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kaufen. 119 Auf diese Weise relativieren sich die Zeugen in ihrem Hang zur Polarisierungunfreiwillig selbst: während die Verluste der Opfer in ihrer dramatischen Vollständigkeitzum Ausdruck kommen, wird gleichzeitig eindrucksvoll belegt, dass die Beute sich amEnde immer sehr ungleichmäßig verteilte.4. PreiseDie Warenmengen, die nach einer Plünderung in Umlauf gerieten, waren ungeachtet desFehlens von Wertgegenständen beachtlich, da den interessierten Aufkäufern neben der Wareder geplünderten Läden und Gewerbebetriebe, wie oben gesehen, auch noch der Privatbesitzder Einwohner angeboten wurde. Dabei dürfte es nicht allzu schwer gewesen sein,mit den Soldaten handelseinig zu werden, da diesen meistens in absehbarer Zeit der Abzugbevorstand und sie daher ein Interesse hatten, einen möglichst großen Teil der Beute loszuwerden.Dieses Überangebot und die Tatsache, dass es sich zu einem guten Teil um gebrauchteWare handelte, lässt einen erheblichen Preisunterschied zwischen dem Beutemarktund dem normalen Markt vermuten. In der Tat sprechen Augenzeugen zumeist von einerregelrechten Verschleuderung der Ware. Wieder soll kurz das Beispiel des Sacco di Romabemüht werden, hier war die Situation geradezu paradox: dem Überfluss an Reichtümern,die den Soldaten in die Hände fielen, stand ein bedrohlicher Mangel an Lebensmitteln gegenüber,der darauf zurückzuführen war, dass kaum ein Händler es wagte, die verseuchteund von immer neuen Ausschreitungen heimgesuchte Stadt zu betreten. Die Abwesenheitvon auswärtigen Händlern führte dazu, dass die Lebensmittelpreise sprunghaft anstiegen,während die Situation auf dem Beutemarkt den Augenzeugen wegen der Missachtung einsthoch geschätzter Werte durch Soldaten wie Aufkäufer zusätzliche Äußerungen des Entsetzensentlockte. Und diese Missachtung äußerte sich eben auch in den Preisen. Systematischauswertbare Quellen sind dazu nicht bekannt und existieren aller Wahrscheinlichkeit nachauch nicht; die berichtenden Quellen sind wegen der Neigung der Zeitgenossen zur Übertreibungmit Vorsicht zu genießen. In einem anonymen Bericht heißt es, dass Edelsteineteilweise für ein Fünfzigstel ihres Wertes verkauft wurden und silberner Schmuck aus Kirchenfür die Hälfte des Wertes der Münzen, die man daraus hätte prägen können. Das seizum einen auf die Ignoranz der Soldaten zurückzuführen, zum anderen darauf, dass manwegen der Nähe des Heeres der Liga den baldigen Auszug erwartete. Als das Ligaheer unverrichteterDinge abzog und die Lage sich vorübergehend entspannte, kamen auch Händlerin die Stadt und die Preise auf dem Beutemarkt zogen an. 120 Dass die Wertgegenstände zu119120PORTO, Lettere storiche, S. 200.RODRIGUEZ VILLA, Memorias, S. 139. Es heißt, ein Pfund Silber sei für 4 oder 5 Dukaten verkauft worden.Ein Pfund nach römischem Maß entspricht 339 g und damit dem Silbergehalt von etwa 93 Giulii, die36

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