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Soldaten war der Sold eines Monats üblich, für Hauptleute der von sechs Monaten. VonHauptleuten der schweren Kavallerie konnte man die Einnahmen eines ganzen Jahres fordern.133Durch die Verrohung der Soldaten, die im Verlauf der Kriege in Italien immer weiter fortschritt,verkam die Schätzung, die nun auch bei gefangenen Zivilpersonen angewandt wurde,mehr und mehr zu einer Form der erpresserischen Bereicherung um jeden Preis, die vonallen Soldaten gegen alle Schichten der betroffenen Bevölkerung angewandt wurde. InRom erreichten diese Auswüchse dramatische Höhepunkte, als Angehörige der höchstengesellschaftlichen Schichten sich in der Gewalt von Soldaten wiederfanden, die bisweilennicht davor zurückschreckten, ihren Forderungen nach astronomischen Lösegeldern durchErniedrigungen und Misshandlungen Nachdruck zu verleihen. Im Unterschied zur Plünderung,bei der die Soldaten sich alles aneigneten, was ihnen gefiel, lag der Sinn des Lösegeldesdarin, an Werte zu gelangen, die sich diesem direkten Zugriff entzogen.Wie sich die Mechanismen der Lösegelderpressung vor allem an der breiten Masse der betroffenenBevölkerung manifestierten, soll wieder am Beispiel von Prato dokumentiertwerden. Hier schlug die Plünderung sich in den Akten der Notare im Gegensatz zu Romfast gar nicht nieder. Die Reihe der Dokumente setzt bei den meisten von ihnen kurz vorder Ankunft des Heeres aus, offenbar hatten viele die Stadt verlassen und sich in Sicherheitgebracht. Erst nach dem Abzug der Soldaten nahmen sie die Arbeit wieder auf. Es existiertaus Prato allerdings eine Quelle, die die fehlenden Notarsakten mehr als ergänzt. Die imvorigen Abschnitt besprochene Entschädigungskampagne der Medici erstreckte sich nebender Rückerstattung des geplünderten Besitzes nämlich auch auf die Lösegelder. Um festzustellen,wie hoch die an die Spanier gezahlten Summen im einzelnen waren, wurden allegeschädigten Einwohner der Stadt aufgefordert, eine Erklärung abzugeben, die zur Grundlageeiner Entschädigung gemacht werden konnte. Auf Grund der Tatsache, dass in diesenErklärungen - zumindest war das die Absicht der Kampagne - alle geschädigten Bewohnereine Stimme bekamen, wird durch sie ein repräsentativer Teil der gesamten Bevölkerungerfasst.1. Die Lösegelderklärungen aus PratoInsgesamt 143 dieser Erklärungen haben sich in einer geschlossenen Sammlung erhalten.Der erste Eindruck dieser Schriftstücke gibt bereits ein Bild von ihrer Individualität: vonBlatt zu Blatt wechseln Tinte und Handschrift, beim genaueren Durchsehen erkennt man,133HEROS, MARTIN DE LOS: Historia del conde Pedro Navarro, general de infantería, marina é ingeniero, enlos reinados de Fernando y Isabel, y de doña Juana y su hijo don Carlos. In: Colección de documentosinéditos para la historia de España 25 (1854). S. 218.42
dass einige Hände in unregelmäßigen Abständen immer wieder auftauchen, viele aber auchnur einmal. Wie die Handschriften, so variiert auch die Erscheinung des Textes: einigeBlätter sind von oben bis unten vollgeschrieben, andere enthalten nur wenige Zeilen. EineReihenfolge, die Rückschlüsse auf den Grund der Zusammenstellung gerade dieser 143Erklärungen zulässt, ist nicht erkennbar. Es ist aber offensichtlich, dass es sich um einenAusschnitt aus einer viel größeren Menge von Dokumenten handelt.In den offiziellen Quellen sind im Gegensatz zu den Anstrengungen zur Rückerstattung derverkauften Beute keine Informationen darüber enthalten, in welchem Rahmen und unterwelchen Umständen die Entschädigung für die Lösegelder stattfinden sollte. 134 Aus einigenWendungen in den Erklärungen geht aber klar hervor, dass man sich eine Erstattung desGeldes erhoffte: in einigen Erklärungen wird eine Anrede gebraucht, mit der die Regierungin Florenz oder deren verlängerter Arm in Prato gemeint ist. So erwähnt Francesco Fozzari(137) 135 in seiner förmlichen Anrede ausdrücklich eine Anweisung der Signoria: "Per cagionedelli bandi mandati si notifica mandarsi alle spetabilita e prudensie vostre honorandihuomini di Balia della terra di Prato ..." Filippo di Piero (134) spricht eben diese Herren inseiner devoten Schlussformel an: "Rachomandomi alle vostre lemosine e quanto istandotacito e contento ogni vostra determinazione." Wie es scheint, hatte die Regierung tatsächlicheine Art Entschädigung in Aussicht gestellt, sich aber noch nicht endgültig dazu geäußert.Die Aufforderung zur Ausfertigung der Erklärungen wird Anfang Oktober ergangen sein,denn von den 40 datierten Erklärungen der Sammlung sind 28 zwischen dem 14. und dem29. Oktober entstanden, nur einige Nachzügler datieren im November. Die meisten erklärenin eigener Sache, geschrieben wurden die Dokumente aber wohl in der Regel von bezahltenSchreibern oder Notaren, die nach einem bestimmten Muster arbeiteten, darauf deuten nichtnur die teilweise identischen Handschriften hin, sondern auch Formulierungsähnlichkeitenund immer wiederkehrende Elemente. Dennoch werden die Schreiber nur in sechs Fällennamentlich genannt, wie etwa in der Erklärung von Fano di Giovanni: "E io Bernaba diGiovanni mi ho facto questa fede di mia mano a preghi del decto Fano dice non saperescrivere." (74) Nur noch bei einer weiteren Person (136) wird Analphabetismus als Grundfür die Ausfertigung der Erklärung durch eine dritte Person angeführt, und auch hier ist eswieder Bernaba di Giovanni, der die Aufgabe übernommen hat. Schließlich gibt es nochLodovico Guilizoni (121), der auf Grund einer Krankheit vorübergehend nicht zu schreiben134135Es gibt allerdings eine Namensliste mit den Empfängern von Entschädigungszahlungen aus dem Erlösverkaufter Kirchengüter, die möglicherweise auf der Grundlage der Erklärungen erarbeitet wurde, auchwenn es so gut wie keine namentlichen Übereinstimmungen gibt. Sie enthält 350 Namen von Nutznießernund knapp 33.000 Florin. ASP Buonamici 2, Fasc. 18.Die Nummern in Klammern entsprechen den Seiten im Manuskript ASP, MS 2549. Die Erklärungenbefinden sich auf fol. 55 r bis 197 r , jeweils auf der Vorderseite; fol. 61 ist unbeschrieben. Bis auf eineAusnahme (66) befindet sich auf jedem Blatt eine Erklärung.43
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