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der unteren sozialen Schichten den größten Anteil ihres Einkommens für den Lebensunterhaltausgaben, konnte ein Lösegeld in dieser Größenordnung durchaus eine Belastung darstellen,die nur über einen längeren Zeitraum hinweg abgetragen werden konnte.Die einzelnen Summen können noch zu weiteren Informationen in Beziehung gesetzt werden.Nicht immer lassen sich dabei allerdings Gesetzmäßigkeiten feststellen. So steht dieHöhe der Lösegelder in keinem ersichtlichen Zusammenhang mit der Beschaffungsmethode,sowohl der höchste als auch der niedrigste Betrag werden durch Dritte bezahlt, mit anderenWorten vom Erklärenden geliehen, dazwischen treten solche Kreditgeber ohne jedenBezug zur Höhe der Lösegelder manchmal auf und manchmal eben nicht.Interessanter dagegen ist der Aspekt der Lösegeldsenkung. Viele der Erklärenden gebenneben den am Ende gezahlten Lösegeldern auch noch die Summe an, die sie ursprünglichbei der ersten Schätzung bezahlen sollten. Man kann sich vorstellen, dass die Spanier, bestrebt,ein Maximum an Gewinn mit ihren Geiseln zu erwirtschaften, das Lösegeld imZweifelsfall zu hoch veranschlagten. Wenn sich aber dann herausstellte, dass das Opfer dengeforderten Betrag nicht aufbringen konnte, musste dieser gesenkt werden. Aus immerhin32 der 143 Erklärungen geht eine solche Senkung hervor. Die typischen Formulierungenhören sich etwa so an: "... ebi di taglia venti duchati a di 20 di settembre ne pagai ottoduchati" (86), oder: "... ebi di taglia Ducati 150 dagli spagniuolli e pagai della detta tagliaFiorini 157 cinquantadue". (122) Die Hintergründe solcher Lösegeldsenkungen waren einProblem, das weite Kreise zog und sich keineswegs nur zwischen Opfern und Tätern abspielte.Einige der Geschätzten - wahrscheinlich waren sie unterwegs, um das Lösegeld zubesorgen und hatten ihre Kinder als Geiseln bei den Soldaten zurückgelassen - beschwertensich nämlich bei der Signoria in Florenz über die unmenschlich hohen Summen, die manihnen auferlegt hatte. Diese schickte daraufhin am 1. September Botschafter an den Vizekönig,die diesen dazu bringen sollten, bei den Soldaten für eine Senkung der Lösegelderoder wenigstens für eine Verlängerung der Zahlungsfristen einzutreten. Vergeblich: zwarsähen auch andere Offiziere ein, dass die Lösegelder aus überzogenen Vorstellungen erwuchsen,gegen den Willen der Soldaten könne man aber nichts ausrichten, und schlimmernoch, man werde den Geiseln selbst durch ein allzu drängendes Auftreten in dieser Frageschaden. 158 Am 6. September ließen die Botschafter des Vizekönigs in Florenz dennochdurchblicken, dass man wenigstens einige Hauptleute zur Senkung der Lösegelder habebewegen können. 159 Die Erlassung eines Teils der Lösegelder dürfte ihren Ursprung dabeiweniger in der Nächstenliebe der Besatzer gehabt haben, oder, wie der fromme Girolamo diDomenico (130) es in seiner Erklärung ausdrückt, in der Liebe Gottes, als vielmehr in derEinsicht der Soldaten in die Zahlungsunfähigkeit ihrer Opfer. Einige, wie Taldo di Guas-157158159Auch hier wieder die Verwechslung der beiden Währungen.GUASTI, Il sacco di Prato, Dispensa 178, S. 157.GUASTI, Il sacco di Prato, Dispensa 178, S. 183f.56

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