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drei Schuhmachern festzustellen, bei denen die Differenz der Lösegelder immerhin denFaktor 13 erreicht. Bei den Geistlichen, der am häufigsten vertretenen Berufsgruppe, sindsolche Unterschiede aus ihrem jeweiligen Rang heraus erklärbar. Die einfachen Priesteroder Prediger liegen bei Lösegeldern zwischen 10 und 30 Dukaten und kommen auf einenDurchschnitt von genau 15 Dukaten; immerhin 50 Dukaten bezahlt jeder der beiden Kanoniker,und an der Spitze steht der Erzpriester Bertoldo Guazzalotti (117) mit 150 Dukaten.Die Betrachtung von Durchschnittswerten ist für die anderen Berufe bei der spärlichen Zahlder Überschneidungen heikel, wenn man die oben angeführten Gründe für die Schwankungenbedenkt. Dennoch sollen hier die einzelnen Berufsgruppen in Bezug auf die Lösegelderverglichen werden, um einen plastischeren Eindruck von der finanziellen Belastung derkleinen Leute zu bekommen. Die Apotheker hatten demnach den höchsten Schnitt von 45Dukaten, gefolgt von den Hutmachern mit 31 Dukaten, ein Wert, der allerdings durch Battistadi Piero (182), der für sich und seine beiden Brüder insgesamt 70 Dukaten bezahlte,unnatürlich angehoben wirkt. Für die gängigen Handwerksberufe ergibt sich ein Schnittvon etwas weniger als 10 Dukaten: der Maurer, der Tischler und der Glaser - jeweils nureinmal genannt und daher leider wenig repräsentativ - führen die Liste mit 12 Dukaten an,es folgen die Winzer mit einem Durchschnitt von 11½ Dukaten, dann die Schneider mit10½, die Gärtner mit 9½, die Schuhmacher mit 8½, die Müller mit 7 und die Bäcker mit 5½Dukaten. Wiederum nur einmal genannt sind der Gastwirt mit seinen 8, der Kübelmachermit 7 und der Kürschner mit 6 Dukaten. Ganz unten auf der Leiter finden sich die beidenLeinenweber mit einem Schnitt von 2½ Dukaten.Es soll nicht verschwiegen werden, dass einige der genannten Beträge in diesem Zusammenhangvöllig aus dem Rahmen des Erwartbaren fallen. Auffällig ist dabei, dass dieseüberraschenden Werte fast immer zu hoch erscheinen. So sieht man einen Barbier (134) fürsich und seinen Sohn stolze 146 Dukaten bezahlen; ein Krämer (189) wurde für sich, seinezwei Söhne und einen Unbekannten auf 145 und schließlich ein Trödelhändler (70) immerhinauf 47 Dukaten geschätzt. Bei allen Schwierigkeiten und Vorbehalten kann man dennochsagen, dass sich inmitten der augenfälligen Schwankungen und Widersprüche eineKerngruppe von Handwerkern und kleinen Gewerbetreibenden herauskristallisieren lässt,deren Lösegelder sich locker um einen Betrag zwischen 5 und 15 Dukaten gruppieren.Für einige wenige Berufe lässt sich so ein einigermaßen gesichertes Verhältnis zwischendem Einkommen des Erklärenden und seinem Lösegeld formulieren. Der Maurer zahltedemnach, geht man von den oben angeführten Zahlen aus, immerhin vier Monatslöhne anLösegeld, die Gärtner vielleicht drei und die Leineweber einen, immer ausgehend von derAnnahme, dass bei diesen Berufen eine Selbständigkeit, die eine größere Verdienstspanneund damit weniger Repräsentativität mit sich gebracht hätte, eher unwahrscheinlich ist. Beiden anderen kann man unter allen Vorbehalten Lösegelder in der Größenordnung von einembis drei Monatseinkommen annehmen. In einer Gesellschaft, in der die Angehörigen55

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