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sie sich vor allem aus den Augenzeugenberichten ergeben, an dieser Stelle weitgehend verzichtetwerden. Tatsache ist, dass bei der Durchsuchung der Häuser viel zu Bruch ging,zum einen weil die Soldaten aus Angst vor Übervorteilung in höchster Eile zu Werk gingen,zum anderen weil durch die Habgier und das rauschartige Gefühl, sich alles erlaubenzu können, der Vandalismus teilweise zum Selbstzweck geriet: in den Läden und Wohnungenwurden auf der Suche nach Beute die Gefäße zertrümmert und ausgekippt, Möbel umgerissenund die Einrichtung auf dem Boden verstreut. 205 Durch die Überrepräsentation vonGelehrten unter den Berichterstattern bekommt der Schmerz über den Verlust von Büchern,potenziert durch den empörenden Kontrast zwischen der eigenen Kultiviertheit und derVerrohung der Soldaten, in den Quellen einen besonders gewichtigen Ausdruck. Bücherwurden nicht selten und zum Teil aus bewusster Missachtung dessen, was sie repräsentierten,zerstört. So fand Pietro Melini, als er Anfang März nach Rom zurückkehrte, viele seinerBücher zerrissen vor, 206 und Jacopo Sadoleto klagte über die Verwüstung seines Besitzes,wobei ihn der Verlust seiner Bücher den tiefsten Schmerz verursachte. 207Vor allem aber die Grausamkeit der Soldaten gegenüber ihren Opfern wird von den Zeugenund Chronisten in allen Einzelheiten geschildert. Zwar versuchen diese in der Regel, vomVerdacht der Sensationslust abzulenken, diese aber scheint dann doch immer wieder durch.Auf die Versicherung, eigentlich nicht über die schrecklichen Vorkommnisse schreiben zukönnen, folgt zumeist eine detailfreudige Schilderung der größten Abscheulichkeiten: "L'animotutto mi si raccapriccia à volere raccontare le miserie e' tormenti de' Barbari ..."schreibt Giovio, selbst Augenzeuge der Ereignisse, 208 und Giraldi Cinthio zitterte angeblichdie Hand: "... oime che mi trema la mano a scrivere cosa si horibile ..." 209 Es folgen dieSchreckensszenarien von Folterungen, die vor allem das Ziel verfolgten, den Opfern dieGeldverstecke zu entreißen oder die Bezahlung der Lösegelder zu beschleunigen. 210Manchmal jedoch diente die Brutalität noch nicht einmal dem Zweck der Bereicherung,wie bei dem von mehreren Berichterstattern erwähnten Massaker an den Kranken im Hospitalvon Santo Spirito. 211 Wie viele Menschen der Plünderung zum Opfer fielen, lässt sichunmöglich bestimmen, weil in den Aussagen der Zeugen - die sich im übrigen nie auf gesicherteInformationen stützen, weil es solche gar nicht gab - deren Neigung, dem erlebten205206207208209210211TRIVULZIO, Copia, S. 487.GASPARONI, Arti e lettere, S. 120.ASV AA. Arm. I-XVIII 6522, fol. 104 r . Jacopo Sadoleto an den Bischof von Verona, 3. 11. 1527.GIOVIO, Istorie del suo tempo, Bd. 2, S. 16.GIRALDI CINTHIO, GIOVANNI BATTISTA: Hecatommithi, overo cento novelle, nelle quali non solo s'impara,& si esercita il vero parlar Toscano; ma ancora vengono rappresentate, come in vaghissima Scena, &in lucidissimo Spechio, le varie maniere del viver Humano. Venedig 1608. S. 8.Die schauderhaften Einelheiten bei LUIGI GUICCIARDINI, Il sacco di Roma, S. 225ff; TRIVULZIO, Copia,S. 484ff.; GREGOROVIUS, Ein deutscher Bericht, S. 374; MAYERHOFER, Zwei Briefe, S. 752.CAVE, Bellum Romanum, S. 398; BERTHIER, JOACHIM JOSEPH (HRSG.): Chroniques du monastère de SanSisto et de San Domenico e Sisto à Rome écrites par trois religieuses du même monastère et traduites parun religieux dominicain. Levanto 1919. S. 277.71

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