genen größeren Städte waren überall die gesuchtesten Ziele: als das spanische Heer sich im<strong>August</strong> 1512 Prato näherte, fluteten die Bewohner aus der Stadt und dem gesamten Umlandnach Florenz. 292 Dort gab es kaum ein Haus, in dem keine Flüchtlinge untergebracht waren,die ganze Gegend war wie leergefegt. 293 Im Juni 1513 ergriff die Fluchtwelle Brescia, hierbefürchtete man beim Herannahen der Spanier schwere Vergeltungsmaßnahmen, weil dieStadt sich kurz zuvor den Venezianern in die Hände gegeben hatte. Nachdem die venezianischenTruppen die Stadt wieder aufgegeben hatten, floh der größte Teil der Einwohnernach Padua oder Venedig, während die spanische Kastellbesatzung in die ausgestorbeneStadt hinabstieg und die Tore von innen verschloss. Antonio da Martinengo, der mit einergroßen Gruppe von Flüchtlingen in Venedig eintraf, berichtete Marino Sanuto dort vomAusmaß des Exodus: " ... et disse in Brexa non li resta quasi niuno, non homo, no femina,no puto, nì galo, nì galina, imo non è in Brexa 200 persone." 294 Und als Spanier und Deutscheim <strong>August</strong> 1513 Padua belagerten, fanden in Vicenza einquartierte Einheiten dortvielleicht 50 Einwohner vor, wie ein italienischer Soldat in den Diensten der kaiserlichenArtillerie berichtet. 295 Solche Zahlen deuten darauf hin, dass die Erfahrungen der vorangegangenenKriegsjahre in der Terraferma tiefe Eindrücke hinterlassen hatten. Hier wüteteder Krieg in der Tat mit noch größerer Heftigkeit als später in der Lombardei, weil die Offizierekaum versuchten, die Soldaten von Übergriffen gegen die Bevölkerung abzuhalten,sondern im Gegenteil bisweilen die systematische Zerstörung ganzer Ortschaften befahlen,um die Gegner zu demoralisieren und die Versorgung der Hauptstadt und der venezianischenHeere durch die Produktion der Terraferma nach Kräften zu schädigen. Bauern, diekeine Gelegenheit hatten, in der Stadt unterzukommen, suchten oft Zuflucht in schwer zugänglichemGelände: im Oktober 1513 floh die Landbevölkerung der Gegend um Mestrevor den Spaniern in die nah gelegenen Sümpfe; 296 die Bauern, durch deren Dörfer BourbonsHeer im April 1527 kam, zogen sich ins Gebirge zurück. 297 Schon beim Anmarsch derLandsknechte hatten Gerüchte genügt, um ein Massenflucht auszulösen: am 22. November1526 schrieb Antonio Petra an Francesco Sforza, die Deutschen seien in Castiglione delleStiviere angekommen, "et per questo cadauno se pone in fuga." 298 Am selben Tag schriebBaptista Pusterla, es gehe das Gerücht, sie wollten sich nach Cremona wenden, weshalbsich auf der entsprechenden Straße sofort das gleiche Bild bot: "... fugeno tutti e con tutte lerobbe." 299 So spülten die Heere auf ihrem Weg die meiste Zeit über eine Bugwelle von291292293294295296297298299GUERIN-DALLE MESE, Una cronaca vicentina, S. 194.CORAZZINI, Ricordanze di Bartolomeo Masi, S. 97.CORAZZINI, Ricordanze di Bartolomeo Masi, S. 97.SANUTO, Diarii, Bd. 16, Sp. 376.JOPPI, Diario del campo tedesco, Bd. 36, S. 96.BARTHOLD, F. W.: <strong>Georg</strong>e von Frundsberg oder das deutsche Kriegshandwerk zur Zeit der Reformation.Hamburg 1833. S. 151.BALAN, Monumenta saeculi XVI, Bd. 1, S. 431.ASM Sforzesco, Cart. 1359. Antonio Petra an Francesco Sforza, Casalmaggiore, 22. 11. 1526.ASM Sforzesco, Cart. 1359. Baptista Pusterla an Francesco Sforza, Casalmaggiore, 22. 11. 1526.90
Flüchtlingen vor sich her, die hinter ihnen wieder zusammenschlug: die Menschen verteiltensich in panischer Hast und oft schon auf Gerüchte vom Herannahen eines Heeres hin inder Umgebung und kehrten nach Hause zurück, sobald die Gefahr vorüber war.Nach schweren Plünderungen oder einer sich lange hinziehenden Besatzung konnte dieRückkehr allerdings auf sich warten lassen, denn manche Städte waren durch die Zerstörungennahezu unbewohnbar geworden. Nach der Plünderung von Rom verließen noch imMai 1527 nach der Schätzung eines Augenzeugen drei Viertel der Bevölkerung die Stadt, 300und als kurz darauf eine Epidemie ausbrach, blieb fast niemand mehr da. Im Juli schriebGerolamo Naselli, Botschafter des Herzogs von Ferrara beim kaiserlichen Heer: "... in questaterra è pochissima robba, nè vi sono Romani o altre persone forestiere, perchè tutti sonopartiti chi per carestia, chi per la peste et chi per evitare tali pericoli." 301 Der spanische BotschafterPerez meinte zwar, dass nach dem Auszug des Heeres die meisten Römer zurückkehrenund das wirtschaftliche Leben wieder in Gang kommen würde, aber diese Hoffnungerfüllte sich nicht oder wurde spätestens beim erneuten Einzug des Heeres im Septemberzunichte gemacht. 302 Noch im Oktober 1528, acht Monate nach dem endgültigen Abzug derSoldaten, schrieb Francesco Gonzaga an seinen Bruder Federico, den Markgrafen vonMantua, die Stadt sei wie ausgestorben. 303 Narni, das von dem aus Rom ausgelagerten Heerim Juli 1527 verwüstet worden war, blieb danach mehrere Monate lang vollständig unbewohnt.304Auch in der besetzten Lombardei wurden verlassene Städte ein vertrautes Bild. Hier warenes vor allem die Übergriffe der Besatzungstruppen, die die Bevölkerung in die Abwanderungtrieben. Wohl keine Stadt der Lombardei war so stark in Mitleidenschaft gezogenworden wie Pavia: seit 1521 durch den Krieg um Mailand, vor allem durch die Belagerungder Franzosen und die Anwesenheit der Heere im Umland, und ab 1525 durch die Einquartierungaus Mailand ausgelagerter Kompanien. Schließlich wurde die Stadt innerhalb einesJahres von den Franzosen erobert und geplündert, von den Spaniern zurückerobert undwieder geplündert und kurz darauf ein letztes Mal von den Franzosen eingenommen - einePlünderung fand zwar statt, verdiente aber kaum noch den Namen, weil es nichts mehr zuplündern gab. Was von Pavia noch übrig war, wurde im Oktober 1529 den Spaniern übergeben.Durch den Dauerbeschuss der französischen Artillerie lag ein großer Teil der Stadtin Trümmern, 305 und von den 16.000 Einwohnern vor dem Krieg waren nach dem Abzugder Spanier noch 5.000 übrig, was einem Rückgang um fast 70 % entspricht. 306 Schon im300301302303304305306BNM, MS 18730, Nr. 16, fol. 431 r .BALAN, Monumenta saeculi XVI, S. 442.RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 247.PASTOR, Geschichte der Päpste, Bd. 4, Teilbd. 2, Anhang 120, S. 753.VARCHI, BENEDETTO: Storia Fiorentina. Hrsg. v. Gaetano Milanesi. 3 Bde. Florenz 1857-1858. Bd. 1, S.210.BNM, MS 20476, fol. 234 r .ALEATI, GIUSEPPE: La popolazione di Pavia durante il dominio spagnolo. Mailand 1957. S. 13.91
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Prato, Archivio di Stato:Buonamici
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BONETTI, CARLO: Cremona durante le
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gebot von Gerolamo Morone, sich ein
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