprüfen <strong>und</strong> gegebenenfalls zu überarbeiten.2.3 ErschütterungsimmissionenTrotz umfangreicher Investitionen im Straßenbereichin den letzten Jahren ist keine Abnahme der Beschwerdenzu verkehrsbedingten Erschütterungenzu verzeichnen.Während früher an Pflasterstraßen ges<strong>und</strong>heitlicheBeeinträchtigungen be<strong>für</strong>chtet wurden, sind heuteAnwohner insbesondere von Landesstraßen in dörflicherUmgebung besorgt, dass es durch die Einwirkungendes Straßenverkehrs zu Rissen in Gebäudefassadenkommt.Offensichtlich wird ein Zusammenhang mit der Einführungder Mautpflicht auf B<strong>und</strong>esautobahnen <strong>und</strong>einem damit verb<strong>und</strong>enen großräumigen Auswei-134 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


chen durch den Schwerverkehr auf nachgeordneteStraßen gesehen, der sich bisher aber nur in wenigenFällen belegen lässt.StraßenverkehrserschütterungenDie Karte zeigt die räumliche Verteilung der seit1993 durch das Landesumweltamt Brandenburgin Amtshilfe gemessenen Straßenverkehrserschütterungen,bei denen eine Überschreitung derin DIN 4150-2 (Erschütterungseinwirkungen auf Menschenin Gebäuden) aufgeführten Anhaltswerte festgestelltwurde.In einigen Orten wurde mehrfach an verschiedenenStellen gemessen.3 Anlagensicherheit <strong>und</strong>Technologie3.1 Störfallrelevante Anlagen/Betriebsbereiche <strong>und</strong> Sachverständigenach § 29a BImSchG• ErläuterungenBetriebsbereichEin Betriebsbereich ist der gesamte unter der Aufsichteines Betreibers stehende Bereich, in dem in eineroder mehreren Anlagen <strong>und</strong> der damit im Zusammenhangstehenden Infrastruktur (z.B. Transportleitungen)gefährliche Stoffe in bestimmten Mengenvorhanden sind (§ 3 Abs. 5a BImSchG).Gr<strong>und</strong>pflichten nach der Störfall-VerordnungFür Betriebsbereiche <strong>und</strong> <strong>für</strong> nach B<strong>und</strong>es-Immissionsschutzgesetzgenehmigungsbedürftige Anlagen(siehe Hinweis) mit hohem Gefährdungspotential, sofernbestimmte stoff- bzw. stoffkategoriebezogeneMengenschwellen erreicht oder überschritten werden,sind die Gr<strong>und</strong>pflichten der Störfall-Verordnungzu erfüllen. Hierzu sind– Vorkehrungen zu treffen, um Störfälle zu verhindern<strong>und</strong>– vorbeugend Maßnahmen zu ergreifen, um dieAuswirkungen von Störfällen so gering wie möglichzu halten.Erweiterte Pflichten nach der Störfall-VerordnungFür Betriebsbereiche <strong>und</strong> <strong>für</strong> nach B<strong>und</strong>es-Immissionsschutzgesetzgenehmigungsbedürftige Anlagen(siehe Hinweis) mit besonders hohem Gefährdungspotential,sofern bestimmte stoff- bzw. stoffkategoriebezogeneMengenschwellen erreicht oder überschrittenwerden, sind erweiterte Sicherheitspflichtenzu erfüllen.Zu diesen erweiterten Pflichten, die die Gr<strong>und</strong>pflichtenergänzen, zählen insbesondere die– Erarbeitung <strong>und</strong> Fortschreibung von Sicherheitsanalysen/Sicherheitsberichten,– Aufstellung interner Alarm- <strong>und</strong> Gefahrenabwehrpläne<strong>und</strong>– Information der Öffentlichkeit über Sicherheitsmaßnahmen.• Sicherheitsrelevante Anlagen <strong>und</strong> bekannt gegebeneSachverständigeBei Betriebsbereichen <strong>und</strong> einzelnen genehmigungsbedürftigenAnlagen (siehe Hinweis), in denenbestimmte wegen ihrer Art <strong>und</strong> Menge gefährlicheUMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>135


Stoffe vorhanden sind oder entstehen können, sind inAbhängigkeit von den möglichen Gefahren besondereVorkehrungen zu treffen, um Störfälle zu verhindernbzw. deren Auswirkungen so gering wie möglichzu halten.Diese Sicherheitspflichten gehen über die im allgemeinenImmissionsschutzrecht geregelten Betreiberpflichtenhinaus <strong>und</strong> sind im Einzelnen in der Störfall-Verordnung (12. BImSchV) geregelt (Abb.). Aus derArt <strong>und</strong> Menge der gefährlichen Stoffe leitet sich ab,ob nur so genannte Gr<strong>und</strong>pflichten oder auch erweitertePflichten zu erfüllen sind.Bekannt gegebene Sachverständige nach § 29a BImSchG im Zeitraum1997 - 2005 (seit 1997 LUA-Aufgabe)Störfallrelevante Anlagen <strong>und</strong> Betriebsbereiche im Land Brandenburgvon 1992 bis 2005Zur Gewährleistung der Sicherheit bei genehmigungsbedürftigenAnlagen kann gemäß § 29a BImSchG angeordnetwerden, dass sicherheitstechnische Prüfungensowie Prüfungen sicherheitstechnischer Unterlagendurchzuführen sind. Diese Prüfungenkönnen zu bestimmten Zeitpunkten (z.B. vor der Inbetriebnahme)oder zu bestimmten Anlässen (z.B. imFalle einer Betriebseinstellung) erforderlich werden.In den Anordnungen kann die Durchführung der Prüfungendurch geeignete Sachverständige verlangtwerden, die vom Landesumweltamt Brandenburg alsSachverständige <strong>für</strong> diese Prüfungen bekannt gegeben<strong>und</strong> nach bestimmten Regeln zugelassen wordensind. Das Bekanntgabeverfahren ist im Einzelnenin den Richtlinien des Ministerium <strong>für</strong> dieBekanntgabe von Sachverständigen nach § 29aAbs. 1 BImSchG vom Oktober 2003 (ABl. S. 1037)geregelt.In Brandenburg gibt es mit Stand vom Dezember2005 43 bekannt gegebene Sachverständige nach §29a BImSchG. 17 Sachverständige haben ihren Geschäftssitzin Brandenburg (bzw. Berlin) <strong>und</strong> sind vomLUA erstmals bekannt gegeben worden; 26 stammenaus anderen B<strong>und</strong>esländern. Weitere Einzelheitensind dem Recherchesystem <strong>für</strong> Messstellen <strong>und</strong>Sachverständige „ReSyMeSa“ zu entnehmen, das imInternet unter http://www.luis.brandenburg.de/resymesa/ModulStelleStart.aspx?M=5erreichbar ist. Dadie Bekanntgabe auf maximal acht Jahre befristet<strong>und</strong> die Befristung von vielen Bescheiden im Jahr2005 abgelaufen ist, verringerte sich die Anzahl derbekannt gegebenen Sachverständigen besonders indiesem Zeitraum (Abb.).Die erneute Bekanntgabe nach Ablauf der Frist setzteinen entsprechenden Antrag voraus.Hinweis:– Die StörfallVO vom 29.09.1991 umfasste bestimmtenach BImSchG genehmigungsbedürftigeAnlagen.– Seit 26.04.2000 waren neben Betriebsbereichenweiterhin bestimmte (definiert durch die Mengenschwellebestimmter Stoffe) genehmigungsbedürftigeAnlagen erfasst.– Seit 08.06.2005 beschränkt sich der Anwendungsbereichder StörfallVO nur noch auf Betriebsbereiche.3.2 Minderung der Luftschadstoffemissionenbei immissionsschutzrechtlichnicht genehmigungsbedürftigenRäucheranlagenDas Räuchern von Lebensmitteln in durch Pyrolysevon Hölzern erzeugtem Rauch stellt eines derältesten Konservierungsverfahren von Lebensmittelndar. Wissenschaftliche Untersuchungen desRäucherns erfolgten aber erst in den letzten 50 Jahren.Im Ergebnis wurden z.T. völlig unterschiedlicheVerfahrenstechniken entwickelt. Ziele der Neuentwicklungenwaren u.a. große Mengen Fleisch in kurzerZeit in gleichbleibend hoher Qualität zu räuchern,Literatur Seite 214136 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Bedienungsfehler durch automatisierte Steuerungen(z.B. Computertechnologie) auszuschließen, Betriebskostenzu senken <strong>und</strong> die Schadstoffbelastungder <strong>Umwelt</strong> zu minimieren. Gerade die Emissionsminderungwurde in den letzten 30 Jahren vorangetrieben,da sich das <strong>Umwelt</strong>bewusstsein vieler Menschenseit dieser Zeit wesentlich geändert hat. Auchwerden Geruchsbelästigungen als Einschränkungder Lebensqualität empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> in den letztenJahren immer weniger toleriert.Benzo(a)pyren in geräucherten Fleischerzeugnissen nach VerbraucherschutzinformationssystemBayern• Schädliche Wirkung des RäucherrauchesDer im Raucherzeuger durch pyrolytische Zersetzungdes Räuchermittels entstandene Räucherrauch bestehtaus einer Vielzahl verschiedener Stoffgruppen.Die Zahl der vorhandenen chemischen Verbindungenwird auf etwa 10.000 geschätzt. Als wichtigsteder ges<strong>und</strong>heitlich bedenklichen organischenVerbindungen im Räucherrauch gilt das Benzo-a-pyren.Es können sich darin aber auch noch anderekrebserregende oder mutagene Verbindungen, wiezum Beispiel Dioxine (2,3,7,8-Dibenzo-dioxin), Dibenzofurane,Phenole, Aldehyde <strong>und</strong> polyzyklischearomatische Kohlenwasserstoffe (PAK) befinden.Außerdem besteht der Räucherrauch neben den gasförmigenStoffen aus nichtflüchtigen partikulärenStoffen wie Asche, Ruß, Teer <strong>und</strong> Harzen. Die genaueZusammensetzung <strong>und</strong> Wirkung des Räucherraucheskann nicht bestimmt werden. Dies liegt zum einenan der Vielzahl der Rauchinhaltsstoffe <strong>und</strong> zumanderen an der Variabilität des Räucherrauches. Sobilden sich z.B. nur geringe Mengen PAK bei Verbrennungstemperaturenunter 700 °C. Als Indikatorsubstanz<strong>für</strong> PAK, die im Räucherrauch vorkommen, gilt Benzoa-pyren.Dieses wird durch die Verordnung (EG) Nr.208/2005 auf einen Höchstgehalt von 5 µg/kg Frischgewichtbegrenzt.Durch die Aromenverordnung ist der Gehalt vonBenzo-a-pyren in geräucherten Lebensmitteln inDeutschland noch weiter begrenzt. Hier wird einGrenzwert von 1 µg/kg vorgeschrieben.Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischendem Gehalt an Benzo-a-pyren im Produkt <strong>und</strong> denEmissionen im Abgas dieser Anlagen, wenn diesekeine effektive Emissionsminderungsanlage nachgeschaltethaben (was bei den benannten Anlagen sehrhäufig ist). In der Abbildung sind die Untersuchungsergebnissedes Verbraucherschutzinformationssystem(VIS) Bayern der Jahre 2001 bis 2003 dargestellt.Eine weitere sehr prägnante Wirkung des Räucherrauchesist der Geruch. Da sich viele der nichtgenehmigungsbedürftigen Räucheranlagen in kleinerenHandwerksbetrieben, z.B. Fleischereien, im In-Quelle: “Fleischerzeugnisse: Räucherwaren, Kochschinken,Imitate - Untersuchungsergebnisse 2003[http://www.vis-ernaehrung.bayern.de]nenbereich befinden, kann es zu Geruchsbelästigungenin der Nachbarschaft kommen. Leider ist esbei bestehenden Anlagen oft nicht oder nur mitunverhältnismäßigem Aufwand möglich, die Geruchsemissionenzu mindern.• Technische Möglichkeiten zur Verminderung<strong>und</strong> Ableitung der EmissionenVerfahrenstechnische MaßnahmenDas Anwenden von verfahrenstechnischen Maßnahmenzur Verminderung von Emissionen ist dieumweltschonendste Methode. Dem ist daher nachMöglichkeit Priorität einzuräumen. Bei bestehendenAnlagen ist dies aber oft nicht möglich bzw. unverhältnismäßig.Verfahrenstechnische Maßnahmen sind die Reduzierungder Frischluftzufuhr oder das Betreibender Räucherkammer im Umluftbetrieb <strong>und</strong> die Minderungdes spezifischen Räuchermittelverbrauchsdurch intermittierende Räuchermittelzugabe<strong>und</strong> Optimierung des Räucherverfahrens.Durch eine Umstellung der Raucherzeugung vom sogenannten Glimmrauchverfahren auf das Reibrauchverfahrenist eine Reduzierung der Frischluftzufuhrmöglich, da bei diesem Verfahren zur Raucherzeugungkeine Sauerstoffzufuhr nötig ist.Eine Optimierung des Reibrauchverfahrens ist durchUnterbrechung der Raucherzeugung ca. 10 min vor Beendigungdes Räucherprozesses möglich. Durch dieUmwälzung im „geschlossenen System“ wird derRauch aufgebraucht bzw. vermindert. Durch Einspritzenvon Kaltwasser vor dem Ablüften der Anlage kannder restliche Rauch weitgehend ausgewaschen werden.UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>137


AbgasreinigungsverfahrenAls Abgasreinigungsverfahren können folgende Verfahren<strong>und</strong> deren Kombinationen eingesetzt werden:Nachverbrennung, Kondensation, Absorption, Adsorption,Biologische Abgasreinigung <strong>und</strong> elektrischeAbscheider zur Partikelabscheidung (stets mitanderen Verfahren kombiniert). Diese sind umfangreichin der VDI-Richtlinie (VDI 2595) beschrieben.Bei kleinen nicht genehmigungsbedürftigen Räucheranlagensind Abgasreinigungsverfahreneher selten vorhanden. Auch die Nachrüstung einerAltanlage mit einem der vorgenannten Verfahrenist in den meisten Fällen schon aus Kostengründennicht relevant. Eine weitere Schwierigkeitergibt sich aus dem Umstand, dass dasAbgasreinigungsverfahren so konzipiert werdenmuss, dass der eigentliche Räucherprozess nichtgestört wird.Mit Erfolg wurden bisher Nachverbrennungsverfahren,Rauchgaswäsche bei Dampfraucherzeugern,kombinierte Verfahren (Elektrofilter <strong>und</strong> Rauchgaswäsche)sowie Biofilteranlagen eingesetzt. Die AbgasreinigungsverfahrenKondensation, Absorption<strong>und</strong> Adsorption eignen sich eher als Vor- oderNachreinigungsstufen. Beim Einsatz von zweistufigenWäschern, bei denen die Vorstufe mit hohen pH-Werten (Alkaliwäscher) gefahren wird, werden insbesonderedie Schadstoffe drastisch reduziert. Bei denEmissionen aus diesen Anlagen handelt es sich imWesentlichen um unbedenkliche niedermolekulareVerbindungen, die auch geruchlich kaum noch belästigen.Aufgr<strong>und</strong> des hohen Energieverbrauchs <strong>und</strong>der brennstoffbedingten Emissionen sind Nachverbrennungsverfahren(außer Mitverbrennung) aus unsererSicht nicht empfehlenswert. Obwohl Rauchwäschernicht so einen hohen Wirkungsgrad besitzenwie Nachverbrennungsverfahren, sind diese vom Energieaufwandals deutlich umweltfre<strong>und</strong>licher einzustufen.Schon mit verhältnismäßig einfachen Wäschernlässt sich der größte Teil organischer Verbindungenaus dem Räucherrauch auswaschen.Ableiten der AbgaseBei Vollzugsproblemen mit den hier insbesonderebetrachteten kleinen nicht genehmigungsbedürftigenRäucheranlagen handelt es sichmeist um Nachbarschaftsbeschwerden wegenGeruchsbelästigungen.Der quantitative Schadstoffausstoß bei diesenkleinen Räucheranlagen ist auch ohne Abgasreinigungsanlagendeutlich geringer als bei genehmigungsbedürftigenAnlagen mit Abgasreinigungsanlagen.Bei der Erzeugung von Räucherrauchwird Benzo-a-pyren etwa in einer Menge vondrei Mikrogramm pro 100 Gramm Holz gebildet. InHandwerksbetrieben werden in der Regel nur wenigeh<strong>und</strong>ert Gramm bis wenige Kilogramm Holz pro Tag<strong>für</strong> die Raucherzeugung verbraucht. Mit ges<strong>und</strong>heitlichenFolgen ist daher kaum zu rechnen. Da unterBeachtung des Gr<strong>und</strong>satzes der Verhältnismäßigkeitder Mittel von der Überwachungsbehörde in der Regelkeine Verfahrensoptimierung oder Abgasreinigungvorgeschrieben werden kann, sind andere Maßnahmenangezeigt.Bei Räucheranlagen mit Emissionsmassenströmen< 0,05 kg/h hat sich zur Minderung von Geruchsbelästigungender ansonsten unzulässigeEinsatz von Einrichtungen zur Abgasverdünnungbewährt. So kann mit der Abgasverdünnung mit Frischluft,verb<strong>und</strong>en mit gleichzeitiger künstlicher Erhöhungdes Abgaskamins (größere Austrittsgeschwindigkeit),die Geruchsbelästigung deutlich reduziertwerden.Aufgr<strong>und</strong> der relativ geringen Baukosten <strong>und</strong> Energiekostenwird diese Maßnahme oft eher akzeptiertals die Einschränkung der Betriebsst<strong>und</strong>en der Räucheranlageals stärker belastende Geruchsminderungsmaßnahme.4 Genehmigungsverfahrennach dem B<strong>und</strong>es-ImmissionsschutzgesetzDas Landesumweltamt Brandenburg ist Genehmigungsbehörde<strong>für</strong> Anlagen nach dem B<strong>und</strong>es-Immissionsschutzgesetz<strong>für</strong> eine große Zahl von Anlagentypen,wie z.B.:• Kraftwerke• Anlagen der Bau- <strong>und</strong> Glasindustrie sowie der Metallverarbeitung• Windkraftanlagen• Anlagen zur Herstellung chemischer Erzeugnisse• große Tierhaltungsanlagen <strong>und</strong> Biogasanlagen• AbfallentsorgungsanlagenDiese Anlagen finden in der Öffentlichkeit nicht immernur ungeteilte Zustimmung. Sie werden einerseitswegen der wirtschaftlichen Entwicklung begrüßt. Andererseitssind oftmals aber auch Ängste <strong>und</strong> Be<strong>für</strong>chtungenzu hören, dass mit dem AnlagenbetriebNachteile verb<strong>und</strong>en sein könnten, unter denen diebetroffenen Anwohner später zu leiden haben.Um solche Bedenken möglichst im Vorfeld auszuräumen,sieht das Gesetz <strong>für</strong> Anlagen mit hoher <strong>Umwelt</strong>relevanzvor, dass ein Genehmigungsverfahrenmit Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführtwerden muss.138 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Genehmigungsverfahrensstellen der Regionalabteilungendes Landesumweltamtes BrandenburgDas Landesumweltamt stellt in diesen Fällen sicher,dass derartige Vorhaben rechtzeitig öffentlich bekanntgemacht werden <strong>und</strong> gibt damit zugleich der ÖffentlichkeitGelegenheit, Einwendungen schriftlich vorzubringen.Anschließend werden die Einwendungenin einem Erörterungstermin unter Leitung der Genehmigungsbehördeausführlich besprochen. Meistenserstreckt sich der Erörterungstermin über einenTag. Im Einzelfall kann die Erörterung der Einwendungenaber auch mehrere Tage in Anspruch nehmen.Die Genehmigungsverfahren im Land Brandenburgwerden vom LUA nach regionaler Zuordnung in denGenehmigungsverfahrensstellen der RegionalabteilungenWest, Ost <strong>und</strong> Süd bearbeitet.Im Jahr 2005 wurden insgesamt 354 Genehmigungsverfahrenim Land Brandenburg durchgeführt.Davon wurden insgesamt 189 Genehmigungen<strong>für</strong> Neuanlagen sowie Änderungen an bestehendenAnlagen in den einzelnen Landkreisen <strong>und</strong>kreisfreien Städten erteilt.Regionalabteilung WestGenehmigungsverfahrensstelleSeeburger Chaussee 214476 Potsdam,OT Groß GlienickeTel.: 033201/442-550Regionalabteilung SüdGenehmigungsverfahrensstelleVon-Schön-Straße 703050 CottbusTel.: 0355/4991-1410Regionalabteilung OstGenehmigungsverfahrensstelleMüllroser Chaussee 5015236 Frankfurt (O.)Tel.: 0335/560-3205Immissionsschutzrechtliche Genehmigungen <strong>für</strong> Neu- <strong>und</strong> Änderungsverfahren im Jahr 2005- Zuordnung zu Anlagenarten -Nr. Anlagenart Anzahl derGenehmigungen1 Wärmeerzeugung, Bergbau, Energie 532 Steine <strong>und</strong> Erden, Glas, Keramik, Baustoffe 113 Stahl, Eisen <strong>und</strong> sonstige Metalle einschließlich Verarbeitung 44 Chemische Erzeugnisse, Arzneimittel, Mineralölraffination <strong>und</strong> Weiterverarbeitung 85 Oberflächenbehandlung mit organischen Stoffen, Herstellung von bahnenförmigenMaterialien aus Kunststoffen, sonstige Verarbeitung von Harzen <strong>und</strong> Kunststoffen 26 Holz, Zellstoff 77 Nahrungs-, Genuss- <strong>und</strong> Futtermittel, landwirtschaftliche Erzeugnisse 108 Verwertung <strong>und</strong> Beseitigung von Abfällen <strong>und</strong> sonstigen Stoffen 749 Lagerung, Be- <strong>und</strong> Entladen von Stoffen <strong>und</strong> Zubereitungen 1210 Sonstiges 8Gesamt 189Immissionsschutzrechtliche Genehmigungen <strong>für</strong> Neu- <strong>und</strong> Änderungsverfahren im Jahr 2005- Zuordnung zu Landkreisen/kreisfreien Städten -Landkreis (LK)/ Anzahl der Landkreis (LK)/ Anzahl derkreisfreie Stadt (Stadt) Genehmigungen kreisfreie Stadt (Stadt) GenehmigungenLK Barnim (BAR) 5 LK Potsdam-Mittelmark (PM) 7LK Dahme-Spreewald (LDS) 14 LK Prignitz (PR) 11LK Elbe-Elster (EE) 14 LK Spree-Neiße (SPN) 17LK Havelland (HVL) 12 LK Teltow-Fläming (TF) 9LK Märkisch-Oderland (MOL) 16 LK Uckermark (UM) 19LK Oberhavel (OHV) 11 Stadt Brandenburg a.d.Havel (BRB) 2LK Oberspreewald-Lausitz (OSL) 17 Stadt Cottbus (CB) 3LK Oder-Spree (LOS) 15 Stadt Frankfurt (Oder) (FF) 1LK Ostprignitz-Ruppin (OPR) 12 Stadt Potsdam (P) 4UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>139


Eines der Vorhaben im Jahre 2005 mit umfangreicherÖffentlichkeitsbeteiligung war• die Wiederinbetriebnahme einer Schweinezucht<strong>und</strong>-mastanlage mit r<strong>und</strong> 85.000 Tierplätzen• einschließlich einer Biogasanlage zur Aufbereitungder anfallenden Gülle <strong>und</strong>• mehrerer damit verb<strong>und</strong>ener wasserrechtlicher Erlaubnisseam Standort Haßleben, Landkreis Uckermark. Inder Einwendungsfrist sind r<strong>und</strong> 1.200 Einwendungenbei der Genehmigungsbehörde eingegangen<strong>und</strong> zahlreiche Einwender haben anschließend imErörterungstermin von der Möglichkeit Gebrauch gemacht,ihre Belange ausführlich vorzutragen. DerVorhabensträger hat seine Position zu den einzelnenEinwendungen im Erörterungstermin erläutert; dieVertreter der Fachbehörden haben das Vorhaben ausihrer Sicht bewertet; das LUA hat als Genehmigungsbehördedie widerstreitenden Positionen vonEinwendern <strong>und</strong> Vorhabensträger unter Einbeziehungder fachbehördlichen Äußerungen moderiert<strong>und</strong> zu einzelnen Aspekten der Genehmigungsfähigkeitder Anlage im Erörterungstermin bereitseine vorläufige Einschätzung abgegeben. ZentraleThemen im Erörterungstermin waren u.a.• <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sgefahren durch Geruchs-, Lärm- <strong>und</strong>Staubimmissionen, die der spätere Anlagenbetriebhervorrufen könnte,• die gr<strong>und</strong>sätzliche Eignung der vorgesehenen Abluftreinigungsanlage,• eine möglich Gefährdung der Wälder durch NH 3 -Immissionen,• negative Einflüsse der Anlage auf umliegendeSchutzgebiete, den Tierschutz <strong>und</strong> einen möglichenWertverlust von Gr<strong>und</strong>stücken betroffenerNachbarn.Die Entscheidung über den Genehmigungsantragsteht noch aus.5 Effiziente Energienutzung<strong>und</strong> Klimaschutz5.1 Klimagas-Inventare <strong>und</strong> EnergiebilanzenDas von der 3. Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonventionin Kyoto 1997 angenommeneProtokoll verpflichtet die Industriestaaten, nicht nurdie Treibhausgase Kohlendioxid (CO 2 ), Methan (CH 4 )<strong>und</strong> Lachgas (N 2 O) zu reduzieren, sondern auch diefluorierten Gase HFKW (wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe),PFC (perfluorierte Fluorkohlenwasserstoffe)<strong>und</strong> SF 6 (Schwefelhexafluorid).Die Kyoto-Treibhausgase CH 4 , N 2 O, HFKW, PFC <strong>und</strong>SF 6 unterscheiden sich gegenüber dem CO 2 durchdie erheblich geringer anfallende Menge, jedoch inAbhängigkeit von der zu Gr<strong>und</strong>e gelegten Verweildauerin der Atmosphäre <strong>und</strong> den unterschiedlichenmolekularen Absorptionskoeffizienten auchdurch eine vielfach höhere Treibhauswirksamkeit. Beieiner Verweildauer von 100 Jahren betragen die Wertigkeiten<strong>für</strong> CH 4 = 21, N 2 O = 310, HFKW = 1.330,PFC = 7.350 <strong>und</strong> SF 6 = 23.900. Allerdings bestehenim Land Brandenburg noch keine Möglichkeiten dieEmissionen fluorierter Treibhausgase zu erfassen. Inder Ausweisung als CO 2 -Äquivalent sind damit nurdie unterschiedlichen Wertigkeiten von CH 4 <strong>und</strong> N 2 Oberücksichtigt.Das Bezugsjahr <strong>für</strong> die bis 2008/2012 internationalvereinbarte Reduzierung der Treibhausgase CO 2 ,CH 4 <strong>und</strong> N 2 O ist 1990. Für die fluorierten Treibhausgasebesteht ein Wahlrecht zwischen 1990 <strong>und</strong> 1995.Entsprechend dem Nationalen Klimaschutzprogramm2005 hat sich die B<strong>und</strong>esregierung <strong>für</strong> 1995entschieden.Der Anteil der fluorierten Treibhausgase betrug aufB<strong>und</strong>esebene im Jahr 2002 r<strong>und</strong> 1,3 % an der Gesamtemissionder Treibhausgase in CO 2 -Äquivalenten.Entsprechend ihrer Entstehung unterteilt man dieTreibhausgase in energiebedingte <strong>und</strong> nicht energiebedingteTreibhausgase. Für das Land Brandenburgkönnen die energiebedingten Treibhausgase CO 2 ,CH 4 <strong>und</strong> N 2 O aus dem Verbrauch fossiler Energieträgerermittelt <strong>und</strong> im Unterschied zu den nicht energiebedingtenTreibhausgasen mit geringer Fehlerquoteberechnet werden.Bei den nicht energiebedingten Treibhausgasen, diehauptsächlich bei Industrieprozessen (CO 2 , N 2 O,fluorierte Gase), in der Landwirtschaft (CH 4 , N 2 O) <strong>und</strong>in der Abfallwirtschaft (CH 4 , N 2 O) auftreten, fehlt esteilweise an belastbaren landesspezifischen Daten,so dass eine Vollständigkeit bisher noch nicht gegebenist. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass bei zunehmendemErkenntnisstand mit verbesserter Datenlagetrotz technischer <strong>und</strong> technologischer Fortschrittedie ausgewiesenen Emissionen ansteigen.Die Tabellen zeigen, dass die Höhe der Emissionenmaßgeblich durch das Gas CO 2 bestimmt wird <strong>und</strong>bezogen auf das CO 2 -Äquivalent betrug der Anteildes CO 2 bei den energiebedingten Treibhausgasenim Jahr 2002 bis zu 98 %, unter Einbeziehung dernicht energiebedingten Treibhausgase bis 94 %, bezogenauf 1990.140 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Stand <strong>und</strong> Entwicklung der CO 2 -Emissionen <strong>und</strong> CO 2 -Äquivalente nach sektoralen QuellenEmissionsquellenCO 2Gesamt-CO 2 -Äquivalent1990 1996 1998 2000 2002 1990 1996 1998 2000* ) 2002* )Gesamtemissionen 91,0 55,0 62,5 63,9 64,9 114,1 64,4 71,9 68,3 69,3Energiebedingte Emissionen 91,0 54,3 61,8 63,2 64,2 94,7 55,4 63,0 64,2 65,2A Verbrennungsbedingt 90,8 54,3 61,5 63,1 64,2 92,3 55,1 62,4 63,9 64,9A1 Energiegewinnung <strong>und</strong>-umwandlung 63,6 38,9 45,1 46,9 47,7 64,3 39,2 45,6 47,3 48,1A2. Industrie 11,5 4,4 5,3 5,4 5,3 11,6 4,4 5,3 5,5 5,4A3 Verkehr 3,3 5,8 6,0 6,0 5,9 3,4 6,2 6,3 6,3 6,0A4 Haushalte, Kleinverbraucher,Gewerbe 12,4 5,2 5,1 4,8 5,4 13,0 5,3 5,2 4,8 5,4A5 Andere NE NE NE NE NE NE NE NE NE NEA6 Verbrennung von Biomasse NE NE NE NE NE NE NE NE NE NEB Förderung, Aufbereitung <strong>und</strong>Verteilung von Brennstoffen 0,2 0,0 0,3 0,1 0,0 2,4 0,3 0,6 0,3 0,3Nicht energiebedingte Emissionen NE 0,7 0,7 0,7 0,7 19,4 9,0 8,9 4,1 4,1C Industrieprozesse NE NE NE NE NE NE NE NE NE NED Lösemittel- <strong>und</strong> ProduktverwendungNO NO NO NO NO NE NE NE NE NEE Landwirtschaft NO NO NO NO NO 2,8 1,8 1,7 1,6 1,6F Änderung von Flächennutzung<strong>und</strong> Holzbestand NE NE NE NE NE NE NE NE NE NEG Abfallwirtschaft NE 0,7 0,7 0,7 0,7 16,6 7,2 7,2 2,5 2,5Internationaler Verkehr NE NE NE NE NE NE NE NE NE NE*) vorläufige Angaben NE - keine Daten verfügbar NO - nicht vorkommendStand <strong>und</strong> Entwicklung der Treibhausgasemissionen1990 1996 1998 2000 2002CO 2 Mio. t/a 91 55 63 64 65CH 4 kt/a 1.034 403 399 170 171N 2 O kt/a 4 3 3 3 3HFKW kt/a NE NE NE NE NEPFC kt/a NE NE NE NE NESF 6 kt/a NE NE NE NE NESumme CO 2 -Äquivalente Mio. t/a 114 64 72 68 69• Energiebedingte CO 2 -Emissionen nach SektorenDie Anteile der einzelnen Sektoren Umwandlungsbereich,Industrie, Verkehr sowie Haushalte <strong>und</strong> Kleinverbraucheran der Gesamtemission sind in Abbildung(1) dargestellt. Der Umwandlungsbereich ist derSektor mit den größten Emissionsanteilen. Hierzugehören die Groß- <strong>und</strong> Industriekraftwerke, Heizkraftwerke<strong>und</strong> Heizwerke, eine Brikettfabrik sowieeine Erdölraffinerie, in denen aus Primärenergieträgern(Steinkohle, Rohbraunkohle, Erdöl, Erdgas) Endenergieträger(Strom, Wärme, Kraftstoffe, Heizöle,Brikett, Flüssiggas u.a.) produziert werden. Im Jahr2003 entfielen mit r<strong>und</strong> 45 Mio. t CO 2 /a ca. 74 % desEmissionsvolumens auf diesen Sektor.Bei den Großkraftwerken <strong>und</strong> Heizkraftwerken fallendie Emissionen vollständig bei der Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugungan. In der Raffinerie fällt nur ein vergleichsweisegeringer Teil durch die Erdölspaltungselbst an. Etwa 90 % der Emissionen entstehen erstbei der Nutzung der Mineralölprodukte durch dieEndverbraucher. 57 bis 67 % (2003: 67,4 %) der energiebedingtenCO 2 -Gesamtemissionen entfallenauf die Stromerzeugung. Der Anteil der Stromausfuhr,der im Jahr 2003 r<strong>und</strong> 60 % <strong>und</strong> in den Jahrendavor bis zu 65 % der CO 2 -Emission der Stromerzeugungverursachte, ist dabei ein maßgeblicherFaktor. Maßgebend hier<strong>für</strong> ist der hohe Braunkohleanteilin der Stromerzeugung. Dieser bestimmt dasNiveau der CO 2 -Emission zu über 80 % (2003:82 %).UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>141


Die Anteile der anderen Sektoren (Industrie, Verkehr,Haushalte <strong>und</strong> Kleinverbraucher) sind im Emissionsverhaltenin den letzten Jahren weitgehend konstant.Detaillierte Angaben erfolgen unter den jeweiligenAbschnitten.• Energiebedingte CO 2 -Emissionen nach EnergieträgernDie CO 2 -Emissionsentwicklung der Sektoren ist inder ersten Hälfte der 1990-er Jahre von der Stilllegungemissionsintensiver Anlagen bzw. deren Ersatz,verb<strong>und</strong>en mit einem Wechsel von dem traditionellenBraunkohleeinsatz auf emissionsärmere Energieträger,geprägt. Die Nutzung der emissionsintensivenBraunkohle reduzierte sich weitgehend auf die Stromerzeugungin den Kraftwerken. Ihr Verbrauchsanstiegim Jahr 1998 ist durch die Produktionsaufnahme desGroßkraftwerkes Schwarze Pumpe gekennzeichnet.In Abbildung (2) ist sichtbar, dass sich in Folge dieserEntwicklung die CO 2 -Emission durch Braunkohle imZeitraum 1990/2003 halbiert hat. Gleichwohl bleibt(1) Energiebedingte CO 2 -Emissionen nach Sektoren(2) Energiebedingte CO 2 -Emissionen nach Energieträgernsie mit einer Größenordnung um 40 Mio. t CO 2 /a <strong>und</strong>mehr als 60 % Anteil an der Gesamtemission dominierend.Durch die anhaltend hohe Stromproduktionder Kraftwerke Jänschwalde <strong>und</strong> Schwarze Pumpezeigt sich <strong>für</strong> die letzten sechs Jahre ein nahezu unverändertesBild.Die jährlichen Emissionen aus Mineralölproduktenschwanken seit 1999 um 13 Mio. Tonnen. Sie verursachtenim Jahr 2003 ca. 21 % der Gesamtemission.Gase setzten bis 2003 ihren Aufwärtstrend auf fast9 Mio. t/a fort <strong>und</strong> verursachten damit gut 14 % derGesamtemission.• Energiebedingte CO 2 -Emissionen pro EinwohnerDie Ermittlung der Pro-Kopf-Emission dient vorrangigder Orientierung im Rahmen eines b<strong>und</strong>esweitenVergleiches.Brandenburg nimmt dabei den letzten Platz ein.Die Ursachen hier<strong>für</strong> liegen maßgeblich im Anteilder CO 2 -Emission aus der Endenergieträgerproduktion,insbesondere Strom, <strong>für</strong> den Inlandsbedarf<strong>und</strong> andere B<strong>und</strong>esländer. Die Menge desausgeführten Stroms, die den brandenburgischenVerbrauch deutlich übersteigt, erhöht die Emissionenerheblich.Im Jahr 2003 betrug die Pro-Kopf-Emission Brandenburgs23,8 t CO 2 (Abb. (3)). Unter Abzug des beträchtlichenExportanteils an Strom <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enenEmissionen liegt das Land Brandenburgmit 14,1 t CO 2 je Einwohner ebenfalls noch deutlichüber dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt (10,2 t CO 2 je Einwohner).Die Minderung der CO 2 -Emissionen stellt das entscheidendeKriterium zur Begrenzung des anthropogenenTreibhauseffektes dar. Das landespolitischeZiel, die CO 2 -Emissionen bis zum Jahr 2010 auf 53Mio. t zu senken [1], ist noch nicht durch Maßnahmenhinreichend untersetzt. Der Fehlbetrag liegt mit Stand2003 bei ca. 8 Mio. t bzw. 15 %.(3) Energiebedingte CO 2 -Emissionen pro EinwohnerHauptursache <strong>für</strong> die b<strong>und</strong>esweit überdurchschnittlicheCO 2 -Emission Brandenburgs ist der anhaltendhohe Anteil der Braunkohle an der Stromproduktion.Für eine relevante Substitution durch emissionsarmeEnergieträger oder erneuerbare Energieträger bestehenim Land mittelfristig keine ausreichenden Alternativen.Eine Annäherung an die klimapolitischeZielstellung 2010 erscheint eventuell möglich, wennin den verbleibenden Jahren die Erschließung der energiebedingtenCO 2 -Minderungspotenziale über denvorhandenen gesetzlichen Rahmen hinaus gezieltunterstützt wird.142 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


• Primärenergieverbrauch nach SektorenDie energiebedingten Emissionen bestimmen mit einemdeutlichen Übergewicht die Höhe der Treibhausgasemissionendes Landes Brandenburg <strong>und</strong>darunter dominiert das CO 2 aus der Verbrennung vonKohle, Mineralölprodukten <strong>und</strong> Erdgas (Tab. Seite141). Der den energiebedingten Emissionen zuGr<strong>und</strong>e liegende Primärenergieverbrauch wird durchden Bedarf an Endenergieträgern im Land sowie dieMenge der in andere B<strong>und</strong>esländer ausgeführten Endenergieträgerverursacht.Der Primärenergieverbrauch in Brandenburg bewegtesich im Zeitraum 2000 bis 2003 in einem Bereichzwischen 618 <strong>und</strong> 643 PJ (Abb. (4)). Durchseine spezifische Funktion, <strong>für</strong> die anderen Verbrauchssektorendie Endenergieträger bereit zu stellen,ist der Umwandlungsbereich der Sektor sowohlmit dem größten Energieverbrauch als auch mit dengrößten Einsparungsmöglichkeiten.So führt beispielsweise die Substitution von Braunkohlestromdurch Strom aus Windkraft, Wasserkraft <strong>und</strong>Photovoltaik – bedingt durch die vergleichsweise niedrigenUmwandlungswirkungsgrade der Braunkohlekraftwerke– zu einer Senkung des Primärenergieaufwandesum etwa das 2,5-fache der so erzeugtenStrommenge. Mehr als 60 Prozent der produzierten Endenergieträger,das waren im Jahr 2003 r<strong>und</strong> 378 PJ,wurden aus Brandenburg ausgeführt. Diese Energieträgerverursachten anteilmäßig produktionsbedingteEnergieaufwendungen, die dem Energieverbrauch desUmwandlungsbereiches anzurechnen sind.Im Jahr 2003 waren am Primärenergieverbrauch derUmwandlungsbereich zu 46 %, die Industrie zu 15 %,der Verkehrssektor zu 13 % <strong>und</strong> die Haushalte <strong>und</strong>Kleinverbraucher zu 21 % beteiligt. 5 % entfielen aufden nichtenergetischen Verbrauch, der nicht einembestimmten Verbrauchssektor zugeordnet werdenkann. Nach bisheriger Einschätzung in [2] wird bei derunterstellten wirtschaftlichen Entwicklung – auch unterder Bedingung sinkender spezifischer Energieverbräuche– im Jahr 2010 ein Primärenergieverbrauchin Höhe von 709 PJ erwartet, der vor allem aufeinen steigenden Inlandsbedarf durch die Endenergieverbrauchssektorenzurück zu führen ist.• Endenergieverbrauch nach VerbrauchssektorenDie Bezeichnung Endenergieverbrauch bezieht sichgebräuchlicher Weise auf den Energieverbrauch derin der Energiebilanz aufgeführten VerbrauchssektorenIndustrie (Gewinnung Steine/ Erden, sonst. Bergbau<strong>und</strong> Verarbeitendes Gewerbe), Verkehr sowieHaushalte <strong>und</strong> Kleinverbraucher. Nicht enthalten sinddarin die Eigenverbräuche der Kraftwerke bei derProduktion der Endenergieträger sowie die Fackel<strong>und</strong>Leitungsverluste.(4) Primärenergieverbrauch nach Sektoren(5) Endenergieverbrauch nach VerbrauchssektorenEbenso unberücksichtigt bleiben die nicht energetischgenutzten Endenergieträger <strong>für</strong> die Herstellungvon Bitumen, Lösungsmittel u.a.m. Der in Abbildung(5) ausgewiesene Verlauf des gesamten Endenergieverbrauchshebt sich sichtbar von der Entwicklungdes Primärenergieverbrauchs ab. Die Entwicklungdes Endenergieverbrauches trägt den einschneidendenVeränderungen innerhalb der einzelnen VerbrauchssektorenRechnung. So sind vor allem <strong>für</strong> dieIndustrie ein tief greifender Strukturwandel, <strong>für</strong> denVerkehr ein hohes Straßentransportaufkommen sowieein hoher Sättigungsgrad an privaten Kfz <strong>und</strong> <strong>für</strong>den Sektor Haushalte <strong>und</strong> Kleinverbraucher einespürbare Verbesserung der Wohnbedingungen, einerheblicher Anstieg an Handwerksbetrieben <strong>und</strong> Gewerbetreibendensowie ein hoher technischer Ausstattungsgradcharakteristisch. Der Rückgang imJahr 1999 betrifft ausschließlich die Haushalte <strong>und</strong>Kleinverbraucher. Vermutlich hat die in diesem Jahreingeführte Öko-Steuer auf Kraftstoffe, Heizöl, Erdgas<strong>und</strong> Strom diese Entwicklung beeinflusst. Der Endenergieverbrauchim Jahr 2003 lag mit 307 PJ nur geringfügigunter dem Höchststand des Jahres 2002(308 PJ) seit 1991. An der Aufwärtsentwicklung sindinsbesondere die Industrie sowie die Haushalte <strong>und</strong>Kleinverbraucher beteiligt, während beim Verkehr ab2001 ein stetiger Verbrauchsrückgang zu verzeichnenist. Aus der bisherigen Gesamtentwicklung lässtsich nicht schließen, dass die Prognose <strong>für</strong> 2010, dievon einem Verbrauch in Höhe von 365 PJ [2] ausgeht,eintritt.UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>143


• Endenergieverbrauch der IndustrieDer Endenergieverbrauch der Industrie ist im Zeitraum1990 bis 2003 um 33 % zurückgegangen (Abb.(6)). Allerdings ist seit dem Erreichen der Talsohle imJahr 1994 (75 PJ) wieder ein Zuwachs um 28 % aufeinen neuen Höchststand von 96 PJ im Jahr 2003 seit1991 zu verzeichnen. Mehr als 80 % der bereitgestelltenEnergieträger nehmen die Industriezweigeder Vorleistungsgüterproduktion (ohne Energiegewinnungs-<strong>und</strong> Umwandlungsbereiche) in Anspruch.Zu denen gehört u.a. die Metallerzeugung <strong>und</strong> -verarbeitungsowie die Herstellung von Metallerzeugnissen,das Glasgewerbe/Keramik, die Verarbeitung vonSteinen <strong>und</strong> Erden, die chemische Industrie, das Papiergewerbe.Beim Energieträgermix im Jahr 2003dominierten der Gasverbrauch mit 30 % sowie derSteinkohle- <strong>und</strong> Stromverbrauch mit je 21 %. DerBraunkohleverbrauch rangierte mit 4 % an letzterStelle. Damit ist bereits ein beträchtliches CO 2 -Minderungspotenzialausgeschöpft.Die Entwicklung des industriellen Energieverbrauchesist in Brandenburg durch Effizienzsteigerung gekennzeichnet,allerdings nach weitgehendem Abschlussder Umstrukturierungsprozesse nur noch inabgeschwächter Form. Die Rahmenzielstellungensehen vor, dass sich die Bruttowertschöpfung im Zeitraum2000/2020 mindestens verdoppelt, der Energieverbrauchjedoch mit einem Zuwachs von höchstens85 % langsamer ansteigt. Die Steigerung desEnergieverbrauchs findet in allen Branchen statt. DieMetallerzeugung <strong>und</strong> -verarbeitung sowie die Glas<strong>und</strong>Keramikindustrie gehören zu den besonders Energienachfragenden Branchen, erbringen dabei aber(6) Endenergieverbrauch der Industrie(7) Endenergieverbrauch im Verkehr nach Verkehrsträgernzugleich einen maßgeblichen Beitrag an der Bruttowertschöpfung.Laut Prognose [2] wird bis zum Jahr2010 ein Energieverbrauch in Höhe von 124,5 PJ erwartet.Das Erreichen dieses Wertes lässt sich derzeitnicht erkennen.• Endenergieverbrauch im Verkehrnach VerkehrsträgernIn Abbildung (7) wird deutlich, dass der Straßenverkehrmit r<strong>und</strong> 90 % des gesamten Energieverbrauchs<strong>und</strong> 93 % des Kraftstoffabsatzes den Verkehrssektordominiert. Bis 1995 erhöhte sich der Kraftstoffabsatzgegenüber 1990 um annähernd 80 %. Die nach 1995geringen Veränderungen beruhen auf dem erreichtenSättigungsgrad bei PKW, Krädern <strong>und</strong> LKW sowie derdurchschnittlichen Verringerung der Fahrleistungenje Kraftfahrzeug. Untersuchungsergebnisse zur Verkehrsentwicklungim Land Brandenburg weisen jedochaus, dass der tatsächliche Kraftstoffverbrauchüber dem Kraftstoffabsatz liegt, da vor allem die durchden Tanktourismus <strong>und</strong> viele mit dem Transitverkehrsowie dem Berlin-Umlandverkehr verb<strong>und</strong>ene Kraftstoffverbräuchenicht auf entsprechende Tankvorgängeim Land Brandenburg zurück zu führen sind.Der höchste Energieträgerverbrauch (Kraftstoffe,Strom, Gas) wurde im Jahr 2000 mit 85 PJ erreicht.Er ging bis zum Jahr 2003 auf 80 PJ zurück.Unter Berücksichtigung der nur geringfügig schwankendenVerbrauchsentwicklung seit 1995 <strong>und</strong> der gegenwärtigensowie bereits vorgesehenen verkehrspolitischen<strong>und</strong> fiskalischen Maßnahmen wird nichterwartet, dass die Verbrauchsprognose <strong>für</strong> 2010 inHöhe von 130 PJ [2] eintritt.5.2 Entwicklung der erneuerbarenEnergienIn der Energiestrategie 2010 [1] ist als erster Schrittformuliert, bis zum Jahr 2010 5 % des Primärenergieverbrauchsdurch erneuerbare Energien zu erbringen.Unter Zugr<strong>und</strong>elegung der Prognose von 709PJ Primärenergieverbrauch im Jahr 2010 [2] beträgtder anzustrebende Anteil erneuerbarer Energien 35,5PJ. Entsprechend der Energiebilanz des Landes Brandenburg<strong>für</strong> das Jahr 2003 setzte sich der im Jahr 2002verzeichnete sprunghafte Anstieg bei den Erträgenaus erneuerbaren Energien fort <strong>und</strong> erreichte mit 32,5PJ bereits zu diesem Zeitpunkt eine nicht von allen Entscheidungsträgernerwartete Höchstmarke. Mit diesemAusgangspunkt <strong>und</strong> den seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes(EEG) anhaltenden hohenInvestitionsaktivitäten in erneuerbare Energieanlagenerscheint eine deutliche Überbietung der Zielstellung2010 zu Gunsten der Klimavorsorge möglich. Nachdem großen Boom der Windkraftanlagen haben jetztdie verschiedenen Nutzungen von Biomasse die höchstenZuwachsraten. Da die Mengen erzeugter Bio-144 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


(8) Nutzung erneuerbarer Energien im Jahr 2003 in Petajoulemasse von längerfristigen Zyklen abhängen <strong>und</strong> da dieBiomassen selbst relativ gut speicherbar sind, kann dieNutzung des vorhandenen großen Biomassepotenzialswesentlich zur langfristig zuverlässigen Berechenbarkeitder Erneuerbaren Energien beitragen. Mit25,1 PJ Primärenergieerzeugung im Jahr 2003, dasentspricht einem Ertragsanteil von 77 % innerhalb dererneuerbaren Energien, ist bereits ein wichtiger Teilerfolgbei der Umsetzung der strategischen Ausrichtungzu verzeichnen. Ende 2003 waren dreizehn Biomassekraftwerkein Betrieb <strong>und</strong> sechs befanden sichin der Planungs- bzw. Genehmigungsphase. Für einenachhaltige Energiepolitik ist von Gewicht, den Anteilder Biomasse am Primärenergieverbrauch von gegenwärtig4 % schrittweise zu erhöhen.In Abbildung (8) ist veranschaulicht, wie sich dieerneuerbaren Energien auf die einzelnen Energieträgeraufteilen. Mit den erheblichen Anteilen der Biomasse,der Wasserkraft, der Windkraft <strong>und</strong> der Photovoltaikentfallen gut drei Fünftel des Gesamtbeitragesauf die Stromproduktion.In Abbildung (9) ist dargestellt, dass die Anteile erneuerbarerEnergien an der Bruttostromerzeugung(2003: 9,4 %) <strong>und</strong> am Stromverbrauch (2003: 28,7 %)in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2003 sprunghaft angestiegensind. 2002 stammte ca. jede sechste Kilowattst<strong>und</strong>eStrom bei den Endverbrauchern bereits aus erneuerbarenEnergien. 2003 ist es bereits jede vierte Kilowattst<strong>und</strong>e.BiogasanlagenBiomasse als Energieträger hat in Brandenburg einerhebliches Potenzial. Sie hat den besonderen Vorteilgegenüber der Wasserkraft, Windenergie, Photovoltaiku.a., dass der Energieträger gespeichert werdenkann. Die Biomasse unterteilt sich im Wesentlichenin Festbrennstoffe wie Stroh <strong>und</strong> Restholz,pflanzliche Öle <strong>und</strong> Biogas. Darüber hinaus könnenlandwirtschaftlich erzeugte Rohstoffe herkömmlicheIndustrierohstoffe wie Farben, Fasern <strong>und</strong> Schmierstoffesubstituieren <strong>und</strong> somit einen Beitrag zur Einsparungfossiler Energieträger leisten. Welchen Umfangderartige stoffliche Ablösungen erreichen werden,kann derzeitig nicht eingeschätzt werden.In Brandenburg sind derzeit 34 Biogasanlagen mit einerinstallierten elektrischen Leistung in Höhe von r<strong>und</strong>17 MW errichtet. Dabei ist gr<strong>und</strong>sätzlich festzustellen,dass die Substitution fossiler Energieträger (Kohle, Erdöl,Erdgas) durch Biogas eine positive Ökobilanz aufweist,insbesondere dann, wenn bei der Energieumwandlungdes Biogases in Blockheizkraftwerken die anfallendeWärme umfassend mit genutzt wird (Abb.).(9) Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung<strong>und</strong> am EndenergieverbrauchBiogasanlagen im Land BrandenburgKlärgasanlagen im Land BrandenburgKlärgasanlagenDie energetische Nutzung von Klärgas dient vor allemder Vermeidung von Emissionen des klimaschädlichenMethans. Darüber hinaus wird durch dieProduktion von Strom <strong>und</strong> Wärme Energieproduktionanderenorts substituiert <strong>und</strong> somit CO 2 -Emission vermieden.Der Ausbau der Klärgasnutzung konnte anfänglichdurch gezielte Landesförderung angeschoben<strong>und</strong> durch das EEG konsequent weiterentwickeltwerden. Die Wirtschaftlichkeit derartiger Anlagen istjedoch trotzdem nicht immer gegeben, so dass esnach 2002 zu einem verringerten Ausbau kam (Abb.).Literatur Seite 214UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>145


Deponiegasanlagen im Land BrandenburgWindkraftanlagen im Land BrandenburgAnzahlDeponiegasanlagenFazit „Erneuerbare Energien“Durch günstige Förderbedingungen, besondersdurch das Erneuerbare-Energien-Gesetz, konntendie Erträge aus erneuerbaren Energien bis 2003 gegenüber1996 annähernd verzwölffacht werden.In den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2003 sind die Erträge aus erneuerbarenEnergien sprunghaft angestiegen. ImJahr 2003 wurde mit einem Anteil von 5,2 % amPrimärenergieverbrauch die bislang beste Bilanz erzielt.Stromseitig wurden die bisher prognostiziertenErwartungen überboten. Bezogen auf den Endenergieverbrauchstammt jede vierte Kilowattst<strong>und</strong>e auserneuerbaren Energien.Mit diesem Ausgangspunkt <strong>und</strong> den anhaltend hohen Investitionsaktivitätenin erneuerbare Energieanlagen erscheinteine deutliche Überbietung der Zielstellung –35,5 PJ im Jahr 2010 – zu Gunsten der Klimavorsorgemöglich. Dies belegen zum einen die Entwicklungen beider Anzahl <strong>und</strong> zum anderen die bereits laufenden bzw.in Vorbereitung befindlichen Investitionsaktivitäten.Durch die Erzeugung von Strom aus Wasserkraft, Windkraft<strong>und</strong> Photovoltaik konnten im Jahr 2003 mehr als18 PJ an Primärenergieträgern, insbesondere Braunkohle,eingespart werden.Die Nutzung aller erneuerbarer Energien führte 2003im Land Brandenburg zu einer Verhinderung vonmehr als 3,5 Mio. Tonnen CO 2 -Emissionen.DeponiegasanlagenNeben den Biogasanlagen leisten aktuell die Deponiegasanlagenden höchsten Beitrag zum Klimaschutzinnerhalb der gasgeb<strong>und</strong>enen Energieerzeugung.Die Fassung des Deponiegases <strong>und</strong> dessenenergetische Nutzung vermeidet klimaschädlicheEmission <strong>und</strong> substituiert Strom- <strong>und</strong> Wärmeproduktionanderenorts. Der Schub in der Entwicklung derDeponiegasnutzung fand durch die Regelungen desEEG statt. Ein Abklingen der Entwicklung ist erst mitder nachlassenden Ausgasung der Deponien <strong>und</strong> mitderen Schließung verb<strong>und</strong>en (Abb.).WindkraftanlagenIn den zurückliegenden Jahren erfolgte ein rasanterAusbau der Windkraftnutzung im Land Brandenburg.Ende 2005 waren 2.033 Windkraftanlagen (WKA) miteiner installierten Leistung von 2.619,6 MW errichtet.Die Entwicklung ist in diesem Tempo nur schwer aufrechtzu erhalten. Die Erschließung der weniger werdendenWindeignungsgebiete, die technischenGrenzen <strong>für</strong> Binnenlandanlagen <strong>und</strong> die Einbindungsrestriktionenvon WKA ins Versorgungssystemsind drei wesentliche Hemmnisse (Abb.).5.3 Bericht zum Klimaschutzmanagementin Brandenburg• HandlungsrahmenWeltweit gehen die Klimatologen bereits heute voneindeutigen Anzeichen <strong>für</strong> einen Klimawandel aus.Aktuelle Klimaszenarien weisen eine Erhöhung desglobalen Jahresmittels der bodennahen Lufttemperaturzwischen 1,4 <strong>und</strong> 5,8 °C im gegenwärtigen Jahrh<strong>und</strong>ertaus.Im Ergebnis der Studie des Potsdam-Instituts <strong>für</strong> Klimafolgenforschung(PIK) zur klimatischen Entwicklungin Brandenburg bis 2055 <strong>und</strong> deren Auswirkungauf den Wasserhaushalt, die Forst- <strong>und</strong> Landwirtschaft[1] hat der Landtag Brandenburg in seiner 88. Sitzungam 12. Dezember 2003 eine Entschließung zum Aufbaueines integrierten Klimaschutzmanagements angenommen[2]. Die Landesregierung wurde durch diesenLandtagsbeschluss beauftragt, alle relevantenPolitikfelder zusammenzufassen <strong>und</strong> die entsprechendenAktivitäten zu begleiten. Damit soll es zukünftigmöglich sein, ein zielgerichtetes integriertes Management<strong>für</strong> Klimaschutz <strong>und</strong> Klimawandel aufzubauen.146 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Die Aufgabe des Landesumweltamtes Brandenburgdabei ist insbesondere der Aufbau <strong>und</strong> die Fortschreibungder Datenbasis im Rahmen des integriertenKlimaschutzmanagements. Über ein breitesSpektrum wurden vorhandene Beobachtungen <strong>und</strong>Statistiken ausgewählt, um die Wirkungen des Managementsüber einen längeren Zeitraum anschaulichabzubilden. Der Prozess der Auswahl <strong>und</strong> die Eignungsprüfungvon Indikatoren ist noch nicht abgeschlossen.Verlauf der globalen Mitteltemperatur <strong>und</strong> der CO 2 -Konzentration der Luft• KlimasituationDas Klima wandelt sich. In den letzten 100 Jahren hatsich die globale Jahresmitteltemperatur um 0,6 °C erhöht.Die Erwärmung war in Deutschland (0,9 °C),Österreich (1,1 °C) <strong>und</strong> der Schweiz (1,4 °C) größerals im globalen Mittel. Dabei haben sich in Deutschlanddie Wintertemperaturen in den letzten 30 Jahrenmit 1,5 °C viel stärker erhöht als die Sommertemperaturen(0,5 °C). Speziell in der Region Berlin-Brandenburgstieg die Jahresmitteltemperatur im letztenJahrh<strong>und</strong>ert um 1,0°C an [3].Das Jahr 1998, gefolgt von 2002, 2003, 2001 <strong>und</strong>1997, war bis zum Jahr 2004 global das wärmste seitdem Beginn systematischer weltweiter Messungenab 1861, auf der Nordhalbkugel vermutlich sogar derletzten 1000 Jahre! Für Deutschland war das Jahr2000 mit einer Jahresmitteltemperatur von 9,9 °C daswärmste seit Beginn meteorologischer Messungen.Es lag mit 1,6 °C über dem Mittelwert der Jahre 1961– 1990 [4]. NASA-Berechnungen zufolge hat das Jahr2005 alle Rekorde gebrochen [5].Jüngsten Modellrechnungen des Max-Planck-Instituts<strong>für</strong> Meteorologie in Hamburg (MPI) zufolgekönnte die globale Temperatur schon zum Endedieses Jahrh<strong>und</strong>erts um 4 °C steigen. Immer mehrwissenschaftliche Beweise sprechen da<strong>für</strong>, dassder Nutzen einer Begrenzung der Temperaturerhöhungauf 2 °C, welche verb<strong>und</strong>en ist mit einemCO 2 -Gehalt in der Atmosphäre von 550 ppm (partsper million (Millionstel der Gasmasse)) bei weitemhöher ist als die Kosten der daraus resultierendenMaßnahmen [6].Die Abbildung oben veranschaulicht, dass es in denzurückliegenden Jahrtausenden immer Temperaturschwankungengegeben hat. Sie verdeutlicht aberauch, dass Temperatur <strong>und</strong> CO 2 -Konzentration engmiteinander verknüpft sind. Der aktuelle Konzentrationswertbeträgt über 370 ppm <strong>und</strong> liegt damit weitüber den <strong>für</strong> diesen Zeitraum abgeleiteten CO 2 -Gehaltender Atmosphäre.Der Intergovernmental Panel on Climate Change(IPCC) hat im 2001 vorgelegten 3. Sachstandsberichtdargestellt, dass der Mensch die wichtigste Ursache<strong>für</strong> den bereits stattfindenden globalen Klimawandelist [7]. Die anthropogenen Einflussfaktoren setzensich zusammen aus der Änderung der atmosphärischenKonzentration von klimawirksamen Spurenbzw.Treibhausgasen <strong>und</strong> Aerosolen sowie der Änderungdes Stoff- <strong>und</strong> Energieflusses an der Erdoberflächedurch Landnutzung, einschließlich Waldrodungen,durch Bebauungen <strong>und</strong> industrielle Einflüsse.Die Nutzung fossiler Energieträger hat eineDimension erreicht, die eine neue Qualität der Klimabeeinflussungzur Folge hat. Nicht die anthropogeneBeeinflussung an sich, sondern allein das quantitativeAusmaß <strong>und</strong> die regionale Ausprägung sind nochfraglich. Wichtigste Voraussetzung <strong>für</strong> eine Trendwendebei den Klimagasemissionen ist eine weltweitdrastische Reduzierung des Energieverbrauchs aufder Basis fossiler Energieträger. Diese Forderung istzuallererst an die Industrienationen gerichtet. DieB<strong>und</strong>esrepublik <strong>und</strong> auch das Land Brandenburg stehenhier in der Verantwortung.• Verw<strong>und</strong>barkeit BrandenburgsWie verw<strong>und</strong>bar einzelne Regionen Deutschlandssind, wurde durch eine Studie des PIK innerhalb einesForschungsprojektes des <strong>Umwelt</strong>b<strong>und</strong>esamtes(UBA) untersucht. Die Studie macht deutlich, dass ineinem „Ohne-Gegenmaßnahmen-Szenario“ derOberrheingraben, die zentralen Teile Ostdeutschlands(Nordostdeutsches Tiefland, SüdostdeutscheBecken <strong>und</strong> Hügel) <strong>und</strong> die Alpen die höchste Vulnerabilität(Verw<strong>und</strong>barkeit) gegenüber dem Klimawandelaufweisen (Abbildungen Seite 148) [8].In Ostdeutschland ist die geringe Wasserverfügbarkeit<strong>und</strong> die Gefahr von Dürren im Sommer ausschlaggebend<strong>für</strong> die hohe Vulnerabilität. Die schonaktuell ungünstige klimatische Wasserbilanz wirddurch die bereits zu beobachtende <strong>und</strong> weiter zu erwartendeAbnahme der Jahresniederschläge (insbesondereder Sommerniederschläge) <strong>und</strong> steigendeVerdunstung weiter verschlechtert. Davon betroffenLiteratur Seite 214UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>147


sind insbesondere die Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft,aber auch der Verkehrsbereich (Schifffahrt). Hinzukommt die Vulnerabilität durch Hochwasser in denEinzugsgebieten der großen Flüsse Elbe <strong>und</strong> Oder.In der Lausitz, wo zukünftig mit besonders hohenSommertemperaturen zu rechnen ist, muss im Bereich<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> von einer zunehmenden Hitzebelastungausgegangen werden [8].Um die Verw<strong>und</strong>barkeit durch Klimawandel zu reduzieren,müssen regional spezifische Adaptionsstrategienentwickelt werden. Darüber hinaus müssenMaßnahmen zur Minderung der Treibhausgasemissionenumgesetzt werden. Selbst bei einer sehr unwahrscheinlichensofortigen Reduzierung der Treibhausgasemissionenwürde der Klimawandel aufGr<strong>und</strong> der Trägheit des Klimasystems noch einigeJahrh<strong>und</strong>erte voranschreiten. Andererseits sind zurlangfristigen Minderung der Vulnerabilität Emissionsminderungenunabdingbar, um einer weiteren Aufheizungder globalen Atmosphäre entgegen zu wirken.Bereits bei einer weiteren globalen Temperaturerhöhungum 1,1 °C sind die ökonomisch vernünftigenGrenzen der Adaptionsfähigkeit Deutschlands [9] <strong>und</strong>Vulnerabilität der RegionenVulnerabilität der Regionenbesonders die der sensiblen Regionen (die zentralenTeile Ostdeutschlands, der Oberrheingraben <strong>und</strong> dieAlpenregion) erreicht [8].Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel <strong>und</strong>Emissionsminderungsmaßnahmen sind keine Alternativlösungen,sondern müssen parallel durchgeführtwerden [8].• Datenbereitstellung <strong>und</strong> BetrachtungsfelderIm Zentrum der Aktivitäten des LandesumweltamtesBrandenburg mit seiner Projektgruppe Klimaschutzmanagementsteht der Aufbau eines Indikatorsystems<strong>und</strong> die Fortschreibung der notwendigen Datenbasis.Über ein breites fachliches Spektrum wurdenvorhandene Beobachtungen <strong>und</strong> Statistikenausgewählt, die die Wirkungen des Managementsüber einen längeren Zeitraum anschaulich abbildensollen. Gr<strong>und</strong>lage bilden einzelne <strong>Umwelt</strong>- <strong>und</strong> Nachhaltigkeitsindikatoren,die Klimainventare sowie Energie-<strong>und</strong> Abfallbilanzen. Darüber hinaus werdenlangjährige Beobachtungs- <strong>und</strong> Messreihen zumWasserhaushalt herangezogen. Der Prozess derAuswahl <strong>und</strong> die Eignungsprüfung von Indikatorensind noch nicht abgeschlossen. Aktuell wurden 49Datenreihen ausgewertet. Die notwendigen Bewertungenweiterer Entwicklungskennziffern stehennoch aus.Langfristig sollen <strong>für</strong> die einzelnen Betrachtungsfelderdie Indikatoren stärker gewichtet <strong>und</strong> in Kernindikatoren,direkte <strong>und</strong> indirekte Indikatoren gegliedertwerden.Durch das MLUV wurden die politischen Handlungsfelderdefiniert, die in das integrierte Klimaschutzmanagementeinbezogen werden sollen. Diese lassen sich indrei Betrachtungsfelder einteilen. Das BetrachtungsfeldKlimaschutz umfasst die Energiewirtschaft, das Verkehrs-<strong>und</strong> Bauwesen, die Abfall- sowie die Landwirtschaft.Zum Betrachtungsfeld Klimawandel gehörenvordringlich die Forst- <strong>und</strong> Landwirtschaft, der Naturschutzsowie die Wasserwirtschaft. Begleitende Handlungs-bzw. Betrachtungsfelder sind das Bildungs- <strong>und</strong>das <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>swesen.Der Energie- <strong>und</strong> der Verkehrsbereich gehören zuden Hauptverursachern <strong>für</strong> die Treibhausgasemissionen.Unmittelbar an den Verbrauch fossiler Energieträgerist die Entwicklung des Hauptanteils derTreibhausgasemissionen geb<strong>und</strong>en. Das Land Brandenburgist mit seiner traditionellen Energiewirtschaft,die durch die Förderung <strong>und</strong> Veredelung heimischerBraunkohle sowie die Verarbeitung großerMengen an Erdölimporten geprägt ist, ein B<strong>und</strong>eslandmit überdurchschnittlicher Emission an energiebedingtenTreibhausgasen, insbesondere CO 2 . DieBereitstellung des Landesbedarfs an Strom <strong>und</strong> Mi-148 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


neralölprodukten <strong>und</strong> die erheblichen Lieferungendieser Energieträger in andere B<strong>und</strong>esländer beeinflussenmaßgeblich die Emissionsentwicklung. ImJahr 2003 betrug der Anteil Brandenburgs am PrimärenergieverbrauchDeutschlands 4,4 %, an den energiebedingtenCO 2 -Emissionen jedoch 7,3 %. Mit diesemüberdurchschnittlichen Emissionsanteil stehtdas Land in der besonderen Verantwortung, Maßnahmenzu unterstützen, die zu einer Senkung derTreibhausgasemissionen führen.Mit der Umgestaltung der Wirtschaftsstruktur in den1990er Jahren wurden bereits deutliche Senkungenspezifischer Emissionen erreicht. Bei Steigerung derwirtschaftlichen Tätigkeit <strong>und</strong> vermehrtem Produktionsausstoßlässt sich <strong>für</strong> den Zeitraum bis 2010/2020 eineZunahme absoluter Treibhausgasemissionen gegenüberdem derzeitigen Niveau nicht ausschließen. DieEmissionssteigerung muss jedoch deutlich geringerausfallen als der Anstieg des Energieverbrauchs.Darüber hinaus leisten die Bereiche Abfallwirtschaft<strong>und</strong> Landwirtschaft ebenfalls spürbare Anteile zurEmissionsbilanz des Landes. Die Wirtschaftsbereichesind Verursacher von klimaschädigenden Emissionen(z. B. Methan <strong>und</strong> Lachgas).Eines der Hauptanliegen der Arbeit am brandenburgischenKlimaschutzmanagement war die Definitionvon Indikatoren, die Entwicklungen in Abhängigkeitdes sich vollziehenden Klimawandels abbilden. Im BereichWasser eignen sich hier<strong>für</strong> besonders dieGr<strong>und</strong>wasserstände <strong>und</strong> Abflussdaten der heimischenFlüsse. Dabei ist jedoch zu beachten, dass andereanthropogene Einflüsse wie Landwirtschaft <strong>und</strong>Wasserwirtschaft diese Größen stark beeinflussen. Invielen Fällen werden vorhandene Probleme durch denKlimawandel noch verschärft. Untersuchungen desZentrums <strong>für</strong> Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg[10] haben hinsichtlich der Adaptionsfähigkeit derLandwirtschaft an den Klimawandel ergeben, dass beiEintreten des PIK-Szenarios [1] <strong>für</strong> das Jahrzehnt2046 bis 2055 mit geringen Rückgängen bei den Felderträgen,noch nicht abschätzbaren Problemen in derTierproduktion <strong>und</strong> einer deutlich geringeren Gr<strong>und</strong>wasserneubildungzu rechnen ist. Dies hat Auswirkungenauf die Gr<strong>und</strong>wasserstände, die Existenz vonFeuchtgebieten <strong>und</strong> somit auf den Naturschutz.Speziell im Zusammenhang mit Fragestellungen desWasserhaushaltes kommt neben der Landwirtschaftauch der Forstwirtschaft eine besondere Rolle zu. Derbereits initiierte Waldumbau kann einen erheblichenBeitrag zur Verbesserung der Wasserhaushaltssituationleisten. Darüber hinaus kann die Forst- <strong>und</strong> Landwirtschaftdurch die Bereitstellung von Biomasse alsEnergieträger einen Anteil zur Substitution von fossilenEnergieträgern <strong>und</strong> somit einen Beitrag zum Klimaschutzleisten.Im Bildungsbereich zielen die Anstrengungen darauf ab,Inhalte des Themenfeldes Klimaschutz <strong>und</strong> Klimawandelinnerhalb der Sek<strong>und</strong>arstufe in die Fächer Geographie,Physik <strong>und</strong> LER in den Schulen zu integrieren. DieZusammenarbeit zwischen dem Landesinstitut <strong>für</strong>Schule <strong>und</strong> Medien (LISUM) <strong>und</strong> dem Ministerium <strong>für</strong>Ländliche Entwicklung, <strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> Verbraucherschutzsowie dem Landesumweltamt Brandenburg konnte inwenigen Monaten bereits intensiviert werden. Im Herbst2005 wurde seitens des LISUM allen Geographielehrern/innender Sek<strong>und</strong>arstufen I <strong>und</strong> II ein Weiterbildungsangebotunterbreitet, zu dem Fachvertreter desLandesumweltamtes zu Themen Klimawandel, Landschaftswasserhaushalt<strong>und</strong> Renaturierung als Referenteneingeb<strong>und</strong>en wurden.Ziel des <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>swesens innerhalb des Klimaschutzmanagementsist die Vorsorge gegenüber ges<strong>und</strong>heitlichenGefährdungen durch den Klimawandel.Gefahren <strong>für</strong> die Menschen resultieren vor allemaus dem Anstieg der Häufigkeit <strong>und</strong>/oder der Intensitätvon extremen Wetterereignissen (z.B. Überschwemmungen,Hitzewellen) sowie der Verbreitungvon Krankheitserregern <strong>und</strong> deren Wirten.Im Ergebnis der Bestandsaufnahme einzelner Indikatoren<strong>und</strong> Datenreihen wird deutlich, dass im HandlungsfeldKlimaschutz (Emissionsvermeidung) nocherhebliche Anstrengungen unternommen werdenmüssen <strong>und</strong> dass das Land Brandenburg bezüglichdes Klimawandels vor großen Herausforderungen,speziell hinsichtlich des Wasserhaushalts, steht.Ein erster Ergebnisbericht über die „Daten zum integriertenKlimaschutzmanagement im Land Brandenburg“liegt als Fachbeitrag des LUA, Heftausgabe 104<strong>und</strong> Internetpräsentation vor [www.mluv.brandenburg.de/info/lua-publikationen].Literatur Seite 214UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>149


6 Abfallwirtschaft6.1 Bilanz der Siedlungsabfälle 2004Auf der Gr<strong>und</strong>lage des § 7 Brandenburgisches Abfallgesetzsind die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger(örE) verpflichtet, <strong>für</strong> das abgelaufeneJahr eine Bilanz über Art, Menge <strong>und</strong> Herkunftsbereicheder von ihnen entsorgten Abfälle sowie überderen Verwertung oder Beseitigung zu erstellen. ImRahmen der Abfallbilanz ist ein Vergleich mit den imkommunalen Abfallwirtschaftskonzept festgelegtenZielen der kommunalen Abfallwirtschaft sowie denentsprechenden Angaben der Abfallbilanz des Vorjahresvorzunehmen. Durch das MLUV wird jährlicheine Zusammenfassung der Abfallbilanzen der örEveröffentlicht.• AbfallaufkommenIm Land Brandenburg fielen 2004 insgesamt 1,98Mio. Megagramm (Mg) an Abfällen an, die durch dieörE entsorgt wurden. Damit hat sich das Abfallaufkommenim Vergleich zu 2003 um ca. 9 % erhöht. Daswurde vor allem durch die Zunahme der Bauabfälleum 89.840 Mg <strong>und</strong> der Sek<strong>und</strong>ärabfälle um 137.130Mg verursacht.Feste SiedlungsabfälleDer größte Teil der Abfälle, die im Jahr 2004 durch dieörE entsorgt wurden, sind Feste Siedlungsabfälle(Tab.). Gegenüber 2003 ist die Gesamtmenge derentsorgten Siedlungsabfälle geringfügig von 0,66 auf0,65 Mio. Mg zurückgegangen. Dabei war das Aufkommenan Hausmüll, an Sperrmüll aus Haushalten<strong>und</strong> an hausmüllähnlichem Gewerbeabfall inklusiveGeschäftsmüll erstmalig konstant geblieben. Der zuverzeichnende Rückgang wurde von den AbfallartenSperrmüll aus dem Gewerbe (-14 %), Marktabfälle(-25 %) <strong>und</strong> Straßenkehricht (-11 %) verursacht.WertstoffeInsgesamt wurden im Jahr 2004 durch die örE <strong>und</strong>das Duale System 162 kg je Einwohner (kg/EW) anWertstoffen getrennt erfasst. Das bedeutet im Vergleichzum Vorjahr einen Rückgang um insgesamt6 %. Das ist vor allem auf die reduzierte Erfassungsmengedes Dualen Systems zurückzuführen. Einerseitserhielt das Duale System weniger Wertstoffe,weil die Rücknahmesysteme des Handels <strong>für</strong> bestimmteEinweggetränkeverpackungen zunehmendeMengen an Verpackungen entsorgen. Andererseitssetzte sich die Substitution von Glas- durch leichterePET-Getränkeverpackungen weiter fort. So reduziertesich die erfasste Glasmenge um 8 % (Abb.).Insgesamt wurden 2004 im Vergleich zum Vorjahr jeEinwohner 2 % weniger Papier <strong>und</strong> Pappe verwertet.Die Menge der durch örE insgesamt verwerteten biogenenAbfälle ging je Einwohner von 31 auf 28 kgzurück. Während die Menge der mittels Biotonne erfasstenkompostierbaren Abfälle aus Haushaltenkonstant blieb, wurden durch die örE ca. 9 % wenigerGarten- <strong>und</strong> Parkabfälle verwertet.• AbfallentsorgungVon den den örE überlassenen 1,98 Mio. Mg Abfällenwurden 0,64 Mio. Mg einer Verwertung zugeführt,davon wurden 0,3 Mio. Mg im Deponiebau eingesetzt.Das entspricht einer Verwertungsquote von32 %. Damit hat sich die Verwertungsquote gegenüber2003 geringfügig erhöht. Zu berücksichtigen ist,dass in der Verwertungsquote die verringerte Mengeder über das Duale System erfassten Verpackungsabfällenicht berücksichtigt ist. Die Beseitigung vonAbfällen erfolgte ausschließlich durch Deponierung.R<strong>und</strong> 0,07 Mio. Mg organikhaltiger Abfälle wurden voreiner Ablagerung einer mechanisch-biologischenVorbehandlung zugeführt (Tab.).DeponierungDie Menge der insgesamt abgelagerten Abfälle ist imVergleich zu 2003 um 7,5 % gestiegen. Sie hat sicherstmalig seit dem Jahr 2001 wieder erhöht (Abb.).Verursacht wurde das vor allem durch die Verdopplungder Menge der deponierten gemischten Bau<strong>und</strong>Abbruchabfälle <strong>und</strong> die Erhöhung der Menge derdeponierten Sek<strong>und</strong>ärabfälle um 23 %. Der Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong>die 2004 wieder angestiegene Entsorgung von Abfällenauf Deponien ist in erster Linie in der Vorgabeder Abfallablagerungsverordnung zu suchen, Deponienohne Basisabdichtung zum 1. Juni 2005 zuschließen. Die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger,die gleichzeitig Betreiber solcher Deponien sind,waren aus wirtschaftlichen Gründen bestrebt, diesenoch weitestgehend zu verfüllen.• AbfallgebührenDie Belastung je Einwohner durch Gebühren <strong>für</strong> dieEntsorgung der Abfälle aus Haushaltungen betrug2004 im Durchschnitt des Landes Brandenburg ca.41 €. Damit ist die Gebührenbelastung im Vergleichzum Vorjahr konstant geblieben; seit 1998 ist sie kontinuierlichum insgesamt 16 % gesunken (Abb.). 2004ist erstmalig wieder eine Erhöhung der Kosten der Abfallentsorgungfestzustellen. Diese wird sich voraussichtlichmit dem Jahr 2005 in einer Erhöhung derdurchschnittlichen Abfallgebühren niederschlagen.Dieser Trend wird wahrscheinlich zusätzlich durch dieseit Juni 2005 geltende Vorbehandlungspflicht <strong>für</strong> organikhaltigeAbfälle verstärkt werden. Durch die örEwird aber erwartet, dass die Veränderung der Gebührenhöheim Landesdurchschnitt in der absehbarenZeit trotzdem noch im Schwankungsbereich derzurückliegenden Jahre liegen wird.150 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Abfallaufkommen 2004 nach Hauptgruppen in den Entsorgungsgebieten der öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgerim Land BrandenburgÖffentlich-rechtlicherEntsorgungsträger (örE)GesamtaufkommenBrandenburg an der Havel 63.093 19.741 7.471 20 6.165 832 28.863Cottbus 147.643 37.264 8.836 83 5.272 1.238 94.950Frankfurt (Oder) 52.099 19.622 7.757 30 8.258 1.893 14.539Potsdam 107.956 53.416 15.613 123 15.912 804 22.088Barnim 172.610 42.690 12.005 91 68.367 5.021 44.436Havelland 62.688 33.616 14.166 70 13.140 270 1.425Märkisch-Oderland 124.421 33.811 18.458 138 35.702 6.260 30.052Oberhavel 111.423 47.205 18.065 67 22.730 5.471 17.885Oder-Spree 138.078 48.440 15.457 162 39.128 5.423 29.468Ostprignitz-Ruppin 109.391 31.672 11.338 43 55.442 8.773 2.123Potsdam-Mittelmark 120.801 34.851 18.644 180 64.775 627 1.724Prignitz 43.334 20.536 4.922 20 4.699 368 12.789Spree-Neiße 135.119 29.547 9.585 86 48.431 4.392 43.077Uckermark 114.003 41.933 12.839 59 54.276 2.114 2.783SüdbrandenburgischerAbfallzweckverband (SBAZV) 302.063 74.246 32.757 233 93.123 9.186 92.518KAEV "Niederlausitz" 84.068 22.816 11.060 253 25.460 17.595 6.883AEV Schwarze Elster 92.030 57.300 11.924 151 7.554 2.257 12.844Land Brandenburg 1.980.820 648.705 230.897 1.811 568.434 72.525 458.448WertstoffeProblemstoffe[Mg]DavonBauabfälleSonstigeAbfälleAufkommen 2004 an Festen Siedlungsabfällen im Land BrandenburgAbfallart Aufkommen Spezifisches Aufkommen[Mg][kg/EW]Hausmüll 368.455 143,3hausmüllähnliche Gewerbeabfälle 154.930 60,2Sperrmüll aus Haushaltungen 74.982 29,2Sperrmüll aus Gewerbe 27.904 10,9Marktabfälle 3.884 1,5Straßenkehricht 12.798 5Abfälle aus der Kanalreinigung 658 0,3Siedlungsabfälle andernorts nicht genannt 5.095 2Gesamt 648.705 252,2Zusammengefasste Abfallbilanz der öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger des Landes Brandenburg im Jahr 2004Pos.AbfallbezeichnungAufkommenVerwertungohneDeponiebauVerwertungimDeponiebau[1.000 Mg]1 Feste Siedlungsabfälle 649 38 - 69 1 5412 Wertstoffe 1) 231 228 - 0 2 03 Problemstoffe 2 1 - 0 0 04 Bauabfälle 568 54 209 0 8 2975 sonstige Abfälle 73 8 24 - 0 406 Sek<strong>und</strong>ärabfälle 458 - 75 0 - 383Gesamt (Pos. 1 - 6) 1.981 330 308 69 12 1.315 2)1) Wertstoffe aus getrennter Erfassung durch öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger (ohne Duales System)2) incl. 52.580 Mg mechanisch-biologisch behandelter Abfälle"0" weniger als 0,5, jedoch größer als nichtsFesteSiedlungsabfälleSek<strong>und</strong>ärabfälleRestabfallbehandlungZwischenlagerungDeponierungUMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>151


Entwicklung der Ablagerungsmengen im Land Brandenburg 1992–2004kontaminierte mineralische Bauabfälle. Sie verdeutlichendie seit Jahren andauernden Sanierungstätigkeitenim Land Brandenburg.• AbfallaufkommenEntwicklung des Aufkommens einzelner Wertstoffarten im LandBrandenburg 1997–2004Entwicklung der durchschnittlichen einwohnerspez.Abfallgebührenbelastung <strong>für</strong> private Haushalte 1997–20046.2 Bilanz der besondersüberwachungsbedürftigenAbfälle 2004Im Land Brandenburg betrug das Gesamtaufkommenbesonders überwachungsbedürftiger Abfälle im Jahr2004 r<strong>und</strong> 1.256.700 Mg. Damit erhöhte sich dieMenge der besonders überwachungsbedürftigen Abfällegegenüber dem Vorjahr um r<strong>und</strong> 153.000 Mg.Das hohe Aufkommen wurde in erster Linie durch diechemische Industrie sowie durch die WirtschaftszweigeEntsorgungswirtschaft <strong>und</strong> Baugewerbe verursacht.R<strong>und</strong> 54 % der angefallenen Abfälle warenDie Menge der kontaminierten mineralischen Bauabfällehat in den letzten drei Jahren stark zugenommen(Abb.). Diese permanent starke Zunahme hat natürlichauch maßgeblichen Einfluss auf das GesamtaufkommenBrandenburgs insgesamt. Der hohe Anteilkontaminierter mineralischer Bauabfälle im Jahr 2004von r<strong>und</strong> 54 % (685.900 Mg) am Gesamtaufkommenwurde bisher nur im Jahr 2000 übertroffen.Im Jahr 2004 wurde im Land Brandenburg das bisherhöchste Gesamtaufkommen an besonders überwachungsbedürftigenAbfällen erzeugt. Vom Gesamtaufkommen(1.257.000 Mg) wurden ca. 330.000Mg besonders überwachungsbedürftige Abfälle verwertet<strong>und</strong> ca. 927.000 Mg besonders überwachungsbedürftigeAbfälle beseitigt. Die Verwertungsquotebetrug r<strong>und</strong> 26 %. Im Gesamtaufkommen sindca. 9.500 Mg besonders überwachungsbedürftigeAbfälle aus privaten Haushalten bzw. Kleinmengenaus dem gewerblichen Bereich enthalten.Im Erhebungsjahr konnte eine Menge von r<strong>und</strong>24.000 Mg Altfahrzeuge nach der Altfahrzeug-Verordnung(AltfahrzeugV) aus privaten Haushalten <strong>und</strong>aus dem Gewerbe entsorgt werden (Tab.). Die Tabellegibt einen Überblick über die Aufteilung des Aufkommensan besonders überwachungsbedürftigenAbfällen auf die einzelnen Abfallkategorien. Die stoffbzw.substanzbezogene Zuordnung in den Abfallkategorienerfolgt gemäß der EG-Abfallstatistikverordnung(EG Nr. 2150). Zur Vereinfachung werden beider Zuordnung der gefährlichen Abfallarten zu denAbfallkategorien Kurzbezeichnungen verwendet. Siegewährleisten auch eine Vergleichbarkeit mit dem Abfallwirtschaftsplan– Teilplan besonders überwachungsbedürftigeAbfälle (Fortschreibung 2005).Die nachweispflichtigen gewerblichen <strong>und</strong> öffentlichenAbfallerzeuger können den in der folgenden Abbildungaufgeführten Wirtschaftszweigen zugeordnetwerden. Als Gr<strong>und</strong>lage wurde die Klassifikation derWirtschaftszweige sowie die Berichts-Matrix gemäßdem Annex I der EU-Abfallstatistikverordnung herangezogen,wobei die vorgegebenen Abschnitte der Berichtsmatrixnochmals nach abfallwirtschaftlichen Gesichtspunktenverdichtet <strong>und</strong> mit einer Kurzbezeichnungcharakterisiert wurden.Besonders überwachungsbedürftige Abfälle, die keinemErzeuger <strong>und</strong> damit keiner Branche zugeordnetwerden können (Sammelentsorgung), wurden unterder Herkunft „Unbekannt“ zusammengefasst.152 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Aufkommen an besonders überwachungsbedürftigen Abfällen nach Abfallkategorienim Land Brandenburg 2004Abfallkategorien (Kurzbezeichnung)Abfälle zurBeseitigungGesamt-aufkommendavonAbfälle zurVerwertung[Mg]Lösemittel 42.700 31.300 11.400Anorganische Abfälle 10.400 4.200 6.200Altöle 23.600 7.900 15.700Katalysatoren 500 - 500Lacke, Farben, Chemikalien 60.000 54.100 5.900Organische Schlämme <strong>und</strong> Flüssigkeiten 117.300 71.100 46.200Schlämme von Industrieabwässern 41.500 25.400 16.100Medizinische Abfälle 200 200 -Metallische Abfälle 500 - 500Altglas 1.500 1.500 -Altholz 90.900 1.500 89.400PCB-haltige Abfälle 100 100 -Elektroaltgeräte 20.200 100 20.100Altfahrzeuge 28.400 - 28.400Batterien 7.100 1.100 6.000Gemischte Abfälle 200 200 -Sortierrückstände 44.600 41.500 3.100Mineralische Abfälle/ Hochbau 192.500 181.300 11.200Verbrennungsrückstände 81.100 24.500 56.600Mineralische Abfälle/ Tiefbau 493.400 481.000 12.400Verfestigte Abfälle - - -Gesamt 1.256.700 927.000 329.700• AbfallentsorgungIm Land Brandenburg wird die Entsorgung der besondersüberwachungsbedürftigen Abfälle durch dievon den Ländern Brandenburg <strong>und</strong> Berlin gemeinsambestimmte zentrale Einrichtung, die SonderabfallgesellschaftBrandenburg/Berlin mbH (SBB), organisiert.Die beiden geografisch <strong>und</strong> wirtschaftlichverb<strong>und</strong>enen B<strong>und</strong>esländer Berlin <strong>und</strong> Brandenburgbilden einen gemeinsamen Entsorgungsraum. Diegemeinsame Nutzung von Kapazitäten zur Entsorgungvon Abfällen der Berliner <strong>und</strong> BrandenburgerAbfallerzeuger wird im besonderen Maße berücksichtigt(Tab.).R<strong>und</strong> 77 % der in Brandenburg entsorgten Menge besondersüberwachungsbedürftiger Abfälle stammenaus dem gemeinsamen Wirtschafts- <strong>und</strong> EntsorgungsraumBrandenburg/Berlin. Die Gegenüberstellungder angefallenen <strong>und</strong> entsorgten Abfälle zeigt,dass die im Land Brandenburg angefallenen Abfällenicht ausschließlich im Land Brandenburg entsorgtwurden.Entwicklung des Aufkommens der sonstigen besonders überwachungsbedürftigenAbfälle 1995 - 2004 unter Berücksichtigung der kontaminiertenmineralischen BauabfälleAufkommen besonders überwachungsbedürftiger Abfälle 2004nach der HerkunftEbenso sind nicht alle in Brandenburg entsorgten Abfälleim Land Brandenburg angefallen. Das hat mehrereGründe. Einerseits sind die natürlichen Voraussetzungennicht in allen B<strong>und</strong>esländern gegeben, umUMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>153


AuslandDarstellung der im Land Brandenburg 2004 angefallenen <strong>und</strong> entsorgten besonders überwachungsbedürftigenAbfälle (Angaben in 1.000 Mg)Entsorgung der in Brandenburg angefallenen besondersüberwachungsbedürftigen Abfälle inandereB<strong>und</strong>esländerBerlinBrandenburg Aufkommenin Brandenburg1.2575 250 110 892 312 305 48Entsorgung andereBrandenburg BerlinAuslandin BrandenburgB<strong>und</strong>esländer1.557 Herkunft der in Brandenburg entsorgten besonders überwachungsbedürftigenAbfälle ausÜbersicht der entsorgten Abfallmengen ausgewählter Entsorgungsverfahren <strong>und</strong> der Kapazitätender Entsorgungsanlagen im Land BrandenburgEntsorgungs- Kapazität der Entsorgungs- Entsorgte Abfallmengen DifferenzVerfahren * anlagen im Jahr 2004 im Jahr 2004R 1 1.364.800 Mg/a 342.700 Mg + 1.022.100 MgR 5 937.400 Mg/a 14.700 Mg + 922.700 MgD 9 556.700 Mg/a 215.400 Mg + 341.300 MgD 14 / R12 408.300 Mg/a 181.000 Mg + 227.300 MgR 4 202.200 Mg/a 38.300 Mg + 163.900 MgD 8 206.600 Mg/a 65.900 Mg + 140.700 MgD 10 134.000 Mg/a 113.400 Mg + 20.600 MgD 1 S 11.700 m 3 Restvolumen 2.000 m 3 + 9.700 m 3R 2 4.900 Mg/a 1.300 Mg + 3.600 MgR 7 1.000 Mg/a 100 Mg + 9.00 Mg* Verfahren gemäß KrW-/AbfG (Anhang IIA, IIB)Bilanz der Ströme der besonders überwachungsbedürftigen Abfälle zwischen Brandenburg<strong>und</strong> den anderen B<strong>und</strong>esländern sowie dem Ausland (Angaben in 1.000 Megagramm)154 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


z.B. Untertagedeponien zu errichten <strong>und</strong> andererseitskönnen Spezialanlagen <strong>für</strong> bestimmte in geringenMengen anfallende Abfälle nicht wirtschaftlichbetrieben werden. Im Einzelfall ist es außerdem sinnvoll,insbesondere bei der Abfallbeseitigung, die Ländergrenzenzu überschreiten. Das ist vor allem dannder Fall, wenn der Ort der Entstehung des Abfalls <strong>und</strong>der Standort der Entsorgungsanlagen in einem engenräumlichen Zusammenhang stehen, sie aber inverschiedenen B<strong>und</strong>esländern angesiedelt sind. Damitwird der Transport gefährlicher Abfälle minimiert.Vergleicht man die zur Verfügung stehenden Entsorgungskapazitätender Brandenburger Entsorgungsanlagenmit den zu entsorgenden Abfallmengen,zeigt sich, dass noch ausreichend Kapazitäten zurVerfügung stehen (Tab.).6.3 Klärschlammanfall <strong>und</strong> landbaulicheVerwertungIm Berichtsjahr 2004 wurden aus 67 brandenburgischenAbwasserbehandlungsanlagen Klärschlämmein der Landwirtschaft des Landes verwertet.Bezogen auf den in diesen Anlagen entstandenenGesamtanfall lag die landbauliche Verwertung bei einemAnteil von 75 Prozent.In den einzelnen Landkreisen <strong>und</strong> kreisfreien Städtenstellt sich dabei der Anteil der landwirtschaftlichenKlärschlammverwertung sehr unterschiedlich dar(Abb.).Landkreise, die in der Grafik ohne Klärschlammgesamtanfalldargestellt sind, hatten im Berichtsjahr2004 keine Abwasserbehandlungsanlagen, die derMeldepflicht nach § 7 (8) AbfKlärV unterlagen.Seit dem Jahr 2003 werden in der Kategorie Gesamtaufkommennur noch die Klärschlämme aus Abwasserbehandlungsanlagen(ABA) erfasst, die § 1 (1)AbfKlärV unterliegen (Abb.).Vor 2003 wurden auch Daten von ABA ohne landbaulicheVerwertung <strong>und</strong> Kleinkläranlagen auf freiwilliger Basiserhoben <strong>und</strong> berücksichtigt. ABA ohne landbaulicheVerwertung oder mit einer Kapazität von < 1.000 EWwerden nun nicht mehr in die Statistik aufgenommen.Es ergibt sich deshalb <strong>für</strong> den Gesamtanfall ab 2003eine nicht erfasste Differenzkapazität (vgl. WASSERKap. 5.1 auf S. 90).Klärschlammqualität• NährstoffeDie in den vergangenen Jahren in der Landwirtschaftverwerteten einheimischen Klärschlämme zeigen bezüglichihrer Nährstoffgehalte relativ konstante Eigenschaften(Abb.). Auffällig sind die seit sieben Jahrensinkenden Trockensubstanzgehalte der verwertetenKlärschlämme, die auf eine Zunahme derDirektverwertung anfallender Klärschlämme ohnevorherige Zwischenlagerung schließen lassen.• Schwermetalle <strong>und</strong> organische SchadstoffeFür denselben Zeitraum weisen die in der Landwirtschaftverwerteten brandenburgischen Klärschlämmegleich bleibende <strong>und</strong> rückläufige Schwermetallgehaltebzw. Gehalte an organischen Stoffgruppenauf (Abb.).Nach einem Anstieg der Kupfergehalte ist seit 2002eine Stabilisierung der Kupferkonzentrationen in denverwerteten Klärschlämmen zu verzeichnen.Ein Vergleich mit den Grenzwerten der Klärschlammverordnungzeigt jedoch <strong>für</strong> alle Schadstoffeeine deutliche Unterschreitung dieser Werte(Abb.) <strong>für</strong> die in der Landwirtschaft verwerteten brandenburgischenKlärschlämme.Klärschlammanfall in Brandenburg mit Anteilder landbaulichen VerwertungUMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>155


Nährstoffgehalte <strong>und</strong> Eigenschaften landwirtschaftlich verwerteter Klärschlämme (1993 – 2004)Schwermetallgehalte/Gehalte organischer Stoffgruppen landwirtschaftlich verwerteter Klärschlämme (1993 – 2004)156 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Schadstoffgehalte landwirtschaftlich verwerteter Klärschlämme (in Prozent von Grenzwerten) (1992 – 2004)6.4 Restabfallbehandlung nachdem 01. Juni 2005Zum 01. Juni 2005 wurde mit der Umsetzung der Abfallablagerungsverordnungfristgerecht <strong>und</strong> b<strong>und</strong>esweitdie Ablagerung unzureichend vorbehandelterbiologisch abbaubarer <strong>und</strong> organikhaltiger Abfälle aufden Deponien beendet. Gleichzeitig mussten Altdeponien,die nicht mehr den Anforderungen entsprachen,geschlossen werden. Der Weg von der reinenAblagerung von Siedlungsabfällen hin zur Vorbehandlung,stofflichen <strong>und</strong> energetischen Verwertung<strong>und</strong> Ablagerung der inerten, die <strong>Umwelt</strong> nicht mehrbelastenden Abfälle, kommt einem Paradigmenwechselin der Siedlungsabfallwirtschaft gleich.Welche Auswirkungen auf die Restabfallbehandlungsind damit verb<strong>und</strong>en?Die nunmehr notwendige Vorbehandlung der Siedlungsabfälle<strong>und</strong> die weiterführende Entsorgung derAbfallströme erfordern unbedingt eine ausreichendeBereitstellung entsprechender Behandlungskapazitäten.Das Land hat sich gut auf die neue Situation eingestellt.Anfangs vorhandene temporäre Entsorgungsengpässesind inzwischen weitestgehend abgebaut.Folgende Restabfallbehandlungsanlagen stehenzurzeit zur Verfügung (siehe Karte 158):• neun Behandlungsanlagen zur Stoffstromtrennung<strong>und</strong> Aufbereitung (MBA, MBS, MA)Kapazität: 910.000 Mg• drei Anlagen zur ErsatzbrennstoffaufbereitungKapazität: 320.000 Mg• drei Anlagen zur energetischen Verwertung vonErsatzbrennstoffenKapazität: 700.000 Mg (845.000 Mg in Bau bzw.Planung)• vierzehn RestabfalldeponienRestkapazität: 10,9 Mio. m 3• vier Zwischenlagerstandorte <strong>für</strong> Restabfälle <strong>und</strong>ErsatzbrennstoffeKapazität: 380.000 Mg.Geht man von einem Aufkommen von 730.000 Mg behandlungsbedürftigerRestabfälle in Brandenburgaus, ist erkennbar, dass die langfristige Entsorgungssicherheitim Land Brandenburg gewährleistetist! Die Karte verdeutlicht außerdem, dass die Restabfallbehandlungim Land Brandenburg selbst <strong>und</strong>damit eine ortsnahe <strong>und</strong> flexible Abfallentsorgungstattfindet. Allein in die Errichtung von 15 Anlagen zurBehandlung, Aufbereitung <strong>und</strong> thermischen Verwertungvon Restabfällen wurden 300 Mio. € investiert,200 Arbeitsplätze geschaffen <strong>und</strong> wurde ein jährlicherUmsatz von ca. 100 Mio. € erzielt. Die Neuorganisationder Restabfallentsorgung hat damit zur maximalenWertschöpfung in der Region beigetragen.UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>157


158 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


6.5 Weiterbetrieb <strong>und</strong> Stilllegung vonDeponien nach dem 01. Juni 2005Am 31.Mai 2005 lief eine wichtige Übergangsregelungder Abfallablagerungsverordnung aus. Seit 1.Juni 2005 dürfen• höher belastete Abfälle (Abfälle, die die Zuordnungswerteder Deponieklasse II nach Anhang 1Abfallablagerungsverordnung noch einhalten) <strong>und</strong>• mechanisch-biologisch behandelte Abfälle (Abfälle,die die Zuordnungswerte des Anhangs 2 Abfallablagerungsverordnungeinhalten) nur auf Deponienabgelagert werden, die mit einer Basisabdichtungausgestattet sind.Auf Deponien ohne Basisabdichtung kommen nurnoch geringer belastete Abfälle (Abfälle, die die Zuordnungswerteder Deponieklasse I nach Anhang 1Abfallablagerungsverordnung noch einhalten) zurAblagerung.Abfälle mit organischen Bestandteilen müssen so behandeltwerden, dass sie zur Ablagerung keine biologischabbaubaren Anteile enthalten.Infolge des Auslaufens der Übergangsregelung wurdeauf vielen Deponien zum 31.Mai 2005 der Ablagerungsbetriebeingestellt. Die nachfolgende Tabelleenthält eine Auflistung der Deponien in Brandenburg,die nach dem 31.Mai 2005 weiter betrieben wurden.denburg (ILB) <strong>und</strong> das Landesumweltamt koordiniertenBewilligungs- <strong>und</strong> Genehmigungsverfahren so,dass der rechtzeitige Mittelabfluss gewährleistet wird.In den Oberflächenabdichtungen werden außer denklassischen Dichtungskomponenten Kunststoffdichtungsbahn<strong>und</strong> mineralische Dichtung in großem Umfangauch alternative Komponenten eingesetzt:– geotextile Tondichtungsbahn („Bentonitmatte“),– mineralisches Dichtungsmaterial Trisoplast,– Kapillarsperren,– Leckageortungssysteme,– als Wasserhaushaltsschicht gestaltete Rekultivierungsschicht– Dränagematte (als alternatives Dränelement).Luftbildaufnahme Deponie Lübben Ratsvorwerk(Foto: AEV Niederlausitz)Nach Beendigung der Ablagerungsphase müssen dienicht mehr den Anforderungen entsprechenden bzw.nicht mehr benötigten Deponien gesichert werden.Dabei werden in erheblichem Umfang Mittel aus demEuropäischen Fonds <strong>für</strong> regionale Entwicklung(EFRE) eingesetzt. Insgesamt bewilligte die Investitionsbankdes Landes Brandenburg (ILB) r<strong>und</strong> 41,3Mio. € <strong>für</strong> 24 Einzelvorhaben auf 23 Deponien. Dernach der Fördermittelrichtlinie höchstmögliche Fördersatzbeträgt 50 %. Gefördert wurden:– die Aufbringung von Oberflächenabdichtungen <strong>und</strong>Rekultivierungsschichten,– die Fassung <strong>und</strong> Ableitung des Oberflächenwassers,– die Errichtung von Entgasungsanlagen,– in zwei Fällen der Deponierückbau.Aufbringung der Oberflächenabdichtung in DeponieSchöneiche (Foto: MEAB)Die Aufgabe des Landesumweltamtes in den Bewilligungsverfahrenbestand in– der fachlichen Prüfung der zur Förderung beantragtenMaßnahmen,– der Prüfung der Wirtschaftlichkeit,– der Prüfung der Berechtigung des Fördersatzesnach Fördermittelrichtlinie.Im abfallrechtlichen Vollzug wurden die Prioritäten aufdie Durchführung der notwendigen Genehmigungsverfahrengelenkt. Die Investitionsbank Land Bran-Aufbringung der Oberflächenabdichtung in DeponieSchöneiche (Foto: MEAB)UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>159


Nach dem 31. Mai 2005 betriebene Deponien im Land BrandenburgDeponie Landkreis/kreisfreie BetreiberStadtNach dem 31. Mai 2005 betriebene Deponien, die mit einer Basisabdichtung ausgestattet sind:Lübben-Ratsvorwerk Dahme-Spreewald Kommunaler Abfallentsorgungsverband NiederlausitzSchwanebeck Havelland Landkreis HavellandVorketzin Havelland Märkische Entsorgungsanlagen Betriebsgesellschaft (MEAB) mbHHörlitz (geplant) Oberspreewald Lausitz Deponiegesellschaft Schwarze Elster mbHAlte Ziegelei ** Oder-Spree Kommunales Wirtschaftsunternehmen des Landkreises Oder-SpreeGrube Präsident * Oder-Spree Vereinigte Energiewerke Oderbrücke (VEO) GmbHForst/Autobahn Spree-Neiße Abfallgesellschaft Neiße-Spree mbHSchöneiche Teltow-Fläming Märkische Entsorgungsanlagen Betriebsgesellschaft (MEAB) mbHNach dem 31. November 2005 betriebene Deponien, die nicht mit einer Basisabdichtung ausgestattet sind:Eberswalde-Ostend ** Barnim Landkreis BarnimRathenow-Bölkershof ** Havelland Landkreis HavellandPinnow * Oberhavel Hennigsdorfer Elektrostahlwerke GmbHPetersdorf ** Oder-Spree Kommunales Wirtschaftsunternehmen des Landkreises Oder-SpreeBeeskow * Oder-Spree Hornitex-Werke Beeskow GmbHDeetz ** Potsdam-Mittelmark Märkische Entsorgungsanlagen Betriebsgesellschaft (MEAB) mbHLeuthen ** Spree-Neiße Landkreis Spree-NeißeDobbrikow Teltow-Fläming Firma Nägler GmbHPinnow ** Uckermark Landkreis UckermarkBrandenburg * Stadt Brandenburg a.d.H. Brandenburger Elektrostahlwerke GmbH* ausschließlich Ablagerung von produktionsspezifischen Abfällen** Ablagerung endet am 15. Juli 20096.6 Abfallwirtschaftsprognose besondersüberwachungsbedürftigerAbfälle(Auszug aus dem Abfallwirtschaftsplan besondersüberwachungsbedürftiger Abfälle,Fortschreibung 2005)Die Diskussion der zu erwartenden Entwicklung sowohlhinsichtlich des Abfallaufkommens als auch hinsichtlichder Kapazitäten der Abfallentsorgungsanlagenist eine unverzichtbare Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> eine realistischeAbfallwirtschaftsplanung. Die Entwicklung desAbfallaufkommens <strong>und</strong> eine am Bedarf orientierteEntwicklung der Entsorgungsanlagen werden durcheine Vielzahl von Faktoren bestimmt. Im Folgendenwerden die wesentlichen Faktoren, die auf die Abfallwirtschaftim Land Brandenburg wirken, dargestellt<strong>und</strong> ihre jeweilige Auswirkung abgeschätzt.• Rechtliche Gr<strong>und</strong>lagen, wirtschaftliche Rahmenbedingungen,wissenschaftlich-technischerFortschrittDie gesetzlichen Definitionen bestimmen die weitereEntwicklung der Abfallwirtschaft. Das europäische Abfallrecht<strong>und</strong> dessen Umsetzung in das deutsche Fachrechthatten insbesondere mit den Änderungen der Abfallkataloge1999 <strong>und</strong> 2002 in den letzten Jahren einenerheblichen Einfluss auf die Mengenentwicklung an besondersüberwachungsbedürftigen Abfällen.Der weitaus überwiegende Anteil der besondersüberwachungsbedürftigen Abfälle fällt in Unternehmender privaten Wirtschaft <strong>und</strong> bei wirtschaftlichenAktivitäten der öffentlichen Hand an. Das zukünftigeAufkommen an besonders überwachungsbedürftigenAbfällen hängt somit unmittelbar mit der wirtschaftlichenEntwicklung beziehungsweise mit derfinanziellen Ausstattung zusammen. Neben der Betrachtungder durchschnittlichen Wirtschaftsentwicklungsind <strong>für</strong> eine Prognose auch abfallrelevante Einzelmaßnahmenzu berücksichtigen. Anzuführen sindinsbesondere:– Sanierung altlastverdächtiger Flächen <strong>und</strong> Altlasten,– Bergbausanierung in der Lausitz <strong>und</strong> das– Projekt Deutsche Einheit Nr. 17 – Havelausbau.Rückschauende Betrachtungen der Abfallwirtschaftim Land Brandenburg zeigen, dass die Entwicklungdes gewerblichen Abfallaufkommens nicht starr diewirtschaftliche Entwicklung widerspiegelt. Zwei aufdem wissenschaftlich-technischen Fortschritt beruhendeTendenzen sind hier anzuführen:– Abfallvermeidung <strong>und</strong>– Abfallverwertung.Aufbauend auf diesen Randbedingungen wird im Folgendendie erwartete Entwicklung des Aufkommensan besonders überwachungsbedürftigen Abfällen zurBeseitigung beschrieben. Weiterhin erfolgt eine Abschätzungder zu erwartenden Entwicklung bei den160 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


esonders überwachungsbedürftigen Abfällen zurVerwertung. Ergänzt werden diese Aussagen durcheinen Vergleich mit dem absehbaren Bestand an Entsorgungsanlagensowie durch aus diesem Vergleichzu ziehende Schlussfolgerungen.• Prognostiziertes AbfallaufkommenDie Prognose der zukünftigen Entwicklung des Aufkommensan besonders überwachungsbedürftigenAbfällen basiert auf einer Bilanzierung des bisherigenAufkommens. Die Daten der vergangenen Jahre liegenin Form der Landesabfallbilanzen vor.Unter Berücksichtigung der bisherigen Entwicklungsind <strong>für</strong> die Prognose die folgenden wesentlichenAussagen festzuhalten:– Die Entwicklung des Aufkommens an besondersüberwachungsbedürftigen Abfällen zeigt deutlich,dass in den vergangenen Jahren bei Außer-Acht-Lassen der kontaminierten mineralischen Abfälleein stetiger Anstieg zu verzeichnen war. Nur <strong>für</strong> dieJahre von 1999 bis 2001, in denen die EuropäischeAbfallkatalog-(EAK)-Verordnung wirksamwar, ist ein markanter Rückgang der Mengenbesonders überwachungsbedürftiger Abfälle erkennbar.Dieser Rückgang ist das Ergebnis derb<strong>und</strong>esdeutschen Rechtssetzung aufgr<strong>und</strong> derEinstufung von Abfällen bezüglich ihrer Überwachungsbedürftigkeit.Ursache <strong>für</strong> die Mengenerhöhungab dem Jahr 2002 ist die Umstellung vonEAK auf Abfallverzeichnisverordnung (AVV). Eindirekter Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichenEntwicklung <strong>und</strong> dem Aufkommen an besondersüberwachungsbedürftigen Abfällen istnicht erkennbar.– Bei den kontaminierten mineralischen Abfällen istim gleichen Zeitraum eine Steigerung des Abfallaufkommensauf mehr als das Doppelte zu verzeichnen.Als Gr<strong>und</strong> hier<strong>für</strong> sind zeitlich befristeteMaßnahmen im Rahmen der Sanierung von Altlasten<strong>und</strong> des Bergbaus zu nennen.– Trotz der offensichtlichen Steigerung des Gesamtaufkommensan besonders überwachungsbedürftigenAbfällen kann keine eindeutige Entwicklungsrichtungaus den vorliegenden Wertenabgeleitet werden. Vielmehr zeigen die bisherigenErfahrungen, dass die kontaminierten mineralischenAbfälle aus der Sanierung <strong>und</strong> die sichkünftig ändernde Rechtssetzung hinsichtlich derEinstufung von Materialien <strong>und</strong> Stoffen als besondersüberwachungsbedürftige Abfälle dasGesamtaufkommen in die eine oder andereRichtung beeinflussen. Es ist aber davon auszugehen,dass das Gesamtaufkommen in hohemMaße auch durch Einzelmaßnahmen bestimmtwird.In Abwägung dieser Aussagen wird bei der Gruppeder kontaminierten mineralischen Abfälle in denersten fünf Jahren des Prognosezeitraumes (2005bis 2009) mit einem konstant hohen Aufkommengerechnet.In der zweiten Hälfte des Prognosezeitraums(2010 bis 2014) wird von einer jährlichen Reduzierungum ca. 4 Prozent ausgegangen. Insgesamtwird bis zum Ende des Prognosezeitraumsein Rückgang auf ca. 315.000 Tonnen pro Jahr biszum Jahr 2014 erwartet (Abb.).– Hinsichtlich des Einflusses von Vermeidung <strong>und</strong> Verwertungauf das Aufkommen an besonders überwachungsbedürftigenAbfällen zur Beseitigung könnendie folgenden Tendenzen abgeleitet werden:– Auf europäischer <strong>und</strong> b<strong>und</strong>esdeutscher Ebenesind weitere verstärkte Anstrengungen zu erwarten,die darauf ausgerichtet sind, Abfällevorzugsweise zu vermeiden, wieder zu verwendenoder zu verwerten.Als Beispiele sind strengere Vorgaben zur Ablagerungauf Deponien bis hin zum Ablagerungsverbot,neue materialspezifische Vorschriften mitkonkreten Vorgaben <strong>für</strong> Wiederverwendungs-/Verwertungsquoten <strong>und</strong> Beschränkung gefährlicherInhaltsstoffe zu nennen.– Besonders überwachungsbedürftige Abfälle, diehauptsächlich bei der Herstellung von Erzeugnissenim produzierenden Gewerbe anfallen,weisen ein höheres umsetzbares Vermeidungs<strong>und</strong>Verwertungspotenzial auf als solche, die inerster Linie bei der Anwendung von Erzeugnissenim Dienstleistungsbereich anfallen.– Das Aufkommen an branchenspezifischen Abfällenaus Abfall- <strong>und</strong> Abwasserbehandlungsanlagenist entgegen den bisherigen prognosti-UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>161


schen Erwartungen überproportional gestiegen<strong>und</strong> wird aufgr<strong>und</strong> des zu erwartenden höherenUmfangs an vorbehandelten Abfällen vor derenendgültiger Entsorgung noch weiter ansteigen.Im Vergleich zu heute wird das Gesamtaufkommenauf r<strong>und</strong> 80 Prozent zurückgehen. Der Anteil der Abfällezur Beseitigung wird circa 70 Prozent betragen.Für das Jahr 2014 wird ein Gesamtaufkommen vonr<strong>und</strong> 844.000 Tonnen besonders überwachungsbedürftigerAbfälle prognostiziert.Davon werden 582.400 Tonnen zur Beseitigung <strong>und</strong>261.600 Tonnen zur Verwertung anfallen. Eine der Art<strong>und</strong> Beschaffenheit des Abfalls entsprechende hochwertigeVerwertung gehört zu den gr<strong>und</strong>legendenZielen der Brandenburger Abfallwirtschaftspolitik.Aus der Ist-Situation lassen sich <strong>für</strong> die zukünftigeAufkommensentwicklung die folgenden Trendaussagenableiten:1. Der prognostizierte Rückgang des Gesamtaufkommensan besonders überwachungsbedürftigenAbfällen, der sich in erster Linie in den kontaminiertenmineralischen Abfällen ausdrückt, wirdzumindest teilweise zu einer anteiligen Steigerungder Verwertungsquoten beitragen.2. Bei einzelnen Abfallarten, wie zum Beispiel Holzabfällen,bei denen heute schon hohe Verwertungsquotenerreicht werden, wird von einemleicht rückläufigen Niveau des Aufkommens anAbfällen zur Verwertung ausgegangen.3. Künftige rechtliche Vorgaben von stoffspezifischenVerwertungsquoten werden sich auf dieMenge an besonders überwachungsbedürftigenAbfällen zur Verwertung steigernd auswirken.Summarisch betrachtet wird <strong>für</strong> den Planungszeitraumein geringfügiges Ansteigen des Aufkommensan besonders überwachungsbedürftigen Abfällen zurVerwertung prognostiziert.• Prognostizierte Entwicklung der AbfallentsorgungIm Zuge der Erarbeitung des Abfallwirtschaftsplaneswurden – wie auch bereits 1999 – durch die Brandenburger<strong>und</strong> die Berliner Behörden Umfragen unterden abfallrelevanten Betreibern von Entsorgungsanlagendurchgeführt. Neben den Aussagenzur gegenwärtigen Situation der Entsorgungsanlagewurde insbesondere um Einschätzungen zurPrognostiziertes Gesamtaufkommen an besonders überwachungsbedürftigen Abfällenim Land Brandenburg <strong>für</strong> das Jahr 2014AbfallkategorienAufkommen in 1.000 tdavonGesamt- Abfälle zur Abfälle zuraufkommen Beseitigung VerwertungLösemittel 39,8 27,4 12,4Anorganische Abfälle 12,6 3,5 9,1Altöle 26,6 10,4 16,2Katalysatoren 0,6 0 0,6Lacke, Farben, Chemikalien 26,7 22,8 3,9Organische Schlämme <strong>und</strong> Flüssigkeiten 85,2 78,1 7,1Schlämme von Industrieabwässern 59,5 52,8 6,7Medizinische Abfälle 0,2 0,2 0Metallische Abfälle 1,2 0 1,2Altglas 1,5 1,5 0Altholz 109,5 3,3 106,2PCB-haltige Abfälle 0,2 0,1 0,1Elektroaltgeräte 11,3 0,1 11,2Altfahrzeuge 30,4 0 30,4Batterien 8,0 0,1 7,9Gemischte Abfälle 0,3 0,3 0Sortierrückstände 52,4 52,4 0Mineralische Abfälle/Hochbau 114,4 111,7 2,7Verbrennungsrückstände 62,7 16,8 45,9Mineralische Abfälle/Tiefbau 200,9 200,9 0Verfestigte Abfälle 0 0 0Zeichenerklärung nach DIN 55 301: 0 = weniger als 50, jedoch mehr als nichts162 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


zukünftigen Entwicklung der Abfallwirtschaft <strong>und</strong> umInformationen zu Planungen hinsichtlich des weiterenAnlagenbetriebes gebeten. Die Antworten sind imFolgenden zusammengefasst:– Die Abfallentsorger des Landes Brandenburg erwartenvor allem in der zweiten Hälfte des Planungszeitraums(2010 bis 2014) eine rückläufigeEntwicklung des Aufkommens an besonders überwachungsbedürftigenAbfällen.– Die derzeitige Rechtsunsicherheit bezüglich derEinstufung der Abfälle zur Beseitigung/Verwertunghat Einfluss auf die Planung der Abfälle zurBeseitigung. Die aktuelle Rechtsprechung desEuropäischen Gerichtshofes hat nur teilweise <strong>für</strong>Klarheit sorgen können.– Angesichts der in der Region <strong>und</strong> b<strong>und</strong>esweit bestehendenÜberkapazitäten der Entsorgungsanlagenwird derzeit kaum der Bau oder die Erweiterungvon Entsorgungsanlagen geplant, abgesehenvon Ersatzinvestitionen.– Eventueller Mengenzuwachs kann durch die derzeitnicht ausgelasteten Kapazitäten aufgenommenwerden, falls erforderlich auch durch die Einführungeines Mehrschichtbetriebes.– Die Märkische Entsorgungsanlagen-BetriebsgesellschaftmbH (MEAB) als Betreiber der einzig öffentlichzugänglichen Deponie <strong>für</strong> besondersüberwachungsbedürftige Abfälle Brandenburgshat am 31. Mai 2005 den Ablagerungsbetrieb inRöthehof eingestellt. Die maximale Aufnahmekapazitätder Deponie ist erreicht. Zur Entsorgungder anfallenden Abfälle stehen Abfalldeponien inanderen B<strong>und</strong>esländern zur Verfügung. Zusätzlichwird vor dem Hintergr<strong>und</strong> des mit dem Auslaufendes Sanierungsbergbaus verb<strong>und</strong>enen sinkendenAbfallaufkommens <strong>und</strong> neuer anerkanntertechnologischer Verfahren ein angepasster Rückgangder Kapazitäten, insbesondere <strong>für</strong> die biologische<strong>und</strong> <strong>für</strong> die chemisch-physikalische Behandlungkontaminierter mineralischer Bauabfälleerwartet.• Kapazitäten <strong>für</strong> die AbfallbeseitigungZur Planung der zukünftig erforderlichen Kapazitäten<strong>für</strong> die Beseitigung besonders überwachungsbedürftigerAbfälle werden die folgenden Teilströme berücksichtigt:– Gemäß § 29 Kreislaufwirtschafts- <strong>und</strong> Abfallgesetz(KrW-/AbfG) ist die Abfallwirtschaftsplanungauf die zur Sicherung der Inlandsbeseitigung erforderlichenAbfallbeseitigungsanlagen ausgerichtet.Das Aufkommen an besonders überwachungsbedürftigenAbfällen zur Verwertung wirddeshalb <strong>für</strong> die zu planenden Entsorgungskapazitätennicht berücksichtigt.– Das Aufkommen an besonders überwachungsbedürftigenAbfällen, <strong>für</strong> die es Rücknahmepflichtender Hersteller gibt, wird ebenfalls nicht in die Bedarfsermittlungeinbezogen.– Es wird außerdem davon ausgegangen, dass ineinem bestimmten Umfang die bisherigen Abfallströmevon Brandenburg in andere B<strong>und</strong>esländer<strong>und</strong> aus anderen B<strong>und</strong>esländern nach Brandenburgauch künftig bestehen werden.Das ist in den geologischen Besonderheiten (keineUntertagedeponien), in der Umsetzung des Näheprinzips(Ort des Abfallanfalls <strong>und</strong> Ort der Entsorgung)<strong>und</strong> in der länderübergreifenden Nutzung vonhoch spezialisierten Entsorgungsanlagen begründet.Die aus anderen B<strong>und</strong>esländern (außer Berlin) inBrandenburg zu beseitigenden Mengen an gefährlichenAbfällen werden – ausgehend von der aktuellenSituation – relativ konstant bleiben <strong>und</strong> finden bei derPlanung der notwendigen EntsorgungskapazitätenBerücksichtigung.– Im Rahmen der umfassenden Ausgestaltung desgemeinsamen Wirtschafts- <strong>und</strong> EntsorgungsraumsBrandenburg - Berlin wird in Abstimmungmit dem Land Berlin davon ausgegangen, dassauch künftig Berliner Abfälle vorrangig in Brandenburgentsorgt werden. Bezogen auf das prognostizierteBerliner Gesamtaufkommen wird sichder Anteil der Berliner Abfälle, der im Land Brandenburgentsorgt werden soll, reduzieren.– Das anteilige Brandenburger Aufkommen besondersüberwachungsbedürftiger Abfälle zur Beseitigung,welches zukünftig in anderen B<strong>und</strong>esländerneinschließlich Berlin <strong>und</strong> dem Ausland entsorgtwerden soll, wird nicht mit in die Planungeinbezogen.Mit diesen Annahmen ergibt sich <strong>für</strong> das Ende desPrognosezeitraumes der in der folgenden Tabelle zusammengefassteBedarf an Entsorgungskapazitäten.Neben den <strong>für</strong> die Sicherung der Entsorgung erforderlichenKapazitäten enthält eine weitere Tabellezur einfacheren Vergleichbarkeit auch die aus heutigerSicht künftig zur Verfügung stehenden Entsorgungskapazitäten.Es wird deutlich, dass im Land Brandenburg auch unterBerücksichtigung des gemeinsamen Entsorgungsraumesmit Berlin <strong>für</strong> den Prognosezeitraumbis 2014 nach wie vor von einer gesicherten Entsorgungder besonders überwachungsbedürftigen Abfällezur Beseitigung ausgegangen werden kann.Eine Ausnahme bildet lediglich das EntsorgungsverfahrenD 1, Ablagerung auf der Deponie. Für die notwendigeBeseitigung von besonders überwachungsbedürftigenAbfällen in Untertagedeponien stehenländerübergreifend, wie z.B. in Sachsen, ausreichendeKapazitäten zur Verfügung.UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>163


Zu beplanende Menge an besonders überwachungsbedürftigen Abfällen zur Beseitigungim Land Brandenburg im Jahr 2014Land BrandenburgGesamtaufkommen (Prognose)844.000 tdavon:1. Aufkommen an besonders überwachungsbedürftigen Abfällen zur Verwertung -212.000 t2. Aufkommen aus der Erfüllung von Rücknahmepflichten -50.000 t3. Aufkommen zur Beseitigung in andere B<strong>und</strong>esländer <strong>und</strong> im Ausland -185.000 t4. Aufkommen zur Beseitigung aus anderen B<strong>und</strong>esländern <strong>und</strong> aus dem Ausland +189.000 tzu beplanende Menge586.000 tGegenüberstellung der zu beplanenden Mengen <strong>und</strong> der <strong>für</strong> das Jahr 2014 voraussichtlich vorhandenenKapazitäten <strong>für</strong> die Entsorgung der besonders überwachungsbedürftigen Abfälle zur Beseitigungim Land BrandenburgEntsorgungsverfahren zu beplanende voraussichtlichMengevorhandeneKapazitätD 1 SAD Ablagerung auf Abfalldeponien * 2.000 t/a –D 1 HMD Ablagerung auf Siedlungsabfalldeponieneinschließlich Bauschutt- <strong>und</strong> Betriebsdeponien 216.000 t/a 12.000.000 m 3D 8 Biologische Behandlung von Abfällen 70.000 t/a 215.000 t/aD 9 Chemisch/physikalische Behandlung 155.000 t/a 726.000 t/aD 10 Abfallverbrennung 102.000 t/a 138.000 t/aD 14 Vorbehandlung von Abfällen vor Beseitigungsverfahren 41.000 t/a 819.000 t/a* ab 1. Juni 2005 keine freie Deponiekapazität mehr vorhandenFazitDie nach dem heutigen Stand der Kenntnisse ermitteltenPrognosen zum Aufkommen besonders überwachungsbedürftigerAbfälle, zum Bedarf an Entsorgungsleistungen<strong>und</strong> zur Kapazität der Entsorgungsanlagenzeigen, dass im Land Brandenburg in denkommenden Jahren keine Entsorgungsengpässe zuerwarten sind <strong>und</strong> von einer gesicherten Entsorgungder besonders überwachungsbedürftigen Abfälle zurBeseitigung ausgegangen werden kann. Damit sindauch die Forderungen der EU gemäß der Richtlinie75/442/EWG erfüllt.Dieses Ergebnis ist nicht nur Ausdruck einer praktiziertenengen Vernetzung der Belange von Wirtschafts-<strong>und</strong> nachhaltiger Abfallwirtschaftspolitik desLandes, sondern widerspiegelt vor allem die Tatsache,dass die Umsetzung der Ziele der Politik desLandes Brandenburg Maßstab des täglichen Handelnsder Akteure ist. Die Bekanntmachung des Abfallwirtschaftsplanes– Teilplan besonders überwachungsbedürftigeAbfälle (Fortschreibung) erfolgte imAmtsblatt <strong>für</strong> Brandenburg Nr. 3 vom 25. Januar <strong>2006</strong>.6.7 AbfallüberwachungssystemASYSFür die Überwachung der Sonderabfallströme im nationalenBereich auf der Gr<strong>und</strong>lage des Kreislaufwirtschafts-<strong>und</strong> Abfallgesetzes (KrW-/AbfG) <strong>und</strong> des untergesetzlichenRegelwerkes (UGR) zum KrW-/AbfGsowie zur Gefahrenabwehr sind gesicherte aktuelle<strong>und</strong> umfassende Informationen über das überregionaleEntsorgungsgeschehen von großer Bedeutung.Erfassung, Pflege <strong>und</strong> Plausibilitätsprüfungen derDaten aus dem Nachweisverfahren sind wesentlicheAufgaben des praktizierten <strong>Umwelt</strong>schutzes.In Anbetracht der Komplexität <strong>und</strong> des Umfangs derDaten lassen diese sich nur arbeitsteilig zwischenden B<strong>und</strong>esländern unter Zuhilfenahme moderner Informationstechnikbewältigen. Jährlich b<strong>und</strong>esweitmehr als 60.000 zu bearbeitende Entsorgungsnachweise<strong>und</strong> mehr als 2 Mio. zu erfassende <strong>und</strong> zu prüfendeBegleitscheine machen das Erfordernis <strong>für</strong>diese Entscheidung der Länder deutlich. Aus diesemGr<strong>und</strong> wurde im Auftrag der B<strong>und</strong>esländer das DV-Projekt ASYS entwickelt. Mittlerweile ist das Projektseit 1998 im Einsatz <strong>und</strong> wird von allen B<strong>und</strong>esländern<strong>für</strong> den abfallrechtlichen Vollzug genutzt.• LeistungsumfangDer Leistungsumfang wird im Wesentlichen bestimmtdurch die gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> die Zielstellungeiner wirkungsvollen Abfallüberwachung der Abfallströmebesonders überwachungsbedürftiger Abfälle.Dabei bilden die Stammdatenpflege, die Verwaltungder Bewegungsdaten <strong>und</strong> die landesinterne<strong>und</strong> die länderübergreifende Kommunikation dieserDaten die Gr<strong>und</strong>pfeiler von ASYS. ASYS in Brandenburgverwaltet folgende Stammdaten:– ca. 20.000 Abfallerzeuger,– ca. 5.000 Abfallentsorger <strong>und</strong>– ca. 3.900 Abfallbeförderer, davon ca. 800 BrandenburgerAbfallbeförderer.164 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Darüber hinaus werden in ASYS Abfallmakler, Sachverständige,Lehrgangsträger, technische Überwachungsorganisationen<strong>und</strong> Entsorgergemeinschaftenim Datenbestand geführt. Zum Bestand der Bewegungsdatenzählen:– ca. 400.000 Begleitscheine,– ca. 5.500 gültige Entsorgungsnachweise <strong>und</strong>– ca. 6.900 gültige Sammelentsorgungsnachweise.Mit dem Modul EUDIN A als Erweiterungsmodul zuASYS können neben den nationalen Entsorgungsvorgängenauch internationale Abfallverbringungenabgebildet werden. Dieses Modul wurde in Brandenburgerst 2005 eingesetzt. Derzeit sind zu den grenzüberschreitendenAbfallverbringungen ca. 240 Notifizierungen<strong>und</strong> ca. 2.100 Versand- <strong>und</strong> Begleitformularein ASYS erfasst <strong>und</strong> können <strong>für</strong> dieAbfallüberwachung herangezogen werden.Darüber hinaus können in ASYS gezielt Informationenzu Entsorgungsfachbetrieben, zertifizierten Altautoverwertern<strong>und</strong> Anlagen gemäß Gewerbeabfallverordnung<strong>und</strong> Anlagen, die der Berichtspflicht gegenüberder EU unterliegen, abgerufen werden.ASYS ermöglicht eine Auswertung der Daten in vielfältigerHinsicht, so dass die Überwachungsaufgabeneffizient wahrgenommen werden können. Aufgr<strong>und</strong>der umfangreichen Datenlage lässt sich ASYS auch<strong>für</strong> Jahresübersichten bezogen auf das Land nutzen.Diese Jahresübersichten sind Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> Abfallwirtschaftsplanung<strong>und</strong> Abfallwirtschaftsprogramm.• B<strong>und</strong>esweite ASYS-OrganisationNeben den abfallrechtlichen Gr<strong>und</strong>lagen basiert dasDV-System ASYS auf einer Verwaltungsvereinbarungder 16 B<strong>und</strong>esländer. Die anfänglich ausschließlich<strong>für</strong> die Entwicklung <strong>und</strong> den Betrieb geschaffene Verwaltungsvereinbarung<strong>für</strong> ASYS wurde im Sommer2004 überarbeitet <strong>und</strong> erweitert. Ziel war es dabei,eine Gr<strong>und</strong>lage zu schaffen, um weitere moderne Datenverarbeitungssystemein der Abfallüberwachungin dieser Verwaltungsvereinbarung verankern zu können.Aus der Verwaltungsvereinbarung zu ASYSwurde die Verwaltungsvereinbarung zu GADSYS –Gemeinsame Abfall-DV-Systeme. Auf der Gr<strong>und</strong>lageder bisherigen Verwaltungsvereinbarung haben dieLänder mit ASYS in den letzten Jahren ein bewährtesKommunikationsnetz <strong>für</strong> den elektronischen Datenaustauschder nationalen Abfallentsorgung aufgebaut.Der Kommunikationsverb<strong>und</strong> besteht aus denKnotenstellen in den einzelnen B<strong>und</strong>esländern, diesternförmig mit dem zentralen Kommunikationsknotenbei der Gesellschaft <strong>für</strong> die Organisation der Entsorgungvon Sonderabfällen (GOES) in Neumünsterverb<strong>und</strong>en sind. Dieser Knoten ist die IKA – InformationskoordinierendeStelle ASYS. Der Datenaustauscherfolgt über das TESTA-Netz <strong>und</strong> ist als Bring<strong>und</strong>Holdienst organisiert. D.h., dass <strong>für</strong> andere Bun-desländer bestimmte Daten durch das Versandlandan die IKA versendet werden <strong>und</strong> von dort nach derVerteilung auf die jeweiligen „Postfächer“ der Ländervon dem jeweiligen Empfängerland abgeholt werden.Die Kommunikation innerhalb der einzelnen B<strong>und</strong>esländerläuft über die Landesknotenstellen. DieEinbindung der nachgeordneten Behörden führt jedesLand in eigener Verantwortung durch.• ASYS-Organisation in BrandenburgDie Organisation in ASYS erfolgt arbeitsteilig zwischender Sonderabfallgesellschaft Brandenburg/Berlin mbH (SBB) <strong>und</strong> dem LandesumweltamtBrandenburg (LUA). Neben der Rolle der SBB alsLandesknotenstelle <strong>für</strong> die ASYS-Kommunikationmit anderen B<strong>und</strong>esländern werden bei der SBB dieDaten zu Entsorgungs- <strong>und</strong> Sammelentsorgungsnachweisen<strong>und</strong> Begleitscheinen erfasst <strong>und</strong> andas LUA bzw. an die anderen B<strong>und</strong>esländer weitergeleitet.Das LUA pflegt im Rahmen der Abfallüberwachungdie Daten zu Abfallentsorgern, -erzeugern <strong>und</strong> -beförderern.Darüber hinaus werden durch das LUABehördendaten, Daten zu Abfallmaklern, Lehrgangsanbietern,Technischen Überwachungsorganisationen,Sachverständigen verwaltet. Aufgr<strong>und</strong> einerSoftwareerweiterung ist es im ASYS möglich, Vorgängezu grenzüberschreitenden Abfallentsorgungsvorgängenzu erfassen <strong>und</strong> zu verwalten. Diese Aufgabewird ebenfalls durch das LUA wahrgenommen.Durch den umfangreichen Datenaustausch zwischendem LUA <strong>und</strong> der SBB stehen den Regionalabteilungendes LUA, die zuständig <strong>für</strong> die Abfallüberwachungsind, umfassende Daten zur Wahrnehmungder Überwachungsaufgaben bereit. Um ihren Überwachungsaufgabenauf der Gr<strong>und</strong>lage von ASYS gerechtwerden zu können, fanden in der Vergangenheit<strong>und</strong> finden zukünftig regelmäßig Schulungen <strong>und</strong>Workshops <strong>für</strong> die Anwender statt.• KommunikationDie SBB versendet als zentrale Knotenstelle die relevantenDaten (Daten zu Begleitscheinen, Entsorgungsnachweisen<strong>und</strong> Beförderern) an die IKA <strong>und</strong>holt die <strong>für</strong> Brandenburg bestimmten Daten aus anderenB<strong>und</strong>esländern von der IKA ab.Die empfangenen Daten werden bei der SBB geprüft<strong>und</strong> per ASYS-Kommunikation an das Landesumweltamtweitergeleitet (Abb.).Für die Nutzer an allen Standorten in Brandenburgbesteht über das Landesverwaltungsnetz die Möglichkeitauf die zentrale ASYS-Datenbank in Potsdamzuzugreifen <strong>und</strong> je nach eingerichtetem Nutzerrechtnur lesend oder lesend <strong>und</strong> schreibend auf die Da-UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>165


ASYS-Kommunikation im Land BrandenburgDie Novellierung der Nachweisverordnung wird dazuführen, dass neben dem elektronischen Austauschvon Nachweisdaten zwischen den Behörden zukünftigdie Nachweisdaten auch zwischen Wirtschaft <strong>und</strong>Behörden kommuniziert werden.Das derzeit in Berlin <strong>und</strong> Brandenburg hierzu durchgeführtePilotprojekt auf der Basis des SoftwareproduktesTEDAL spielt bei der Vorbereitung der elektronischenNachweisführung eine wichtige Rolle.7 Altlastentenbestände zuzugreifen. Das schreibende Nutzerrechtist dabei streng auf das konkrete Aufgabengebietdes Nutzers zugeschnitten.• Neuorganisation von ASYSDie ursprüngliche Realisierung von ASYS sah vor,dass ASYS, welches als Client-Server-Lösung realisiertwurde, an jedem Nutzer-Arbeitsplatz zu installierenwar. Über die beim Nutzer installierte Anwendungkonnte jeder Nutzer auf die zentrale ASYS-Datenbankzugreifen. Diese Lösung war miterheblichem administrativem Aufwand insbesonderebei Neuinstallationen <strong>und</strong> Einspielen von Updatesverb<strong>und</strong>en. Zur Reduzierung des administrativen Aufwandeswurde eine Terminallösung auf der Basis vonCitrix realisiert. Für Nutzer ergab sich dadurch keinenennenswerte Änderung im Umgang mit ASYS. ImUnterschied zur konventionellen ASYS-Lösung startetder Nutzer ASYS über seinen Citrix-Client. Die Citrix-Lösungermöglicht es, dass neben den LUA-Nutzernweiteren behördlichen Nutzern (z.B. untere Abfallwirtschaftsbehörden),die originär Aufgaben zurAbfallüberwachung wahrnehmen müssen, der Zugangauf die ASYS-Anwendung unkompliziert eingerichtetwerden kann.Als erstem Nutzer außerhalb des LandesumweltamtesBrandenburg wurde auf dieser Basis dem <strong>Landesamt</strong><strong>für</strong> Bergbau, Geologie <strong>und</strong> Rohstoffe dieASYS-Nutzung ermöglicht.• AusblickLand BrandenburgSchädliche Bodenveränderungen sind im Sinnedes § 2 B<strong>und</strong>es-Bodenschutzgesetz Beeinträchtigungender Bodenfunktion, die geeignet sind, Gefahren,erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen<strong>für</strong> den einzelnen oder die Allgemeinheit herbeizuführen.Verdachtsflächen im Sinne dieses Gesetzes sindGr<strong>und</strong>stücke, bei denen der Verdacht schädlicher Bodenveränderungenbesteht.Altlasten im Sinne dieses Gesetzes sind• stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen sowie sonstigeGr<strong>und</strong>stücke, auf denen Abfälle behandelt,gelagert oder abgelagert worden sind (Altablagerungen),<strong>und</strong>• Gr<strong>und</strong>stücke stillgelegter Anlagen <strong>und</strong> sonstigeGr<strong>und</strong>stücke, auf denen mit umweltgefährdendenStoffen umgegangen worden ist, ausgenommenAnlagen, deren Stilllegung einer Genehmigungnach dem Atomgesetz bedarf (Altstandorte), durchdie schädliche Bodenveränderungen oder sonstigeGefahren <strong>für</strong> den einzelnen oder die Allgemeinheithervorgerufen werden.Altlastverdächtige Flächen im Sinne des Gesetzessind Altablagerungen <strong>und</strong> Altstandorte, bei denen derVerdacht schädlicher Bodenveränderungen odersonstiger Gefahren <strong>für</strong> den Einzelnen oder die Allgemeinheitbesteht.7.1 Stand <strong>und</strong> Entwicklung derErfassung von Altlasten, altlastverdächtigenFlächen <strong>und</strong>stofflichen schädlichen BodenveränderungenIm Land Brandenburg werden auf der Gr<strong>und</strong>lage desBrandenburgischen Abfallgesetzes (§ 37 Abs. 1 <strong>und</strong>2 BbgAbfG) in Verbindung mit dem R<strong>und</strong>erlass desMUNR A4-60830 vom 01.05.1993 die von den unterenBodenschutz-/Abfallwirtschaftsbehörden ermitteltenDaten, Tatsachen <strong>und</strong> Erkenntnisse zu altlastverdächtigenFlächen (ALVF) <strong>und</strong> Altlasten (AL)166 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


landesweit einheitlich erfasst. Als Software <strong>für</strong> dasentsprechende Kataster dient seit 2005 das DV-ProgrammALKAT.Entwicklung der Erfassung von ALVF/AL, VF/SSBV im Land BrandenburgGemäß § 37 des BbgAbfG werden die von den zuständigenBehörden dem Landesumweltamt Brandenburgin regelmäßigen Abständen übermitteltenDaten zu altlastverdächtigen Flächen <strong>und</strong> Altlastenim Fachinformationssystem Altlasten (FIS-AL)zusammengeführt (Übersicht Stand 2005).Die Entwicklung der Erfassung in den letzten 15 Jahrenist graphisch dargestellt. 1990 bis 1995 erfolgtenlandesweite Erfassungen von ALVF <strong>und</strong> AL. In denJahren 1995 <strong>und</strong> 1996 wurde die Überprüfung/ Bereinigungder Daten auf ehemals militärisch genutztenLiegenschaften vorgenommen; obwohl sich dieZahl der sanierten Altlasten in den letzten Jahrenständig erhöht hat, ist der Großteil der Flächen nochoder noch nicht in Bearbeitung. Die folgende Abbildungverdeutlicht den Erfassungs- <strong>und</strong> Bearbeitungsstandin den Landkreisen <strong>und</strong> kreisfreien Städten.Im Rahmen der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtliniein Brandenburg wurden umfangreicheRecherchen zu Gr<strong>und</strong>wasserbelastungen ausAltlasten durchgeführt. Die Anzahl der aktuellenGr<strong>und</strong>wasserschadensfälle <strong>und</strong> die Auswertung desFachinformationssystems Altlasten hinsichtlich durchALVF/AL <strong>und</strong> VF/SBV betroffener Trinkwasserschutzzonensind tabellarisch dargestellt.Altlastenerfassung im Land Brandenburg nach Landkreisen/kreisfreien Städten (Stand: Dez. 2005)Landkreis/kreisfreie Städte/ Altlasten Altlastverdäch- Sanierte Gesamtzuständige Behörde tige Flächen AltlastenBarnim 23 1.714 95 1.832Dahme-Spreewald 87 1.734 46 1.867Elbe-Elster 204 1.426 225 1.855Havelland 13 2.163 14 2.190Märkisch-Oderland 12 728 369 1.109Oberhavel 10 689 147 895Oberspreewald-Lausitz 71 487 157 715Oder-Spree 83 1.309 585 1.910Ostprignitz-Ruppin 10 512 389 911Potsdam-Mittelmark 71 645 161 925Prignitz 19 1.094 24 1.137Spree-Neiße 43 2.050 25 2.118Teltow-Fläming 355 3.646 207 4.208Uckermark 57 1.471 379 1.907Brandenburg/Havel 5 304 10 319Cottbus 18 519 62 599Frankfurt (Oder) 57 278 82 361Potsdam 83 213 151 447<strong>Landesamt</strong> f. Bergbau, Geologie<strong>und</strong> Rohstoffe Brandenburg 226 207 185 618UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>167


Erfassung von Gr<strong>und</strong>wasserschadensfällen aus Altlasten (Stand: Dez. 2005)Landkreis/Anzahl Gr<strong>und</strong>wasser-Schadensfälle verursacht durchkreisfreie Städte Altablagerungen AltstandorteBarnim 23 1.714 95 1.832Dahme-Spreewald 87 1.734 46 1.867Elbe-Elster 204 1.426 225 1.855Havelland 13 2.163 14 2.190Märkisch-Oderland 12 728 369 1.109Oberhavel 10 689 147 895Oberspreewald-Lausitz 71 487 157 715Oder-Spree 83 1.309 585 1.910Ostprignitz-Ruppin 10 512 389 911Potsdam-Mittelmark 71 645 161 925Prignitz 19 1.094 24 1.137Spree-Neiße 43 2.050 25 2.118Teltow-Fläming 355 3.646 207 4.208Uckermark 57 1.471 379 1.907Brandenburg/Havel 5 304 10 319Cottbus 18 519 62 599Frankfurt (Oder) 57 278 82 361Potsdam 83 213 151 447<strong>Landesamt</strong> f. Bergbau, Geologie<strong>und</strong> Rohstoffe Brandenburg 226 207 185 618Altlasten, altlastverdächtige Flächen <strong>und</strong> sanierte Altlasten in Trinkwasserschutzzonen (TWSZ)TWSZ I TWSZ II TWSZ III oder TWSZ IIIBTWSZ IIIABarnim 1 1 582 20Dahme-Spreewald 0 7 107 10Elbe-Elster 0 6 98 0Havelland 0 15 272 8Märkisch-Oderland 0 7 31 36Oberhavel 1 13 259 -Oberspreewald-Lausitz 0 0 27 7Oder-Spree 0 7 185 17Ostprignitz-Ruppin 0 4 91 1Potsdam-Mittelmark 0 2 112 1Prignitz 0 6 56 0Spree-Neiße 0 7 89 35Teltow-Fläming 0 5 637 92Uckermark 0 8 120 0Brandenburg/Havel 0 0 33 0Cottbus 1 7 25 24Frankfurt (Oder) 0 0 0 -Potsdam 0 10 126 -Gesamt 3 105 2.852 2517.2 Innovative Direkt /in-situProbenahmeverfahren <strong>für</strong>Gr<strong>und</strong>-, Sickerwasser, Schadstoffphase<strong>und</strong> Bodenluft imRahmen der Altlastenbearbeitung– FeldversuchSeit In-Kraft-Treten des B<strong>und</strong>es-Bodenschutzgesetzes(BBodSchG) sowie der B<strong>und</strong>es-Bodenschutz<strong>und</strong>Altlastenverordnung (BBod-SchV) bestehen einheitlicheMaßstäbe zur Bearbeitung von Verdachtsflächen,altlastverdächtigen Flächen, schädlichenBodenveränderungen <strong>und</strong> Altlasten. Zur Beurteilungdes Wirkungspfades Boden - Gr<strong>und</strong>wasser sieht dieBBodSchV entsprechend § 4 (3) die Durchführung einerSickerwasserprognose vor. Allgemeine Hinweisezur Durchführung einer Sickerwasserprognose sindim Anhang 1 Nr. 3.3 BBodSchV aufgeführt. Demnachkönnen die Schadstoffkonzentrationen im Sickerwasseram Ort der Beurteilung unter günstigen Umständendurch eine direkte Probenahme (Direktbeprobung)oder annäherungsweise auf der Gr<strong>und</strong>lageeiner Abschätzung (Sickerwasserprognose) er-168 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Häufigkeit der Schadstoffgruppenverteilung im Bereich von altlastverdächtigenFlächen <strong>und</strong> Altlasten im Land Brandenburg (Stand 2000)Der Ausbau erfolgte hierbei in drei verschiedenenTeufenbereichen. Die hier installierten Saugkerzenaus keramischem Material werden z.Zt. am häufigsten<strong>für</strong> die Sickergewinnung eingesetzt. Als Auswahlmitteltwerden. Die Abschätzung kann i.d.R. auf derGr<strong>und</strong>lage von Materialuntersuchungen, in situ-Untersuchungen,Gr<strong>und</strong>wasseruntersuchungen oderSickerwasserbeprobungen (oberhalb des Ortes derBeurteilung) durchgeführt werden.Im Ergebnis einer durch das Landesumweltamt Brandenburg2003 beauftragten nationalen <strong>und</strong> internationalenSachstandsrecherche zum Erfahrungs-/Anwendungsstand von Direkt- <strong>und</strong> in situ-Probenahmeverfahren(s. Fachinformation des LandesumweltamtesNr. 4, 2004) wurde bezüglich der Gewinnungvon Bodensickerwasser als sinnvolles <strong>und</strong> praxistauglichesVerfahren der Einsatz von „Saugkerzen“ausgewiesen. Saugkerzen werden seit Anfang der1960er Jahre zur Gewinnung von Sickerwasser eingesetzt<strong>und</strong> ermöglichen eine punktbezogene wiederholbareGewinnung von Bodensickerwasser amjeweiligen Einbauort. Durch eine wiederholte Beprobungsmöglichkeitam sogenannten „Ort der Probenahme“kann im Gegensatz zur Materialuntersuchung<strong>und</strong> deren Elution/Extraktion die zeitliche Entwicklungvon Schadstoffkonzentrationen in situverfolgt werden. Aus den ermittelten Schadstoffkonzentrationenkönnen zusätzlich unter Berücksichtigungweiterer Randbedingungen auch Aussagen zustandortspezifischen Schadstoffflüssen in der ungesättigtenBodenzone abgeleitet werden. Unter diesenAspekten kann dieses Verfahren eine sinnvolle Alternativebzw. Ergänzung zu den sonst üblichen Bodenuntersuchungendarstellen.Da es z.Zt. b<strong>und</strong>esweit noch wenig Erfahrungen beimEinsatz von Saugkerzen im Rahmen der Altlastenbearbeitung<strong>und</strong> hier insbesondere in Bereichen vonMineralöl-Kohlenwasserstoffen/Aromaten (MKW/BTEX) – kontaminierten Standorten gibt, wurde durchdas Landesumweltamt Brandenburg Ende 2005 einVorhaben in Kooperation mit der Landesanstalt <strong>für</strong><strong>Umwelt</strong>, Messungen <strong>und</strong> Naturschutz Baden-Württembergzur Prüfung der Einsetzbarkeit <strong>und</strong> Effizienzdieser Verfahrensmethode an einem <strong>für</strong> Brandenburgtypischen Standort initiiert.Die Notwendigkeit dieses Vorhabens zur ThematikSickerwasserprognose nach BBodSchV ergibt sichinsbesondere unter dem Aspekt, dass eine Kontaminationdurch Mineralölkohlenwasserstoffe in ca. 32 %der z.Zt. 22.608 (exklusive sanierter Standorte) erfasstenaltlastverdächtigen Flächen (ALVF) <strong>und</strong> Altlasten(AL) nachgewiesen wurde bzw. vermutet wird(Abb.).Die Projektdurchführung erfolgt durch die BrandenburgischeTechnische Universität Cottbus in Kooperationmit der Boden- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasserlabor GmbHDresden sowie der <strong>Umwelt</strong>analytische ProdukteGmbH.Als Versuchsstandort <strong>für</strong> die Feldversuche wurdemit fre<strong>und</strong>licher Unterstützung der Deutschen BahnNetz AG der Standort des Bahnhofes ElsterwerdaVorhabensstandortausgewählt. Im Gleisbereich kam es 1997 zu einergrößeren Havarie, bei der nach Schätzungen über400 t Benzin aus havarierten Tankkesselwagen in denUntergr<strong>und</strong> eindrangen.In einem Teilabschnitt des ehemaligen Havariebereicheskonnten im Dezember 2005 zwei Testfelder(Abb.) eingerichtet <strong>und</strong> mit unterschiedlichen Saugkerzenmodellen(Keramiksaugkerzen <strong>und</strong> Silicium-Karbid-Saugkerzen jeweils als Einkammer- <strong>und</strong>Zwei-Kammersystem) bestückt werden (Abb.).Literatur Seite 215UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>169


kriterium <strong>für</strong> den Einsatz von Silicium-Karbidkerzenwar u.a. die Empfehlung der B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Materialforschung<strong>und</strong> -prüfung (BAM) maßgebend, welchespeziell <strong>für</strong> die Gewinnung von MKW-kontaminiertenSickerwässern diese Materialart zur Anwendungempfiehlt. Zur Erfassung der zeitlichenEntwicklung der Bodenfeuchte wurden weiterhin imBereich des Testfeldes 1 in drei verschiedenen TeufenniveausTensiometer eingebaut (Abb.).Testfeld 1Einkammer-SaugkerzeEine kontinuierliche Erfassung der Niederschläge amStandort erfolgt über einen durch die BTU Cottbus zurVerfügung gestellten wägenden Niederschlagsmesser.Die Sickerwasserprobenahme (Abb.) erfolgt immonatlichen Turnus über den Zeitraum eines Jahres(2005/<strong>2006</strong>). Die im Rahmen des Vorhabens unterFeldbedingungen gewonnenen Erkenntnisse sollendurch begleitende Laborversuche verifiziert <strong>und</strong>durch ein an die Standortbedingungen angepasstesModellkonzept begleitet werden. Im Anschluss an dietechnischen <strong>und</strong> laborativen Arbeiten sind auf der Basisder gewonnenen Erkenntnisse Empfehlungen zurQualitätssicherung <strong>und</strong> Beurteilung der Repräsentanz/Aussagesicherheitabzuleiten. Die Empfehlungensollen die Fachbehörden im Land Brandenburgals auch sonstige auf dem Gebiet der Altlastenuntersuchungtätige Nutzer (Ingenieurbüros, Labore etc.)in die Lage versetzen, dieses Probenahmeverfahrenzielorientiert einzusetzen.7.3 Bodenluftsanierung eines innerstädtischenAltstandortes• StandortTensiometerSammelflaschen mit mobiler VakuumpumpeneinheitAuf dem innerstädtischen Betriebsgelände einer ehemaligenChemiehandelsfirma wurden seit Beginn der1990er Jahre in mehreren Untersuchungsmaßnahmenmassive Belastungen der Bodenluft <strong>und</strong> desGr<strong>und</strong>wassers durch leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffverbindungen(LCKW) festgestellt.Diese Belastungen haben zu einer mehrere h<strong>und</strong>ertMeter langen Schadstofffahne im Gr<strong>und</strong>wasser unterdicht besiedeltem Gebiet <strong>und</strong> zu einer Bodenluftbelastungdes Altstandortes geführt, die einer Nachnutzungentgegenstand. Der Standort befindet sich inunmittelbarer Nähe zur Spree <strong>und</strong> grenzt im südlichenBereich an eine Kleingartenkolonie an.Laufende Sanierungsmaßnahmen im Gr<strong>und</strong>wasserDa auf dem Standort weiterhin Schadstoffe in dasGr<strong>und</strong>wasser eingetragen wurden <strong>und</strong> die Schadstofffahnesich weiter ausdehnte, wurde in einem erstenSanierungsschritt eine hydraulische Sicherungdes Schadenszentrums seit 2004 umgesetzt. Dabeiwerden rd. 15 m 3 /h Gr<strong>und</strong>wasser aus zwei Sanie-170 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Um den Zutritt von unbelasteter Fremdluft in die Absauggräbenzu vermeiden, waren diese wie auch dieunversiegelten Teilflächen auf dem Gelände zu versiegeln.Diese Bauarbeiten wurden durch die Hinterlassenschaftender über 120jährigen industriellenNutzung in Form von unterirdischen Bauwerken (Funrungsbrunnenentnommen, in einer Gr<strong>und</strong>wasserreinigungsanlagevon den Schadstoffen befreit <strong>und</strong> indie Regenwasserkanalisation wieder eingeleitet. DieChlorkohlenwasserstoffe sind leichtflüchtig <strong>und</strong> könnendaher in einer Stripanlage aus dem Wasser ausgetriebenwerden, indem Luft im Gegenstrom feinverteilt durchgeleitet wird. Diese belastete Luft wirdvor der Ableitung durch eine katalytische Nachverbrennunggereinigt.Durch diese Sicherungsmaßnahme wird ein weitererAbstrom belasteter Gr<strong>und</strong>wässer vom Standort verhindert.Die Laufzeit der Anlage wird mit 15 – 20 Jahreneingeschätzt.BodenluftsanierungParallel zur Umsetzung der Gr<strong>und</strong>wassersanierungsmaßnahmeerfolgten die Planungen <strong>für</strong> die Bodenluftsanierung,die sowohl die gefahrlose Nutzungdes Standortes ermöglichen <strong>und</strong> die Laufzeit derGr<strong>und</strong>wasserreinigungsanlage durch die Verringerungder Schadstoffmenge im Untergr<strong>und</strong> reduzierensoll.Gr<strong>und</strong>lagen der BodenluftsanierungFür leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe(LHKW) ist aufgr<strong>und</strong> ihres hohen Dampfdruckes einschneller Übergang aus der flüssigen Phase in dieGasphase charakteristisch. Als Folge dieses hohenDampfdruckes bildet sich in der ungesättigten Bodenzoneum die flüssige Phase ein LHKW-Gaskörperaus, der durch den Unterdruck der Bodenluftabsaugungsanlagenaus dem Boden entfernt werden kann.Die Größe <strong>und</strong> Ausdehnung dieses Gasphasenkörperswird sowohl vom Stoffaustausch von der freien<strong>und</strong> an der Bodenmatrix sorbierten LHKW-Phase indie Dampfphase als auch vom Stoffaustausch vonden im Haft- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasser gelösten LHKW in dieDampfphase bestimmt. Durch die Absaugung wirddie mit LHKW beladene Bodenluft aus dem Porenraumbefördert <strong>und</strong> es strömt geringer belastete Bodenluftin den Sanierungsbereich. Dadurch wird dasGleichgewicht, das sich zwischen der Gasphase <strong>und</strong>der an der Bodenmatrix sorbierten LHKW-Phase eingestellthat, gestört. Durch Ausgasung aus dem belastetenGr<strong>und</strong>wasser wird dieses Gleichgewicht wiederhergestellt. Auf diesem Weg erfolgt eine Schadstoffentnahmeaus dem Gr<strong>und</strong>wasser, ohne dass dasWasser direkt durch die Bodenluftabsaugungsanlagebehandelt wird. Dieser Prozess soll am Standort dazuführen, dass die Laufzeit der wesentlich kostenintensiverenGr<strong>und</strong>wassersanierungsanlage durch denparallelen Betrieb der Bodenluftsanierungsanlage reduziertwerden kann.BelastungssituationHauptproblem ist die Verunreinigung durch mobile<strong>und</strong> zum Teil kanzerogene Chlorkohlenwasserstoffewie Trichlorethen, Tetrachlorethen <strong>und</strong> Dichlormethan.Beim mikrobiellen Abbau von Trichlorethen <strong>und</strong>Tetrachlorethen können weitere flüchtige <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsschädigendeChlorkohlenwasserstoffe, wiez.B. Vinylchlorid (VC) entstehen <strong>und</strong> zu einer Belastungder Umgebungsluft führen.Im Schadenszentrum wurden in der Bodenluft bis zu21.000 mg/m 3 LCKW, darunter erhebliche Anteile ankanzerogenen Verbindungen, gemessen.Nutzung Ver-Nutzunganstaltungsplatz Abstell-/ParkplatzflächeEingreifwert:Eingreifwert:200 mg/m 3 LCKW 1.000 mg/m 3 LCKW,1 mg/m 3 VCSanierungszielwert: Sanierungszielwert:50 mg/m 3 LCKW 200 mg/m 3 LCKW,0,1 mg/m 3 VCAuf Basis von Expositionsbetrachtungen unter Berücksichtigungder geplanten Nutzungen auf denTeilflächen <strong>und</strong> toxikologischer Werte, z.B. die akzeptabletägliche Aufnahme der Schadstoffe (sog. TolerableResorbierbare Dosis-Werte), wurden Eingreif<strong>und</strong>Sanierungszielwerte ermittelt:– Über die Eingreifwerte wurden die Flächenbereichedefiniert, die von der Bodenluftabsauganlageerfasst werden sollten.– Zu den Gr<strong>und</strong>stücksgrenzen hin nimmt die Bodenluftbelastungauf kurzer Strecke deutlich ab.Daher gibt es nur sehr wenige Bereiche, deren Belastungenüber dem Sanierungszielwert <strong>und</strong> unterhalbdes Eingreifwertes liegen <strong>und</strong> damit vonder Absaugung trotz Überschreitung der Sanierungszielwertenicht erfasst werden.Installation <strong>und</strong> Betrieb der BodenluftsanierungsanlagePlanung <strong>und</strong> Bau der Anlage erfolgten in zwei Schritten,da ein Schadenszentrum von dem Bau einerSchnellstraßenauffahrt berührt wurde <strong>und</strong> die Errichtungder Absauganlagen in diesem Bereich vorgezogenwerden musste. Das technologische Gr<strong>und</strong>konzeptberuht auf der Absaugung der belasteten Bodenluftüber Horizontaldrainagen.Eine Absaugung über sonst übliche (vertikale) Bodenluftbrunnenwar aufgr<strong>und</strong> des geringen Flurabstandesvon rd. 2 m nicht umsetzbar. Diese Absauggräbensind mit Filterrohren <strong>und</strong> einer Kiesschüttungausgestattet.UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>171


Bodenluftsammelleitungmit SeitensträngenAbsauganlage mitVakuumpumpen <strong>und</strong>WasserabscheiderErrichtung der Absauggräben mit ZwangsbelüftungDie Absaugung erfolgt über neun Sammelleitungen,an denen jeweils bis zu sechs Seitenstränge angeschlossensind. Die neun Sammelleitungen sind inGruppen anzusteuern <strong>und</strong> jeder einzelne Seitenstrangüber Schieber von der Anlage zu trennen. Damitkann in Auswertung der laufenden Überwachungder Bodenluftbelastung sichergestellt werden, dassjeweils die gerade hoch belasteten Bereiche derFläche abgesaugt werden. In den jeweils nicht betriebenenAbsauggräben kann währenddessen eineerneute Anreicherung der Bodenluft durch Schadstoffübertrittaus der Bodenmatrix oder dem Gr<strong>und</strong>wassererfolgen. Durch diese variable Fahrweise wirdeine größtmögliche Effizienz der Anlage erreicht, dabei einem kontinuierlichen gleichzeitigen Betrieb allerAbsaugstränge eine Abnahme der Schadstoffkonzentration<strong>und</strong> damit eine kontinuierliche Abnahmeder Effektivität zu erwarten ist. Aufgr<strong>und</strong> der extremhohen Belastung der Bodenluft war zum Schutz derin den Gräben beschäftigten Arbeiter eine Belüftungder Gräben erforderlich. Die Absaugung erfolgt übervier Vakuumpumpen, denen jeweils Hydrozyklonezur Abscheidung von Kondenswasser vorgeschaltetsind. Dieses Wasser wird der Gr<strong>und</strong>wasserreinigungsanlagezugeführt. Die abgesaugte Bodenluftwird über die katalytische Nachverbrennung derGr<strong>und</strong>wassersanierungsanlage gereinigt. Diese Verzahnungder beiden Anlagen führt bei Installations-,Betriebs- <strong>und</strong> Wartungskosten zu Einsparungen gegenübereiner isolierten Sanierungsanlage <strong>und</strong> vermindertden <strong>für</strong> die Anlagen erforderlichen Flächenbedarf.Die Betriebskosten der Bodenluftsanierungsanlagebelaufen sich nach der aktuellen Kalkulationauf rd. 12.000 €/Monat, zzgl. der fachtechnischen Begleitung<strong>und</strong> messtechnischen Überwachung. DieBodenluftsanierungsanlage läuft seit Oktober 2005im Einfahrbetrieb, so dass über entnommene Schadstofffrachtenerst im folgenden Jahr belastbare Aussagenvorliegen können.7.4 Gr<strong>und</strong>wassersanierung amStandort Terpe – eine Fallstudie• Der StandortSammelschacht mit Kondenswasserabscheiderdamentreste, Kanäle, Keller etc.) erheblich erschwert,da es über deren Lage im Vorfeld der Bauarbeitenkeine genauen Kenntnisse gab.Die Abproduktenhalde (APH) Terpe ist neben dem Industriekomplexdes Gaskombinates SchwarzePumpe <strong>und</strong> der Kokerei Lauchhammer eine der dreibedeutendsten Altlastenstandorte im Lausitzer Braunkohlenrevier[1]. Zwischen 1959 <strong>und</strong> 1990 wurden aufdem Gelände einer ehemaligen Kiesgrube Generator<strong>und</strong>Filteraschen aus dem Druckgaswerk des KombinatesSchwarze Pumpe (1959 – 1965) <strong>und</strong> Teer-Öl-Feststoffe (TÖF) in flüssigpastöser Form sowie Staub-Dickteer-Produkte mit bröckliger bis stark klumpigerStruktur (1985 – 1990) abgelagert. Im nordöstlichenTeil der APH wurden darüber hinaus kontaminierteErd- <strong>und</strong> Bauschuttmassen aus Havarien eingebaut.Insgesamt lagern hier ca. 350.000 t Kraftwerks- <strong>und</strong>Druckgaswerksaschen sowie 200.000 t überwiegendfeste TÖF. Die Ablagerungen liegen als Grubenverfüllungen<strong>und</strong> Aufhaldungen bis 10 m über Geländeoberkantevor. Für die Verbringung der flüssigpastösenTÖF wurden in die zuvor abgelagerten Aschenunbefestigte Becken angelegt. Staub-Dickteer-Produktewurden über den Becken aufgehaldet. In den172 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Jahren 1985 – 1991 erfolgte bereits ein teilweiserRückbau von Staub-Dickteer-Produkten <strong>und</strong> derenenergetische Verwertung im Kraftwerk Trattendorf.Seit 1990 wird der Standort systematisch altlastenbezogenerk<strong>und</strong>et <strong>und</strong> die Untersuchung nach BrandenburgerAltlastenmethodik fortgeschrieben. AlsSofortmaßnahme zur Unterbindung der Schadstoffemissionin das Gr<strong>und</strong>wasser wurde die Havariehalde1993 profiliert <strong>und</strong> provisorisch mit einer Folieabgedeckt. 1994 begann der kontinuierliche Rückbauder TÖF-Produkte. Nach diesen umfangreichen Vorbereitungenliegt seit 1998 <strong>für</strong> den Gesamtstandortein Sanierungskonzept vor [2]. Es enthält folgendeSanierungsmodule:1. Entnahme <strong>und</strong> Verwertung aller hochkalorischenProdukte (TÖF),2. Oberflächenabdichtung der nichtverwertbaren Materialien(vorwiegend kontaminierte Aschen) <strong>und</strong>3. Gr<strong>und</strong>wasserreinigung <strong>und</strong> Monitoring (Abb.)Die Anlage gehörte zum Gaskombinat SchwarzePumpe <strong>und</strong> damit zur Kohleveredlung. Deshalb stehtdas Gelände noch unter Bergaufsicht <strong>und</strong> wird imRahmen des Verwaltungsabkommens Altlasten [3]bzw. des Verwaltungsabkommens Braunkohlensanierung[4] saniert.AbfG <strong>für</strong> die Fragen des Bodenschutzes <strong>und</strong> der Altlastensanierungbeteiligt. Im Folgenden wird der Teilaspektder Gr<strong>und</strong>wasserreinigung näher betrachtet.• Hydrologische SituationDie APH liegt im Bereich des Absenkungstrichtersdes westlich gelegenen aktiven BraunkohlentagebausWelzow-Süd. In Folge der Gr<strong>und</strong>wasserabsenkungsind ursprünglich integrierte Gr<strong>und</strong>wasserleitervoneinander getrennt worden.Die Gr<strong>und</strong>wasserfließrichtung im stark abgesenktenHauptgr<strong>und</strong>wasserleiter hat sich gleichzeitig von ursprünglichOstnordost nach Nordwest umgekehrt.Es existieren insgesamt drei Gr<strong>und</strong>wasserstockwerke(vom Hangenden zum Liegenden):– ein schwebender Gr<strong>und</strong>wasserleiter,– ein „Zwischenstockwerk“ sowie– der Hauptgr<strong>und</strong>wasserleiter.Im Einzelnen ist der geologische Schichtenaufbau imUntergr<strong>und</strong> des Standortes kompliziert, aber gut erk<strong>und</strong>et.Über den tertiären Schichtenfolgen des LausitzerMiozäns (Sande, Schluffe, 2. Miozäner Flözhorizont)wechseln sich mehrere saalekaltzeitliche Geschiebelehm-<strong>und</strong> Geschiebemergelhorizonte (Gr<strong>und</strong>wasserstauer)mit glazifluviatilen Sanden <strong>und</strong> Kiesen(Gr<strong>und</strong>wasserleiter) mit lokal wechselnden Mächtigkeitenab. Der gute Kenntnisstand dieser Verhältnisseerlaubte die oben angeführte <strong>für</strong> Modellzwecke geeigneteGr<strong>und</strong>wasserstockwerkgliederung.Am stärksten kontaminiert ist der oberste, schwebendeGr<strong>und</strong>wasserleiter. Der Schadstoffeintrag erfolgtdurch anströmende sowie meteorische Wässeraus dem ca. 15 m mächtigen Ablagerungskörper derAschen <strong>und</strong> Teer-Öl-Festprodukte (Abb.). DieserGr<strong>und</strong>wasserleiter ist deshalb im Abstrom erheblichmit teertypischen Schadstoffen wie1 TÖF-Rückbau (Entnahme zur thermischen Verwertung)2 rückgebaute Flächen in bautechnischer Vorbereitungzur Oberflächenabdichtung3 Bauabschnitt mit bereits fertig gestellter Oberflächenabdichtung4 noch offene Teerbecken5 Gr<strong>und</strong>wasserreinigungsanlageLuftbild der Abproduktenhalde Terpe, Blick nach Westsüdwesten,Situation 2005 (Foto: P. Radke, Lausitzer <strong>und</strong>Mitteldeutsche Braunkohlen-Verwertungsgesellschaft)Die Organisation der Braunkohlensanierung ist in [5]dargestellt. Das bergrechtliche Genehmigungsverfahrenwird in [6] erläutert. Das Landesumweltamtwird als Fachbehörde durch die Akteure der Braunkohlensanierunggemäß § 54 Abs. 2 BBergG an denBetriebsplanverfahren <strong>und</strong> gemäß § 42 Abs. 4 Bbg-– Phenole(230 mg/l),– BTEX (34,5 mg/l, davon Benzen 22 mg/l),– PAK (1120 µg/l, davon Naphthalin 1100 µg/l)sowie– Ammonium (190 mg/l),– MKW (9,7 mg/l),– Sulfide (51,2 mg/l),– Cyanide (21 µg/l) <strong>und</strong>– Arsen (83 µg/l) belastet.Er durchströmt eine wannenförmiger Struktur (Abb.).Das Gr<strong>und</strong>wasser bewegt sich innerhalb diesesGr<strong>und</strong>wasserleiters mit einem Gefälle von 0,4 %nach Nordwesten.Literatur Seite 215UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>173


Anschnitt des TÖF-Körpers während des Rückbaus 2003(Foto: P. Radke, Lausitzer <strong>und</strong> Mitteldeutsche Braunkohlen-Verwertungsgesellschaft)Prinzipskizze zur hydrologischen Situation im Untergr<strong>und</strong> derAPH Terpe nach [9] modifiziertZu den darunter liegenden Gr<strong>und</strong>wasserleitern bestehenim Südwesten <strong>und</strong> in größerer Entfernung imNorden hydraulische Verbindungen (Leckagen). EineKontamination der tieferen Gr<strong>und</strong>wasserhorizonte istnachgewiesen, wobei das Zwischenstockwerk mittelbis stark <strong>und</strong> der Hauptgr<strong>und</strong>wasserleiter schwachkontaminiert ist.Im Sinne einer Quellensanierung wird am Standortder Kontaminationsherd (TÖF) beseitigt. Bezüglichdes Schutzgutes Gr<strong>und</strong>wasser steht der am stärkstenkontaminierte oberste Gr<strong>und</strong>wasserleiter im Focusder Sanierung.Es existiert eine markante Schadstofffahne mit einernordwärts gerichteten Hauptausbreitung (ca. 800 mlang <strong>und</strong> 500 m breit; Abb.).An den beiden hydraulischen Verbindungen sinkt daskontaminierte Wasser vertikal in die tieferen Gr<strong>und</strong>wasserleiterab.Diesem Modell folgend war es Ziel der Sanierung, dasweitere Absinken von kontaminiertem Wasser zu unterbrechen.Da<strong>für</strong> wurden als vorläufige Sanierungszielwertefestgelegt (in µg/l):– Arsen 20– PAK (n.EPA ohneNaphthalin) 2– Naphthalin 10– MKW 1.000– BTEX 50 (davon Benzen 10)– Phenolindex 10gelb: sandige Schichten, braun: Stauerhorizont, blau: Oberkante des Gr<strong>und</strong>wasserleitersBenzen-Kontaminationsfahne im schwebenden Gr<strong>und</strong>wasserleiter Terpe nach [10]1990 2005Farbgebung: grün 0,01 - 0,1 mg/l; gelb 0,1 - 1 mg/l; orange 1 - 5 mg/l; rot 5 – 20 mg/l; pink > 20 mg/l174 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


• Gr<strong>und</strong>wasserreinigungDie Reinigung erfolgt in einer klassischen Gr<strong>und</strong>wasserreinigungsanlagenach dem Belebtschlammverfahrenim aeroben Milieu. Dabei werden dieSchadstoffe ausgeflockt, die Flocken in der Schwebegehalten <strong>und</strong> bakteriell abgebaut. Der notwendige(Luft-)Sauerstoff wird über ein Drehkolbengebläseeingetragen. Die dann schadstoffbeladene Luft verlässtdas Belebungsbecken an der Wasseroberflächewieder <strong>und</strong> wird vor dem Abblasen ins Freie mittelskatalytischer Verbrennung gereinigt.Die <strong>für</strong> den biologischen Phenolabbau charakteristischeSchaumbildung wird durch die Verwendung eines Entschäumers<strong>und</strong> einer Wasserberieselung eingedämmt.Die Anlage wurde durch die Firma GEOCONTROLGmbH Schwarze Pumpe in ihrer Funktionsweise <strong>und</strong> Dimensionierunggeplant <strong>und</strong> von der Firma BILFIN-GER+BERGER <strong>Umwelt</strong>verfahrenstechnik GmbH Dresdenerrichtet [7].In der technischen Ausführung besteht sie aus zwei Förderbrunnen,die im Rinnentiefsten des schwebendenGr<strong>und</strong>wasserleiters angelegt sind. Es wurde in einer Anfangsphasezum Aufbau des Absenkungstrichters eineMenge von 10 m 3 /h pro Brunnen gehoben. Der eigentlicheSanierungsbetrieb arbeitet mit einer Leistung von 5 –7 m 3 /h. Die Gr<strong>und</strong>wasserreinigungsanlage war von 1997bis 2004 so ausgelegt, dass sie einen Phenolgehalt von< 100 mg/l erreichte. Das so vorgereinigte Wasser wurdean einen Entsorger (Sek<strong>und</strong>ärrohstoffverwertungszentrumSchwarze Pumpe – SVZ) zur Restreinigung überführt.Da die Reinigungsanlage im stabilen Betrieb wesentlichgeringere Phenolgehalte als 100 mg/l erreichte,konnte 2004 auf eine Ableitung des vorgereinigten Wassersverzichtet werden. Es wurden Infiltrationsbrunnen installiert.Seit 01.12.2004 ist die Infiltrationsanlage in Betrieb.Der Einleitwert <strong>für</strong> Phenol in die Infiltration liegt jetztbei < 0,5 mg/l. Die Abbauraten der Anlage <strong>für</strong> die Hauptparameterliegen zwischen 97 <strong>und</strong> 100 %.Die Auflösung des Schlammes mit Wasserstoffperoxidwäre technisch möglich, könnte aber zu einer Störungbzw. zur Einstellung der biologischen Abreinigung derHauptkomponenten führen. Es stellte sich damit dieFrage, ob ein technisches Reinigungsverfahren entwickeltoder regelmäßige Regenerierungen durchgeführtwerden sollen. Da die Prüfung der Machbarkeit einessolchen Reinigungsverfahrens umfangreiche chemische<strong>und</strong> biologische Untersuchungen sowie dieDurchführung von Labor- <strong>und</strong> Pilotversuchen erforderlichmacht, wurde im Abwägungsprozess entschieden,die Förderbrunnen auf traditionelle Weise zu reinigen<strong>und</strong> bei Totalversagen zu erneuern.• Bisherige ErgebnisseAls Datenbasis <strong>für</strong> die Schadstofftransportmodellierungwurden <strong>für</strong> die Hauptkomponenten Benzen <strong>und</strong> Phenol8 t bzw. 95 t Gesamtmenge im Schadensgebiet ermittelt.In der Zeit von 1997 (Betriebsbeginn) bis Ende 2004hat die Gr<strong>und</strong>wasserreinigungsanlage im Terpe 58,1 tPhenole aus dem Gr<strong>und</strong>wasser gehoben <strong>und</strong> abgereinigt.Das entspricht 61 % des im schwebenden Gr<strong>und</strong>wasserleitervorhandenen Phenolpotentials. Benzenwird im Sanierungsprozess vollständig abgereichert, sodass es nicht durch eine Kontrollrechnung verfolgt wird.In folgender Abbildung sind deutlich die Schadstoffrückgängeseit 1993 zu erkennen.Verlauf des Phenolindexes sowie der Benzen-, Ammonium- <strong>und</strong> Naphthalingehalteim schwebenden Gr<strong>und</strong>wasser im Zentrum der Schadstofffahne(GWM T11/2), nach [8]Phenolindex [mg/l]Benzen [mg/l]• ProblemeEin technologisches Problem, das den kontinuierlichBetrieb der Gr<strong>und</strong>wasserreinigung beeinträchtigt, istdie Kolmation des Ringraumes der Förderbrunnenmit Eisensulfid. Wiederholt mussten im Sanierungszeitraumdie Förderbrunnen gereinigt bzw. sogar aufgegeben<strong>und</strong> neu gebohrt werden. Gr<strong>und</strong> da<strong>für</strong> ist,dass sich durch den Eintrag von Sauerstoff in die Aerationszoneder Brunnen das Redoxpotential desGr<strong>und</strong>wassers erhöht. Dadurch reagieren die in Lösungbefindlichen Fe 2+ -Ionen mit den von Natur ausvorhandenen Sulfiden (FeS 2 ). Es bildet sich einschwarzer, kolloidaler Eisensulfidschlamm (FeS,FeS 2 ), der die Förderbrunnen zusetzt <strong>und</strong> die Ergiebigkeitbis zur Undurchlässigkeit mindert.Ammonium [mg/l]Naphthalin [µg/l]UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>175


Der Anstieg der Ganglinien z.B. <strong>für</strong> Phenolindex inden Jahren 2003/2004 oder <strong>für</strong> Benzen in den Jahren2002/2004 ist mit der Gr<strong>und</strong>wasserneubildung<strong>und</strong> der Herauslösung von Schadstoffen aus dem Untergr<strong>und</strong>im aktiven Rückbaubereich der TÖF-Produkteerklärbar.Zeitlich Unterschiede in der Staffelung liegen am unterschiedlichenLösungsverhalten der einzelnen Parameter.Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass die aktuelllaufende Sanierung auf dem Wege ist, das eingangsformulierte Ziel der Sanierung, das weitereAbsinken von kontaminiertem Wasser zu unterbrechen,zu erreichen.Die Abbildung Benzen-Kontaminationsfahne aufSeite 174 zeigt <strong>für</strong> das Jahr 1990 die modellierte Situationvor der Sanierung mit der hydraulischen Verbindungin die tieferen Gr<strong>und</strong>wasserleiter im Südwesten.Das Absinken tritt im Gr<strong>und</strong>rissbild der Kontaminationsfahneals Nebenfahne in Erscheinung. ImZuge der Sanierung ist dieser Ausbreitungspfaddurch die Ausbildung des Absenkungstrichters um dieFörderbrunnen der Gr<strong>und</strong>wasserreinigungsanlageherum unterbrochen worden. Er fehlt in 2005 (Abb.)bereits. Gleiches gilt <strong>für</strong> die Leckage im Norden, diejedoch in den Abbildungen nicht mehr enthalten ist.• AusblickIn den acht Jahren der laufenden Gr<strong>und</strong>wassersanierungwurden die prognostizierten Gr<strong>und</strong>wasserreinigungszielemit sehr gutem Ergebnis erreicht.Das betrifft sowohl die Minimierung der aktiven Einträgeaus den noch offenen Bereichen der Halde (Abdichtungwird 2007 abgeschlossen) als auch desgrößten Teils des in der wannenartigen Struktur desschwebenden (obersten) Gr<strong>und</strong>wasserleiters befindlichenSchadstoffinhaltes.Laut der Schadstofftransportmodellierung aus demJahre 2004 wird bei Beibehaltung der Reinigungstechnologieder Benzenvorrat im schwebendenGr<strong>und</strong>wasserleiter im Jahre 2015 unter 10 kg liegen<strong>und</strong> bis 2020 kann dieser voraussichtlich als kontaminationsfreibezeichnet werden. Vor dem Hintergr<strong>und</strong>der bisher guten Übereinstimmung zwischenPrognosemodell <strong>und</strong> aktuellem Sanierungsstand istdas Erreichen des genannten Endzustandes in 15Jahren als realistisch zu bewerten.Die bereits über die Leckagen abgeströmte Schadstoffmengeist mit vertretbarem Aufwand nicht rückholbar.Dort hofft man langfristig auf einen natürlichenbiologischen Schadstoffabbau (natural attenuation).Auf die Existenz natürlicher Abbauprozesse am Standortwurde bereits 1996 hingewiesen [9].Der endgültige Wiederanstieg des Gr<strong>und</strong>wasserswird erst nach 2030 einsetzen <strong>und</strong> eine Umkehr derFließrichtung von gegenwärtig NW bis SE zur Folgehaben. Im weiteren Abstrom ergibt sich dann eine generelleFließrichtung nach Osten zum VorfluterSpree. Da bis dahin die Gr<strong>und</strong>wassersanierung abgeschlossensein wird, wird die Umkehr der Fließrichtungkeine Kontamination des Vorfluters Spree nachsich ziehen.Insgesamt ist das sanierungsbegleitende, bereits zueinem sehr frühen Zeitpunkt installierte <strong>und</strong> kontinuierlichbetriebene Gr<strong>und</strong>wassermonitoring am StandortTerpe als ausgesprochen positives Beispiel zu betrachten.8 Bodenschutz8.1 Informationsgr<strong>und</strong>lagen zumBodenschutzDie praktische Umsetzung des Bodenschutzvollzugeszur nachhaltigen Sicherung aller Bodenfunktionenlt. B<strong>und</strong>es-Bodenschutzgesetz (BBodSchG)setzt sowohl Gr<strong>und</strong>lageninformationen über die Böden<strong>und</strong> deren Funktionen als auch Informationenüber Einwirkungen auf Böden voraus. In Brandenburgwird vom Landesumweltamt zur Ermittlung, Dokumentation<strong>und</strong> Bewertung von Bodenzustand, Bodenfunktionen<strong>und</strong> Bodennutzung das FachinformationssystemBodenschutz (FISBOS) geführt.Im FISBOS werden die chemischen, physikalischen<strong>und</strong> biologischen Bodeneigenschaften, Bodenbelastungen<strong>und</strong> Gefährdungen erfasst <strong>und</strong> bewertet.Außerdem werden Bodennutzungen <strong>und</strong> notwendigeBodenschutzmaßnahmen einschließlich möglicherGebietsausweisungen dargestellt. Im Einzelnen bestehtdas FISBOS aus den Informationsbereichen– Bodenzustandskataster,– Planungs- <strong>und</strong> Maßnahmenkataster sowie– Boden-Dauerbeobachtung <strong>und</strong> Bodenprobenbank.Um Anforderungen an die Qualitätssicherung berücksichtigenzu können, wird <strong>für</strong> alle Informationsbereicheschrittweise eine Methodendokumentation aufgebaut.Zur Zeit sind das Bodenzustandskataster sowiedas Planungs- <strong>und</strong> Maßnahmenkataster alsProgrammversion realisiert.176 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


• BodenzustandskatasterDie aktuelle Programmversion unterstützt den Anwenderin– der Datenerfassung mittels eines Datencontainers,– der Ermittlung landesweiter oder regionaler Hintergr<strong>und</strong>werte,– der Bewertung von Einzelprofilen nach den Vorgabender B<strong>und</strong>es-Bodenschutz- <strong>und</strong> Altlastenverordnung(BBodSchV),– der Darstellung <strong>und</strong> dem Herausfiltern der Daten<strong>und</strong> Methoden sowie– der Recherche <strong>und</strong> Darstellung aller Messwerteüber ein Geographisches Informationssystem.• Hintergr<strong>und</strong>gehalteDer Hintergr<strong>und</strong>gehalt ist lt. § 2 Nr. 9 der BBodSchVder Stoffgehalt eines Bodens, der sich aus dem geogenen(natürlichen) Gr<strong>und</strong>gehalt eines Bodens <strong>und</strong>der ubiquitären Stoffverteilung als Folge diffuser Einträgezusammensetzt. Die Hintergr<strong>und</strong>gehalte bildendie Basis <strong>für</strong> regionale Bewertungen des Bodenzustandes.Der weitaus überwiegende Teil der Bodenprofile weistim Oberboden Schwermetallgehalte auf, die unterhalbder Vorsorgewerte der BBodSchV liegen. Außerhalbvon Siedlungsbereichen treten Gehalte, dieoberhalb der Vorsorgewerte liegen, vorwiegend inBereichen der Rieselfelder <strong>und</strong> der Elbauen auf. Detailuntersuchungenin den Elbauen, die aufgr<strong>und</strong> derErgebnisse der landesweiten Untersuchungen initiiertwurden, ergaben dort vor allem hohe Schadstoffgehalteim Vordeichbereich. Die Datendichte istelementspezifisch je nach Berücksichtigung in durchgeführtenUntersuchungen unterschiedlich; die höchstenDatendichten liegen <strong>für</strong> Blei <strong>und</strong> Cadmium vor<strong>und</strong> geringe Datendichten <strong>für</strong> Chrom <strong>und</strong> Quecksilber.Die Datendichten erhöhen sich mit der Laufendhaltungdes Katasters, so dass die AussagegenauigkeitJahr <strong>für</strong> Jahr zunimmt.Mit Hilfe statistischer Verfahren werden aus den Hintergr<strong>und</strong>gehaltendie Hintergr<strong>und</strong>werte ermittelt;die B<strong>und</strong>-Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz(LABO) charakterisiert die Hintergr<strong>und</strong>werte als repräsentativeWerte <strong>für</strong> allgemein verbreitete Hintergr<strong>und</strong>gehalteeines Stoffes oder einer Stoffgruppe inBöden. Die in Brandenburg aus den Hintergr<strong>und</strong>gehaltenermittelten Hintergr<strong>und</strong>werte <strong>für</strong> Oberbödenberücksichtigen das Bodenausgangsmaterial(Sande, Lehme, Niedermoortorfe) sowie die Bodennutzung(Acker, Grünland, Wald). Zur Charakterisierungvon Hintergr<strong>und</strong>werten <strong>und</strong> deren Verteilungwerden das 50. <strong>und</strong> 90. Perzentil angegeben. Die ermitteltenlandesweiten Hintergr<strong>und</strong>werte <strong>für</strong> Schwermetalleliegen im b<strong>und</strong>esweiten Vergleich relativ niedrig.Auf Sandstandorten, die in Brandenburg etwa 60% der landwirtschaftlichen Nutzflächen ausmachen,liegen die Hintergr<strong>und</strong>werte deutlich unterhalb der inder BBodSchV genannten Vorsorgewerte.Hintergr<strong>und</strong>werte <strong>für</strong> Schwermetalle in brandenburgischen Sand- <strong>und</strong> LehmbödenGesamtgehalte in mg/kg; ohne regionale DifferenzierungArsen Cadmium Chrom Kupfer Nickel Blei Zink QuecksilberAs Cd Cr Cu Ni Pb Zn HgSubstrat: SandeAcker (Oberboden, Ap-Horizont)Anzahl in 95 1.130 600 1.035 600 1.127 598 1.13050. Perzentil 3 0,1 4 4 2 12 15 < 0,0590. Perzentil 4 0,2 7 9 5 21 25 0,06Grünland (Oberboden, Ah-Horizont)Anzahl n 30 97 56 68 56 98 56 9850. Perzentil < 1 0,1 5 5 2 12 17 < 0,0590. Perzentil 5 0,3 9 8 7 21 29 0,06Wald (Humusauflage, Of-/Oh-Horizont)Anzahl n - 103 - 103 - 103 103 -50. Perzentil k.A. 0,3 k.A. 8 k.A. 69 44 k.A.90. Perzentil k.A. 0,6 k.A. 26 k.A. 170 109 k.A.Substrat: Lehme (außer Auenlehme)Acker (Oberboden, Ap-Horizont)Anzahl n 25 272 193 266 193 272 193 27250. Perzentil 5 0,1 4 5 2 11 16 < 0,0590. Perzentil 7 0,3 8 8 5 19 26 0,06Grünland (Oberboden, Ah-Horizont)Anzahl n - 28 - 24 - 28 - 2850. Perzentil k.A. 0,1 k.A. < 1 k.A. 14 k.A. < 0,0590. Perzentil k.A. 0,4 k.A. 14 k.A. 21 k.A. 0,08Literatur Seite 215UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>177


Hintergr<strong>und</strong>werte <strong>für</strong> organische Schadstoffe in brandenburgischen BödenOhne regionale Differenzierung; Angaben in µg/kgPAK 16 B(a)p Flu HCB HCH HCH PCB6 DDXAcker (Oberboden, Ap-Horizont)Anzahl n 201 201 201 262 262 262 222 25550. Perzentil 164 11 24


Interpolationskarte der flächenhaften Verteilung der polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (links) sowie des Cadmiums(rechts) im Oberboden in der Stadt Brandenburg/HavelBodenbelastung anzunehmen. Bei Cadmium sind dieÜberschreitungen der Vorsorgewerte schwerpunktmäßigim etwas westlich gelegenen Industriegebietzu erkennen, in dem bis 1992 ein Stahl- <strong>und</strong> Walzwerkbetrieben wurde. Überschreitungen von Prüf<strong>und</strong>Maßnahmewerten wurden in den Untersuchungenaußerhalb von Altlastenverdachtsflächen nichtgef<strong>und</strong>en.Die Methodik der Interpolationskarten ist zur Kennzeichnungvon Gebieten mit erhöhten Schadstoffgehaltengeeignet <strong>und</strong> wird vor allem bei Entwicklungs<strong>und</strong>Planvorhaben eingesetzt. Die erhobenen Datenfließen in das Bodenzustandskataster ein <strong>und</strong> werdendort <strong>für</strong> alle Fragen der Bodenschutzbewertunggenutzt.8.2 BodendauerbeobachtungDas b<strong>und</strong>esweit abgestimmte Messnetz der Boden-Dauerbeobachtung dient der regelmäßigen Erfassungvon Bodenzustand, Bodennutzung <strong>und</strong> Bodenfunktionenauf ausgewählten Messflächen [1]. ImLand Brandenburg befinden sich 30 Basis-Bodendauerbeobachtungsflächenseit 1996 im kontinuierlichenMessbetrieb (Abb.).Als drei wesentliche Ziele der Boden-Dauerbeobachtungsind zu nennen:Literatur Seite 215UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>179


Liste der chemischen Untersuchungsparameter des Oberbodens sowie der bodenbiologischen Untersuchungenauf den Boden-Dauerbeobachtungsflächen (Basis-BDF) in BrandenburgI. Chemische ParameterGr<strong>und</strong>parameter:pH-Wert (CaCl 2 ), elektrische Leitfähigkeit, C ges. , C org, , CarbonatgehaltAustauschkapazität <strong>und</strong>potenzielle <strong>und</strong> effektive Kationenaustauschkapazität : (Ca, Mg, Na, K); oxalat- <strong>und</strong> dithionit-Versauerungsindikator:lösliches EisenKönigswasserextrahierbare Gehalte: Cd, Cr, Cu, Hg, Ni, Pb, Zn, MnTotalgehalte:Cd, Cr, Cu, Ni, Pb, ZnNährstoffe:Stickstoff, Phosphor <strong>und</strong> Kaliumgehalte (gesamt), Magnesiumgehalte, CalciumgehaltePolychlorierte Biphenyle:PCB-Summe nach BALLSCHMITERChlorpestizide:HCB, a-, g-HCH (Lindan) , DDD, DDT, DDE, a-EndosulfanPolyzyklische aromatischeKohlenwasserstoffe:16 PAK nach EPAPolychlorierte Dibenzodioxine /DibenzofuranePCDD/ PCDF (ITE)Langlebige Radionuklide:137Cs, 134CsHerbizide:2,4,-D; Dichlorprop; IsoproturonNitroanilin:Trifluralin; Pen-di-methalinII. Bodenbiologische UntersuchungenMikrobielle BiomasseMikrobielle BasalatmungMetabolischer QuotientLumbriciden– langfristige Überwachung von Veränderungen desBodenzustandes.– Prognosen zum Bodenzustand <strong>und</strong> zur Früherkennungschädlicher Einwirkungen auf Böden.– Dokumentation des aktuellen Zustandes der Bödenals Referenz, z.B. bei Störfällen.In Abhängigkeit von der Untersuchungsdichte desBodenmonitorings werden zwei Intensitätsstufen unterschieden:die Basis-Bodendauerbeobachtungsfläche(BDF) zur Merkmalsdokumentation <strong>und</strong> die Intensiv-BDFzur zusätzlichen Prozessdokumentation.Die Merkmalsdokumentation auf der Basis-BDF erfolgtperiodisch je nach Untersuchungsparameter alle2 – 10 Jahre <strong>und</strong> ohne dauerhafte Installation vonMessgeräten. Diese bodenchemischen <strong>und</strong> bodenbiologischenUntersuchungen (Tab.) dienen zur aktuellenZustandsbeschreibung des Wasser-, Nährstoff-<strong>und</strong> Humushaushalts, der Filtereigenschaft <strong>und</strong>der Schadstoffanreicherungen <strong>und</strong> -verlagerungensowie der Versauerungs- <strong>und</strong> Pufferungsprozesse.Ergänzt werden sie durch bodenbiologische Untersuchungen,die Aufschluss über die Entwicklung derBodenfruchtbarkeit, der Stoffumsetzung sowie überVeränderungen von Standortverhältnissen geben.Unter Wald werden weitere sechs Dauerbeobachtungsflächendurch die Landesforstanstalt Eberswaldeim Rahmen der forstlichen <strong>Umwelt</strong>kontrolle betrieben.Die Forstflächen sind in das europaweite level-II-Messnetzintegriert. Ergänzend werden hierKomponenten des Energie- <strong>und</strong> Stoffhaushalts sowiezeitlich höher aufgelöste biologische Systemreaktionenuntersucht.Ergebnisse aus BDF-Intensivmessflächen sollenspezielle Problemfelder dokumentieren <strong>und</strong> Gefährdungspotenzialeu.a. <strong>für</strong> den Boden aufzeigen. DieIntensiv-Messflächen haben somit eine Frühwarnfunktion<strong>und</strong> dienen als Kontroll- <strong>und</strong> Entscheidungsinstrument<strong>für</strong> notwendige umweltpolitische Maßnahmen.So ist es z.B. <strong>für</strong> die Beurteilung des Zustandes<strong>und</strong> des Gefährdungspotentials des Bodens in seinerFunktion als Bestandteil des Naturhaushalts, insbesonderemit seinen Wasser- <strong>und</strong> Stoffkreisläufen, notwendig,die Wasser- <strong>und</strong> Stoffflüsse an den Systemgrenzenzu kennen.Zur Evaluierung einer Feldmethode, mit der die Tiefenversickerung<strong>und</strong> Stoffauswaschung aus der Wurzelzoneabzuschätzen ist, wurden in Zusammenarbeitmit dem Zentrum <strong>für</strong> Agrarlandschafts- <strong>und</strong>Landnutzungsforschung e.V. Müncheberg bodenhydrologischeMessungen auf der Boden-DauerbeobachtungsflächeSchönhagen durchgeführt [2].Bodenhydrologische Messungen bieten eine Möglichkeit,die Wasserhaushaltsgrößen <strong>und</strong> Stoffbilanzgrößenin situ zu quantifizieren. Durch qualitativ hochwertigeMessinstrumente (Tensiometer, TDR-Geräte oderSaugsonden), gekoppelt an eine kontinuierliche Datenaufzeichnung,können unter natürlichen Bedingungenganzjährig hydrologische Informationen gewonnen werden,die Aufschlüsse zur Versickerungs- <strong>und</strong> Stoffverla-180 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


gerungsdynamik geben. Das Messkonzept ist in folgenderAbbildung graphisch dargestellt.Messkonzept <strong>für</strong> bodenhydrologische Messungen auf der BodendauerbeobachtungsflächeSchönhagenAuf sickerwasserbestimmten Standorten wird die untereSystemgrenze durch die hydraulische Scheideim Boden gekennzeichnet. Im Bodenwasser gelösteNähr- <strong>und</strong> Schadstoffe, die bis in diese Tiefe vorgedrungensind, sind durch die Pflanze nicht mehr nutzbar<strong>und</strong> können eine mögliche Gefährdung <strong>für</strong> Gr<strong>und</strong><strong>und</strong>Oberflächenwässer darstellen.Das bodenhydrologische Regime in der Wurzel- <strong>und</strong>Kapillarzone ist sehr dynamisch. Entwässerungs<strong>und</strong>Befeuchtungsprozesse wechseln sich ab <strong>und</strong> inAbhängigkeit von der Richtung des Potentialgradientenerfolgt die Wasserbewegung abwärts durchSickerung oder aufwärts durch kapillaren Wasseraufstieg.Mit zunehmender Tiefe tritt eine Dämpfung<strong>und</strong> Vereinheitlichung von Wasser- <strong>und</strong> Stofftransportprozessenein.Unterhalb der hydraulischen Scheide erfolgt die Wasserbewegungausschließlich vertikal abwärts. Dasbodenhydrologische Regime unterliegt nur noch einergeringen Dynamik. Wassergehaltsänderungen inTagesintervallen sind vernachlässigbar <strong>und</strong> erlaubeneine stationäre Betrachtung der Wasserbewegung.Die Flussrichtung wird bestimmt von der ungesättigtenhydraulischen Leitfähigkeit <strong>und</strong> dem hydraulischenGradienten.Eine Analyse des Zeitverlaufes des hydraulischenGradienten zeigt, dass die Abweichung vom Einheitsgradientengering ist (Abb.).Zeitverlauf des hydraulischen Gradienten in einem Sandboden (3 m Tiefe)<strong>und</strong> SickerwasserdynamikSchema zur Sickerwasserberechnung aus Wassergehaltsmessungenunterhalb der hydraulischen ScheideSo betrug die Differenz, die bei der Berechnung derSickerwasserraten mit dem Einheitsgradienten <strong>und</strong>mit Berücksichtigung des gemessenen Gradientenauftrat, im Zeitraum von drei Jahren nur 6 mm.Damit wird die Sickerwassergeschwindigkeit von derhydraulischen Leitfähigkeit bestimmt, deren Messungdas besondere Interesse gilt. Die ungesättigte hydraulischeLeitfähigkeit ist eine Funktion des Wassergehaltes<strong>und</strong> kann über Laborverfahren ermitteltwerden. Eine größere Treffsicherheit <strong>und</strong> Repräsentanzals mit Laborkennwerten wird jedoch mit Feldmessungenerreicht.Nachfolgend wird die Ermittlung der ungesättigten hydraulischenLeitfähigkeit aus Feldmessungen <strong>und</strong> dieKalibrierprozedur beschrieben (Abb.). Saugspannung<strong>und</strong> Wassergehalt werden in Tagesschritten unterhalbder hydraulischen Scheide (in Sandböden in3 m Tiefe) gemessen (Position 1).Die daraus ermittelte Feld-pF-Kurve wird mit derFunktion nach [3] gefittet <strong>und</strong> die relative k-Funktionnach [4] berechnet (Position 2). In einer Winterperiodevon November bis Februar wird die Wasserbilanzam bodenhydrologischen Messplatz ermittelt (Position3). Gemessen werden die Klimadaten (Windge-Literatur Seite 215UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>181


schwindigkeit, Luftfeuchte, Globalstrahlung, Niederschlag)<strong>und</strong> die Bodenfeuchtetiefenverteilung im Bodenprofilzu Beginn <strong>und</strong> Ende des Messzeitraumes.Aus den Bodenfeuchtemessungen ergibt sich die Bodenwasserspeicherdifferenzim Zeitraum <strong>und</strong> ausden Klimadaten wird die Evapotranspiration berechnet.Die hieraus bilanzierte Gesamtsickermenge Vdes betrachteten Zeitraums (Position 3) wird anschließenddurch eine berechnete relative GesamtsickermengeVr (Position 4). dividiert. Als Ergebnis erhältman einen Transformationskoeffizient, der demKs-Wert der kalibrierten k-Funktion entspricht (Position3). Mit der so kalibrierten k-Funktion kann jetztder reale Sickerwasserverlauf auf der Basis von Wassergehaltsmessungenberechnet werden. Wenn diekalibrierte Funktion vorliegt, kann der Sickerwasserverlaufzukünftig ausschließlich aus den Wassergehaltsmessungenin der Tiefe unterhalb der hydraulischenScheide berechnet werden. Informationenzum Niederschlag, zur Evapotranspiration oder zurBodenfeuchte oberhalb der Messtiefe sind dann nichtmehr erforderlich.Die Verfahrensprüfung erfolgte durch einen Vergleichder mit dieser Methode ermittelten Sickerwasserratenmit Ergebnissen des Simulationsmodells MIKESHE [5]. Es konnte im Vergleich eine befriedigendeÜbereinstimmung erzielt werden (Abb.), so dass dieEignung dieser Vorgehensweise bestätigt wurde.In etwa 3 m Tiefe der Wassergehaltsmessungen wurdenBodenwasserproben mit Saugsonden gewonnen<strong>und</strong> die Stoffkonzentrationen (Nitrat, Phosphat, Sulfat)im Labor analysiert. In Verbindung mit den Sickerwasserratenkann dann die Fracht berechnet werden[6]. Es zeigt sich, dass bei den Stoffkonzentrationen,ähnlich wie bei den Wassergehaltsmessungen dieVariabilität mit zunehmender Tiefe abnimmt <strong>und</strong> unterhalbder hydraulischen Scheide (auf Sandböden in3 – 5 m Tiefe) schon mit wenigen Wiederholungeneine treffsichere Aussage erzielt werden kann.Sickerwasserverlauf auf einer Tieflehmfahlerde, 3 m Tiefe, Vergleich vonSimulationsergebnissen (MIKE SHE) mit bodenhydrologischen MessungenDie angewandten bodenhydrologischen Methodenhaben sich als gr<strong>und</strong>sätzlich geeignet erwiesen, umBewertungen des Bodens in seiner Funktion als Bestandteildes Naturhaushalts, insbesondere mit seinenWasser- <strong>und</strong> Stoffkreisläufen, im Rahmen derBodendauerbeobachtung durchführen zu können.8.3 Schutzflächensystem <strong>für</strong> naturnaheWaldböden• ZielstellungDas B<strong>und</strong>esbodenschutzgesetz zielt darauf ab, Beeinträchtigungenvon Böden mit besonderer Funktionals Archiv <strong>für</strong> die Natur- <strong>und</strong> Kulturgeschichte so weitwie möglich zu vermeiden. Primär natürliche Waldbödenstellen ein solches Archiv zur Schaffung einerVergleichsbasis <strong>für</strong> anthropogenen Bodenwandeldar.Ermittlung, Untersuchung <strong>und</strong> Beschreibung primärnatürlicher Waldböden erfolgten in einem mit derFachhochschule Eberswalde gemeinsam durchgeführtenProjekt, dessen Ziel darin bestand, auf derBasis der Methoden der Naturraumerk<strong>und</strong>ung einBewertungsverfahren zu entwickeln, mit dem dernatürliche Status von Böden beschrieben werdenkann.Die beispielhafte Überprüfung der entwickelten Methodikfand in ausgewählten Bereichen des ForstamtesTemplin im Norden Brandenburgs statt.• Methodisches HerangehenIn der forstlichen Naturraumerk<strong>und</strong>ung werden Bodengesellschaftenals Bodenmosaiktypen klassifiziert,in denen definierte Substrat- <strong>und</strong> Bodenprofilkombinationenauftreten. Die Bodenmosaike bildenzusammen mit den zugehörigen Klima-, Hydromorphie-<strong>und</strong> Reliefkombinationen (-mosaike) das sogenannteStandortmosaik (Abb.).Die Vegetationswirksamkeit eines Mosaikareals lässtsich über die sog. Ökochorengruppe ausdrücken, diedie Naturraumeigenschaft des Mosaiks charakterisiert.Die Ökochorengruppe wird durch die vorzufindendenStandort- sowie Vegetationsformen bestimmt.Für die einzelnen Komponenten lassen sichrelativ stabile, nicht ohne weiteres beeinflussbareStammeigenschaften von labilen, beeinflussbarenZustandseigenschaften unterscheiden. Aus dem Vergleichbeider lassen sich Aussagen zum Wandlungsaspektder Böden ableiten. Reversible (rückwandelbare)Veränderungen des Bodenzustandes werdenals Abweichstufen zwischen Stamm- <strong>und</strong> Zustandseigenschaftenerfasst, während irreversible (dauerhafte)Veränderungen durch wiederholte Bodenkartierung<strong>und</strong> durch Ableitung aus dem Mosaikzusammenhangerk<strong>und</strong>et werden [1].182 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Der Gr<strong>und</strong>gedanke der hier zu entwickelnden Bewertungsmethodikliegt darin, dass <strong>für</strong> die Bewertung der Naturnähezwei Voraussetzungen gegeben sein müssen:Die Kombination der Boden <strong>und</strong> Landschaft beeinflussenden Komponenteneines Standorts (nach [1], vereinfacht)1. Die Stammeigenschaften der betreffenden Bödensollten den natürlichen, unveränderten Status wiedergeben<strong>und</strong>2. der Vergleich von Stamm- <strong>und</strong> Zustandseigenschaftensollte eine nur sehr geringe Abweichungvon den Erwartungswerten zulassen.Die Auswahl von Böden mit naturnahen, unverändertenStammeigenschaften erfolgte auf der Basisder Naturraummosaikkarten. Neben der Natürlichkeitspielten bei der Auswahl auch die Kriterien Repräsentanz<strong>und</strong> Erreichbarkeit eines hinreichendenSchutzstatus eine Rolle. Böden, die diese Voraussetzungerfüllen, wurden hinsichtlich der Übereinstimmungvon Stamm- <strong>und</strong> Zustandseigenschaftenauf Basis der Kartierungsunterlagen überprüft.Diesem Auswahlschritt folgte anschließend ein Validierungsschritt<strong>für</strong> die Bewertung der Naturnähe inForm einer Bodenprofiluntersuchung im Gelände.Das zu untersuchende Bodenprofil war in den ausgewähltenBodenmosaiken so anzulegen, dass es analogden Weiserprofilen der forstlichen Standortkartierungeine <strong>für</strong> das Kartiergebiet typische <strong>und</strong>/oder verbreiteteBodenform zu erfassen hatte (Abb.).Bodenmosaikausschnitt Möncheichen [4]Die Profilaufnahme erfolgte parallel sowohl nach derAnleitung der forstlichen Standortserk<strong>und</strong>ung [2] alsauch nach der Kartieranleitung der geologischenLandesämter [3]. Im Folgenden werden die Ergebnisseanhand eines untersuchen Bodenmosaiks, den„Möncheichen“ näher beschrieben.• Bodenmosaikausschnitt „Möncheichen“Ein aus den Naturraummosaikkarten ausgewählterMosaikausschnitt mit zu erwartender hohen Naturnähestellt der Bereich „Möncheichen“ in der GemarkungMenz im Landkreis Oberhavel dar. Er liegtim Naturraumbezirk Rheinsberg-Mirower Seenmoräne,der Teil des Naturraumgebietes MittelmecklenburgerJungmoränenland ist. Klimatisch geprägt wirddas Mosaik durch das Ostmecklenburg-NordbrandenburgerSeeplanarklima.Folgende Abbildung zeigt den Mosaikausschnitt ausder Forstlichen Standortkarte. Die den Ausschnittkennzeichnenden Stamm-Ökotopgruppen sind ingroßer roter Schrift gekennzeichnet. Im diesem Fallliegt als Ökochore ein mäßig nährhaltig (M..) - mittelfrisch(..M) - klimafeuchtes Mosaik mit Hainrispen-Buchenwaldvor. 30 % der Ökotope weisen einen etwasbesseren als den mäßigen Nährstoffstatus auf (ökologischeNährkraftstufe K..= kräftig) [3].Als natürliche Vegetation am Standort zählt Buchenwaldmit Trauben-Eiche, Kiefer <strong>und</strong> Birke. Einestarke Zäsur der Waldentwicklung im Betrachtungsraumstellte der Beginn der hochmittelalterlichen Landeserschließungseit dem 12./13. Jahrh<strong>und</strong>ert dar.Dabei wurden besonders Eichen, aber auch Rot- <strong>und</strong>Hainbuchen herausgeschlagen. Die Ausräumung derWälder setzte sich im Verlauf der Neuzeit fort, wobeium 1600 verstärkt auch Erlen- <strong>und</strong> seit etwa 1700 dierestlichen Eichenbestände, einschließlich Birke betroffenwaren. Zwischen 1750 <strong>und</strong> 1786 wurdengroße Mengen Brenn- <strong>und</strong> Bauholz nach Berlin verbracht.Nur einzelne Eichen, Buchen <strong>und</strong> Kiefern bliebenals Samenbäume erhalten. Die Periode geregelterForstwirtschaft ab etwa 1830 begünstigte überwiegenddie Kiefer.Die Standortformen des Mosaikareals lassen sich ausden Klimaeigenschaften, der Bodenform, der Gr<strong>und</strong>-Literatur Seite 216UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>183


<strong>und</strong> Stauwasserform <strong>und</strong> der Reliefform ableiten. Imausgewählten Beispiel wird das Standortmosaik durchanhydromorphe Sandböden im Kuppenrelief, ausgeprägtals Sand-/Grand-Braunerden, charakterisiert(Bezeichnung nach [2]: AS s/gB I ko m).Weiterhin ist in der Abbildung die Ausstattung des Mosaiksan Bodenformen zu erkennen. Hierbei wird unterschiedenzwischen der Boden-Stammform, gekennzeichnetdurch die kleinere rote Schrift, sowieder Boden-Zustandsform, gekennzeichnet durch diegrüne Schrift. Während die Boden-Stammformschwer veränderbare Eigenschaften (Substrate, Bodentypen)beschreibt, werden die leichter veränderlichenEigenschaften des Bodens durch die Humusformcharakterisiert (Abb.).Zur Charakterisierung der Nährkraft, d.h. der Gesamtheitaller vegetationswirksamen Nährstoffe, werdenweiterhin sog. Feinbodenformen ausgewiesen,die im wesentlichen durch Gehalte an Kalium, Magnesium,Calcium <strong>und</strong> Phosphor im Substrat (ausgedrücktals lithochemische KMgCaP-Serie) klassifiziertsind <strong>und</strong> durch Lokalnamen beschriebenwerden. Im vorliegenden Mosaikausschnitt sind überwiegendBergrader Sand-Braunerden, JülchendorferGrand-Braunerden, sowie kleinflächig GrünebergerSand-Braunerde <strong>und</strong> Petznicker Grand-Braunerdezu finden. Die Unterschiede der Feinbodenformen liegenin den Sand- <strong>und</strong> Grandanteilen bzw. in der Tiefeder Karbonatgrenze. Die Anlehmigkeit im Oberbodensowie die lithochemische KMgCaP-Serie sind vergleichbar<strong>und</strong> lassen sich der Serie I (hoher Gehaltaller vier Elemente) zuordnen.Diese zwei Sand-Braunerden <strong>und</strong> die zwei Grand-Braunerden sind die gesuchten Böden, die denprimär natürlichen Status kennzeichnen <strong>und</strong> zurErstauswahl des Bodenmosaiks „Möncheichen“ führten.Seit dem Ende des Spätglazials kann ihre Oberflächeals unverändert eingestuft werden, Anzeichenmenschgemachter Überformung fehlen. Die aktuelleVegetation kann als naturnah angesehen werden.Die angesprochene Humusform steht nach Angabender Naturraumkartierung im Gleichgewicht mit derStamm-Bodenform, woraus abgeleitet werden kann,dass ein erfolgter Fremdstoffeintrag wohl vernachlässigbar<strong>und</strong> ein weitgehend natürlicher Bodenchemismusam Standort zu erwarten ist. Die Übereinstimmungvon Stamm- <strong>und</strong> Zustandsbodenform wirddaher als Ausdruck der Naturnähe des Bodenzustandesinterpretiert.Zur Überprüfung dieser These wurde in einem zweitenSchritt eine Profilbeschreibung, -analyse <strong>und</strong>anschließende Bewertung durchgeführt.• Profilbeschreibung <strong>und</strong> -bewertungDer Profilaufbau <strong>für</strong> einen Mosaikausschnitt wird gezeigt(Abb.). Die Gliederung des Profils erfolgt dabeinach der forstlichen Standortserk<strong>und</strong>ungsanleitung [2].Untersuchungsprofil der Grüneberger Sand- Braunerdeim Mosaikausschnitt Naturwald Möncheichen [4]Das Substratprofil beschreibt das Ausgangssubstrat(S’’’) sowie hieraus periglaziär entstandene Schichten(S’’ <strong>und</strong> S’), bedingt durch lateralen Zutrag bzw.aus Resten einer ehemals hangenden Schicht. Dergegenüber S’’ erhöhte Schluffgehalt in S’ stammt auslateralem äolischem Zutrag während der Bildungszeitder periglaziären Deckzone.Das Perstruktionsprofil zeigt die vorherrschendedreigliedrige Perstruktionsserie in der Folge d-e-z-h.Der Begriff der Perstruktion bezeichnet solimixtiveProzesse in der Auftauzone während der Dauerfrostbodenperiodedes Periglazials. Die hierbei entstehendenProfilbereiche lassen sich in Deckzonen (d),Übergangs- (e, z) <strong>und</strong> Basiszonen (h) unterscheiden<strong>und</strong> sind von Kopp 1970 [5] beschrieben worden. DasHorizontprofil zeigt – obwohl in den Karten als Braunerdebezeichnet – eine der Fahlerde ähnliche Folgeaus ABv-Bv-(Et).Nach allen drei Merkmalen der Profilgliederung repräsentiertdas Profil eine seit dem Spätglazial unveränderteBodenoberfläche <strong>und</strong> erfüllt damit eineder wichtigsten Forderungen an Archivböden mitprimär natürlichem Status.Die laboranalytischen Untersuchungen erfolgten anhandder in der Naturraum- <strong>und</strong> Standortserk<strong>und</strong>ungüblichen Bodenuntersuchungen.Darüber hinaus wurden Untersuchungen zu Bodenfeuchte,Bodenstruktur sowie zu ausgewählten Schwermetallgehaltenvorgenommen (Tab.).184 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Schwermetallgehalte (mg/kg TM) in verschiedenen Tiefenstufen des untersuchten Weiserprofils [1]Blei Cadmium Chrom Kupfer Nickel Quecksilber Zink(Pb) (Cd) (Cr) (Cu) (Ni) (Hg) (Zn)bis 0 35 0,21 9,1 7,6 5,9 0,16 370 - 10 cm 16 0,23 9,3 2,6 6,6 0,06 4010 - 25 cm 36 0,47 9,5 5,7 7,7 0,13 61VW * 40 0,4 30 20 15 0,1 60* BBodSchV, Vorsorgewerte <strong>für</strong> die Bodenart Sand, 0 - 30 cmIm Vergleich der Stammeigenschaften als Bezugsbasis<strong>für</strong> die Natürlichkeit des Weiserprofils mit den<strong>für</strong> die Bodenform als Normalität geltenden Wertendes Merkmalsspiegels <strong>für</strong> die Grüneberger Sand-Braunerde führen die laboranalytischen Bef<strong>und</strong>e zunachfolgenden Aussagen:Die Horizontfolge des Untersuchungsprofils ist feinergegliedert als die verallgemeinerte Horizontfolgebeim Merkmalsspiegel.Das Körnungsprofil entspricht den Allgemeinwertendes Merkmalsspiegels, d.h. es bleibt mit vorherrschendemMittelsand in dem etwas breiteren Rahmendes Merkmalsspiegels vom Mittel- bis zum Feinsandsowie einem anlehmigen Bv-Horizont. Darunterfolgt reiner Sand mit einem Ton-Schluffgehalt unter10 %.Das Humusprofil entspricht etwa jenem des Merkmalsspiegels.Unterhalb des Bv-Horizontes ist derBoden fast humusfrei, in den oberen 5 cm des A-Horizontesist das Untersuchungsprofil aber deutlich humusreicherals der Wert des Merkmalsspiegels.Der NtCt-Wert (Nt in % von Ct) im oberen A-Horizontzeigt den Übergang zur natürlichen Gleichgewichts-Humusform, dem mullartigen Moder, an. Die Tiefengradientender Basensättigung lassen auf den Einflussrelativ geringer Karbonattiefe schließen. Entsprechendverläuft auch der pH-Tiefengradient. Inden Gesamtgehalten an Kalium, Magnesium, Calcium<strong>und</strong> Phosphor entsprechen die Werte des Weiserprofilsden Definitionswerten <strong>für</strong> die lithochemischeKMgCaP-Serie I.Die Vorratswerte von Kalium liegen im Untersuchungsprofil<strong>und</strong> im Merkmalsspiegel nahe beieinander,die des Magnesiums <strong>und</strong> des Calciums liegenbeim Untersuchungsprofil höher. Auch <strong>für</strong> Stickstoffist der Vorrat des Untersuchungsprofils höher, wasauf den mächtigen A-Horizont <strong>und</strong> den sich darausergebenden Humusvorrat zurückzuführen ist. Auffälligist das hohe Porenvolumen, das in allen Bodenlagenzu finden ist.Das Untersuchungsprofil wird entsprechend seinerBoden-, Relief- <strong>und</strong> Klimaform der Stamm-Ökotop-gruppe kräftig-mittelfrisch-klimafeucht mit derStamm-Vegetationsform Goldnessel-Buchenwaldzugeordnet. Differenziert man die Stamm-Nährkraftstufein fünf Unterstufen, so gehört die GrünebergerSand-Braunerde zur 5. Unterstufe, steht also imÜbergang zur Nährkraftstufe mittel. Von daher ist dievon der natürlichen Gleichgewichts-Humusform abweichendegegenwärtige Humusform mit nur Hainrispen-Eichen-Buchenbestandlediglich als leichteDegradation zu beurteilen. Aus diesen Bef<strong>und</strong>enlässt sich eine relativ hohe Naturnähe des Bodenzustandesableiten.Der Bodenmosaikausschnitt Möncheichen wurde1999 von der Landesforstanstalt Eberswalde als Naturwaldreservatausgewiesen, somit ist ein hinreichenderSchutzstatus gegeben.• AusblickDie Untersuchung beschreibt die Herangehensweisebei der Bewertung primär natürlicher Waldböden inihrer Funktion als Archive der Natur- <strong>und</strong> Kulturgeschichteanhand der Methoden der Naturraumerk<strong>und</strong>ung.Die Ergebnisse stellen eine Vergleichsbasis zurBewertung des anthropogenen Bodenwandels dar.Die gewonnenen Daten werden in das bodenschutzbezogeneInformationssystem FISBOS (Bodenzustandskataster<strong>und</strong> Bodenplanungskataster) aufgenommen<strong>und</strong> stehen damit sowohl <strong>für</strong> den Bodenschutzvollzugals auch <strong>für</strong> Aufgaben <strong>und</strong> Erfordernisseder räumlichen Planung zur Verfügung.8.4 Archivböden – das Gedächtnisdes BodensDie Erhaltung der natürlichen Bodenvielfalt mit ihrenverschiedenen Merkmalsausprägungen ist eine wesentlicheGr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Ausbildung vielfältigerTier- <strong>und</strong> Pflanzengemeinschaften. Regionale Bodenunterschiedesind damit auch <strong>für</strong> die Ausprägungverschiedenster Landschaften verantwortlich [1].Nach dem Landschaftsprogramm Brandenburg [2] istdie Vielfalt der unterschiedlichen Bodentypen in Brandenburgzu erhalten. Dies gilt insbesondere <strong>für</strong> Bereichemit seltenen <strong>und</strong> geowissenschaftlich bedeut-Literatur Seite 216UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>185


samen Böden. Dabei gelten Sicherung beziehungsweiseSchutz dieser naturraumprägenden Böden vorFlächeninanspruchnahme oder Veränderungen alslandesweite Ziele.Zu den schützenswerten Bodenfunktionen nach demB<strong>und</strong>es-Bodenschutzgesetz [3] gehört auch dieFunktion des Bodens als Archiv der Natur- <strong>und</strong> Kulturgeschichte.Ein realistisches Anliegen des Bodenschutzes ist es,die schutzwürdigsten Archivböden zu ermitteln <strong>und</strong>vor Beeinträchtigungen beziehungsweise Zerstörungenzu schützen. Dazu ist es erforderlich, diese Belangedes Bodenschutzes stärker in Planungs- <strong>und</strong>Genehmigungsverfahren einfließen zu lassen.Eine Hauptursache <strong>für</strong> die bisher oft vernachlässigteBetrachtung der Archivfunktion bei der Bewertungdes Schutzgutes Boden in den genannten Verfahrensowie den dadurch bedingten Verlust wichtiger Archivbödenwird in der ungenügenden Kenntnis desWertes <strong>und</strong> der Schutzwürdigkeit dieser Böden gesehen.Zielstellung einer als LUA-Fachbeitrag, Heft-Nr. 99„Böden als Archive der Natur- <strong>und</strong> Kulturgeschichte –Ein Beitrag zur Darstellung der Archivfunktionen vonBöden in Brandenburg“ vorliegenden Dissertationwar es, eine transparente <strong>und</strong> objektivierte Methodezur Bewertung von Böden mit der genannten Funktion<strong>für</strong> das Land Brandenburg zu erarbeiten. Hierzuwaren Bewertungskriterien zu ermitteln <strong>und</strong> mit standardisierbarenParametern zu untersetzen. Für dieerforderlichen Kriterienuntersuchungen waren ausschließlichdigitale Datengr<strong>und</strong>lagen heranzuziehen.Auf Geländearbeiten wurde verzichtet.Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Erarbeitung der Bewertungsmethodeist eine Darstellung der b<strong>und</strong>esweiten Bewertungsansätzezur Ermittlung der Schutzwürdigkeitvon Böden insbesondere in ihrer Wahrnehmung alsArchive der Natur- <strong>und</strong> Kulturgeschichte. Im Weiterenwerden die Bewertungskriterien Seltenheit, Flächengröße,Naturnähe, Repräsentanz, Regenerierbarkeit,Alter <strong>und</strong> sonstige Kriterien beschrieben <strong>und</strong> bei Eignungmit einem Bewertungsvorschlag in die zu entwickelndeBewertungsmethode aufgenommen. Hierbeierfolgt eine Untersetzung der Bewertungskriterienmit Parametern.Für die Kriterien Seltenheit <strong>und</strong> Naturnähe erfolgtenUntersuchungen zur Anwendbarkeit der Bewertungsvorschläge.Dabei dienten die digitalen bodengeologischenKarten des <strong>Landesamt</strong>es <strong>für</strong> Bergbau,Geologie <strong>und</strong> Rohstoffe Brandenburg (LBGR) <strong>für</strong> dasKriterium Seltenheit als Datengr<strong>und</strong>lage. Als Untersuchungsgebietwurde die Bodengeologische Karte„Blatt Potsdam“ im Maßstab 1:50 000 gewählt [4]. DieUntersuchungen wurden anhand von Flächenbodenformenauf Basis des Parameters „relatives Flächenbodengewicht“durchgeführt. Für das Kriterium Naturnähebildeten die digitalen Daten der landesweitvorliegenden CIR-Biotoptypen- <strong>und</strong> Landnutzungskartierung(Maßstab 1:10 000) die Gr<strong>und</strong>lage.Die entwickelte Methode <strong>für</strong> Böden als Archive derNaturgeschichte unterscheidet zwei verschiedeneBewertungsansätze. Bei einer flächenhaften Bewertungeignet sich das Kriterium Seltenheit als Basiskriterium.Diesem werden die Kriterien Naturnähe, Altersowie Art <strong>und</strong> Ausprägung zugeordnet. Für charakteristische<strong>und</strong> typische Böden, die nicht über eineflächenhafte Betrachtung zu erfassen sind, wird dasKriterium Repräsentanz als Basiskriterium definiert.In den einzelnen Bewertungsebenen der Methode istneben der Erfüllung der genannten Kriterien die Existenzeiner wissenschaftlichen Dokumentation <strong>für</strong> denjeweiligen Untersuchungsstandort abzuprüfen.Archivböden der Kulturgeschichte sind über einenflächenhaften Ansatz nicht zu erfassen, da es sichhierbei um Einzelobjekte handelt, die punktförmigauftreten oder eine kleinflächige Ausdehnung aufweisen.Potenzielle Archivböden der Kulturgeschichtewerden in der vorliegenden Arbeit in einer Liste aufgeführt.Der <strong>für</strong> die Bewertung von Böden in dieserFunktion gewählte Ansatz basiert auf dem KriteriumSeltenheit. Die Bewertung der Erfüllung dieses Kriteriumshat hierbei durch Expertenwissen zu erfolgen.In den weiteren Bewertungsschritten erfolgt eine Betrachtungder zugeordneten Kriterien Alter, Art <strong>und</strong>Ausprägung sowie Repräsentanz, bevor das Vorliegeneiner wissenschaftlichen Dokumentation <strong>für</strong> denjeweiligen Untersuchungsstandort zu prüfen ist.186 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


Die nun vorliegende Methode ist transparent <strong>und</strong>nachvollziehbar. Geeignete Kriterien wurden parameterisiert<strong>und</strong> miteinander verknüpft. Es können„besonders wertvolle“ <strong>und</strong> „wertvolle“ Archivböden ermittelt<strong>und</strong> flächenhaft ausgegrenzt werden. Die vorliegendeBewertungsmethode stellt eine objektivierteAlternative zu b<strong>und</strong>esweit bestehenden Methodenansätzendar, die jedoch häufig aufgr<strong>und</strong> ihres Listencharakterssubjektive Prägungen aufweisen. Mitder Anwendung der Methode wird eine größere Planungswirksamkeitim Land Brandenburg erwartet alssie mit den bisherigen Bewertungsansätzen in Planungs-<strong>und</strong> Genehmigungsverfahren <strong>für</strong> Archivbödenerreicht werden konnte.8.5 Bodenorganismen als Indikatorender BodenqualitätIm Boden lebt eine große Vielfalt von Bakterien, Pilzen,Algen sowie tierischer Ein- bzw. Vielzeller. DieseOrganismen bilden komplexe Biozönosen <strong>und</strong> sindauf spezielle Art an ihr Biotop angepasst. Durch ihreLebenstätigkeit nehmen sie entscheidenden Einflussauf zahlreiche bodenbildende Prozesse sowie die Eigenschaftender Böden als Pflanzenstandort <strong>und</strong> somitauf die Lebensgr<strong>und</strong>lage des Menschen. Darausergibt sich zwangsläufig die auch gesetzlich verankerteNotwendigkeit den Boden zu schützen <strong>und</strong> inseiner Funktionalität zu erhalten.Neben den physikalischen <strong>und</strong> chemischen Eigenschaftendes Bodens werden deshalb in Monitoringprogrammenwie der Boden-Dauerbeobachtungauch bodenbiologische Parameter untersucht. Nur solassen sich schädliche Bodenveränderungen in einemintegrierten Ansatz rechtzeitig erkennen <strong>und</strong> vermeiden.Für die im Rahmen der Boden-Dauerbeobachtung imLand Brandenburg erhobenen bodenbiologischen Datenentwickelte das Zentrum <strong>für</strong> Agrarlandschafts- <strong>und</strong>Landnutzungsforschung e.V. (ZALF) in Kooperationmit Frau Dr. Stefanie Krück, freie Beraterin <strong>für</strong> pflanzenbaulicheForschung <strong>und</strong> Bodenbiologie, Berlin, innerhalbdes F/E-Vorhabens „Indikation der Lebensraumfunktiondes Bodens – Zielwerteableitung ausgewählterOrganismengruppen der Bodenmakrofauna imRahmen von Erhebungen auf Boden-Dauerbeobachtungsflächen(BDF)“ ein Bewertungssystem.Zur Erarbeitung von Erwartungswerten der Makrofaunaauf den Boden-Dauerbeobachtungsflächen desLandes Brandenburg wurden die Lumbriciden (Regenwürmer),ein obligatorischer Untersuchungsparameterauf Boden-Dauerbeobachtungsflächen, alsBeispielorganismen ausgewählt. Lumbriciden sindBewohner der Bodenlösung <strong>und</strong> haben aufgr<strong>und</strong> ih-rer dünnen Epidermis wenig Schutz gegenüberungünstigen Bodenbedingungen. Sie werden deshalbdurch zahlreiche bodenphysikalische <strong>und</strong> bodenchemischeEigenschaften, vor allem aber durchdie Bodenfeuchte, Bodentemperatur, Bodenart, Bodenstruktur<strong>und</strong> organische Bodensubstanz sowie zueinem gewissen Grad durch den pH-Wert beeinflusst[2, 6]. Andererseits beeinflussen Nutzung (Grünland,Acker) <strong>und</strong> Bewirtschaftungsintensität (Fruchtfolge,Bodenbearbeitung) die Entwicklung der Lumbricidenpopulationenebenfalls in starkem Maße [5, 4].Lumbriciden wurden bei der Statuserhebung auf allenBoden-Dauerbeobachtungsflächen (BDF) in denJahren 1994 bis 1996 untersucht. Diese Daten dientenals Gr<strong>und</strong>lage zur Ermittlung von Erwartungswertendes Lumbricidenbesatzes von Acker- <strong>und</strong>Grünlandstandorten in Brandenburg. Folgeuntersuchungenauf den Boden-Dauerbeobachtungsflächendes Landes Brandenburg in den Jahren 1999 bis2000 sowie 2004 bis 2005 dienten als Datenbasis <strong>für</strong>die Evaluierung der Erwartungswerte.• Ableitung eines Klassifizierungssystems desLumbricidenbesatzes als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> ErwartungswerteFür die Ableitung standorttypischer Besatzdichten<strong>und</strong> Artenspektren der Lumbricidenzönose wird dieAbhängigkeit der Populationsentwicklung von Bodeneigenschaftengenutzt. Hierzu ist es erforderlich, dassdie Wirkungszusammenhänge zwischen Bodeneigenschaften<strong>und</strong> Lumbricidenbesatz aufgedeckt<strong>und</strong> dass deutlich unterscheidbare Einflussfaktorenermittelt werden, um eine handhabbare Klassifikationzu erhalten. Häufig bedingen sich Bodeneigenschaftengegenseitig, d.h., sie sind nicht voneinander unabhängig,wie beispielsweise Ton- <strong>und</strong> Schluffgehaltoder die Bodengehalte an Gesamtkohlenstoff <strong>und</strong> organischemKohlenstoff (Multicollinearität). Mit derHauptkomponentenanalyse [1] bietet sich die Möglichkeit,abhängige Variablen zu bündeln <strong>und</strong> unabhängigeBeschreibungs- <strong>und</strong> Erklärungsvariablen,die Hauptkomponenten (Variablenbündel), aufzudecken.Es werden somit aus einer Vielzahl an Variablen wenigewichtige extrahiert, die mit einem Sammelbegriffaus den sie bildenden Variablen einen typischen Wirkungsaspektverdeutlichen können. Gr<strong>und</strong>lage derHauptkomponentenanalyse sind somit Variablen, diezueinander in Beziehung stehen, d.h. voneinanderabhängige Variablen, wobei das entsprechende Beziehungsgefügedurch eine Korrelationsmatrix verdeutlichtwerden kann.Im Ergebnis der Hauptkomponentenanalyse wurdenenge Beziehungen der Merkmale Ton <strong>und</strong> Schluff zurLiteratur Seite 216UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>187


Hauptkomponente 1 (Textur) <strong>und</strong> der Kohlenstoff<strong>und</strong>Stickstoffgehalte zur Hauptkomponente 2 (Nahrung)erkennbar. Da Merkmale des Lumbricidenbesatzesmit beiden Hauptkomponenten korrelierten, istableitbar, dass die Ausprägung des Lumbricidenbesatzesvon beiden Hauptkomponenten abhängig ist.Um Erwartungswerte standorttypischer Lumbricidenpopulationenzu bestimmen, wurden diese Beziehungenmittels Clusteranalyse [1] quantifiziert.Für die Textur wurde eine Gruppierung in fünf Gruppenvorgenommen. Die Ton- <strong>und</strong> Schluffgehalte imOberboden nehmen von der ersten zur fünftenGruppe kontinuierlich zu. Dies gilt auch <strong>für</strong> die Ton<strong>und</strong>Schluffgehalte im Unterboden, wobei hier dieTongehalte eine größere Varianz aufweisen. Wird dieTextur als Bodenart ausgedrückt, so umfasst die ersteBodenartengruppe die reinen Sandböden, diezweite Gruppe die schluffigen Sandböden, die dritteGruppe die schwach lehmigen Sandböden, die vierteGruppe die mittel bis stark lehmigen Sandböden <strong>und</strong>die fünfte Gruppe die Lehm- <strong>und</strong> Tonböden. In einigenGruppen liegt im Unterboden eine breitere Auffächerungder Bodenart vor. Zur Gruppierung der organischenBodensubstanz (%Trockenmasse Boden;C org *1.724) wurde eine kontinuierliche Abstufung von 6 gewählt. Die Artenzusammensetzungeines Standorts ist ein wesentliches strukturellesMerkmal, das üblicherweise Klassifikationssystemenzugr<strong>und</strong>e gelegt wird [7, 3] wobei insbesondereunterschiedlichen Lebensformtypen beiLumbriciden eine große Bedeutung zugemessenwird [8]. Auf den Ackerflächen der BDF-Brandenburgwar das Artenspektrum gering <strong>und</strong> wies mit ein bisvier Arten die folgenden Zusammensetzungen auf:– eine Art: A. caliginosa– zwei Arten: A. caliginosa,A. chlorotica oderA. caliginosa, L. terrestris– drei Arten: A. caliginosa, L. terrestris,A. rosea– vier Arten: A. caliginosa, L. terrestris,A. rosea,A. chloroticaDie quantitativen Parameter Ab<strong>und</strong>anz <strong>und</strong> Biomassewiesen hingegen weite Spannen von 0 bis 307Tieren pro m 3 <strong>und</strong> 0 bis 186 g pro m 3 auf Ackerflächensowie von 187 bis 475 Tieren pro m 3 <strong>und</strong> 48 bis 144g pro m 3 bei Grünland auf. Deshalb erscheint es wichtig,<strong>für</strong> landwirtschaftlich genutzte Flächen das Artenspektrummit einem quantitativen Merkmal wie Ab<strong>und</strong>anzoder Biomasse zu verbinden, um ein Klassifizierungssystemmit ausreichend Trennschärfe zuerhalten. Als quantitatives Merkmal wurde die Ab<strong>und</strong>anzder Gruppierung zugr<strong>und</strong>e gelegt.Die Lumbricidenab<strong>und</strong>anz zeigte gegenüber derBiomasse eine geringere räumliche <strong>und</strong> zeitlicheVarianz auf. Weiterhin wies die Ab<strong>und</strong>anz in Abhängigkeitvon Bodeneigenschaften eine deutlicheAbstufung auf. Für die Lumbricidenab<strong>und</strong>anzwurde eine Einteilung in sechs Gruppen vorgenommen(Tab.).Bei der Abstufung der Ab<strong>und</strong>anzen wurde die logarithmischeVerteilung berücksichtigt, sodass Gruppenmit geringeren Ab<strong>und</strong>anzen kleine <strong>und</strong> diejenigen mithöheren Ab<strong>und</strong>anzen größere Spannweiten aufweisen.Artenzahl <strong>und</strong> Artenzusammensetzung wurden aufGr<strong>und</strong>lage der Datenbasis den Ab<strong>und</strong>anzgruppenzugeordnet. Gleiche Ab<strong>und</strong>anzgruppen mit unterschiedlichenArtenspektren wurden durch Untergruppendifferenziert.Da die Datenbasis nur drei Grünlandstandorte umfasste,die jeweils andere Artenzusammensetzungenaufwiesen, war es nicht möglich eine differenzierteZuordnung der Arten dieser Gruppen (5b <strong>und</strong> 6) vorzunehmen.Gruppierung des RegenwurmbesatzesGruppeEigenschaftenAb<strong>und</strong>anz Artenzahl / Art Bemerkung1 sehr gering 0 – 10 0 – 1 A. caliginosa Acker2 gering > 10 – 50 1 – 2 A. caliginosa, (A. chiorotica) 1) Acker3* 1 – 2 A. caliginosa, (A. chlorotica)3 b mittel > 50 – 100 2 A. caliginosa L., terrestris Acker3 c 3 – 4 A. caliginosa, L. terrestris, A. rosea, (A. chloroctica) Acker4 hoch > 100 – 200 3 – 4 A. caliginosa, L. terrestris, A. rosea, (A. chloroctica) Acker5 a sehr hoch > 200 – 400 3 – 4 A. caliginosa, L. terrestris, A. rosea, (A. chloroctica) Acker5 b > 4 zusätzlich insb. L. rubellus Grünland6 äußerst hoch > 400 > 4 wie 5 b Grünland1) Höhere Anzahl bezieht sich auf die in Klammern gesetzte Art188 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


• Erwartungswerte <strong>für</strong> den Lumbricidenbesatzlandwirtschaftlicher Nutzflächen im Land BrandenburgDer Lumbricidenbesatz, jeweils charakterisiert durchdie definierten Gruppen (Tab.), wies in Abhängigkeitvon Bodenartengruppierungen <strong>und</strong> organischer Bodensubstanzklare Abstufungen auf (Abb.). Bei zunehmendenTon- <strong>und</strong> Schluffgehalten erhöht sich derLumbricidenbesatz. Innerhalb einer Bodenartengruppierungnimmt der Lumbricidenbesatz mit zunehmenderorganischer Substanz im Boden zu.Abweichungen von dieser Struktur ergeben sich <strong>für</strong>Standorte, an denen deutlich den Lumbricidenbesatzfördernde Bewirtschaftungsmaßnahmen durchgeführtwurden. Dies betraf Standorte in der Bodenartengruppierung2, die im Vergleich zu Standorten mitgleicher Textur <strong>und</strong> Versorgung an organischer Bodensubstanzeinen um eine Gruppe höheren Lumbricidenbesatzaufwiesen.Diese Standorte trugen mehrjährige Kulturen (BDF22, 25) bzw. wurden nach den Vorgaben des ökologischenLandbaus bewirtschaftet (BDF 24). Bodenruhe<strong>und</strong> ein höheres Nahrungsangebot aufgr<strong>und</strong> derFruchtfolge fördern hier die Lumbriciden. Diese Faktorenhatten sich nicht oder noch nicht im Gehalt anorganischer Bodensubstanz niedergeschlagen.In derselben Gruppe wurde ein Standort eingeordnet(BDF 19), der keine begünstigende Bewirtschaftungaufwies. Dieser Standort zeichnet sich jedoch durchgünstige Texturwerte im Unterboden aus. Möglicherweisemüsste eine getrennte Bodenartengruppe <strong>für</strong>leichte Standorte mit lehmigem Unterboden hinzugefügtwerden, was anhand einer breiteren Datenbasiszu überprüfen wäre.In der Bodenartgruppierung 4 wies ein Standort (BDF10) einen deutlich höheren Lumbricidenbesatz auf alsdie Vergleichsstandorte. Dieser Standort liegt in einemKolluvium direkt neben einem Soll.Für das Artenspektrum ergab sich ebenfalls eine klareStruktur in Bezug zu den Bodenartengruppierungen<strong>und</strong> zur organischen Bodensubstanz. Auf allen Standorten,auf denen Lumbriciden auftraten, war die Art A.caliginosa vertreten.Für das regelmäßige Auftreten (d.h. an jedem Beprobungstermin<strong>und</strong> auf allen Standorten) gab es <strong>für</strong> dieArten L. terrestris <strong>und</strong> A. rosea deutliche Schwellenwerteim Tongehalt. Dieser lag <strong>für</strong> L. terrestris bei ca.5 % Ton (Bodenart Sl2) <strong>und</strong> <strong>für</strong> A. rosea bei ca. 10 %Ton (Bodenart Sl3).Unterhalb dieser Schwellenwerte traten diese Artenlediglich bei hohen Gehalten an organischer Bodensubstanz(2 - 3 %) auf. A. chlorotica wies ebenfallseinen Schwellenwert im Tongehalt auf.Diese Art trat wie A. rosea ab einem Tongehalt vonca. 10 % auf. Vorkommen dieser Art unterhalb desSchwellenwertes sind mit sehr feuchten Standortenoder Gewässernähe verb<strong>und</strong>en. Oberhalb desSchwellenwertes trat diese Art jedoch nicht an allenStandorten auf.Standorte mit <strong>und</strong> ohne A. chlorotica waren in ihrenEigenschaften vergleichbar, so dass das Fehlen vonA. chlorotica nicht mit diesen Standorteigenschaftenin Verbindung gebracht werden kann. Betrachtet mandie geografische Verteilung von A. chlorotica, so trittdiese Art lediglich im Nordosten Brandenburgs auf.Diese Verteilung ist auffällig, kann jedoch vorerstnicht begründet werden <strong>und</strong> sollte anhand andererLumbricidenuntersuchungen in Brandenburg überprüftwerden.Beziehungsgefüge Lumbricidenbesatz in Abhängigkeit von Bodenartengruppen<strong>und</strong> organischer BodensubstanzEs ist zu vermuten, dass die Gewässernähe hier derprimär fördernde Faktor ist. Dies müsste anhand weitererStandorte in vergleichbarer Lage überprüft werden.Eine genaue Bewertung der Grünlandstandorte istauf der Basis von drei Standorten nicht möglich. Siekönnen aber dazu dienen Potenziale möglicher Lumbricidenpopulationender Bodenartengruppierungenaufzuzeigen. Es ist dabei zu beachten, dass beiackerbaulicher Nutzung Lumbricidenpopulationendurch Bewirtschaftungsmaßnahmen deutlich gefördertwerden können, der Lumbricidenbesatz jedoch i.d. R. nicht den Besatz unter Grünland erreicht [5].UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>189


Klassifikation des Lumbricidenbesatzes als Basis <strong>für</strong> die Ableitung von Erwartungswerten ackerbaulichgenutzter Standorte in BrandenburgMit der ersten Evaluierung der Erwartungswertewurde jedoch auch deutlich, dass <strong>für</strong> die Interpreta-Bodenartengruppierungreine SandstandorteGr<strong>und</strong>wasserfern(> 1 m)reine SandstandorteGr<strong>und</strong>wassernah(< 1 m)schluffige SandstandorteSu2 (Su3)schwachlehmige SandstandorteOberboden: Sl2Unterboden: Sl4mittel – stark lehmigeSandstandorteSl3, Sl4Lehm- <strong>und</strong> TonstandorteLs4, Lt2, Lt3, Tu2OrganischeBodensubstanz< 1 bis 5 – 62 – 3, 3 – 4< 1 bis 1 – 21 – 2, 2 – 31 – 23 – 4, 4 – 51) ? = sollte anhand weiterer Daten überprüft werdenLumbricidenbesatzsehr gering [1]Artenspektrum: A. caliginosagering – mittel [2 - 3a/3b]Artenspektrum: A. caliginosaAuftreten von L. terrestris in Abhängigkeitder organische Bodensubstanz möglichAuftreten von A. chlorotica möglich, z. B.bei Gewässernähegering - mittel [2 - 3a]Artenspektrum: A. caliginosaAuftreten von A. chlorotica möglich, z. B.bei hohen Tongehalten im Unterbodenmittel - hoch [3b - 4]Artenspektrum: A. caliginosa, L. terrestrisAuftreten von A. rosea in Abhängigkeitder organischen Bodensubstanz möglichmittel - hoch [3c - 4]Artenspektrum: A. caliginosa, L. terrestris,A. rosea, A. chloroticahoch - sehr hoch [4 – 5a]Artenspektrum: A. caliginosa, L. terrestris,A. rosea, A. chloroticaBemerkungErhöhung im Lumbricidenbesatzerst bei deutlich fördernderBewirtschaftung (Grünland)Zunahme im Lumbricidenbesatzbei Zunahme der organischenBodensubstanzZunahme im Lumbricidenbesatzbei günstiger Bewirtschaftung,bei Zunahme an organischerBodensubstanz (?)1)Zunahme im Lumbricidenbesatzbei Zunahme der organischenBodensubstanzZunahme im Lumbricidenbesatzbei Zunahme der organischenBodensubstanz (?)Auftreten von A. chlorotica regionalbegrenzt (?)Auftreten von A. chlorotica regionalbegrenzt (?)Weitere Differenzierung der BodenartengruppierungerforderlichEine Abstraktion der grafischen Beziehungsstrukturermöglicht als Gesamtklassifikation zur Einordnungdes Lumbricidenbesatzes ackerbaulich genutzterStandorte in Brandenburg die Ableitung von Erwartungswerten(Tab.). Die ermittelten Erwartungswertetragen aufgr<strong>und</strong> der eingeschränkten Datenbasis (26Standorte, 45 Datensätze) einen vorläufigen Charakter.So gilt es beispielsweise <strong>für</strong> die Bodenartengruppierungder schluffigen Sande zu überprüfen, ob eineHumus fördernde Bewirtschaftung auf diesen Standortenzu einer Erhöhung der organischen Bodensubstanzführt, oder ob die Differenzierung derLumbricidenpopulation auf diesen Standorten durchandere Merkmale zu charakterisieren ist. Insbesondere<strong>für</strong> Lehm- <strong>und</strong> Tonstandorte ist bei einer Ausweitungder Datenbasis (vorliegend 3 Ackerstandorte<strong>und</strong> 1 Grünlandstandort) mit einer weiteren Differenzierungzu rechnen. Mit einer Erweiterung derDatenbasis könnte es möglich sein, Bodenartengruppendeutlicher zu differenzieren <strong>und</strong> v.a. durchdie Integration von Kennwerten zum Hydromorphiezustandder Böden die Klassifizierung insgesamt zuverfeinern.• Schlussfolgerungen zur Eignung der Erwartungswerte<strong>und</strong> Kriterien <strong>für</strong> die Bewertung vonUnterschieden zwischen Erwartungswerten<strong>und</strong> real ermittelten WertenMit der vorliegenden Klassifikation ist es möglich, denLumbricidenbesatz ackerbaulich genutzter Flächenin Abhängigkeit von der Bodenart <strong>und</strong> dem Gehalt anorganischer Bodensubstanz einzuordnen <strong>und</strong> Sollwerte<strong>für</strong> Flächen zu formulieren.Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage können Abweichungen erkanntwerden, was durch die erste Evaluierung der Erwartungswertedeutlich wurde.So konnten <strong>für</strong> vier Flächen der BDF-Folgeuntersuchungdie formulierten Erwartungswerte bestätigtwerden. Lediglich auf einer Fläche lagen die Ist-Wertedeutlich unter dem Soll-Wert. Mit den Erwartungswertenwird somit eine f<strong>und</strong>ierte Interpretation ermittelterLumbricidendaten möglich.190 FACHARTIKEL Technischer <strong>Umwelt</strong>schutz


tion von Abweichungen Kenntnisse über die Bedingungenvor <strong>und</strong> zum Zeitpunkt der Probenahme (z.B.Witterungsbedingungen <strong>und</strong> Bewirtschaftungsbedingungen)unabdingbar sind.Es erscheint deshalb notwendig, die Dynamik der organischenBodensubstanz einzelner Bodenartengruppierungen,möglicherweise durch Simulationsmodellenäher zu betrachten, um diese Zusammenhänge<strong>für</strong> die Konkretisierung der Erwartungswerteaufzuklären.Der hohe Lumbricidenbesatz der BDF 10, verglichenmit anderen Standorten der gleichen Bodenartengruppierung<strong>und</strong> Gruppierung an organischer Bodensubstanz,verdeutlicht, dass in besonderen Fällen(z.B. Kolluvium <strong>und</strong> Nähe zu einem Soll) nebender Bodenart <strong>und</strong> der organischen Bodensubstanzweitere Einflussfaktoren, z.B. Hydromorphiebedingungen,berücksichtigt werden sollten.Artnamen der LumbricidenDokumentation der RegenwurmprobenahmeBereits bei der Ableitung der Erwartungswerte wurdedeutlich, dass eine Erweiterung <strong>und</strong> Konkretisierungder Erwartungswerte notwendig ist. In erster Linie betrifftdies die Datenbasis der Bodenartengruppierung3, die auf der Basis von nur zwei Standorten ermitteltwurde, sowie die Bodenartengruppierung 5, die einesehr breite Gruppe an Bodenarten umfasst.A. caliginosa: Aporrectodea caliginosa (Savigny,1826)A. clorotica: Allolobophora chlorotica (Savigny,1826)A. rosea: Aporrectodea rosea (Savigny, 1826)L. terrestris: Lumbricus terrestris Linnaeus, 1758Außerdem umfasst das Klassifizierungssystem nichtalle Bodenarten unter landwirtschaftlicher Nutzung.Stark schluffige Standorte (Su4) können beispielsweisenoch nicht eingeschätzt werden.Konkretisierungsbedarf liegt auch beim Einflussfaktororganische Bodensubstanz vor. Zwischen Lumbricidenbesatz<strong>und</strong> organischer Bodensubstanz bestehenzwar enge Beziehungen, dennoch könnenDiskrepanzen zwischen der Entwicklung im Lumbricidenbesatz<strong>und</strong> im Humushaushalt auftreten, daLumbriciden schneller auf Änderungen in der Bewirtschaftungreagieren als dies <strong>für</strong> die organische Bodensubstanzder Fall ist.Lumbricus terrestris (Tauwurm) – der größte einheimischeVertreter der LumbricidenLiteratur Seite 216UMWELTDATEN BRANDENBURG <strong>2006</strong>191

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