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dünnen Beinen, zum einen, weil die zahlenmäßige Repräsentativität der Angaben in denErklärungen trotz der breiten Streuung der Summen eben doch nicht ganz gewährleistet ist,zum anderen, weil es zwei unterschiedliche Angaben über die Gesamtsumme der Lösegeldergibt, die beide aus gut informierten Kreisen stammen. Sie soll hier nur kurz vorgeführtwerden, um einen ungefähren Eindruck von der möglichen Größenordnung des Phänomenszu geben und zu zeigen, was eine Quelle wie die Sammlung der Lösegelderklärungen unteranderen Umständen leisten könnte. Der Diurno der Stadt gibt als Gesamtsumme der Lösegelder- wahrscheinlich sogar auf der Basis aller eingereichten Erklärungen - 30.000 Dukatenan. 150 Jacopo Modesti nennt in seiner Beschreibung der Plünderung dagegen 60.000Dukaten. 151 Der erste Wert führt durch die Hochrechnung auf 750 betroffene Haushalte,was bei einer Gesamtzahl von 1.400 Haushalten in Prato zu dem durchaus plausiblen Ergebnisführt, dass nicht ganz die Hälfte der Einwohner die Stadt verließ, der zweite Wertallerdings müsste zu der Annahme verleiten, dass niemand die Stadt verlassen hatte, wasangesichts der Beobachtungen aus Florenz nicht der Wahrheit entsprechen kann. Entwederist die von Modesti angegebene Zahl zu hoch, oder unter den nicht überlieferten Erklärungenbefinden sich Beträge, die die von den 143 hier erfassten Betroffenen angegebenen beiweitem übersteigen.Zurück zu den gesicherten Fakten. Jede Erklärung repräsentiert einen Haushalt. Da Frauenso gut wie gar nicht und Kinder nur als Geiseln erwähnt werden, kann man davon ausgehen,dass sie bei Nichterwähnung stillschweigend im Lösegeld des Haushaltsvorstandesenthalten sind. Anders ließe es sich nicht erklären, dass 105 der 143 Erklärenden niemandenaußer sich selbst erwähnen, denn es ist kaum anzunehmen, dass zwei Drittel der Männerallein zu Hause saßen, als die Stadt gestürmt wurde.Die Gesamtsumme der Lösegelder aus den Erklärungen, geteilt durch deren Anzahl, ergibteinen Durchschnitt von 37 Dukaten pro Haushalt. Damit ist allerdings wegen der weitenStreuung der Lösegelder noch nicht viel ausgesagt: es ist beeindruckend und fast befremdlich,wie sich die Formulare ähneln, mit denen einige einen oder eineinhalb Dukaten bezahltzu haben bezeugen, andere bis zu 300. Eine solche Vielfalt bestätigt von den Augenzeugennur Simone Brami, der mit einer Abteilung Soldaten aus Colle von der Signoria zurVerteidigung von Prato beordert worden war: seinem Bericht zufolge gab es in Prato Lösegelderzwischen 5 und 300 Dukaten, 152 aus seiner Kompanie wurden einige sogar nur für 3,andere wieder für 100 Dukaten geschätzt. 153 Dass diese Darstellung eher den Tatsachenentspricht als die spektakulären Zahlen von Modesti, wird sich im weiteren Verlauf derAuswertung zeigen. Von den 143 Erklärenden liegen 18 bei 100 Dukaten und darüber, alsoetwas mehr als ein Achtel, auf dieses Achtel aber entfällt die Hälfte der Gesamtsumme von150151152153GUASTI, Il sacco di Prato, Dispensa 178, S. 231.MODESTI, Bericht, S. 245.BRAMI DA COLLE, Bericht, S. 257f.BRAMI DA COLLE, Bericht, S. 260.53

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