13.07.2015 Aufrufe

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

sten dafür, dass ein befremdlich hoher Anteil der Bevölkerung durch den Krieg offenbar zuder Überzeugung getrieben wurde, dass in der Heimat kein Auskommen mehr zu findenwar. Aus einem Dekret des Gouverneurs Antonio de Leyva aus dem Dezember 1528 gehthervor, dass sich viele Mailänder schon seit drei Jahren nicht mehr in der Stadt hatten blikkenlassen. 323 Der Wechsel zwischen Flucht und Rückkehr als schnelle Reaktion auf dieVerhältnisse in der Stadt scheint gegen Ende der Besatzungszeit in Mailand mehr und mehrerstarrt zu sein.Schließlich soll noch ein vergleichender Blick auf die Situation in der Terraferma zwischen1509 und 1516 geworfen werden. Wie festgestellt, ergriffen die Fluchtwellen beim Anmarschder Heere eine frappierende Mehrheit der Bevölkerung. Für die längerfristigenAuswirkungen der Entvölkerung existieren auch hier Quellen, die eine systematische Untersuchungerlauben, nämlich die Steuerlisten der venezianischen Beamten für die Besteuerungvon Salz in den Städten der Terraferma. Da Salz ein unverzichtbarer Bestandteil derErnährung und der Konservierung von Lebensmitteln war und gleichmäßig verbrauchtwurde, kann sein Konsum als Indikator für die demografische Entwicklung angesehen werden.Den Listen ist bereits eine Untersuchung gewidmet worden, was ihre Auswertung fürdie Zwecke dieser Arbeit erheblich erleichtert. 324 Sie existieren für alle Jahre, in denen diebetreffenden Städte der Republik Venedig unterworfen waren, für die Kriegsjahre weisensie daher entsprechende Lücken von mehreren Jahren auf. Hier ist aber vor allem der Vergleichzwischen der Zeit vor und der Zeit nach dem Krieg, genauer gesagt zwischen denJahren 1508 und 1516 von Bedeutung. Demnach lassen sich folgende Beobachtungen anstellen:die Einbrüche und damit die Bevölkerungsverluste sind im Verlauf der betrachtetenJahre durchweg geringer als man angesichts der Heftigkeit des Krieges und nach den obengeschilderten Ausmaßen der dauerhaften Entvölkerung der Lombardei im darauffolgendenJahrzehnt annehmen möchte. In Bergamo blieben die Einnahmen trotz zwischenzeitlicherspanischer Besatzung stabil, in Crema ist ein Rückgang um 19 % zu verzeichnen, der allerdingsschon zwei Jahre später vollständig ausgeglichen war. Vicenza, das mehrmals geplündertwurde, daneben in unmittelbarer Nähe des zweimal belagerten Padua lag und zwischenzeitlich,wie gesehen, völlig menschenleer war, erlebte einen Einbruch um immerhin37 % und brauchte etwas länger, nämlich bis 1521, um den Vorkriegsstand wieder zu erreichen.Aus Padua selbst sind für fast alle Jahre die Werte überliefert, da die Stadt nie erobertwurde. Demnach betrug der Rückgang zwischen 1508 und 1510 - die erste Belagerung fandim Jahr 1509 statt - immerhin 34 % und blieb wegen der zweiten Belagerung im Jahr 1513,die eine Erholung zunächst verhinderte, für ein paar Jahre auf diesem Stand. Auch hierdauerte es nach dem Krieg bis 1521, bis der Vorkriegswert erreicht wurde. Der Rückgang323324FORMENTINI, Il ducato di Milano, Nr. 82, S. 488.TORRE, GIUSEPPE DEL: Venezia e la Terraferma dopo la guerra di Cambrai (1516-1530) Vicenza 1986.Die Listen, denen das zitierte Zahlenmaterial entstammt, finden sich im Anhang auf S. 133-137.95

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!