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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Liste einen fast vollständigen Überblick überdie Ausstattung zumeist einfacher Haushalte und Läden der Epoche gibt, wobei die Überrepräsentationvon Kleidung, Bettwäsche und Stoffen aller Art dem Umstand Rechnungträgt, dass in Prato vor allem Textilmanufaktur ansässig war. Ein Blick auf den Hausratzeigt, bis zu welchem Grad einfache Familien durch die Plünderung ruiniert wurden. Invielen Häusern blieb scheinbar fast nichts zurück, und während viele noch überlegten, wiesie Kinder auslösen konnten, die noch nach Wochen als Geiseln von den Soldaten gefangengehalten wurden, verteilte sich ihr Besitz bereits im ganzen Land.Das Fehlen von Wertgegenständen verwundert nicht, sondern passt vielmehr zu den Aussagenanderer Quellen. Es genügt ein Blick zurück auf das Bild, das sich einige Tage vor derAnkunft der Spanier vor den Toren von Florenz bot: die Wagenkolonnen aus Prato unddem gesamten Umland stauten sich eine Meile lang vor der Stadt, die Wachen waren mitdem Ansturm derart überfordert, dass man die Wagen passieren ließ, ohne die Ladung zukontrollieren. 116 Dass in Prato nicht viel verblieb, wird von Bewohnern und Soldaten gleichermaßenbestätigt: Bonaventura Pistolfilo, Augenzeuge der Plünderung, schrieb schonam 29. <strong>August</strong> an Kardinal Hippolito d'Este, die Spanier seien unzufrieden mit der Beute,weil alle Wertgegenstände nach Florenz geschafft worden seien, 117 und einer von CardonasSoldaten, der einige linkische Briefentwürfe in Prato zurückließ, machte seiner Enttäuschungüber die seiner Ansicht nach offenbar viel zu mager ausgefallene Beute Luft: "...secundo agio visto delo sacco non fu molto grandi che le citati ricchi se erano partiti et andatiin Fiorenza et alcuni mandati illa la roba." 118 Die Tatsache, dass noch nicht einmal eineinziger Trauring oder ähnlich alltägliche Schmuckstücke in der Liste auftauchen, befremdetindes schon. Hier bieten sich verschiedene Vermutungen zur Erklärung an: einigeWertgegenstände, die nicht in Sicherheit gebracht worden waren, werden auch von denBewohnern selbst versetzt worden sein, um die Lösegelder zu bezahlen, einige wurden sicherlichvon den Soldaten behalten, und schließlich darf man die Marketender nicht vergessen,die das Heer begleiteten und daher im Gegensatz zu auswärtigen Aufkäufern sofort vorOrt waren, so dass sie die attraktivsten Beutestücke möglicherweise schon aufgekauft hatten,bevor die Nachricht von der Plünderung in den Nachbarstädten angekommen war. Alleindie Tatsache, dass die Soldaten gebrauchte Kleidung und Altmetall anboten, ist indesBeweis genug dafür, dass die Beute für die meisten von ihnen alles andere als spektakulärausfiel. Das gilt im übrigen für alle anderen Plünderungen des untersuchten Zeitraums. Vonder Plünderung von Vicenza im Mai 1510 wird berichtet, dass die offensichtlich zu spätgekommenen Landsknechte die Eisengitter von den Kellerfenstern rissen, um sie zu ver-116117118LANDUCCI, LUCA: Diario fiorentino dal 1450 al 1516 continuato da un anonimo fino al 1542. Hrsg. v.Iodoco del Badia. Florenz 1883. S. 321.GUASTI, Il sacco di Prato, Dispensa 178, S. 121.ASP Ceppi 96, fol. 87 v .35

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