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2. Die PlünderungDer Gedanke daran, dass nun in kurzer Zeit möglicherweise ein Vermögen zu gewinnenwar, entfachte in den Soldaten beim Anblick der zumeist schutzlos daliegenden Häuser einemaßlose Gier, in die sich die Sorge mischte, von anderen übervorteilt zu werden. Nichtsbeschreibt diese Gier treffender als der Bericht des in Rom lebenden Deutschen Ambrosiusvon Gumpenberg, der sah, wie die ausgehungerten Landsknechte in die Stadt stürmten: "...und da der Exercitus in Rom kam, wiettet, dobt, und hette in der gerechten Handt seinwehr, in der anderen ein stuck Brott, das sie vor den Beckerleden oder in Iren häussern imeinfall genomben hetten, das assen sie im Lauffen, wie das wiettig, hungerig gestorbenVich ..." 190 Jeder hatte Angst, andere könnten ihm zuvorkommen, noch in der Nachtstürmte man in Rom mit Fackeln von Haus zu Haus. 191 Die sich nähernden Schreie undSchüsse und das Krachen der eingeschlagenen Türen schüchterten die Bevölkerung so sehrein, dass kaum jemand sich am Fenster zu zeigen wagte, ohnehin waren die Fenster in derRegel verriegelt, so dass die Bewohner im Dunkeln saßen. 192 Die meisten der Häuser fandendie Soldaten indes verlassen vor. 193Nur wenige sahen von mehr oder weniger sicheren Beobachtungsposten aus, was sichdraußen abspielte, wie Alberini, der das Geschehen vom Balkon des Kanzleipalastes ausverfolgte. 194 In den Straßen vor allem in der Nähe der Einbruchstelle bot sich überall dasgleiche Bild von Flucht und Verfolgung der geschlagenen Verteidiger: Sinibaldi da Montelupobeobachtete, wie seiner Einschätzung nach 4.000 bis 5.000 Flüchtlinge versuchten,sich Zutritt zur Engelsburg zu verschaffen, während sie von nur 50 Landsknechten wie imRausch verfolgt und vor den Toren zusammengedrängt und niedergemetzelt wurden, ohnedass man vom Kastell aus etwas dagegen unternehmen konnte: "Stavamo a vedere questacosa come stare a vedere una festa, perché non posevamo tirare che non amazasimo de'nostri asai magior numero che de' nimici." 195 Arrivabene Gavardo sah, wie viele auf derFlucht in die am Ufer des Tiber liegenden Boote sprangen; etliche der Flüchtlinge ertranken,weil die überladenen Boote sanken, bevor man sich in Sicherheit gebracht hatte. 196Wer Zuflucht in einem Haus gefunden hatte, versuchte in der Regel, sich möglichst nichtbemerkbar zu machen. Im Palast der Palombara verhielten sich die Flüchtlinge so still, dassdie Landsknechte, denen es nach einigen vergeblichen Versuchen schließlich gelungen war190191192193194195196GREGOROVIUS, Ein deutscher Bericht, S. 373.PASTOR, LUDWIG VON: Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters. Bd. 4: Geschichte derPäpste im Zeitalter der Renaissance und der Glaubensspaltung von der Wahl Leos X. bis zum Tode Klemens'VII. (1513-1534). Teilbd. 2: Adrian VI. und Klemens VII. Freiburg 1907. S. 275.BNM, MS 10773, fol. 95 r .BAV, MS Urb. Lat. 1677, fol. 197 v .ALBERINI, Ricordi, S. 263.SINIBALDI DA MONTELUPO, Autobiografie, S. 592f.GAVARDO, Copia d'una letra, S. 629.68

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