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nem Komplex zusammen, der durch die Begriffe "sacco" und "saccheggio" für die Zeitgenossenoffensichtlich hinreichend erfasst ist. So erklärt es sich zum Beispiel, dass die Aussagender Quellen weit auseinanderdriften, was die Dauer der Plünderung angeht. Viel interessanterals deren tatsächliche Dauer ist aber eben die Tatsache, dass man diese soschlecht bestimmen kann. Die Angaben schwanken zwischen 9 und 20 Tagen. 169 DieseUneinigkeit deutet darauf hin, dass die Plünderung an einigen Stellen der Stadt länger fortgesetztwurde als an anderen oder später wieder aufflammte, vor allem aber ist sie ein Indizdafür, dass sie nicht von einem Tag auf dem anderen aussetzte, sondern langsam abebbteund in andere Formen der Bereicherung überging, die von einigen noch als Plünderungempfunden wurden und von anderen nicht. Immer wieder lässt sich beobachten, dass dasNachlassen der Brutalität von den Opfern in viel geringerem Maß für festhaltenswert befundenwurde als ihre Entladung. Angesichts der fortgesetzten Übergriffe der Soldatenwährend der folgenden Besatzungszeit ist auch der Standpunkt des Notars Gualderonicoverständlich, der die Dauer der Plünderung Roms mit neun Monaten angibt: von der Eroberungdurch das kaiserliche Heer bis zu dessen endgültigem Abzug. 170 Daher müssen bei derAuswertung der Quellen eine Reihe von Entzerrungen vorgenommen werden:1. Die Berichte müssen auf eventuelle Tendenzen ihrer Verfasser abgeklopft werden,das Geschehen aus einer vorgefassten Meinung heraus zu schildern und zuinterpretieren.2. Die Schlaglichter auf die prominenten Opfer müssen gedämpft werden, es seidenn, deren Schicksal kann als exemplarisch für die Gesamtsituation gelten, oderin dem sie umgebenden Halbschatten sind weitere und bisher vernachlässigteDetails erkennbar.3. Mehr als die erneute Wiedergabe der die Plünderung begleitenden Phänomene inallen ihren Einzelheiten interessiert hier eine Einschätzung ihrer tatsächlichenVerbreitung.4. Oft sind zwischen den Zeilen gegebene Informationen wertvoller als solche, derenVermittlung in der Absicht des Berichterstatters liegt, weil das Aussparen undÜbergehen von Einzelheiten darauf hindeutet, dass es sich für die Zeitgenossenum Selbstverständlichkeiten handelt - um das, was auch inmitten einer ungewöhnlichenSituation zum Gewöhnlichen geworden war.169170CAVE, Bellum Romanum, S. 402: 9 Tage; TRIVULZIO, Copia, S. 471: 12 Tage; GREGOROVIUS, Ein deutscherBericht, S. 358: 13 Tage; MAYERHOFER, Zwei Briefe, S. 751: 14 Tage; SINIBALDI DA MONTELUPO,RAFFAELLO DI BARTOLOMEO: Autobiografie. Hrsg. v. Giovanni Gaye. In: Carteggio inedito d'artisti deisecoli XIV, XV, XVI. Bd. 3 (1501-1672). Florenz 1840. S. 593: 15 oder 20 Tage.GUALDERONICO, Gli orrori del saccheggio, S. 92.65

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