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Zahlen von den tatsächlichen Verhältnissen abwichen, zeigen die Bemerkungen von zweibesonnenen Berichterstattern für die Beschießung von Pavia und die Plünderung von Prato:so schrieb der Abt von Nájera im Oktober 1524 an den Kaiser, bei der Beschießung vonPavia durch die Franzosen seien 300 bis 400 Menschen ums Leben gekommen, auch wennder Volksmund von bis zu 5.000 Toten spreche. 288 Im Fall von Prato geistert durch fast alleBerichte eine Zahl von mindestens 5.000 Toten, Francesco Vettori indes nennt, auch erunter Hinweis auf die weit verbreiteten Übertreibungen, 500 Opfer. 289 Bei diesen handeltees sich überdies vor allem um Soldaten, die bei der Verteidigung der Stadt umgekommenwaren. Bei aller bisweilen aufflammenden Grausamkeit war das willkürliche Abschlachtender Bevölkerung den meisten Gemütern auch der übelsten Grobiane am Ende zuwider, vorallem aber hätte man sich dadurch ins eigene Fleisch geschnitten, da die Anwesenheit einererwerbsfähigen Bevölkerung ein grundlegender Faktor für die Finanzierung der Fortführungdes Krieges war. Wie die Soldaten auf die Versorgung mit Lebensmitteln angewiesenwaren und sich darüber hinaus durch vielerlei Spielarten der Auspressung zu bereichernhofften, so brauchten die Offiziere ein einigermaßen funktionierendes Wirtschaftssystemzur Gewährleistung der Kontributionszahlungen, für das der Verbleib eines möglichst großenTeiles der Bevölkerung im Land - und vor allem in den Städten - eine Grundvoraussetzungwar. In besetzten Städten sind daher vielerlei Maßnahmen zur Verhinderung der Abwanderungzu beobachten, die nichtsdestoweniger selten von Erfolg gekrönt waren.1. Flucht und AbwanderungVor allem die Angst vor der Plünderung ergriff das Land, wann immer sich ein mehr oderweniger feindlich gesinntes Heer näherte. Die Bewohner fürchteten um Besitz und Lebenund entfalteten eine fieberhafte Betriebsamkeit, um möglichst beides zu retten. Das Vertrauenin die Verteidigung der Städte scheint nicht besonders groß gewesen zu sein, denndie meisten versuchten, sich mit einem möglichst großen Teil ihrer Habe in Sicherheit zubringen. Als sich im Juni 1510 das Heer der Liga von Cambrai in Richtung Vicenza in Bewegungsetzte, bot die Stadt ein chaotisches Bild: alle packten in höchster Eile ihren Besitzzusammen, die Straßen lagen voll mit Hausrat, den man zum Abtransport aus den Häuserngeschleppt hatte. Die nach Padua ablegenden Boote waren dermaßen überbesetzt, dass einigemit Gewalt davon abgehalten werden mussten, im letzten Moment noch aufzuspringen.290 Die Straße nach Padua war Tag und Nacht voll mit Flüchtlingen. 291 Die nächstgele-288289290S. 91.BNM, MS 20213 21 , Nr. 57. Nájera an den Kaiser, Soncino, 20. 11. 1524.VETTORI, Sommario della Storia d'Italia, S. 291.PORTO, Lettere storiche, S. 198f.89

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