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für die gesamte Terraferma zwischen 1508 und 1516 betrug 22 % und wurde bis 1523 vollständigausgeglichen.Die Dynamik der demografischen Schwankungen für dieses Gebiet lässt sich am besten aneiner Gegenüberstellung der Größenordnungen von kurzfristigen und langfristigen Abwanderungsbewegungenablesen. Für die Stadt Verona liegt für beide Phänomene gesichertesZahlenmaterial vor, zum einen die oben genannten Zahlen über die Salzsteuer, zum anderendie Ergebnisse einer Zählung der Bevölkerung, die die genaue Zahl der Einwohner zu einembestimmten Zeitpunkt wiedergibt. Nach dieser Zählung hatte Verona im April 1515noch 27.000 Einwohner, was einem Rückgang um 10.000 oder 27 % gegenüber dem Standvon vor dem Krieg entsprach. 325 Der Rückgang auf Grund der Salzsteuer zwischen 1508und 1516 betrug aber nur 14 %, woraus sich schließen lässt, dass die Hälfte der Verlusteinnerhalb eines Jahres schon wieder ausgeglichen worden war - immer vorausgesetzt, dassman die Salzsteuer als Indikator für die demografische Entwicklung betrachtet. Stellt manin Rechnung, dass auch in Verona in der Zwischenzeit eine schwere Epidemie wütete, solässt sich die Behauptung aufstellen, dass fast alle abgewanderten Einwohner unmittelbarnach dem Ende des Krieges nach Verona zurückkehrten. Der Bevölkerungsrückgang in derTerraferma war also weniger langfristig als ein Jahrzehnt später in der Lombardei, mit anderenWorten: in der Terraferma war der Krieg von einer höheren Mobilität der Bevölkerungbegleitet, durch die ein größerer Teil der Einwohner die gefährdeten Gebiete verließ,bevor er an einer Seuche starb oder durch die Plünderungen seiner Lebensgrundlage beraubtwurde. Das scheint paradoxerweise unter anderem eine Folge der gesteigerten Rücksichtslosigkeitder Soldaten gewesen zu sein, durch die ein größerer Teil der Bevölkerungmotiviert wurde, sich den Folgen eben dieser Rücksichtslosigkeit zu entziehen. Vor allemaber waren die Aussichten, trotz Flucht und Abwanderung ein Auskommen zu finden, imvenezianischen Gebiet weitaus besser als in der Lombardei, da Venedig als Hauptstadt undZufluchtsort vom Krieg unversehrt geblieben war. Auch einige andere Städte der Terrafermaboten trotz der selbst erlittenen Schäden immerhin einige Sicherheit, solange sie unterdem Schutz venezianischer Truppen standen. Diese behandelten die Untertanen der Republiknämlich wesentlich rücksichtsvoller als die spanischen, deutschen und italienischenSoldaten die Bevölkerung der Lombardei, deren Möglichkeiten zu Flucht und Abwanderungdaneben stärker eingeschränkt waren, weil man kaum wusste, wohin man sich wendensollte, ohne vom Regen in die Traufe zu kommen: in der Hauptstadt selbst herrschten durchdie Besatzung unerträgliche Zustände, und die Nachbarregionen waren entweder weniggastfreundlich wie die Schweiz und die venezianischen und päpstlichen Gebiete oder selbstdurch den Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen wie die Gebiete von Genua, Savoyen,325BELOCH, KARL JULIUS: Bevölkerungsgeschichte Italiens. Bd. 3: Die Bevölkerung der Republik Venedig,des Herzogtums Mailand, Piemonts, Genuas, Corsicas und Sardiniens. Die Gesamtbevölkerung Italiens.Berlin 1961. ZAGATA, Cronica della città di Verona, Bd. 2, S. 165, nennt die falsche Zahl von 20.000 derStadt verloren gegangenen Einwohnern.96

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