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3. GefangenschaftEs sieht auf den ersten Blick so aus, als sei in den meisten Fällen ein Erklärender einemSoldaten verpflichtet gewesen. Dieses Verhältnis steht allerdings im Widerspruch zu derRelation zwischen der Gesamtzahl der Soldaten und der Anzahl der Haushalte in Prato, beider etwa acht Soldaten auf einen Haushalt kommen. Daraus lässt sich schließen, dass entwederdie Mehrheit der Soldaten keine Lösegelder erpresste, oder die Opfer einen ihrerGeiselnehmer sozusagen zum Hauptempfänger des Lösegeldes erklärten und die anderenschweigend übergingen. Das Zahlenverhältnis zwischen Geiseln und Geiselnehmern verschiebtsich noch weiter zu Ungunsten der Soldaten, wenn man berücksichtigt, dass einzelneSoldaten - vor allem aber die Offiziere - bisweilen Lösegelder von mehreren Familieneinnahmen, nämlich immer dann, wenn ihnen ein Gebäude in die Hände fiel, in dem nebender Familie des Hausherren auch andere Personen untergekommen waren. Solche Mechanismenlassen sich in den Erklärungen nur an einer Stelle nachweisen, nämlich in der Erklärungvon Taldo di Guasparri (66), unter der sich eine zweite Erklärung befindet, in der -ganz offensichtlich immer noch von Taldo - bekundet wird, dass ein gewisser Domenico inseinem Haus gefangen wurde, für den er das Lösegeld vorläufig bezahlt hat - und zwar andenselben spanischen Offizier, der schon in seiner eigenen Erklärung auftaucht. Da sonstfast nie mehrere Erklärungen auf einem Blatt stehen, kann man nicht sagen, in wie vielenFällen die Sache so ablief, dass der Hausbesitzer und weitere Personen unter dessen Dachvon denselben Spaniern gefangen wurden. Immerhin geben einige in ihrer Erklärung Personenan, mit denen sie offensichtlich nicht verwandt sind, daneben finden sich drei Namenvon Soldaten, die in mehreren Erklärungen auftauchen, was auf den ersten Blick enttäuschendwenig erscheint, aber durch die Tatsache relativiert wird, dass mit den 143 Erklärungennur ein Bruchteil dessen erfasst ist, was einmal existiert hat, und, da auch von diesenweniger als die Hälfte die Namen der Soldaten nennt, ein noch geringerer Bruchteildessen dokumentiert ist, was da alles als Geiselnehmer auftrat. Doppelt genannt sindHauptmann Carans aus der Erklärung von Taldo (66), Hauptmann Graziano, der bei Jacopodi Diuccio (116) und bei Antonio di Matteo (193) Lösegeld eintrieb, und schließlichHauptmann Pedro Navarro, erwähnt von den Brüdern Tomaso 142 und Nicolao di Buonavida(65) sowie von einem weiteren Opfer, dessen Name nicht mehr zu entziffern ist. (85)Meistens werden die Familien zusammen in Gefangenschaft geraten sein, entweder zuHause oder an ihren Zufluchtsstätten. Getrennt wurden sie wohl vor allem dann, wenn derVater bei der Stadtverteidigung half und im Augenblick des Einbruchs mit den Fliehendendurch die Straßen gespült wurde. Wem es nicht gelang, im letzten Augenblick die Stadt zuverlassen, der flüchtete sich in eins der Häuser, wie Marsilio Pucetti (93), der mit seiner142Vielleicht identisch mit Tommaso di Buonaguida, in dessen Haus Filippo di Piero (134) gefangen gehaltenwurde.49

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