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ung der Lebensmittel überdurchschnittlich hoch, für das Jahr 1522 sind fast 7.000 und für1523 über 5.000 Tote verzeichnet. 309 Daneben werden viele Einwohner die Stadt aus ebendiesem Grund verlassen haben. Schon im April 1522 schilderten die Hauptleute die Lage ineinem Brief an den Kaiser, ohne dabei die eigene Mitschuld an den Zuständen zu unterschlagen:Mailand und die anderen Städte der Lombardei seien völlig ausgelaugt, "de fuerade los enemigos, y de dentro de nosotros." 310 Im Jahr 1524 kam die Pest nach Mailand. Inder Liste sind lediglich knapp über 5.000 Tote verzeichnet, aber diese Zahl ist ganz offensichtlichviel zu niedrig, denn nach einer sehr hohen Anzahl der Toten im Mai - über 1.200- sind in den Monaten danach nur noch verschwindend geringe Zahlen verzeichnet, obwohldie Seuche erst im Juni voll zum Ausbruch kam. 311 Offenbar war die Situation so chaotisch,dass die Totenlisten zwischenzeitlich nicht mehr geführt wurden. Insgesamt betrug die Zahlder Todesopfer vielleicht 20.000. 312 Als Franzosen und Spanier unmittelbar nach dem Endeder Epidemie im Oktober 1524 zum Wettlauf auf Mailand antraten, verließen noch einmal7.000 Personen die Stadt. Zu diesem Zeitpunkt waren dort kaum noch Bewohner anzutreffen.313 Die Lage besserte sich nach der Niederlage der Franzosen bei Pavia im Februar1525 und dem Abzug der Spanier in weiter entfernte Gebiete zwar vorübergehend, aberschon beim Einzug des Markgrafen von Pescara mit dem spanischen Heer im November1525 löste die Angst vor Plünderungen und Vandalismus eine neue Fluchtwelle aus. 314 Inden folgenden Jahren wurde es nicht mehr besser: eine weitere Welle von Flüchtlingenflutete schon im Juni 1526 aus der Stadt, als es in Folge der Niederschlagung des zweitenAufstandes der Bevölkerung zu schweren Repressalien und Plünderungen kam. MarinoCaracciolo forderte den Kaiser zu dieser Zeit in einem Brief auf, dringend für eine Eindämmungder Übergriffe zu sorgen und kündigte Zustände an, die schon längst zur Wirklichkeitin der besetzten Stadt geworden waren: "Altramenti se sarra señor de le mure etcase ruinate et de la campagna senza populi." 315 Die Zahl der Toten lag für das Jahr 1526 inder Tat trotz der Unruhen nur noch bei etwa 1.200. Weitere Engpässe bei der Lebensmittelversorgungsorgten Hand in Hand mit den alltäglichen und immer ungenierteren Übergriffender Soldaten und der Eintreibung von Kontributionen durch die Besatzungsmacht in der309310311312313314315Die im Folgenden genannten Zahlen entstammen alle der Tabelle bei FERRARIO, GIUSEPPE: Statisticamedica di Milano dal secolo XV fino ai nostri giorni. Bd. 2. Mailand 1840. S. 374f.RAH Salazar y Castro, A/45, fol. 100 r . Hauptleute an den Kaiser, Binasco, 19. 4. 1522.ZANETTI, A Milano nel 1524, S. 324.Besta geht von einem Rückgang um ein Drittel aus. BESTA, BEATRICE: La popolazione di Milano nelperiodo della dominazione Spagnola. In: Atti del congresso internazionale per gli studi sulla popolazione.(Roma, 7-10 settembre 1931). Hrsg. v. Corrado Gini. Bd. 1. Rom 1933. S. 594; ZANETTI, A Milano nel1524, S. 331, spricht von höchstens 25.000 Toten bei einer angenommenen Einwohnerzahl von 50.000zur Zeit des Ausbruchs der Pest. Ein venezianischer Informant spricht in ungefährer Übereinstimmungdamit von einer Halbierung der Bevölkerung bis zum März 1525. SANUTO, Diarii, Bd. 38, Sp. 96.BNM, MS 20213 21 , Nr. 55. Nájera an den Kaiser, Lodi, 26. 10. 1524.ACM Registri di lettere ducali 19, fol. 56 v .RAH Salazar y Castro, A/37, fol. 456 r . Caracciolo an den Kaiser, Mailand, 22. 6. 1526.93

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