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März 1525 hatte ein Informant der Venezianer geschrieben, Pavia und Lodi seien zur Hälftezerstört und in Tortona seien noch ganze sieben Häuser bewohnt. 307In Mailand lässt sich die demografische Entwicklung detaillierter verfolgen. Bei der Angabevon Zahlen durch Augenzeugen müssen immer zwei Umstände bedacht werden: zumeinen ist den Aussagen grundsätzlich mit größtem Misstrauen zu begegnen, da sie nicht nurzu ständiger Übertreibung neigen, sondern auch wenig Gespür für große Zahlen und danebenkaum Möglichkeiten besitzen, diese zu überprüfen. Zum anderen stellen solche Angaben,selbst wenn sie zuverlässig sind, immer nur eine Momentaufnahme dar, und da dieEntvölkerung vor allem auf Abwanderung in benachbarte Gebiete zurückzuführen war,konnten in relativ kurzer Zeit relativ große Schwankungen auftreten. Es liegen allerdingszur Ergänzung der Berichte auch statistische Quellen vor: um Seuchen schneller ausmachenund Gegenmaßnahmen einleiten zu können, wurde in Mailand nämlich über alle Sterbefällein der Stadt Buch geführt. Die Gesamtzahlen der Toten für jedes Jahr und deren Schwankungenüber die Jahre hinweg spiegeln die Ursachen der Entvölkerung wider, je nachdemin welche Richtung sie ausschlagen. Als Basiswert müssen dazu die Jahre mit den niedrigstenZahlen herangezogen werden: durch sie ist - zumindest annähernd - nur der Anteil derEinwohner repräsentiert, der jedes Jahr eines für jene Zeit natürlichen Todes starb. Das warenin Mailand in den Jahren vor dem Krieg etwa 3.000 Personen im Jahr. Zahlen, die überdiesem Basiswert liegen, sind immer auf mehr oder weniger schwerwiegende Störungenvon außen zurückzuführen, wie sie eben vor allem durch Epidemien und Hungersnöte verursachtwurden. Umgekehrt bedeutet ein Abfallen der Zahlen unter den Basiswert, dass sichein zu diesem Rückgang proportionaler Anteil der durch den Basiswert repräsentierten Bevölkerungnicht mehr in der Stadt befand, also entweder gestorben oder abgewandert war.Für kurze Zeiträume ist eine solche Aussage allerdings schwer zu treffen, da eine Zahl imBereich des Basiswertes ja auch durch eine Kombination aus hohem Entvölkerungsgradund hoher Sterblichkeit zu Stande kommen und dennoch zu der in diesem Fall irrigen Annahmeverleiten kann, dass die Verhältnisse sich normalisiert hatten. Solche Effekte lassensich mit Hilfe der Werte der folgenden Zeit nur dann entlarven, wenn diese abstürzen undsich über mehrere Jahre hinweg auf niedrigem Niveau halten, was darauf hindeutet, dassein großer Teil der Bevölkerung der Stadt tatsächlich verloren gegangen war. In der Regeltendierten Flüchtlinge dazu, in die Stadt zurückzukehren, sobald sich die Lage entspannthatte.Wenn sie sich entspannte. Zu Beginn des Krieges im Jahr 1521 lebten in Mailand noch etwa60.000 Menschen. 308 In den folgenden Jahren - für 1521 selbst sind keine Daten überliefert- war die Sterblichkeit als Folge des Krieges und der daraus resultierenden Überteue-307308SANUTO, Diarii, Bd. 38, Sp. 96.ZANETTI, DANTE E.: A Milano nel 1524. I sospetti del Gentilino. In: Fatti e idee di storia economica neisecoli XII-XX. Festschrift für Franco Borlandi. Hrsg. v. Carlo M. Cipolla, Domenico Demarco und FederigoMelis. Bologna 1977. S. 314.92

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