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die Tür aufzubrechen, in den Räumen herumzustöbern begannen ohne zu bemerken, dasssich dort Menschen aufhielten. 197 Die Einsicht in die Vergeblichkeit der Hoffnung, von denSoldaten übersehen zu werden, führte bei einigen allerdings dazu, dass sie die Initiativeübernahmen; angesichts der Gefahr waren sich viele nicht zu schade, sich bei den Soldatenanzubiedern. Da sich in der Stadt zahlreiche Anhänger des Kaisers befanden, fehlte es nichtan Rufen wie "Imperio! Hispania!"; einige versuchten darüber hinaus, die Soldaten zu besänftigen,indem sie sie in ihre Häuser einluden, bevor sie sich mit Gewalt Zutritt verschafften.198 Das machte auf die Soldaten allerdings keinen Eindruck, wie Gumpenbergberichtet: "... da saget das Kriegsvolk, du falscher Laur, gib gellt her, oder wir wollen dichbey den Hoden aufhengen, es ist erlogen das du guett Kayserisch bist, dan werst du's sowehrtest du dich nit uns seiner Maj. gethreuen Dienern so vill Monat soldt darzuleihen..." 199Es gab grundsätzlich zwei verschiedene Möglichkeiten, den Soldaten in die Hände zu fallen:wer Glück hatte, geriet an Offiziere, die zumeist mit kühler Berechnung ans Werk gingenund gegen Bezahlung von beträchtlichen Lösegeldern bereit waren, die Einrichtung derHäuser zu verschonen und die Bewohner vor den Übergriffen anderer Plünderer zu beschützen.Über das Schicksal der Häuser und ihrer Einwohner entschieden so unter Umständenwenige Augenblicke, wie der Bericht von Grollier zeigt: während die Soldaten inder unmittelbaren Nachbarschaft des Palastes von Bischof Cassador die Türen einschlugen,gelang es den Flüchtlingen dort, einen Fähnrich auf sich aufmerksam zu machen, der, offenbarselbst auf der Suche nach Beute, auf der Straße unterwegs war. Dieser versprachschließlich Hilfe und holte seinen Hauptmann, der eingelassen wurde, seine Forderungennannte und nach Bezahlung des Geldes den Palast mit seinem Gefolge besetzte. Mehrmalsmussten Eindringlinge abgewehrt werden, Leben und Gesundheit der Flüchtlinge aber bliebenimmerhin verschont. 200 Ähnlich verhielt es sich im Palast der Colonna, in dem sichIsabella Gonzaga mit den über 2.000 Flüchtlingen aufhielt. Dort hoffte man auf eine Schonungdes Palastes, weil der Sohn der Markgräfin, Ferrante Gonzaga, einen der höchstenPosten im Heer bekleidete. Vergeblich: während auf dem Platz vor dem Palast die erstenSchüsse fielen und Gruppen von Landsknechten in der unmittelbaren Umgebung ihr Unwesenzu treiben begannen, erschien der Hauptmann Alessandro Nuvolara, ließ sich mit einemSeil an den zugemauerten Fenstern vorbei nach oben ziehen und bot den Schutz des Palastesgegen Lösegeld an. 201 Er und der spanische Hauptmann Alonso de Córdoba ließen denPalast besetzen, und als Ferrante, der bei der Einschließung der Engelsburg unabkömmlichgewesen war, schließlich nach vier Stunden beim Palast ankam, war das Geschäft schon197198199200201BAV, MS Urb. Lat. 1677, fol. 198 r .CAVE, Bellum Romanum, S. 399.GREGOROVIUS, Ein deutscher Bericht, S. 374.GROLLIER, Historia, S. 86.ARCO, Notizie di Isabella Estense, S. 236.69

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