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Notare sind - mit ganz wenigen Ausnahmen - Lösegelder von weniger als 50 Dukatenüberliefert. An die unteren Schichten der Bevölkerung kommt man daher über diese Dokumentekaum heran. Einzig eine Liste aus dem Palast des Kardinals della Valle ist in dieserHinsicht bemerkenswert, weil sie eine Streuung der Lösegelder wiedergibt, die beinahein den Größenordnungen der Erklärungen aus Prato liegt. Diese Liste erfasst alle Personen,die mit dem Kardinal zusammen von Fabrizio Maramaldo geschätzt wurden und sich an derGesamtsumme von 35.000 Dukaten beteiligen mussten. Insgesamt sind 120 Namen direktmit einer Summe verbunden. 262 Die 7.000 Dukaten des Kardinals sind mit Abstand derhöchste Betrag, es folgen 7 Personen, die bei 1.000 oder knapp darüber liegen. 40 Personenwurden zwischen 100 und 200 Dukaten geschätzt, dieser Bereich ist damit am dichtestenbesetzt. Es gibt daneben aber auch Beträge, die noch weit darunter liegen, der um die geringsteSumme Geschätzte, Serafino de Gragniano, liegt bei 10 Dukaten. Die durchschnittlichenBeträge übersteigen die entsprechenden Werte aus Prato allerdings immer noch umden Faktor 5. So muss die scheinbare Repräsentativität der Liste durch praktische Überlegungenrelativiert werden: selbst wenn der Kardinal seinen Palast den verängstigten Nachbarngeöffnet hatte, so waren unter diesen Flüchtlingen wohl immer noch solche Personenüberrepräsentiert, die direkt oder indirekt berufliche oder private Beziehungen zum Kardinalshaushalthatten. Nähere Aussagen dazu sollen der bald erscheinenden Arbeit überlassenwerden.Über das Leben der Geiseln in Rom gibt es wegen der vielen Augenzeugenberichte wiedermehr Informationen. Ein großer Teil der Geiseln wurde offenbar verlegt, um sie an einzelnenPunkten zu konzentrieren und so die Bewachung zu vereinfachen. Alberini beschreibt,wie er sich jeden Morgen zu seinem Vater aufmachte, der im Palast des Kardinals Cibogefangen gehalten wurde. Während der Vater dann in der Stadt Verkäufe tätigte und beiFreunden und Bekannten das Geld zusammenborgte, verbrachte der Sohn den Tag unter derAufsicht von spanischen Soldaten. 263 Nach der zwischenzeitlichen Freilassung und demTod des Vaters im <strong>August</strong> wurde er im Dezember dann wieder in Gewahrsam genommenund anschließend sogar nach Velletri verschleppt, weil die Zahlung des Lösegeldes auf sichwarten ließ. 264Die Geiseln wurden bewacht wie wertvolle Beutestücke; dass sie entfliehen könnten, wardementsprechend nicht die einzige Sorge, die die Soldaten umtrieb: als Kardinal Numatiibei seiner Schätzung mit Hinweis auf seinen Gesundheitszustand den Wunsch äußerte, unterBewachung im Bett zu bleiben, erklärten ihm die Spanier, dort sei er nicht sicher genugvor anderen Soldaten, bei denen es ihm unter Umständen wesentlich schlechter erginge. 265262263264265CORVISIERI, Documenti inediti, S. 33-36. Es gibt allerdings eine Kopie dieser Liste in der BAR, MS1002, S. 393-401, die für einige der aufgeführten Personen teilweise ganz andere Beträge wiedergibt.ALBERINI, Ricordi, S. 302f.ALBERINI, Ricordi, S. 343.SANUTO, Diarii, Bd. 45, Sp. 145.81

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