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schließt mit dem 31. Dezember 1527. Zu diesem Zeitpunkt waren die meisten Soldatennoch in Italien, und sicherlich nicht alle hatten Bevollmächtigte geschickt, um das Geldabzuheben, wie Schertlin und Glürns das offensichtlich getan hatten - übrigens in Augsburgwie die große Mehrheit der aufgeführten Soldaten, nur zwei ließen sich das Geld bei derNürnberger Filiale auszahlen und einer in Antwerpen. Neben den Hauptleuten und einfachenSoldaten figurieren sogar einige Frauen unter den Einzahlern, bei denen man es allerWahrscheinlichkeit nach mit Marketenderinnen zu tun hat oder mit Begleiterinnen der Soldaten,die von diesen an der Beute beteiligt wurden, wie Elisabeth von Günzburg, die immerhin450 Dukaten einzahlte. Auch bei den anderen Posten handelt es sich zumeist umBeträge in der Größenordnung von mehreren Hundert Dukaten, was jeweils dem Sold vonmehreren Jahren entspricht. Den mit 3.000 Dukaten höchsten Betrag zahlte Schertlin ein.Ungeachtet der einmaligen und möglicherweise exemplarischen Aussagekraft dieses Dokumentsverteilte sich der weitaus größte Teil der Beutegelder dennoch vor Ort in Italien.Schließlich desertierten viele Soldaten schon in der ersten Zeit mit der Beute - wie viele, istschwer zu bestimmen; umgekehrt gab es auch reichlich Zulauf aus den Reihen des für kurzeZeit in der Nähe der Stadt lagernden Ligaheeres, weil dort viele Appetit auf die sagenhafteBeute bekommen hatten. Am 10. Mai waren angeblich schon 2.500 Soldaten desertiert,vor allem Spanier, die sich ins Königreich Neapel abgesetzt hatten. 246 Neapel scheintdas gelobte Land für alle gewesen zu sein, die viel zu transportieren hatten, wahrscheinlichweil dort kein Krieg herrschte und die Wege daher sicherer waren. Viele versuchten, sichvon dort aus nach Spanien einzuschiffen, immerhin so viele, dass man Befehle nach Gaetaund Neapel ergehen ließ, um die Häfen für die Deserteure sperren zu lassen. 247 Um mit derBeute sicher auch durch das vom Heer der Liga kontrollierte Gebiet reisen zu können,fälschte ein deutscher Offizier sogar Geleitbriefe von hohen Offizieren der Liga. 248Auch in Rom etablierte sich nach der Plünderung ein Beutemarkt, allerdings mit einigerVerspätung und mit erheblichen Risiken für die Händler, weil die Situation zumindest inder ersten Woche noch viel zu unübersichtlich war und niemand die Stadt zu betreten wagte.Kaum hatte sich die Lage beruhigt, da brach die Epidemie aus und behinderte die Entfaltungder Transaktionen auf ihre Art. Die typischen Mechanismen des Beutemarktes wurdenbereits am Beispiel von Prato beschrieben, aus Rom ist leider kein Material überliefert,das eine systematische Auswertung ermöglicht. Eine solche wäre sicherlich auch des Vergleichswegen lohnend, da in Rom vor der Plünderung kaum Wertgegenstände aus derStadt geschafft wurden und das Angebot auf dem Beutemarkt daher überwältigend gewesensein muss: von den schon erwähnten aus der Wand gerissenen Nägeln bis zu den Wandteppichender Sixtinischen Kapelle 249 war dort alles zu finden. Die in der Bilanz der Fugger-246247248249SANUTO, Diarii, Bd. 45, Sp. 133 u. 218.SANUTO, Diarii, Bd. 46, Sp. 300.SANUTO, Diarii, Bd. 46, Sp. 191.CHASTEL, The sack of Rome, S. 97.78

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